Lokrischer Modus in Songs

dass man es nun nicht zu ernst nehmen soll, da offenbar durch eine einfache Darstellung, Lokrisch über Dur Akkorde zu spielen, einige Beteiligte so reagieren, als ob es der schlichte Wahnsinn ist.
... schlichter Wahnsinn ? Nein, mit unsauberer Konsonanz wollte ich anklingen lassen, dass es eben keine stete Dissonanz ist. Moll über Dur ist gängig und Lokrisch hat einen Mollcharakter, wie das Phrygisch. Nur die erniedrigte Quinte sorgt für zusätzliche Instabilität. Und eine Instabilität ist, nicht zu verwechseln mit Bewegung, denn auch eine Bewegung kann zur Stabilität führen, wie das Drehmoment an der Nabe des Rades beweisst; eben eine Unruhe, die sich selber nie akzeptieren kann.
Ich wollte mit meinem Betrag nur auf Ähnlichkeiten zwischen visueller und akustischer Wahrnehmung hinweisen. Z:B. Dreschers Ruiter(Horsemen) ist ein Beispiel für eine Symmetriezeichnung/Gleitspiegelung - das perfekte Komplemtärintervall eben. Diese Unruhe im m7b5 befindet sich auch in "Klimmen en dalen" eindeutig wieder, obwohl mit dem zeichnerischen Trick der Perspektivenbrechung die reine Konsonanz verlassen wurde. Also wie kann etwas eindeutig sein, wenn die Stabilität verlassen wurde? Doch nur dann, wie @LoboMix schon erklärte, mindestens eine Bitonalität erkannt werden kann...
 
Du solltest mit solcher Betitelung vorsichtig sein, von wegen Troll, ist das die letzte Instanz, wenn man nicht weiter weiß?
Warum sollte ich vorsichtig sein?
Weil dir die Aussage nicht passt?
Sie lässt sich jedenfalls vortrefflich mit Zitaten, nur von dir, nur aus diesem Thread sehr gut untermauern, was ich aber dem Threadverlauf zuliebe nicht extra machen werde. Wenn dir dazu nicht mehr einfällt, als mir zu unterstellen, dass ich nicht weiterwüsste (was ich auch nicht ganz verstehe, im Bezug auf was? Ich habe meinen Eindruck von deinem Geschreibe artikuliert. Nicht mehr und nicht weniger) lässt mich das in erster Linie mal denken, dass meine Einschätzung wohl nicht so falsch gewesen ist.
 
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Die Erklärungen habe ich gelesen, allerdings kann ich für mich daraus keine neue Erkenntnis ziehen.

Das hört sich an, wie der Kommentar der Bolzonaro-Regierung zum Zustand des Regenwaldes ...

Aber jetzt mal ernsthaft: Mit dieser Aussage ist die Diskussion doch durch! Ich sehe auch keinen Anlass, dir "Trollerei" vorzuwerfen - das bringt ja auch keine weiteren, für das Thema relevanten Erkenntnisse.
Es liegt doch im Wesen des Mediums, dass Inhalte in einem Forum immer nur angerissen werden können. Bestenfalls können solche zwangsläufig immer unvollständigen Wissensfragmente Denkanstöße geben - sie ersetzen aber kein Expertenwissen, dessen Vermittlung nicht Sache eines Forums ist.
Und wenn jemand aus einem Thread keine neuen Erkenntnisse ziehen kann oder will, dann kann das viele Gründe haben - da halte ich es letztlich mit dem Sack Reis in China.

Also alle mal durchatmen und entspannen ...
 
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Lokrische D-T-Beziehungen wären demnach II-I, VII-I (die allerdings zu stark "phrygisch" klingen) oder (nach Rockstro) VI-I bzw. plagal IV-I, z.B. in H-Lokrisch unter Einbeziehung der charakteristischen Töne F und C: F maj7 - Bdim 7 - Em 6b - B.
Anhang anzeigen 803250
Hallo Ockham,
dazu noch eine Frage, der zweitletzte Akkord sieht für mich naiverweise wie ein C-Dur als Sextakkord (1. Umkehrung) aus.
Schreibst Du das als Em 6b, um den plagalen Charakter hervorzuheben (Schritt von IV auf I)?
Und stellt das fehlende H dann kein Problem dabei dar, den Klang als eine Em-Variante zu empfinden und auf E statt C als Grundton zu beziehen?
 
