Musiker: Übermensch oder überflüssig

  • Ersteller David_MiS
  • Erstellt am
Der hat gesessen :D Aber so ist es tatsächlich.
Ich meine das auch gar nicht böse, aber wenn man mal ein paar Leute kennenlernt die in der Branche arbeiten, dann sind das nicht gerade die Lichtgestalten die man vorher erwartet hat.

Im Endeffekt einfach ganz normale Menschen, mit allen Stärken und Schwächen. Vielleicht sogar mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Egomanen, Ton-Ings können da ein Lied von singen.


Deswegen lege ich auf Aussage von Musik auch nicht mehr so viel wert. Ich frag mich dann eher warum mir jetzt ein Anfang 20 Jähriger der außer Gitarre spielen und einer verbockten Ausbildung nicht viel in seinem Leben gerissen hat mir jetzt erklären will was der Sinn des Lebens ist und Botschaften gegen den Krieg verfasst den er ähnlich wie ich nur aus ein paar mehr oder weniger gut gemachten Vietnam Filmen kennt. :gruebel:

Wenn also ein Musiker ein Image um sich herum aufbaut hab ich da gar nichts gegen. Als Beispiel Tool: Für mich absolut unnahbare, geniale Musik. Ich weiß gar nicht ob ich scharf drauf wäre raus zu finden was für verschrobene Typen die Musiker dahinter sind.
 
Erstmal, interessanter Thread.

Am Ende des Tages sind auch die meisten ganz großen Bands nur ein Haufen zu alt gewordener Teenager die im Studio hochpoliert und in Magazinen beworben wurden.

Bestes Beispiel wäre dann hier Metallica. Wenn ich mir deren erstes Album anhöre hab ich auch nur das Gefühl dass die das in 3h in irgendner Garage aufgenommen haben, was wohl auch so war. Und technisch sind heute viele der "Kinderzimmermusiker" nach 3 Jahren besser. Trotzdem is Kill'em all ein geiles Album und aus Metallica is ne super Band geworden. Ob sie nun inzwischen zu kommerzialisiert sind, ob sie zu sehr Mainstream sind oder ob die neuen Alben vielleicht nicht mehr so toll sind, darum gehts hier garnicht.
Und AC/DC-Mukke besteht auch zu 90% nur aus Blues-Schema. ;)

systray schrieb:
DJ Nameless schrieb:
Auch andere Musikrichtungen werden subventioniert, man schaue sich z. B. mal die ganzen Musikvereine und Spielmannszüge an. Da wird auch nach wie vor kräftig unterstützt.

Und damit bin ich nach wie vor nicht einverstanden mit.

Auch wenn der quote schon bisschen alt is, halte ich die Diskussion über Pros und Contras bei der Subvention der "traditionellen" Musik schwierig und vor allem den Vergleich mit "moderner" Musik nicht einfach.

Und gerade im Bereich der untersten Ebene der Hobbymusiker im Bereich der Musikvereine und Spielmannszüge ist Subvention oftmals sogar angebracht, weil von solchen Institutionen auch unentgeltliche "Dienstleistungen" verlangt werden.
Dass ein Musikverein im Dorf beim Sankt-Martinsumzug mitspielt wird verlangt, da interessiert sich kein Schwein für wie die das ganze finanziert bekommen, ähnliches gilt für diverse andere Verpflichtungen die man hat. (Und ich spreche jetzt nicht von kirchlichen Posaunenchören, da sieht das ganze natürlich wieder etwas anders aus, da braucht man zwar auch Geld, aber im Endeffekt tut mans ja für die Kirche (ob jetzt hier ein Ironiesmiley angebracht wäre weiss ich nicht, ich lass ihn mal weg))

Nicht ohne Grund gab es in meinem Heimatbundesland lange Diskussionen zwischen Sportverbänden und Musikverbänden, wieso Sportvereine aus Lottogeldern bezuschusst werden, aber quasi nix in der Gemeinde machen müssen, während es selbstverständlich ist dass ein Dorfmusikverein die musikalische Umrahmung am weißen Sonntag spielt. Das aber für lau, weil alles andere geht ja mal garnicht...
Ich bin leicht offtopic, wollte aber nur meine Gedanken zu dem Thema äußern.

