Ich denke ich hab da einen guten Einblick auf beide Seiten.
Einmal der Gitarrist einer Band, mit der ich als Techniker unterwegs bin:
Engl E530 Preamp, Axe FX II als Effektmaschine, ENGL E840/100 zum laut machen. Aufgeteilt auf zwei 4HE Racks wegen des Gewichts. Solange ich keinen Kilometer laufen muss bekomme ich beide Racks in einem Rutsch getragen. Das ganze Ding habe ich für ihn zusammengebaut, Kabel gelötet, etc - absolut keine Probleme mit Masseschleifen, Einstreuungen, etc. Ist aber auch ein eher simples Setup.
Vorteil der Kiste: Wir müssen zwischen den Racks ein XLR Kabel und ein Stromkabel verbinden, Lautsprecherkabel hinten rein, kleines Multicore (2x XLR) zum Midi-Controller, ab dafür. Aufbauen ist in 1 Minute erledigt, wenn man's drauf ankommen lässt. Sound ist absolut genial - sehr rauscharm, extrem präsent, Leistung ohne Ende.
Auf der anderen Seite mein eigenes Setup:
Komplett umgebauter VHT Special 6, kleines Pedalboard (Showmaster 24 Case) mit Tuner, Tubescreamer, Flashback X4. Aufbau: 1 Minute, wenn man's drauf anlegt. Klingt prima, rauscht relativ gering. Kann aber auch nur einen "Sound". Den dafür verdammt gut. Lässt sich problemlos in einem Rutsch auch von einer Person mit zierlicher Gestalt tragen.
Beide Setups klingen gut, sind zuverlässig und lassen sich fix aufbauen. Der Unterschied ist halt einfach dass die Rackvariante drölf-millionen Sounds auf Vorrat hat. Dafür ist ein bisschen mehr Gewicht am Start. Die Rackgehäuse sind aber im Touralltag Gold wert - es geht durchaus mal recht ruppig zu. Mein Topteil würde diese Art der Behandlung in der Frequenz nicht lange überleben.
Ich glaube am Ende kommt es einfach dadrauf an: Was BRAUCHE ich, nur einen einzelnen Sound, oder die volle Palette? Ich erlebe oft bei anderen Gitarristen mit vergleichbaren Racks, dass die Sounds vollkommen willkürlich sind und nicht zueinander passen. Das liegt zu 99% am Anwender. Mit so einer riesen Anlage hat man das Problem, dass man potenziell mehr Zeit mit schrauben als spielen verbringt. Das haben wir gerade zu Beginn gemerkt - es hat mehrere Monate gebraucht, bis wir an dem Punkt waren, dass der Sound mit Axe FX gleichwertig oder "besser" war als die ganze Tretminen Geschichte. Auch ist es immer ein recht großer Akt die Sounds zu ändern - der Gitarrist ist einfach kein "Computermensch", sodass ich ihm immer ein bisschen unter die Arme greifen muss. Ich selber hab's mir einfach gemacht und meine technischen Möglichkeiten knallhart eingeschränkt - die einzelnen Effekte reize ich dafür aber bis zum Anschlag aus. Mir macht das mehr Spaß.
Racks haben weiterhin ihre Daseinsberechtigung. Es kommt einfach auf den Anwender an, wie glücklich er damit sein wird.