Weil dir die Aussage nicht passt?
lässt mich das in erster Linie mal denken, dass meine Einschätzung wohl nicht so falsch gewesen ist.
Sie lässt sich jedenfalls vortrefflich mit Zitaten, nur von dir, nur aus diesem Thread sehr gut untermauern,
was ist dass denn? Ich hab hier wohl die Instanz erwischt.
Hör mal, mach das wie du willst, was du willst, übertreibs aber nicht.
Es fehlt bisher die Angabe bzw. ein Beispiel, was bei deiner "gut funktionierenden" Melodiebildung über die Akkordfolge passiert. Dann hätten wir nämlich eine Melodie über einem harmonischen Rhythmus und könnten konkret werden.
Werde mich bemühen, das zeitnah hier rein zu stellen, es sollte aber niemand enttäuscht sein, es geht nur um die drei Dur Akkorde mit der lokrischen Tonleiter, die verwendet werden kann.
 
[1] Schreibst Du das als Em 6b, um den plagalen Charakter hervorzuheben (Schritt von IV auf I)?
[2] Und stellt das fehlende H dann kein Problem dabei dar, den Klang als eine Em-Variante zu empfinden und auf E statt C als Grundton zu beziehen?

Ad1: Exakt: Plagale Schlusswendung im Bass plus fallender Leitton ("Gleitton") in der Oberstimme. Als Klausel mit Gegenbewegung der Außenstimmen wäre auch Oberstimme c-h (fallend), Unterstimme A-H (steigend) möglich gewesen, dass wird aber zu sehr mit Phrygisch assoziiert.

Ad2: Sextakkorde werden bis zu Rameaus Zeiten noch nicht als Umkehrungen aufgefaßt, sondern als eine der beiden Möglichkeiten, einen konsonanten Dreiklang über einem Basston zu errichten - sowohl 1-3-5 als auch 1-3-6 gelten als Akkorde in Grundstellung. Ein typisches Beispiel ist die "Oktavregel", bei der z.B. eine aufsteigende Durtonleiter so harmonisiert wird, dass die stabilen Randtöne der Tetrachorde als 1-3-5, die labilen Binnentöne als 1-3-6 erscheinen: I - II6 - III6 - IV + V - VI6 -VII6 - I (womit sich das Problem der "VIIdim" von selbst erledigt).

... es geht nur um die drei Dur Akkorde mit der lokrischen Tonleiter ...

Wenn das nur "nur" wäre, hätte das Thema nicht solche Wellen geschlagen!
Du hast ja recht: A/D/E sind "nur" drei schlichte Durakkorde, und der locrian mode ist "nur" eine Akkordskala. Das Problem liegt aber darin, beides unter einen Hut zu bekommen. Und deshalb warten hier alle ganz gespannt auf deinen Lösungsansatz.
 
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Heute wollte ich Material liefern, muss mich aber mit Traktion/Waveform rumärgern.
Muss wohl doch ein anderes DAW nehmen, bin an der Sache dran.
 
Ich habe alle Beiträge überflogen. Möglicherweise hab ich einiges ünerlesen.

Wurde schon erwähnt, dass einige Modis selten als Tonart benutzt werden?

Dazu gehört Lydisch, reines Phrygisch und eben Lokrisch.

Lydisch findet man öfter mal als Hintergrundmusik und Phrygisch kommt als Tonart fast nur als Phrygisch Dominant vor (mit Dur- statt Mollterz als eine Permutation der harmonischen Molltonleiter bzw. selbe Töne wie die 5. Stufe vom harmonischen Moll. ) und klingt dann jüdisch-orientalisch-spanisch.

Lokrisch wird so gut wie nie als Tonleiter verwendet.

Wer die Aussage bezweifelt, soll sich mal die Mühe machen, für jeden Modus wenigstens 10 Beispiele zu finden.