Was größere professionelle Orchester angeht, nun gut, die Frage is durchaus berechtigt und so genau hab ich mir darüber auch nie Gedanken gemacht. Warum sollte ein Orchester dass mehrmals im Jahr Beethovens Neunte spielt subventioniert werden, wenn anscheinend zuwenige Leute dies hören wollen? Ich weiss es leider nicht. Auf der anderen Seite ist ein 40+ Mann-Orchester ein teurerer Laden als ne 4-Mann-Rockband, und bei den klassischen Konzerten bei denen ich bisher war, war der Laden trotzdem randvoll. Auch wenn ich da schon für einige Konzerte 10 Euro und für andere Konzerte 60 bezahlt habe.
Bei der Gelegenheit merke ich dann auch immer wieder wieviele Leute Klassik hören, sich als Klassikspezialisten fühlen, aber nicht die geringste Wertschätzung dafür haben was sie da eigentlich überhaupt hören.

Vielleicht kann man aber auch dass klassische Orchester eher als "Dienstleister" sehen, während die Rockband die sich erstmal finden muss, eherim Bereich "Forschung und Entwicklung" zu sehen ist. Um mal Terminologie aus der technischen Welt zu nutzen. Ein Posaunist ist beim Theaterorchester Schiessmichtot ja auch angestellt bzw Zeitarbeiter, während der Gitarrist einer Band zusammen mit der Band eher selbständig ist.


Eben. Man kann doch von Musik leben, ohne berühmt zu sein.

Die Aussage gefällt mir. Ich frage mich schon die ganze Zeit beim Durchlesen des Threads, was denn überhaupt hier als Musiker verstanden wird.
Ich spiele seit etwa 18 Jahren Posaune in diversen Genres, mache das als Hobby, bezeichne mich aber auch als Musiker.

Das Wort Profimusiker ist eh so eine Sache für sich. In meinem Bereich würde ich einen Posaunisten als Profimusiker bezeichnen der ein Musikstudium hinter sich hat oder das ganze ohne Abschluss professionell hauptberuflich betreibt. Wieso der dann direkt berühmt sein soll frag ich mich allerdings.

Bei einem nicht-klassischen Musiker is das natürlich was anderes, aber auch ein Gitarrist kann Gitarre studieren und ist dann Profi. Natürlich verdient er seinen Lebensunterhalt vermutlich hauptsächlich mal mit Unterricht, Gastspieler, etc.

Ich finde die aktuelle im Eröffnungspost angesprochene Situation erstmal garnicht so schlimm. Genaugenommen lässt sich das aber doch auf alle Bereiche des Lebens übertragen. Finde dass das Thema garnicht soviel mit Musik zu tun hat.
Nur weil ich jetzt was Informatikähnliches studiert habe, heisst das ja auch nicht dass ich später als Chefprogrammierer bei Microsoft ende und dadurch quasi berühmt werde?

Ich kann mir auch heute als absoluter Programmieranfänger innerhalb von einem Jahr mithilfe des Internets brauchbare Programmierkenntnisse anlernen. Natürlich führt dass dazu dass ne Menge Schrott bei rumkommt. (Wenn ich hier jedesmal das Wort Musiker durch Browsergame-Entwickler ersetzen würde, könnt ich den Thread 1:1 in entsprechende Communities übernehmen),
Allgemein finde ich die schnelle Informationsgewinnung gut, unterm Strich kommt dann halt mehr bei rum, sowohl im guten als auch im schlechten Sinne.
(Und Wikipedia ist im Grunde genommen keine Quelle, um auf einen Post auf Seite 1 zurückzukommen)

Andere Frage am Rande: Sind Gitarren etc so günstig? Oder hat man dann auch die entsprechende Qualität? Für ne halbwegs spielbare Posaune leg ich schon 1500+ hin, wobei das dann schon eher das qualitativ hochwertige Einsteigermodell ist. Natürlich krieg ich auch ne 600-Euro-Kanne direkt aus China, aber da kommt mir dann nach 2 Monaten der Lack entgegen.

