Es ist ein eklatanter Unterschied wenn ich behaupte: Ein Sänger kann nur dann dem Publikum Emotionen vermitteln, wenn er diese beim Singen selber empfindet
Das behauptet aber doch so gut wie niemand hier im Thread. Du scheinst da nur schwarz und weiss zu sehen.
Entweder winde ich mich vor Trauer, Schmerz und Traenen oder ich bin komplett cool und losgeloest von meinem Gesang. Da gibt es viele Stufen dazwischen.
Wenn ich behaupte: Ich muss mir nur vorstellen können wie diese Emotionen den Klang der Stimme färben. Wenn mir das gelingt, ist es komplett egal ob ich absolut frei von empfundenen Emotionen singe, es kommt doch beim Publikum emotionsvoller Gesang an.
Ja, aber erstmal musst Du das koennen, und das geht zum Beispiel, wie Du das jetzt mittlerweile selbst geschrieben hast, indem man sich eine entsprechende Situation vorstellt und das dann nachmacht.
Nur: Indem Du das nachmachst faerbt das bei den meisten Menschen auch ein stueckweit wieder zurueck.
Wenn ich die Lefzen/Nasenfluegel hochziehe und die Augenbrauen zusammenschiebe, dann wird ein Teil von mir automatisch ein stueckweit aggressiv, dann spannen sich vielleicht sogar automatisch die Muskeln ganz wo anders an, die Stimme wird gepresster etc.. Versuche ich das mit der Stimme nachzumachen, dann faerbt das wiederum auf den Gesichtsausdruck ab. Mache ich ein lachendes Gesicht, dann entspannt sich mein kompletter Koerper wieder. Du kannst zwar versuchen, das zu isolieren, aber wozu? Um noch ein quaentchen perfekter singen zu koennen? Warum machen denn viele Saenger, selbst wenn sie ich unbeobachtet fuehlen die komischsten Grimassen? Hilft ihnen ja nicht beim Singen. Oder doch?
Moeglich ist es, dass den ein oder anderen rein garnichts mit einem Lied verbindet, das der vortraegt und dass er trotzdem beim Publikum als gefuehlvoller Saenger ankommt. Das wuerde ich nie bestreiten.
Aber ist es ein erstrebenswertes Ziel und der Weg der Wahl?
Und ich wage zu behaupten, dass die, die gut in einer Rolle aufgehen koennen, eben doch noch ein Stueckchen besser ankommen, bei gleichem gesanglichen Talent.
edit:
Habe da einen interessanten Link gefunden. Es handelt sich dabei um die Aussage eines HNO-Arztes. Wenn ich jemandem vertrauen würde dann doch wohl am ehesten einem Experten der sich mit der Physiologie des Körpers und somit auch der Stimme beschäftigt.
Da geht's aber auch um klassischen Gesang, wo ein allgemeines Klangideal eher dem indiviuellen Ausdruck uebergeordnet ist als z.B. im Rock und wo die schon kleine Technikabweichungen die Stimme ernsthaft gefaehrden koennen.
Und nochmal: Niemand erwartet von Dir, flennend auf der Buehne zu stehen.