Für ionisch und äolisch kann man sich die Mühe sparen. Dafür gibt es hunderte bis tausende Beispiele.

Für dorisch muss man etwas suchen, aber es gibt dennoch zig Beispiele.

Bei mixolydisch muss man schon etwas mehr suchen, weil sich bei mixolydisch gerne die Stile vermischen. Es kommen oftmals Blueselemente hinzu, so dass man bei vielen angeblich mixolydischen Stücken nicht mehr von einem reinen Modus im Sinne einer Kirchentonart sprechen kann. Aber man findet zumindest einige Beispiele.

Bei lokrisch muss man schon mit der Lupe suchen. Es gibt vielleicht eine Handvoll lokrischer Kompositionen und man hätte wirklich Mühe, diese zu finden. Also wird lokrisch so gut wie nie als Tonart verwendet. Mitunter taucht es mal als Solo auf, wenige Takte lang, aber so gut wie nie das ganze Stück über.

Das Haupteinsatzgebiet für lokrisch ist als Akkordskala für den halbverminderten (Sept-) Akkord. -dim = -° = -mb5 oder -m7b5 = -dim7.

Der verbreitetste Einsatz ist über den halbverminderten Septakkord einer II-V-I-Verbindung in Moll. Z.B.
Bm7b5 E7 Am
Diese Akkordfolge ist nun wieder so häufig, dass man es vor allem beim Jazz und beim Blues in Moll mit der lokrischen Skala zu tun bekommt.

Da wird also die lokrische Skala ständig gebraucht.

Also muss man bei den Modis immer wissen, ob es sich um eine Tonart handelt, die für ein ganzes Stück geht (oder zumindest über eine Strophe, Refrain oder Instrumentalstück mit wechselnden Akkorden) oder ob eine Skala nur für die Dauer eines einzelnen Akkord gelten soll.

Ich weiß, für die meisten Vorredner sind das alles primitive Banalitäten. Aber für den Fragesteller könnte der Kinderkram vielleicht entscheidende Informationen enthalten, um zumindest mal ein Grundverständnis zu erlangen. Ich vermute nämlich, dass die Anfänger-Basics fehlen könnten.
 
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Ich habe alle Beiträge überflogen. Möglicherweise hab ich einiges überlesen.

Dann solltest du das mal nachholen, weil es leider nicht viel bringt, bereits von allen Seiten ausgeleuchtete Aspekte nochmals durchzukauen, und auf ein bereits erfundenes Rad auch noch einen luftleeren Reifen aufzuziehen.

... und Phrygisch kommt als Tonart fast nur als Phrygisch Dominant vor (mit Dur- statt Mollterz als eine Permutation der harmonischen Molltonleiter bzw. selbe Töne wie die 5. Stufe vom harmonischen Moll. ) und klingt dann jüdisch-orientalisch-spanisch.

Mal vom voranstehenden Einwand abgesehen, dürfte es auch wenig zielführend sein, insbesonders bei "fehlenden Anfänger-Basics" Kopf- und Totgeburten (wie ein durch angebliche "harm. Moll-Permutation" generiertes "Phrygisch Dominant ") ins Spiel zu bringen , die es in dieser Form, Bezeichnung und Ableitung in der Praxis und Theoriebildung der von dir damit assoziierten real existierenden Musikkulturen überhaupt nicht gibt. Und bei der bis zum Überdruss durchgenudelten Frage von "Dur- statt Mollterz" bei modalen Tonarten möchte ich auf die entsprechende Fachliteratur verweisen. Oder eben - siehe oben - auf Lesen statt "Überfliegen". Ob das dann auch noch mit "Verstehen" einhergeht, liegt allerdings allein in Gottes Hand.
 