Wäre so ne 500 Euro Gitarre dann eher mit so nem Billigding aus China zu vergleichen oder kriegt man da schon das "qualitativ hochwertige Einsteigermodell" ?

Soviel mal zu dem Thema

Gruß

Sandstroem
 
Zuletzt bearbeitet:
Aussage von Musik auch nicht mehr so viel wert. Ich frag mich dann eher warum mir jetzt ein Anfang 20 Jähriger der außer Gitarre spielen und einer verbockten Ausbildung nicht viel in seinem Leben gerissen hat mir jetzt erklären will was der Sinn des Lebens ist und Botschaften gegen den Krieg verfasst den er ähnlich wie ich nur aus ein paar mehr oder weniger gut gemachten Vietnam Filmen kennt. :gruebel:

der teil mit "botschaften gg den krieg verfassen" verstört mich ein bisschen.
es zwingt dich ja keiner alles für bare münze zu nehmen, nicht jeder musiker verlangt das die fans mit ihren ansichten mitgehen und alles schlucken. diese bands geben ja nur ihre meinung wieder, ob du jez damit einverstanden bist, um das gehts ja nicht..mit dieser ansicht sind im prinzip alle politisch motivierten bands/bewegungen umsonst. oder müssen erst bands wie fahnenflucht und R.A.T.M seite an seite im irak kämpfen um dagegen singen zu dürfen?
generell beschert mir die aroganz in deinem post gelinde gesagt kotzkrämpfe.
"...verbockten ausbildung nicht viel gerissen.."
das is ja ma R´N´R! bobo-yuppie eltern und bwl studium für alle musiker :rock:

sorry fürs off topic!
 
Wäre so ne 500 Euro Gitarre dann eher mit so nem Billigding aus China zu vergleichen oder kriegt man da schon das "qualitativ hochwertige Einsteigermodell" ?
Für 500 Euro bekommt man schon locker E-Gitarren mit denen eigentlich auch ein Profi problemlos spielen kann. Tut er meist nicht, er hat keinen Grund dazu, aber es gibt erstmal keine strukturellen Probleme.

Ich hab schon absolut sauber verarbeitete und super spielbare Chinaklampfen für 50 Euro in der Hand gehabt . Klar, da gibt es Serienstreuung und nicht jedes Werk dort drüben ist brauchbar, aber gerade in den letzten Jahren ist da viel passiert. Es scheint so dass es da einfach die Masse macht.



Mal noch ein wenig verspätet:
Alle reden über Lady Gagas Style... Dass die Musik eher primitiv ist und eigentlich nicht wahnsinnig einzigartig, davon redet keiner..
Ein Kumpel hat mir gerade das geschickt: Lady Gaga unplugged. Ganz ehrlich, die Frau ist absolut musikalisch, schreibt super Songs, kann gut singen - nicht 100 pro mein Stil aber das ist besser als das allermeiste was in der guten alten Zeit in den Charts lief. Und gerade live muss die sich garantiert nicht vor den allermeisten "authentischen" Rockkapellen verstecken.

