Lokrischer Modus in Songs

Hallo Malinek,

die von Dir gemeinte Skala ist als Lokrisch 9, Locrian natural 9 oder Locrian natural 2 bekannt.
Sie tritt als 6. Modus von Melodisch Moll auf.
Die Bezeichnung Lokrisch #9 wäre falsch, weil es sich ja ganz einfach um die große None (bzw. aus Skalensicht die große Sekunde über dem Grundton) handelt und nicht um ein übermäßiges Intervall.

Die leichtere Nutzbarkeit kommt unter anderem dadurch zustande, dass es bei Lokrisch 9 nun zwei Tritoni gibt. Der eine liegt wie bei Lokrisch, der andere wie bei Aeolisch (in Deinem Beispiel wäre das der Tritonus C# - G im Verhältnis zum Grundton H).
Nun ist es bei den diatonischen Skalen so, dass der Tritonus zusammen mit einem beliebigen anderen Ton die Skala bereits eindeutig festlegt.
Das ist dann auch in unseren westlichen Hörgewohnheiten so verankert.
Und deshalb ist Lokrisch 9 stabiler als das normale Lokrisch.
Zwar können wir es über den 1. Tritonus (H - F) als Lokrisch-Variante hören.
Der 2. Tritonus (C# - G) lässt es uns aber auch wie eine Aeolisch-Variante hören.

Unabhängig von dieser Betrachtung aus Tritonus-Sicht ist Lokrisch 9 auch ganz einfach ähnlicher zum vertrauten Aeolisch als das normale Lokrisch (mit 6 statt 5 gemeinsamen Skalentönen). Dadurch gibt es auch mehr "vertraute" Stufendreiklänge oder -vierklänge.
So hat Lokrisch 9 vier gemeinsame leitereigene Dreiklänge und drei gemeinsame leitereigene Vierklänge mit Aeolisch.
Beim normalen Lokrisch dagegen gibt es nur zwei gemeinsame leitereigene Dreiklänge mit Aeolisch und nur einen gemeinsamen leitereigenen Vierklang.
Natürlich fühlt sich Lokrisch 9 auch dadurch harmonisch vertrauter an.

In melodischer Hinsicht können wir bei Lokrisch 9 durch die größere Übereinstimmung mit Aeolisch auch mehr melodische Wendungen (wieder-)verwenden, die von Aeolisch her bekannt sind und die in Lokrisch 9 auch noch "funktionieren".
Auf der Gegenseite entfällt bei Lokrisch 9 allerdings der fallende Leitton b2, der beim normalen Lokrisch zur Stabilisierung des Grundtons genutzt werden kann.
 
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... was ich glaube herausgefiltert zu haben, ist, dass man bei einer auf H beginnenden lokrischen Skala besser harmonisch klarkommt, wenn man die zweite Stufe „c“ auf „c#“ erhöht.

Ist ja bereits beantwortet worden - wobei sich am eigentlichen "lokrischen Problem" allerdings nichts ändert, denn das besteht in der verminderten Quinte über dem Grundton (H-F), mit der sich keine schlussfähige konsonante Tonika bilden läßt.
Wenigstens in Schlussklängen das F kurzfristig zum F# hochzualterieren, ist eine Notlösung, bringt aber nur etwas, wenn man das F im unmittelbaren Umfeld vermeidet. Dadurch geht aber das "typisch lokrische" verloren, und der Salat klingt bestenfalls nach einem verunglücktem H-Phrygisch - oder eben (mit II#) "irgendwie aeolisch".
 
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