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Phrygisch kommt als Tonart fast nur als Phrygisch Dominant vor (mit Dur- statt Mollterz als eine Permutation der harmonischen Molltonleiter bzw. selbe Töne wie die 5. Stufe vom harmonischen Moll. ) und klingt dann jüdisch-orientalisch-spanisch.
Mal vom voranstehenden Einwand abgesehen, dürfte es auch wenig zielführend sein, insbesonders bei "fehlenden Anfänger-Basics" Kopf- und Totgeburten (wie ein durch angebliche "harm. Moll-Permutation" generiertes "Phrygisch Dominant ") ins Spiel zu bringen , die es in dieser Form, Bezeichnung und Ableitung in der Praxis und Theoriebildung der von dir damit assoziierten real existierenden Musikkulturen überhaupt nicht gibt.
In einem (!) Punkt muss ich mjchael evtl. bestätigen, die als 5. Modus von Harmonisch Moll auftretende Tonleiter ist laut Michael Hewitt / Musical Scales of the World tatsächlich in den folgenden Musikkulturen gebräuchlich:
  • als Spanish Phrygian Mode im Flamenco
  • als Hijaz in der griechischen Folklore (z.T. auch im türkischen Raum)
  • als Ahavah Rabbah im Klezmer - da wären wir vielleicht bei dem, was mjchael als "jüdisch-orientalisch" empfindet
Ob die Aussagen aus Hewitts Buch korrekt sind, kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich die Musik der entsprechenden Kulturen selbst nicht genug kenne.
(Es ist gut möglich, dass diese Aussagen vereinfachend sind, weil zwischen dem melodischen Material und den Akkorden für die Harmonisierung nicht unterschieden wird.)

Der "Scale Omnibus" listet für die Skala die folgenden Namen:

Phrygian Dominant, Phrygian Major, Harmonic Major inverse, Spanish or Spanish Gipsy, Zilof (Spain), Dorico Flamenco
(Spain), Jewish, Avaha or Ahava Rabba (Jewish), Freygish (or Fraigish), Hitzaz (or Hijaz, Greece), Alhijaz (Saudi Arabian),
Maqam Humayun (Iraq), Maqam Zengule (Iraq), Maqam Hijaz-Nahawand (Iraq), Humayun (Iraq), Mela
Vakulabharanam, Raga Jogiya, Raga Vativasanta

Sehr wahrscheinlich wird die Skala in den Kulturkreisen, die einen eigenen Namen für sie haben, ja auch musikalisch genutzt.
Das würde auch dafür sprechen, dass die Assoziationen an spanische, orientalische und jüdische Musik gerechtfertigt sind.

mjchaels Beitrag geht aber an der Ausgangsfrage vorbei, weil sich der TE explizit für die Nutzung von Lokrisch als eigenständige Tonleiter in Songs interessiert hat.
Dass eine solche selten anzutreffen ist, wussten alle hier schon - auch der TE.
Mit der Akkordskalentheorie und dem Beispiel von "Lokrisch" in einer II-V-I-Verbindung bringt man hier nur Verwirrung rein.
Das ist keine Nutzung von Lokrisch als eigenständige Tonleiter (m.E. eigentlich gar keine Nutzung von Lokrisch, aber da will ich mich nicht streiten).
Auch sind die Aussagen zu den anderen Modi diskussionswürdig.
 
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... die als 5. Modus von Harmonisch Moll auftretende Tonleiter ist laut Michael Hewitt / Musical Scales of the World tatsächlich in den folgenden Musikkulturen gebräuchlich: [...]

Mein Argument war, dass es die genannten Akkordskala "in dieser Form, Bezeichnung und Ableitung in der Praxis und Theoriebildung" in den damit existierenden Musikkulturen überhaupt nicht gibt.

Dass man als Vertreter z.B. der Akkordskalen-Theorie nachweisbare oder auch nur vermutete Analogien mit dem Begriffsrepertoire der eigenen Theorie versehen kann, sei jedem freigestellt, solange dabei nicht der irrtümliche Eindruck entsteht, Denkmodelle und Nomenklatur der eigenen theoretischen Position und ihrer Kultur seien mit dem musikalischen Denken und der Begriffsbildung der beschriebenen fremden Kultur identisch. Das ist neokolonialistische Ignoranz, denn der Beschreibende hat nicht die begriffliche Oberhoheit über die zu Beschreibenden.