Ich sehe das ganze eher als positive Tendenz gegenüber all dem Plastik-Hüpfdohlen denen irgendein Produzent 08/15 Songs auf den Leib schneidert.

oder müssen erst bands wie fahnenflucht und R.A.T.M seite an seite im irak kämpfen um dagegen singen zu dürfen?
generell beschert mir die aroganz in deinem post gelinde gesagt kotzkrämpfe.
"...verbockten ausbildung nicht viel gerissen.."
das is ja ma R´N´R! bobo-yuppie eltern und bwl studium für alle musiker :rock:
RATM sind super, die Texte sind trotzdem strunzdumm. Und dass die trotz antikapitalistischen Botschaften auch nichts gegen das dicke Geld haben soll jeder für sich selber bewerten. ;)


Das einzige was ich meine ist: Warum sollte ein Musiker, allein aufgrund der Tatsache dass er Musiker ist mehr Kompetenz über das Weltgeschehen zu referieren haben als jeder andere Hanswurst auch?
Ein intelligenter Textschreiber ist was herrliches. Dylan, Tom Waits, es gibt davon viele. Aber warum muss sich eben jeder, nur weil er beruflich Musik macht dazu gezwungen fühlen pseudotiefsinnige Texte verfassen zu müssen?
Ich hab als 16 jähriger für meine Metalband auch die tollen Antikriegstexte geschrieben. Und die waren nicht dumm weil ich noch nie im Krieg war, sondern weil die unreflektiert waren. Und ich hab sie nicht geschrieben weil es mir an Anliegen gewesen wäre sondern weil man das eben so macht wenn man in einer Metalband spielt und die großen Vorbilder Megadeath und Metallica sind.
Wenn jemand etwas zu sagen hat dann soll er es tun, wenn er nichts zu sagen hat rechne ich es ihm höher an wenn er sich auf das Musikmachen beschränkt oder eben einfach Texte ohne große Aussage raus haut.
 
generell beschert mir die aroganz in deinem post gelinde gesagt kotzkrämpfe.

*lol* "Gelinde gesagt"... :rolleyes:

Erstens hat Matthias eh davon geschrieben, dass ihm die Aussagen der Musik ziemlich schnuppe sind, bei genauerem Durchlesen seines Posts würde auffallen, dass ihr in diesem Punkt eigentlich ziemlich konform geht.

Und zweitens sind imho politisch engagierte Bands tatsächlich fürn Hugo. Muss ich schon wieder das Zappa-Zitat posten??? :gruebel:

grühs
Sick
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessanter Aspekt

Ich konnte den Aussagen bzw Texten von Songs nie viel abgewinnen, weils mich nicht interessiert hat. Ob der Sänger einer Metalband von der Schweinegrippe oder der letzten Nacht mit seiner alten grunzt is mir eigentlich zimelich egal, solange die Mucke fetzt.

Daher kommts auch dass ich die meisten bekannten Schlager/Popsongs/whatever nicht auswendig mitsingen kann. Wozu auch.
 
Naja, es gibt ja Bands, die politisches sehr pointiert verpacken, das kapiert dann kaum jemand :)
Die Holzhammer Kapellen (Fuck You, I Won't Do What You Tell Me!) sind halt ein bissi peinlich, wenn man aufn text hoert.
Da hat sich seit 92 zuviel getan, das wirkt hausbacken. Ich muss immer lachen, wenn ich alte Texte von mir aus diesen jahren heut so ansehe. :D

cu
martin
 
Also ich bin auch der Meinung, dass sich die komplette Musiklandschaft im Moment ändert.

Früher konnten sich nur gut betuchte Leute Instrumente und/oder Unterricht leisten, dementsprechend gab es tatsächlich weniger Musiker und nur wenige davon hatten nochdazu das Privileg von der Musik leben zu können.

Ich denke in der Zukunft wird Musizieren so etwas werden wie Lesen und Schreiben, eine Technik die es jedem (der das Glück hat in einer Industrienation zu leben) ermöglicht sich auszudrücken und Zeitdokumente zu schaffen. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass der therapeutische Aspekt von Musik in Zukunft eine viel größere Rolle spielen wird.

