Mit dem Akkordeon in die Weiten des moderneren Jazz

Aber das Stricker/Marocco-Teil ist ein Zuckerstück
Ich hab die Noten selbst , war aber bei meiner Suche auch erstaunt, daß sie einfach so offen zugängig sind !

Bill Evans' Akkordbehandlung
Das ist natürlich echt die Königsdisziplin !
Ich habe nur mal versucht, Notentranskriptionen seiner Originaleinspielung am Klavier nachzuspielen und bin daran schon
total gescheitert . Man tastet sich Ton für Ton vor und es zerrinnt unter den Fingern...
Zumal er uns natürlich nicht die Freude macht , die Akkorde sauber geschichtet vorzulegen,
sondern diese noch ausdünnt und rhythmisch verschachtelt.
Wenn man das nun auch noch auf das Akkordeon übertragen möchte ?

Gegen Bill Evans ist Thomas Ott musikhistorisch wirklich Dixieland , in der Berechenbarkeit der Tonfolgen ,
das ist genau diese Art Jazz nach Lehrbuch , die einen dann doch kalt lässt ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist natürlich echt die Königsdisziplin !

Klar aber das gibt es immer. Es gibt immer welche die auf "normalem Level " unterweg sind und welche, die darüber noch völlig abgespaced unterwegs sind. Und ganz klar - können wollen würd ich das auch , aber können tun tu ichs halt nicht... und nach reiflicher Selbstbetrachtung bins ich zur Erkenntnis gekommen, dass manches was ich können wollte mein Niveau übersteigt und ich da nie hinkommen werde.... Muss ich damit leben (was durchaus möglich ist!)

Und bezüglich Jazz bin ich, wie ich schon öfter geschrieben habe etwas gespalteren Ansicht. Habe aber immerhin soviel gelernt, dass es sehr wohl ein Unterschied ist, ob man ein Jazzstück spielt, oder Jazz macht. Denn ersteres ist nachspielen einer vorgelegten Fassung und zweiteres ist aus einer Vorlage selber etwas zu machen - was dann aber tieferes Verständnis für die Materie voraussetzt und vor allem in der Regel mit unendlich viel Übung verbunden ist.

Stücke nachspielen wie z.B. Cantaloupe Island oder so mach ich auch ab und zu... aber das würde ich als Jazzstück nachspielen bezeichnen und nicht als Jazz spielen.

Deshalb hadere ich auch damit, was denn nun der eigentliche Kontext dieses Fadens ist - und bin im Moment eher geneigt, dass Bernnt ein Stück sucht, das dann mehr oder weniger nachspielbar vorliegt und weniger sich um die tieferen Detail dieses Jazzstils kümmern möchte. So zumindest habe die Aussage verstanden ,dass er eher machen möchte und sich nicht erst tief in die Theorie vertiefen möchte.... Das wäre nach meinem Verständnis eher in Richtung Jazzszück nachspielen und weniger in Richtung Jazz machen.

Drum wie gesagt.. ich hadere da immer mit mir und der Materie und bin deshalb nach wie vor noch nie so richtig ganz warm geworden mit "richtigem Jazz"
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Klangbutters Noten zeigen, dass der Mann auf dem Konverter jazzt. Mir fällt auf, dass es eigentlich nur zwei "Akkordschichtungen" gibt. Im tiefen Bassbereich findet sich immer wieder dieselbe Quinte (c+g). Der höheren Akkorde bestehen alle aus drei Tönen in denselben Intervallen. Immer dieselben Akkorde werden chromatisch über das Griffbrett verschoben. Es sieht wilder aus als es ist. Es gibt ein Begleitschema aus Griffen, die man lernen kann. Das Problem dabei ist, dass der Konverter nur vier Reihen Melodiebässe hat und dass man die Finger also umgruppieren muss, obwohl die Griffe eigentlich vom Klang her gleich sind.