Das Akkordskalensystem ist bei jüngeren, westlich ausgebildeten Musikern der genannten Musikkulturen durchaus bekannt und findet in einem adäquaten Kontext auch Anwendung. - Jazz und Pop sind eben weitgehend globalisiert. Bezeichnungen wie "cifrado americano" (für Akkordbuchstaben statt romanischer Tonbezeichnungen) verweisen aber darauf, dass man sich in den betreffenden Ländern durchaus der "Otherness" ausländischer Konzepte bewußt ist.
Auf die traditionellen, authochthonen musikalischen Produkte ist das Akkordskalensystem aber im Regelfall nicht ohne gegenseitiger Sinnentstellungen übertragbar, sofern nicht bereits Elemente der westlichen Popularmusik die Stilistik dominieren.

"Spanish Phrygian Mode" im Flamenco: Dies ist eine eindeutige Fremdbezeichnung. Ein Flamencomusiker muss nicht von einem "spanischen Modus" sprechen, da sein "modo frígio" bzw. "modo de MI" (E-Modus, d.h. der 3. Kirchenton = Phrygisch) seit Jahrhunderten zum charaktertistischen Melodie- und Harmoniebestand der iberischen Halbinsel gehört.
Der modo de MI ist zudem keine auf den "5. Modus von Harmonisch Moll" zurückführbare "Tonleiterspezies", also kein durch Ableitung von einer "mother scale" generiertes Skalenmodell, sondern ein autarkes Tonsystem - zu dessen Merkmalen grundsätzlich die große Terz der phrygischen Tonika gehört, ohne dass sich daraus eine Veränderung der phrygischen Tonleiterstruktur (HT-GT-GT | GT | HT-GT-GT) ergeben würde.
Die Hochalterierung der phr III (g) ist rein harmonisch bedingt, die überm. Sekunde f-gis hingegen wird in der Melodielinie nur gelegentlich, und erst seit den 1980ern mit ihrer Rückbesinnung zur andalusisch-maurischen Kultur, ganz bewußt zur Evokation "nostalgisch-maurischer" Stimmungen angewendet, also analog zum unteren Tetrachord des Maqam Hijaz (s.u.), ohne deshalb in Form einer eigen Skala thematisiert werden zu müssen. Tonika in MI ist E-Dur, Dominanten sind F6# (II) oder Dm6 (VII), F-Gis ist eine modische, "orientalisierende" Wendung - mehr nicht.

Die in einigen Flamencokreisen alternativ verwendete Bezeichnung "modo dórico" bezeichnet das griechisch-antike Dorisch mit dem Ambitus e-E (absteigend). Diese Bezeichnung hat eine eindeutig ideologische Konnotation und wird daher gerne von andalusischen Regionalisten verwendet, die die "Rück-Eroberung" des maurischen Andalusien durch die christlichen Königreiche als "Eroberung" betrachten, und daher auch Bezeichnungen aus dem Umfeld der römisch-katholischen "Besatzer-Kirche" ablehnen. Wer allerdings unter Flamencos von einem "spanish phrygian mode" faselt, wird schnell als Tourist geoutet, dem man ohne Skrupel auch eine Schrottklampfe für teures Geld andrehen darf.

"Hijaz" in der griechischen Folklore (z.T. auch im türkischen Raum): Korrekter "Maqam (türkisch Makam) Hijaz" ist - wie der Name sagt - ein Makam, d.h. ein melodisches Strukturmodell, vergleichbar mit dem indischen Konzept des Raga, und wie dieses ebenso komplex im Aufbau, wie in der musikalischen Realisation. Eine Darstellung des Maqam-Raga-Komplexes ist hier beim besten Willen nicht möglich, aber auch für den Maqam Hijaz gilt, dass er mehr Gemeinsamkeiten mit den strukturellen und funktionalen Melodiegestaltungsprinzipien der christlichen Gesangspraxis hat, als mit dem Begriffsrepertoire der Akkordskalentheorie.