Wenn es sehr viel mehr Musiker gibt, wird es natürlich auch immer schwieriger, nur vom Musikspielen zu leben, allerdings erfordern mehr Musiker auch mehr Instrumente und Musikwerkzeuge die ja auch erdacht und gebaut werden müssen. Allerdings belebt Konkurrenz ja bekanntlich das Geschäft, wesshalb ich mich schon jetzt auf neue, intuitive Musik freue, die uns allen die schönsten Genussmomente schafft - so wie es Musik schon immer getan hat.
 
Meinen Beitrag scheint wohl keiner gelesen zu haben :D

Ich finde dass diese Aspekte nicht nur für Musik, sondern quasi für viele Sachen gelten.

Das Beispiel Programmierung hab ich oben genannt. Andere Beispiele dafür gibts reichlich. Das auf Musik zu reduzieren und zu sagen wie gut doch alles früher war finde ich nicht berechtigt.
 
Die Holzhammer Kapellen (Fuck You, I Won't Do What You Tell Me!) sind halt ein bissi peinlich, wenn man aufn text hoert.
Da hat sich seit 92 zuviel getan, das wirkt hausbacken. Ich muss immer lachen, wenn ich alte Texte von mir aus diesen jahren heut so ansehe. :D

Ich nicht. Gerade RATM kann man gar nichts vorwerfen, weil sie nicht nur davon gesungen haben, sondern wirklich politisch aktiv waren. Ebenso Pearl Jam. Und auch viele Bands damals haben das was sie sagten ernst gemeint und den Menschen auch abseits der Musik etwas bieten können. Deshalb waren sie Vorbilder und Rockstars.
Die ganzen Emo-Rocker heute haben das Charisma von einem Stück Brot. Das sind nur Pressesprecher in eigene Sache. Ihre Musik ist das Produkt und sie sind die Verkäufer. Die haben nichts zu erzählen, die finden sich nur geil und wollen von anderen geil gefunden werden. Genreration Internet halt. Die alten Leute von früher ziehen da grossteils auch mit und halten bescheiden die Klappe, weil sie genau wissen: Helden sind heutzutage unerwünscht.
 
Vorwerfen tu ich ihnen eh nix. Es ist nur anachronistisch und unfreiwillig komisch heute.
Das koennen sie ernst meinen wie sie wollen, es wirkt naiv. Genauso wie diese alte unsaegliche U2 Nummer mit ihrer Pseudobetroffenheit die mich dauernd im Radio belästigt.

Die Zeiten sind vorbei. Kein Mensch will Musik hoeren, die eine ernstgemeinte Politbotschaft tarnsportiert. Zynisch oder sarkastisch verpackt ja, aber doch bitte nicht den ganzen Frust ungefiltert ins Mikro blöken. Klar kauft das keiner.

cu
martin
 
Ich nicht. Gerade RATM kann man gar nichts vorwerfen, weil sie nicht nur davon gesungen haben, sondern wirklich politisch aktiv waren.
Die Botschaft des Antikapitalismuses verkaufen ist ehrlich und konsequent?

Das finde ich zwar auf eine eigene Art extrem großartig, aber hat mehr was von den ganzen Idioten die sich von chinesischen Kindern die Che-Fratze auf ihr Billig-T-Shirt drucken lassen.


Was natürlich nichts daran ändert das RATM einfach eine großartige Band ist, und vielleicht muss man auch so naiv sein um so überzeugt militant auftreten zu können, was sicher einiges an dem Reiz ausgemacht hat.

Den Groove haben sie auf jeden Fall gepachtet und Morello war der erste Gitarrist seit langer Zeit der Lead Gitarre gespielt hat bei der einem nicht die Füsse während des Solos eingeschlafen sind.