Welchen Modus glaubt ihr zu erkennen? Wie sieht die zugrundeliegende Tonleiter aus?
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Deshalb hadere ich auch damit, was denn nun der eigentliche Kontext dieses Fadens ist - und bin im Moment eher geneitgt, das Bernnt ein Stück sucht, das dann mehr oder weniger nachspielbar vorliegt und weniger sich um die tieferen Detail dieses Jazzstils kümmern möchte.
Nee, genau das Gegenteil ist richtig, @maxito. Ich möchte schon frei jazzen. Aber ich steige immer gerne anhand von Beispielen ein, die ich dann für mich erst einmal erleichtere, dass sie einfacher spielbar werden und dann nach und nach weiter entwickle. Ich will nicht dieses Stück 1:1 nachspielen, sondern verstehen, warum ich das geil finde, warum das so ist und etwas in der Art produzieren. Was das dann wird, weiß ich nicht. Aber so gehe ich fast immer vor.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Deshalb hadere ich auch damit, was denn nun der eigentliche Kontext dieses Fadens ist
ich steige immer gerne anhand von Beispielen ein, die ich dann für mich erst einmal erleichtere
@Bernnt, du hast ja dankenswerterweise mehrfach derlei Themen angestoßen, teils auch als Dozent. Da müssen sich doch Synergien bilden.
Aber so gehe ich fast immer vor.
Zu welchen Ergebnissen bis du da gekommen? Eigentlich geht es jedesmal wieder von vorne los. Ich möchte niemandem auf die Füße treten, aber @Klangbutter ist der einzige, von dem ich erkenne (weil höre), wo im Jazz, besser gesagt in der Improvisation er steht. Ansonsten gab und gibt es viel Verweise auf YT, bei dir auch Beispiele mit MIDI-Piano. Lang ausdauernder Austausch ohne erkennbare eigene Ergebnisse macht halt auf Dauer keinen Spaß.

Es ist eine der grundsätzlichen Schwierigkeiten bei diesen Diskussionen, dass man (ich) nicht weiß, um welches Level es gehen soll. Für jemanden, der bei Petersons Exercises and Pieces an der Grenze ist, macht es wenig Sinn, auf Petersons Solo-Transkriptionen zu verweisen, die dann mit Glück vielleicht noch theoretischen Wert haben.

Eine Bemerkung zu B. Evans und zu Peterson: die allermeisten der Transkriptionen stammen von Aufnahmen in Besetzung, d.h. setzen zumindest einen Bass voraus, die LH hat die Funktion von comping, das erklärt auch das Akkordgefüge. Das ist @Bernnt s Ansinnen sowieso nicht.

Bedaure, dass ich nichts Hilfreiches zum Thema beitragen kann. Vielleicht sollte man's dann einfach lassen ...
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Zu welchen Ergebnissen bis du da gekommen?
Klar, du spielst häufiger. Dennoch kann man meine Improvisationsversuche anhören, wenn man möchte: Da gibt es etwa den How many times-Blues. Nachdem ich auf MIII umgestiegen war, spielte ich Danny Boy ein. So in etwa spiele ich Balladen bis heute. Nachdem ich die Tasten vollends hinter mir gelassen und ich mich in verschiedenen Austauschrunden über rhythmische Möglichkeiten unterhalten habe, versuchte ich mich erneut an Summertime.