"Ahavah Rabbah im Klezmer": Ist nicht auf Klezmer beschränkt, sondern eine jüdischer Liturgieformel. Yiddisch auch "Freygisch". Melodisch im unteren Tetrachord wie Makam Hijaz (HT-übermGT-HT), in populären Melodien meist ähnlich harmonisiert, wie in der spanischen Praxis des modo frígio, also Tonika I=E-Dur, Dominante VII= Dm6 , Subdominante IV=Am. Im Unterschied zum Maqam Hijaz (melodischer Confinalis häufig auf IV), wird melodisch die III# als Confinalis bevorzugt. Also auch hier ein eigenständiger Modus, und somit keine abgeleitete oder sonstwie legitimierte Akkordskala.

Das Fazit hast du eigentlich bereits vorausgenommen:

Es ist gut möglich, dass diese Aussagen vereinfachend sind, weil zwischen dem melodischen Material und den Akkorden für die Harmonisierung nicht unterschieden wird

Das ist genau der Punkt - zu dem noch hinzukommt, dass bereits nur das melodische Material mit einem Skalenmodus der CS-Theorie strukturell (z.B. durch Cursus, Ambitus, Klauseln) und funktional (durch Finalis, Repercussa, usw.) nicht mehr adäquat zu beschreiben ist, wodurch unter dem Strich an vermuteten Gemeinsamkeiten nur einige äußerliche Ähnlichkeiten in den Tonabständen übrigbleiben - was natürlich - nicht nur angesichts teilweise sogar unterschiedlicher Stimmungssysteme - sehr, sehr wenig ist.
 
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Ich habe jetzt tatsächlich noch mal alle Beiträge gelesen und mich gefragt, ob ich den Beispielen als Teenager hätte folgen können und wo ich vermutlich ausgestiegen wäre.

Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr jedesmal zielgruppengerechte Beiträge geschrieben habt?

Viele eurer Beiträge kann man m.E. nur folgen, wenn man vorher schon weiß,worüber geschrieben wurde.

Ich bezweifle, dass dezIsNosredna euch folgen konnte.

Meine Antwort konnte vom Niveau wohl nicht mit euren mithalten, aber ich habe auch nicht euch als Adressat, sondern einen 15 jährigen interessierten Laien, der nach eigenen Angaben nicht so fitt in der Musiklehre ist.

Das ist aber mehr eine Frage der Didaktik. (Hermeneutik bzw. wie übersetze ich es für die Zuhörer oder Homiletik bzw. wie bereite ich den Stoff für die Zuhörer auf.)

Wer hat dezIsNosredna explizit den Unterschied zwischen modalen Tonarten und Akkordskalen erklärt?
Es wurde immer so geschrieben, als wüsste dezIsNosredna über alles Bescheid.

Wer hat erklärt, dass es häufige, weniger häufige, seltene und ungebräuchliche modale Tonleitern gibt?
Auch hier wurde alles als bekannt vorausgesetzt.

Die II-V-I-Verbindung in Moll habe ich zwar erwähnt gelesen, aber dass dieses mit der häufigste Gebrauch für den lokrischen Modus im Jazz und Blues in Moll ist, erwähnt keiner.

Um das Bild von oben noch mal aufzugreifen: meine Reifen sind nicht luftleer, sondern die Luft reicht gerade für ein Fahrrad oder Mofa aus. Die Luft muss nicht für einen PKW oder gar LKW reichen, denn unser Teenager kann und darf die noch gar nicht fahren.
 
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Du kämpfst gegen Windmühlen...
 
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Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr jedesmal zielgruppengerechte Beiträge geschrieben habt?
Du gehst davon aus, dass alle Beiträge als Hauptadressaten den TE haben müßten. Das ist aber nicht immer der Fall. Denn wenn jemand ein Argument vorbringt, das in den Augen anderer Blödsinn ist, dann wird halt direkt darauf reagiert. Dann kriegt die Sache gleich ein gewisses Eigenleben.
Das ist zwar nicht vorteilhaft, ist aber in einem Forum wohl nicht zu verhindern.

Abgesehen davon wäre hier wohl niemand böse, wenn ein TE entsprechende Nachfragen stellen würde.
 
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Also ich finde das Thema Klasse - mehr davon - Da es doch auch reizt gerade aus solchen Tonleitern zu schauen was man machen kann ;)

Hier mal nochmals experimentiert und eben kurz aufgenommen, verzeiht mir den Sound, habe aber einfach nur mit Handy schnell aufgenommen.

Da kommen interessante Sachen dabei raus :ROFLMAO:

 
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Dann kriegt die Sache gleich ein gewisses Eigenleben.
Das ist zwar nicht vorteilhaft, ist aber in einem Forum wohl nicht zu verhindern.

Ich würde die Aussage dahingehend modifizieren, dass die Eigendynamik eines Forums "nicht in jedem Einzelfall vorteilhaft" ist. Ansonsten finde ich "ein gewisses Eigenleben" durchaus positiv, weil unkalkulierbare Kapriolen auch zu unerwarteten Einsichten führen können.

Hier mal nochmals experimentiert und eben kurz aufgenommen ...

Wenn ich richtig höre, beruht der Background auf dem harmonischen Tritonus-Pendel E-Bb ( :evil: böse, böse - seit Black Sabbath, Metallica & Co zwar etwas ausgelutscht, aber das trifft mittlerweile ja auf fast jedes nur erdenkliche 2-Akkord-Pendel zu). Klingt gut und kommt gut - und kann auf jeden Fall als sauberes "Metal-Lokrisch" durchgehen.

Apropos "Metal-Lokrisch": Es ließe sich eine Menge Zwist aus den Modus/mode-Diskussionen nehmen, wenn sich auch die Akkordskalen-Jünger etwas mehr an die inzwischen im "klassischen" Sektor zunehmend akzeptierten Spielregeln halten würden, nicht mehr alles in einem falsch verstandenen Globalisierungsanspruch unter ein einziges, und damit ebenso rein dogmatisches, wie in vielen musikalischen Kontexten schlichtweg falsches Konzept zwängen zu wollen.

In der aktuell zunehmend vermittelten, sogenannten "historisch/stilistisch informierten"Harmonielehre gilt z.B. "die" Kadenz (I-IV-V-I) nur noch als eines unter vielen Modellen mit historisch und stilistisch jeweils äußerst begrenzter Reichweite. Daher bemüht man sich heute (zumindest im formellen Diskurs, der allerdings - wie so oft - noch nicht ganz in den Niederungen des informellen musikalischen Souterrains angekommen ist) zunehmend um eine differenzierte Sichtweise, in der also nicht nur die frühklassische (und "volksmusikalische") I-IV-V-I-Kadenz abgehandelt wird, sondern ebenso auch die modalen Klauseln der älteren mitteleuropäischen und der neueren ost- und südeuropäischen Vokal- und Instrumentalpolyphonie. Auch bei den unzähligen Melodiemodelle der abendländischen Gregorianik, der morgenländischen Taqsim-Improvisation oder der indischen Ragas, die allesamt nicht einfach auf das reduzierbar sind, was wir seit bestenfalls dreihundert Jahren unter "Tonleiter" zu verstehen meinen, hat sich mittlerweile die Erkenntnis durchgesetzt, dass man die Musik unterschiedlicher Zeiten und Räume nicht einfach in einen gemeinsamen, eurozentristischen (oder "US-kulturimperialistischen") Topf werfen kann, ohne sie ihrer Individualität zu berauben.

Dieser längst überfällige Trend wird inzwischen auch in der Popularmusikforschung aufgegriffen, so dass sich auch hier langsam die Einsicht durchsetzt, dass man z.B. ein aus dem Denken des Post-Bebop entstandenes Konzept, wie die Akkordskalen-Theorie, nicht ohne sinnentstellende Verbiegungen und Verzerrungen einem anderen Genre, wie z.B. der Rockmusik (und schon gar nicht ihren zahlreichen Sub-Genres) überstülpen kann. Damit scheint sich ein überfälliger Paradigmenwechsel zumindest anzudeuten, auch wenn es - siehe oben - wahrscheinlich etliche Jahre dauern wird, bis eine theoretisch und handwerklich differenziertere Sichtweise endlich da ankommt, wo sie auch einen praktischen Nutzen haben könnte, d.h. an der Basis.

Bis dahin greife ich - vorwärts immer, rückwärts nimmer - kommenden progressiveren Entwicklungen schon mal vor, und lege mich dahingehend fest, dass dein neues Musikbeispiel zwar nicht als "kirchenmodales Lokrisch" durchgehen kann (was dir ja auch gar nicht vorgeschwebt haben dürfte), aber dafür ein gelungenes, weil lupenreines Beispiel für "metal locrian" ist - und damit können wir doch bestimmt alle prima und in Eintracht leben!
 
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Habe auch ein bisschen experimentiert mit Clean Sound und beginn mit der VII Stufe - Aber da zieht es natürlich als 4 Klang immer auf I oder VI ;)

Ich würde doch schon sagen das es lupenreines lokrisch ist.

Die Grundnote "Pedaltone" ist E.

Der Riff ist aus (E F G A Bb C)

Lead ist aus E F G A Bb C e
 
Zuletzt bearbeitet:
Habe auch ein bisschen experimentiert (...) und beginn mit der VII Stufe - Aber da zieht es natürlich als 4 Klang immer auf I oder VI

In E also VII=Dm7? Das ist doch OK, weil eine kurzzeitige phrygische Progression (Dm7->E) nichts am Endergebnis ändert, sofern du anschließend mit Bb->E wieder klare "lokrische" Verhältnisse schaffst: Dm7-E-Bb-E.
Wieso aber sollte es Dm7 zur VI=C ziehen? Wahrscheinlich meinst du V/VI, also Dm7->G(m)7 (=V von VI) ->C, da hängst du dann allerdings in der Tat schnell in der Dur-Moll-Schleife.

Aber selbst C-Dur hat mal klein angefangen, was man den ersten Versuchen auch anmerkt, da diese teilweise noch ziemlich unausgegoren/unentschlossen klingen. Und wenn du Lokrisch mit mehr als nur zwei Akkorden richtig beackern willst, hast du dir einen sehr kargen Boden ausgesucht, bei dem man schnell merkt, dass es eben doch nicht die dümmsten Bauern sein können, die aus dröger Scholle dicke Kartoffeln herausholen. Beweise also der Welt, dass "metal locrian" auch harmonisches Potential hat - dann sei dir eine möglichst reiche Ernte aus vollem Herzen gegönnt!
 
Jetzt reden wir wohl aneinander vorbei ;)

Ich hatte es von der VII Stufe also sprich von mir aus in der C Dur/A-Moll also als Bm7(b5) oder Bm(b5) ;) Und den zieht es ganz klar auf I (C-Dur) bzw. VI (A-Moll) ... zumindest bei meinem Gehör ;)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Und wenn du Lokrisch mit mehr als nur zwei Akkorden richtig beackern willst, hast du dir einen sehr kargen Boden ausgesucht, bei dem man schnell merkt, dass es eben doch nicht die dümmsten Bauern sein können, die aus dröger Scholle dicke Kartoffeln herausholen. Beweise also der Welt, dass "metal locrian" auch harmonisches Potential hat - dann sei dir eine möglichst reiche Ernte aus vollem Herzen gegönnt!
Ich mach ja diese experimente nur aus Spaß ;)

Wir mache n unsere Songs nach gehör und nicht ob es phrygisch, Mixo oder sonst was ist ;)
 
Und mein Gehör findet da nicht soo viel lokrisch, wohlgemerkt als tonal sonderlich auffällig.
Klar, mal die Skala zwischendurch schnell ne Oktave rauf und wieder runter gedudelt.

Die kleine Prim, (edit) falsch Sekunde, (oli!) klar damit kann man rumspielen, wie halt auch in Phrygisch oder 5ter Stufe harmonisch moll
wo man einfach die Dur-Terz da vermeidet. So klingt das ganze auch em ehesten für mich.
Nach dem spanischen Ding mit ( der halbtonrückung zu 6) und dem weggelassenem Schmalz der Dur-Terz auf der Dominante.
Klar kann man mal die b5 in Betracht ziehen, dass macht aber jede Bluespentatonik auch, die
auch öfter in deinem Beispiel auftaucht.

Es bleibt also spannend..
 
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