Die alten Leute von früher ziehen da grossteils auch mit und halten bescheiden die Klappe, weil sie genau wissen: Helden sind heutzutage unerwünscht.
Wenn man sich anschaut was so manche (nicht alle, gibt zum Glück einige wenige Ausnahmen) Helden der alten Zeit heute auf die Bühne bringen bricht man eher in Mitleid aus. In ganz harten Fällen wie Dylan tut es sogar richtig weh wie ein einst so großer Musiker zu so einem Clown werden konnte.
Für manche ist die Zeit einfach abgelaufen, und das hat auch nichts mit vornehmer Zurückhaltung angesichts der verblödeten Jugend zu tun.

Nicht persönlich nehmen, aber bemerkst du eigentlich die Parallele der früheren Hasstiraden gegen Rockmusik und deinen Ausführungen über den Niedergang der Musik und warum keiner mehr die schönen alten Stücke hört als Musiker noch was drauf hatten?;);)

Genreration Internet halt.
Emo hat nichts mit dem Internet zu tun, die Wurzel der ganzen Herzschmerz-"ich bin ja so verletzlich" Suppe würde ich eher den 80ern und 90ern, namentlich sogar Bands im Dunstkreis von "The Cure" suchen. (wobei ich the Cure sogar sehr mag) Wenn dann ist das hier Generation Internet. ;)

Nerdcore ftw! :)
 
Deswegen lege ich auf Aussage von Musik auch nicht mehr so viel wert. Ich frag mich dann eher warum mir jetzt ein Anfang 20 Jähriger der außer Gitarre spielen und einer verbockten Ausbildung nicht viel in seinem Leben gerissen hat mir jetzt erklären will was der Sinn des Lebens ist und Botschaften gegen den Krieg verfasst den er ähnlich wie ich nur aus ein paar mehr oder weniger gut gemachten Vietnam Filmen kennt. :gruebel:

Gerade wenn man diese Erkenntnis gewonnen hat, sollte man doch eher mehr Wert auf Aussagen legen. Also nicht dass jeder gute Song ne direkte Aussage braucht, aber umso schöner ist es doch wenn da wirklich mal eine gute und fundierte ist, die von der Musik getragen wird. Ansonsten stellt man den hirnlosen Popstarsmist inhaltlich auf eine Stufe mit Leuten, die für sich und nicht für den Markt schreiben.

Ich höre auf Texte. Wenn sie nicht anspruchsvoll sein wollen, dann ist das okay. Wenn sie aber so pseudo-anspruchsvoll sind, seh ich das genau wie du (wobei man auch als 20jähriger ohen Kriegserfahrung denke ich nen intelligenten Antikriegstext schreiben kann - solange man im Bezug auf seine Person und Rolle realistisch bleibt).
 
bobcät;4351897 schrieb:
Gerade wenn man diese Erkenntnis gewonnen hat, sollte man doch eher mehr Wert auf Aussagen legen.
Versteh mich nicht falsch, bei Songs wie "Road to Peace" von Tom Waits höre ich gerne mal sehr genau hin, EA 80 und Element of Crime bieten in der Hinsicht öfter mal richtige Leckerbissen und es gibt noch viele andere die wirklich gute Texte schreiben.

Der Teil oben war eher dagegen geschrieben dass irgendwie die Meinung vorherrscht dass Pop halt deswegen minderwertig wäre weil so viel weniger gesagt wird als in der ah so intellektuellen Rockmusik (da sieht man schon wo man damit hingekommen ist, die vollgepatchte Jeans-Kutte ist ja mittlerweile spießiger als die Rokoko-Wohnzimmerausstattung) wo noch eine echte Message unter das Volk gebracht wird.
Der durchschnittliche Rocker hab aber eben auch nicht viel mehr zu sagen als ein Popmusiker, aber ich sehe das wenn auch nur als Bonus an und werfe es keinen Musiker vor sich nicht ausschließlich mit den ersten Themen zu beschäftigen, wenn er doch eigentlich nur Musik machen will. Will ich fundierte, politische Kommentare hören lese ich mich lieber durch ein paar gute Blogs oder kaufe mir die Zeit.