um welches Level es gehen soll
Ich kann mein Level nicht einschätzen, frage mich auch gelegentlich, ob das wichtig ist. In meinem Repertoire gibt es Stücke, die einfach und schön sind und die ich darum gerne spiele. Anderes ist wohl etwas anspruchsvoller, denke ich mir. Angucken ist nie verkehrt. Man greift sich halt die Noten, auf die man Lust hat und probiert ein wenig rum. Vielleicht funktionierts, vielleicht auch nicht. Und wenn nicht, vielleicht geht es in ein oder zwei Jahren besser. Sich hier im Forum darüber zu unterhalten, finde ich auch nicht verkehrt. Vielleicht findet es jemand anders interessant, profitiert und probiert, was auch schön ist. Mir jedenfalls gefällt der Austausch über Stücke, über technische Fragen oder darüber, wie man Sachen lernt. Ohne Austausch wäre ich nie über @Balgseele 's "Weihnachtsländler" oder deine 5/4-Version von "Sous le ciel" gestolpert, die ich übrigens beide inzwischen selber spiele.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo, mal ‘ne einfache Frage:
war Einer von Euch mal bei einer sog. „Jamsession“ eines Jazzclubs mit dem Akkordeon?
Oder „Workshop“?
Und Eure Erfahrungen? (Weiss nicht, ob sich das zwischen Saxophon und Piano überhaupt machen liesse.)
 
Hallo, mal ‘ne einfache Frage:
war Einer von Euch mal bei einer sog. „Jamsession“ eines Jazzclubs mit dem Akkordeon?
Oder „Workshop“?
Und Eure Erfahrungen? (Weiss nicht, ob sich das zwischen Saxophon und Piano überhaupt machen liesse.)
Sessions im Rahmen der Ausbildung, auch mit Kontrabass, Saxophon und Klavier.

Matthias Anton (Sax) und Hans Günther Kölz (Akko und Klavier) jammen seit Jahren professionell. Es geht also.

Meiner Meinung nach lernt man generell jazzen im interaktiven Spiel am besten.
Man bekommt ein Gefühl/ Gehör für zugrunde liegende Skalen, bestimmte „Schlüsseltöne“ und kann mit viel Übung und Zuhören mit der Musik spielen, darstellen.
Beispiel: Spieler A improvisiert eine offene „Frage“ kurz bevor der nächste dran ist- dieser hat gut zugehört und „antwortet“ (fröhlich, genervt, die Frage weiterspinnend, schlicht auflösend, …. ganz nach Stimmung/ Impuls)

Ich finde diese Art „Jazz“ (geht ja in jeder Stilrichtung grundsätzlich) recht zielführend.

Will man kein Arrangement schreiben oder analysieren, braucht’s dafür nur ganz wenige theoretische Kenntnisse- gerade auf dem Stradellabass, der es ziemlich erleichtert, Harmoniefolgen zu erinnern bzw. mit wachsender Erfahrung passende interessante Erweiterungen zu finden.

Sessions sind auch eine Quelle gegenseitiger Inspiration, je nachdem wie bunt gemischt die Gruppe ist :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Erst mal vielen Dank für die Antwort. Für Dein Beispiel existiert -glaube ich mich zu erinnern - der Begriff „interplay“. Für “Amateur“-Jazz-Sessions etwas anspruchsvoll ohne „perfect pitch“. Aus meinen früheren Jahren als Gitarrist ist mir da noch Einiges in Erinnerung ( Russ - ja, DER - war früher Gitarren-Dozent in Burghausen) Gitarristen sind ja selten Notisten aber improvisieren viel, besonders im Blues-Schema. Aber Akkordeon bei einer Session hab ich tatsächlich vor 3Monaten zum allerersten Mal gesehen. Und dann war das - für meine Vorstellung und wohlwollend formuliert - im Ansatz etwas zu Zydeco-artig.
Nein, ich meine, „Jamsession“ wirklich uneingeschränkt und nicht im Hochschul-Reservat.
Ich bin gerade kürzlich mal wieder angewimmelt worden .(„Wir spielen in traditioneller Besetzung“) Ist mir sogar irgendwie verständlich, in Deutschland mit den traditionellen Vorbehalten der Puristen und dann noch das Almduddler-Image der Quetsche.
Ich wolllte einfach mal nachfragen, ob es in anderen,weniger provienziellen Landesteilen damit besser bestellt ist.
 
