Ganz ehrlich, das ist doch ein Quatschargument...
Nicht unbedingt. Ich habe schon gemodelt, bevor es das Wort gab und vor ca. 30 Jahren einem Yamaha FX500 (kennt den noch jemand? shice Effekt, tolle Möglichkeiten der Steuerung über MIDI) einen Solo-Sound abgerungen. Wenn ich bei meinem MIDI-Board das Controller-Pedal durchgetreten habe, sind die folgenden Dinge gleichzeitig passiert: der Pegel wurde angehoben, die tiefen Mitten leicht geboostet und die Höhen dezent abgesenkt, damit der Solosound der Strat nicht so scharf kam. Die richtigen Frequenzen und Verhältnisse für Boost und Cut zu finden, hat mich mehrere Wochen gekostet mit diversen Tests im Bandkontext und weiteren Optimierungsrunden. Und ich wusste schon recht genau, was ich wollte und im Prinzip auch, wie ich es erreiche, aber die Abstimmung im Kontext hat Ewigkeiten gedauert.
Zur Ausgangsfrage, sind Modeller Alleskönner - im Prinzip ja, es kommt halt auf die Qualität des Captures oder der Simulation an. Ein Bekannter, ehemaliger Mitmusiker, hatte das erste Fractal Audio FM2 in Europa, und das war schon erhebend, was das Ding damals vor über zehn Jahren bereits konnte. Das riesige Effektboard verschwand, und der zugehörige Controller nahm nur ca. 40% der Fläche ein. Dann gab es immer wieder Updates, welche neue Sounds gebracht und bestehende verbessert haben. Der Spielt das Ding heute noch, die Band klingt fantastisch,.
Als Tontechniker bei gut gebuchten Bands erlebe ich den Wechsel von Amps zu Modelling ebenfalls mit, und wer Modeller spielt, hat normalerweise einen besseren BANDsound und PA-Sound, ganz einfach weil die Bühne leiser ist und ich den Sound im Saal besser kontrollieren kann. Ob die Dinger da im 1:1-Vergleich zu Amps und Pedalen besser abschneiden, ist mir offen gesagt egal, denn das Gesamtergebnis verbessert sich, die Arbeit wird leichter. Auch muss der Musiker mit Modeller und IEM viel weniger schleppen, die Auf- und Abbauzeiten verkürzen sich deutlich, der Transport ist einfacher - der ganze Gig wird besser.
Und dann gibt es da noch von Fender die Serie, die gar nicht vielseitig sein will, sondern nur genau EINEN Amp kopiert, den aber nahezu in Vollendung. Finde ich ein tolles Konzept (bestimmt nicht für jedermann, aber für manche halt genau das richtige), und wenn ich eine Band mit fenderigen Gitarrensounds hätte, würde ich mir die Anschaffung ganz genau überlegen, zumal die Dinger nur halb viel wiegen wie das röhrenbestückte Original.