Ohne jetzt zu sehr OT werden zu wollen: Musik sehe ich als etwas sehr emotionales an, während der Text etwas repitativ und verglichen mit den Umfang eines Artikels oder gar eines Buches kurz sein muss. Nun haben wir emotional aufgeladene, oft wiederholte und verkürzte Aussagen über politische oder gesellschaftliche Zusammenhänge, und das ergibt nichts anderes als einen Haufen Parolen. RATM hat nie mehr als einseitge Parolen gemacht und 99% aller Punkbands sind auch kaum darüber hinaus gekommen. Parolen sind gut um Menschen ohne dass sie viel nachdenken müssen zu mobilisieren, deswegen wird ja auch Rechts- und Christenrock gemacht. Musik als Progagandainstrument - da stehe ich gar nicht drauf, das ist eher ein Minuspunkt.

Ein wirklich guter Texter schafft in dem Kontext ironische Aussagen zu treffen die durchaus im Subtext etwas sehr Vielschichtes aussagen können. Aber das ist selten, denn nicht jeder Musiker ist gleichzeitig intelligent, gebildet, politisch interessiert, mit grandiosem Humor ausgestattet und der Fähigkeit mit Sprache zu spielen. Muss er auch nicht, wenn jemand ein großartiger Musiker ist höre ich ihn mir auch so gerne an.
 
Ich hab doch tatsächlich auf den Link von MatthiasT geklickt und jetzt bluten mir die Ohren.

Was die politischen Aussagen angeht: Leider gibt es auch Bands die doch einen eigenen unverkennbaren Stil haben und richtig rocken. Aber dummerweise in ihrer politischen Ansicht nicht so koscher sind bzw waren. Bestes Beispiel Onkelz.
 
Ich hab doch tatsächlich auf den Link von MatthiasT geklickt und jetzt bluten mir die Ohren.

Tja so unterschiedlich sind die Geschmäcker. Ich find das ziemlich stark, danke MatthiasT ;)

@Matthias: Ja deine Ausführungen kann ich gut nachvollziehen. Ein Song ist sicher nicht das perfekte Medium, wenn man unmanipulativ und faktenorientiert irgendwas vermitteln will. Aus den von dir genannten Gründen. Aber eine "Aussage" muss ja auch nichts so tiefes sein wie Antikriegsthemen. Auch ein intelligent vermitteltes Gefühl kann schon tiefsinnig sein, und dafür braucht es nicht viele Wörter, sondern nur gezielten stimmigen Einsatz in Zusammenspiel mit der Musik.

Ein guter Songtext ist noch lange kein gutes Gedicht und umgekehrt. Für mich macht immer die Kombination, das Zusammenspiel aus Text/Gesang und der restlichen Musik die Klasse aus. Da gibt es ausgelutschte, aber wirksame Standardschemata, die in minimaler Variation die Populärmusik bestimmen. Aber das führt langsam vom Thema weg.

Nochmal ganz generell: Die Dinge die im Eingangspost beschrieben werden, treffen in der Tat auf fast alle Bereiche des Lebens zu. Die Tatsache, dass es heute leichter ist, ein Musiker zu werden (oder sich so zu nennen), ist aber eher positiv als negativ. Die Kunst ist heute das Rausfiltern der guten Künstler, die es genauso gibt wie damals. Eher mehr, und darin liegt eben auch ne Chance. Zumal Soundaufnahmen im Amateurbereich so an Qualität gewonnen haben, dass man für Umme schon ganz schön vieles geiles Zeug hören kann.
 
Das ist mir alles zu pragmatisch. In Sachen Gesamtpaket gibt es doch kaum mehr irgendwas spektakuläres. Der Typ "Rebell" wurde durch den Typ "Jungunternehmer" ersetzt. Ich seh' nur noch Marktschreier mit Fake-Image. Das turnt mich ab.