hier mal ne Aufnahme, die ich selbst (als Zuhörer) gemacht hab. Ist ne Kombo, die vor Publikum jammt
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen herzlichen Dank! Sehr exotische Besetzung 😎 Hier in aller Öffentlichkeit möchte ich Nichts „ausführlich streifen“. Ja, Deine Halbe-Triolen und auch die des Saxers! (Fand letztes Jahr ein Bassist in meinem Spiel so chaotisch, dass er mich kein 2.Mal mehr einlud) Sehr witzig und interessant finde ich auch die 2 „Zitate“ des Saxers ( Klarinettenmuckl, Yakety Axe?) und Bebop-Anklänge. You made my day.
 
das werte ich mal als Zustimmung :)
Aber ja doch.

Eure Erfahrungen?
Sehr sehr unterschiedlich. Ich hab mal unvorsichtigerweise gesagt, dass ich eigentlich lieber Akkordeon statt Klavier spiele und erntete entsetztes Kopfschütteln bei Jazz-Puristen. Bei denen ist es halt üblich, dass einer hinter den Trommeln sitzt, ein Bassist daneben steht, einer hinter den Tasten klebt und irgendjemand etwas bläst. Akkordeon - igitt. In einer Kirchengemeinde um die Ecke wiederum war es keine Schwierigkeit, in der Besetzung Bass-Akkordeon-Posaune aufzutreten. Mit meinen Nachbarn und ein paar Freunden spiele ich einer Band mit einer kuriosen Besetzung: Sängerin mit Gitarre, Klarinette, Bass, Schlagzeug, Gitarre, Akkordeon, Klavier. Das Repertoire besteht aus einem verjazzten Mischmasch aus Real Book, Blues, jiddischen Sachen, Piaf und Zeug aus dem Mittelalter. Wenn die Leute Weltmusik mögen, freuen sie sich daran. Aber nicht alle wollen halt eine musikalische Promenadenmischung, sondern was Reinrassiges. Aber muss Jazz reinrassig sein?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich wolllte einfach mal nachfragen, ob es in anderen,weniger provienziellen Landesteilen damit besser bestellt ist.

Mir ist irgendwie nicht klar, was Du eigentlich sagen willst.
Also, meine Bands bestanden irgendwie meistens aus Hochschulabsolventen, durchsetzt von Amateuren, bei denen nicht selten gerade der/die Frontmann/Frau nicht Musik studiert hatte. Daher ist mir nicht lar, was Du mit "Hochschul-Reservat" und "perfect pitch" meinst. Ist absolutes Gehör ein Nachteil?

Dazu kommt noch, dass gerade in den Großstädten besonders viel wert darauf gelegt wird, gerade nicht akademisch zu klingen.

Meine langjährige Truppe Schnaftl Ufftschik hat "Balkan Brass" zelebriert und nicht selten waren die Stücke 15 Minuten lang, weil so viel improvisiert wurde. Ich sah das als Session, obwohl wir uns permanent im Konzert befunden haben.
Das hier ist zwar auch etwas volkstümlich und sehr deutsch, aer hat trotzdem Session-Charakter:

kein schöner Land

Rachelina und die Maccheronies hatten sich wie der Name schon sagt, süditalienischen Liedern verschrieben. Es gab entweder keine Noten oder höchstens ein Blatt. Alle Lieder waren mindestens an einer Stelle für Solos geöffnet.
Keine Session in dem Sinne, aber doch ähnliche Anforderungen.

Nicht zuletzt spiele ich ab und zu in einer Gruppe, deren Initiator am liebsten komplett ohne Probe und ihne Material 90 Minuten durch-improvisieren möchte. Immerhin konnte ich ihn wenigstens zu einem groben Fahrplan überreden, bei dem auch hin und wieder etwas notiert ist, wenn auch nur eine Zahlenpyramide.

Twoi des Wos

Stimme aus dem Jenseits

Arpeggio

Free

Interview
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
der Begriff „interplay“. Für “Amateur“-Jazz-Sessions etwas anspruchsvoll ohne „perfect pitch
spätestens hier war ich versucht, auf @Bernnt s eigentliches Thema zu verweisen. Aber siehe, hat sich ja ne lustige, kenntnisreiche Seitenlinie entwickelt :D
 
😎Euer « Free » Klasse! ich wohne in der Geburtsstadt von Hugo Ball, Mitbegründer des Dadaismus, bin aber schon länger aus dieser Phase raus.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Welchen Modus glaubt ihr zu erkennen? Wie sieht die zugrundeliegende Tonleiter aus?
Diese Frage wäre noch offen. Wenn sich jemand äußern möchte...

Und weiter geht's: Ich habe lange in Youtube und Google rumgesucht, um zu klären, wie man moderneren Jazz auf dem Akkordeon lernt. Fragst man online um Rat, fängt die Google-KI-gestählte Maschine irgendwann an, Dir Vorschläge zu machen. Und das war für mich wenigstens spannend. Denn die Youtube-Treffer könnten meinem beschränkten Hirn tatsächlich weiterhelfen. Seit drei Tagen erfreut sie mich mit folgenden Hinweisen:



(Interessant insbesondere ab 5:40) Und:



Der Tipp beider Videos des elektronischen Google-Akkordeonlehrers: Probier's mal zunächst mit Billie's Bounce von Charlie Parker, ehe du die Stücke des polnischen Profs anguckst. Der Tipp könnte etwas wert sein. Also hab ich mir mal das Realbook zur Hand genommen und übe jetzt Melodie und Akkorde. Vielleicht kommt etwas raus. Man braucht erst den Autobahn-Zubringer, ehe man auf der Autobahn Gas geben kann...
 
Probier's mal zunächst mit Billie's Bounce von Charlie Parker
da bist du doch wieder beim (je nach Lust, Laune und Können erweiterten) Bluesschema. Davon wolltest du doch weg. Auch hast du dieses Thema selbst umfassend behandelt. Und ob grade Michel Camilo dich da weiter bringt?
Ich versuche halt, deinem manchmal mäandernden Selbsterfahrungsweg zu folgen und was draus mitzunehmen. Zumal mir selbst das "Mitteilungs"-Gen fehlt :nix:. Billie's Bounce Akkordeon kuckst du PN. Evtl. Anregung.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Falls Bernie noch Fingerübungen sucht, hier eine schlichte und durchaus jazzige Vorlage, eigentlich mehr für Jugendliche, wie man sieht:

und sieht auch gleich wie man sich selber begleitet :oops:.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo Bernnt ,

ich wollte lang nichts schreiben, da ich selbst kein Jazzer bin (und auch wohl keiner mehr werde) ,
aber ich verstehe Dein Problem nicht ?

Es gibt das alles schon , was Du suchst ?
Dein Begriff von Modern Jazz orientiert sich ja deutlich an den 50er Jahren,
auch jetzt wieder mit dem Video von Friedrich Gulda, also in einer Zeit , als viele der großen Jazz-Akkordeonisten aktiv waren.
Du mußt also nichts neu erfinden , es gibt Platten , Noten und sogar Videos zuhauf .
Das Problem ist die Analyse , was genau gespielt wird. Zunächst mal in der Jazztheorie an sich,
dann auch direkt den Akkordeonisten auf die Finder geschaut.
Da ist es nun im Einzelnen interessant zu sehen, wie diese die Akkorde auf beiden Händen verteilen,
wie sie ihr Instrument rhythmisch und dynamisch einsetzten und vielleicht , was sie von Mitmusikern spielen lassen.
Da es z.B. von Art van Damme ziemlich detailgenau Transkriptionen gibt, kann man am Notenbild doch genau erkennen,
welche Akkordfolgen er benutzt ? Dann kann man sich Akkord für Akkord vornehmen und lernt vielleicht dabei ein Muster
kennen, daß sich wieder bei anderen Stücken anwenden läßt ?