Ebenso wie die so genannte "Qualität" im Amateurbereich. 3 Jahre bei Homerecording.de lernen, ein paar Plug-ins anschmeissen und zwischen Wäsche aufhängen und Geschirrspülen den Producer markieren. Hab' ich selbst alles gemacht und kenne etliche, die es so machen. Das ist degeneriert und hat nichts mit Leidenschaft zu tun. Musik muss gelebt werden. Und Magie entsteht nur durch das Zusammenspiel mit anderen Musikern. Und dann - wenn diese Basis gegeben ist - kommt der Perfektionismus ins Spiel und macht aus einer kleinen Zauberei grosse Magie. Das ist dann der Moment, ab der die Sache anfängt mich als Hörer zu interessieren.
Ich will nicht sehen, wie mein Hippie-Kumpel in die SAE geht, auf Business gepolt wird und dann am Ende zuhause sitzt "Boah cool...mein Neumann Mikro ...boah krass ... fetter Beat - kauft meinen Scheiss." Ich will, dass er die ranzige Gitarre mit den Aufklebern rausholt und dass wir ein Bier zusammen trinken, während er Reggae Songs von Gentleman und Jah Cure singt.

Ach keine Ahnung ... mir ist dieses "moderner Musiker"-Ding einfach unsymphatisch geworden. Dieser Pragmatismus, das kaufmännische Getue, Myspace, Download, bla... das ist doch scheisse. Quantität statt Qualität ... und irgendwie ist es belanglos geworden. Jeder will sein eigenes Gesicht bei Youtube sehen und hält sich selbst für den grössten. Da hat man als Band eh keine Chance mehr... der Typ, der bei Singstar schief singt ist genauso interessant wie eine eingespielte Band, die schon seit Jahren tourt. Also was solls...
 
Ds war rein fiktiv.. :rolleyes: Ich kannte in meiner SAE/Deutsche Pop Zeit einige, auf die man das ähnlich hätte anwenden können. Kamen als coole Typen, die nur Musik machen wollten und wurden durch die unnötige Fachsimpelei zu irgendwelchen Business- und Technik-Nerds. Ich hab' da selbst so eine Schlagseite abbekommen ... man fängt an Equipment wichtiger zunehmen als den künstlerischen Aspekt und macht sich Gedanken über das Angebot/Nachfrage-Prinzip, anstatt mit Freude zu experimentieren und all die Dinge zu tun, die man laut Lehrbuch nicht tun darf.
 
Der Typ "Rebell" wurde durch den Typ "Jungunternehmer" ersetzt.
Was meinst du jetzt mit dem Rebell? In welchem Sinne?

Rebell in musikalischem Sinne... der macht heutzutage garantiert keinen Rock mehr wie ihn die alten Säcke auf Ü30 Partys toll finden. Und eine Kopie der alten Rebellen wäre heute halt ein Retro-Clown. Sowas wie Wolfmother...:weird:

Wenn du aber Rebell im gesellschaftlichen/politischen Sinne meinst, die gibt es ebenfalls noch. Die findest du im Chaos Computer Club, in der Piratenpartei, in dem Dunstkreis von Hackern. Das sind die Betreiber von Pirate Bay und Wikileaks und Mashup-Künstler. Das sind die die das gestalten, beeinflussen und verändern was zukünftig passieren wird.
Wie du schon geschrieben hast ist das nicht deine Welt. Muss es auch nicht, die Welt der siffigen Clubs, der Demos und des Rock n Rolls war sicher auch nicht die Welt deiner Eltern.

Der Technokratismus den du anprangerst ist halt die Ideologie unserer Zeit. Wir leben nun mal in einer technisierten Welt, und wer diese Werkzeuge nicht beherrscht oder wenigstens versteht verändert eben auch nichts mehr.
Mir gefällt es.
 

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