Lieber Bernnt ,
ich weiß, Du möchtest lieber gleich losimprovisieren,
aber da wir nun alle nicht Jazz schon mit der Muttermilch aufgesaugt haben,
sondern unserer musikalischer Werdegang wahrscheinlich erst im Schulalter
und dann, wohl erst in der klassischen Version davon, verlaufen ist,
wird das , wenn es überhaupt klappt , doch sehr schwierig mit den Synapsen,
die man für das Freie Improvisieren braucht :

Also , das kommt nicht einfach so aus uns raus ,
und liegt auch niemandem im Blut , wir wurden einfach nur 15-20 Jahre zu spät damit sozialisiert.
Also führt der Weg dahin leider über die nüchtern graue Theorie ,
da hilft nur hören , anschauen , analysieren und üben, üben, üben....

Schau doch mal bitte, ob ich Dir Noten leihen soll ,
ich habe so über die Jahre allerhand angesammelt :
die Art Van Damme und die Tony Dannon Noten (mit den Fotocovern) sind echt schwer..
die Noten scheinen Ton für Ton abnotiert.

akkkkk_1.jpg


Einen ganz anderen Weg schlägt Mat Mathews ( einer der besten Jazzmusiker überhaupt...) ein ,
hier nur die Leadstimme , wie auf der Paltte eingespielt , mit sehr rudimentären Akkordeon,
die es selbt anzufüllen gilt :

akkkkk_4.jpg
akkkkk.jpg


Dann noch Pete Jolly ,
eigentlich eher als Pianist bekannt ,
mit sehr modern arrangierten Jazzstücken

akkkkk_2.jpg
akkkkk_3.jpg


Es gibt aber auch mal wieder überraschend gute neue Jazznoten ,
nachdem Gary Meisner einige langweilige Schulen, für gelangweilte Schüler herausgebracht hat,
hier mal was Feines :
Bildschirmfoto 2022-01-29 um 19.18.43.png

https://www.stretta-music.de/jazz-standards-nr-697141.html

Die gezeigten Notenbeispiele lassenes kaum erahnen,
da sind super Stücke dabei,
  • Song For My Father
auf dem Akkorden , ist schon echt ne' Ansage :

 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
da bist du doch wieder beim (je nach Lust, Laune und Können erweiterten) Bluesschema. Davon wolltest du doch weg.
Japp. Aber das Ding ist von der "Melodie" schon ein wenig anders als die Stücke, die ich sonst spiele, ohne dass ich genau beschreiben könnte, warum ich das so sehe. Aber letztlich will ich vom Bluesschema weg, da hast du recht. Nur ist es gar nicht so leicht, das zu tun, was der polnische Professor im Eingangspost oben so interessant macht. Ich bin in den Standardschemata gefangen, also 8- oder 12-taktiger Blues, Rhythm Changes oder andere bekannte 32taktige AABA-Formen wie man sie von den Standards kennt und noch nicht in der Lage, sie zu verlassen.

Und ob grade Michel Camilo dich da weiter bringt?
Ich weiß es nicht, @klangtaucher. Ich bin am Suchen. Interessant fand ich, was seine kongeniale japanische Mitmusikerin interpretatorisch macht. Das finde ich geil. Es geht mir dort nicht so sehr um das Bluesschema. Bitte hab Geduld mit mir. Ich schwimme etwas.

Es gibt das alles schon , was Du suchst
Wow, @polifonico. Vielen herzlichen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Ich kannte von den zitierten Notenheften - kein einziges. Interessant, was es alles gibt. Freilich bin ich im Gegensatz zu Dir, @Klangbutter, @klangtaucher oder @chnöpfleri gar nicht so richtig in der Lage, Noten schnell zu sichten und mit Noten gescheit umzugehen. Ich spiele das, was ich höre. Wenn ich partout etwas lernen möchte, was als Noten vorliegt, also z.B. Uwes Bach-Fuge BWV Anh 180, mache ich mir eine Musescore-Datei, verlangsame sie und höre sie so lange an, bis ich ungefähr weiß, was die schwarzen Punkte eigentlich sollen. Dasselbe habe ich mit Klangbutters Notation des Stücks von dem Prof gemacht. Das ist zeitraubend, aber für mich effektiv. Bei den Jazz-Sachen kommt dazu, dass wir beide nicht in diesem Umfeld sozialisiert wurden, wie Du schreibst. Das stimmt. Die Konsequenz davon ist, dass meine "deutsche Kultur" aus den schönen richtig notierten Jazz-Noten ein rhythmisches Kauderwelsch erzeugt. Dieses Kauderwelsch ist zwar Musik, aber nicht der in den Noten niedergelegte Jazz. Will heißen: Jazz-Noten sind mir rhythmisch betrachtet nur begrenzt zugänglich. Aber es gibt einen Riesenvorteil: Ich habe keine Angst, ohne Notenvorlagen etwas zu spielen oder darüber zu improvisieren. Einfache Jazz-Sachen, die mein Gefühl mittlerweile intus hat, funktionieren ganz gut.

Bei der Vielzahl deines Materials scheine ich nur eine Wahl zu haben. Vielleicht wird dann klar, nach was ich eigentlich suche. "Moderner Jazz" oder "Modaler Jazz" sind tolle Begriffe. Sie sagen alles und gar nichts. Also noch mal: Ich suche moderneres Material für Solo-Jazz-Akkordeon. Suche ich nach Art van Damme, kriege ich auf Youtube Trios oder Quintette, nicht was ich möchte. Suche ich nach Frank Marocco, finde ich konservativen Swing, schön und inspirierend, aber auch nicht das, was ich im Moment suche. Ich strebe nach einstimmigen schrägen modernere Jazz-Melodielinien, weil ich die einzelne Töne der Melodielinien herausstellen und bewusst gestaltet möchte. Vorbild ist vielleicht ein Saxophonist, der sich die Seele aus dem Hals bläst. Harmonien oder immer wiederkehrende Begleitmuster können demgegenüber gerne zurücktreten. Es kann gerne auch MII sein. Ich brauche keine Jazz-Nähmaschinen-Umbahh-bahh-Begleitung. Was die Begleitung angeht: Stylistisch finde ich das ok. Das hier gefällt mir nicht. Zwar geht es in eine interessante Richtung. Die Melodie ist mir zu gleichförmig dargeboten. Mir kommen Seele und Herzblut zu kurz.

ich wollte lang nichts schreiben, da ich selbst kein Jazzer bin (und auch wohl keiner mehr werde) ,
aber ich verstehe Dein Problem nicht ?
Vielen vielen Dank, @polifonico, dass Du mir trotzdem geantwortet hast. Ich schätze das wirklich hoch ein. Hoffentlich konnte ich Dir ein wenig helfen, meine Frage und meine Schwierigkeiten näher zu bringen. Ich merke, ich stottere auf der PC-Tastatur herum und kriege einfach keine gescheite Beschreibung der Sache zustande, wahrscheinlich weil ich manches weiß, aber viel zu wenig verstehe. Es ist ja ein Unterschied, ob man eine dorische Tonleiter kennt, sie spielen oder sie einsetzen kann... Aber vielleicht greifst Du in Deinen Noten-Rezeptschrank und hast etwas, was mir weiterhelfen könnte. Etwas von dem es vielleicht eine Aufnahme gibt, an der ich mit meinen Mitteln andocken kann. Etwas, was über die bekannten Marocco-Sachen hinausgeht und als Sprungbrett in neue Sphären führen kann.

Upps, das war jetzt lange. Aber vielleicht versteht mich ja jemand besser als ich mich selber.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben