Dieser zur Zeit zu beobachtende Trend, andere auf irgendwelches in ihren Augen Fehlverhalten hinweisen zu müssen, egal ob Politik oder Privatangelegenheiten oder eben auch beim Hobby, geht mir inzwischen unsäglich auf den Senkel ...
Das empfinde ich auch so. Die Frage ist aber nicht, was war zuerst da, das Ei oder die Henne. Wenn etwas augenscheinlich schief läuft und man in irgendeiner Form davon betroffen ist, ist konstruktive Kritik -und um die ging es ja, wie man realisieren konnte, wenn man den Eingangstread nicht böswillig gelesen hätte- doch eine korrekte Sache. Bei der freilich die Umstände zu berücksichtigen sind etc... Das ist doch selbstverständlich. Habe kürzlich mit dem Fahrrad geistig abwesend aber nicht absichtlich im Schritttempo beim Ausrollen eine gelb-rote Ampel minimal überfahren, dabei aber niemanden genötigt, bedrängt oder dergleichen. Dennoch beschwerte sich ein Passant. Ich gab ihm zunächst recht und entschuldigte mich. Aber er steigerte sich, obwohl er nicht bedrängt worden war, völlig rein. Er war einer von diesen selbsternannten Gesetzeswächtern, die es nicht ertragen, wenn andere Regeln verletzen, und von denen manche bisweilen selbst Eingriffe in den Straßenverkehr vornehmen (also per Selbstjustiz Regeln verletzen), um den Sünder zu maßregeln. Als das Wort Knallkopf fiel, wurde meine Präsenz aggressiver, er hielt die Klappe und zog von dannen... So Leute gibt es immer mehr. Kürzlich fuhr ein Autofahrer arg beschleunigt in seine Einfahrt und bremste gekonnt die Fahrradfahrerin aus, die wegen Pflasterstraße auf dem Bürgersteig fuhr. Eine Todsünde...Statt sich zu freuen, daß sie Rad fährt und nicht mit dem Auto die Staus bereichert...Vernunft vor Recht...brach der Fahrer selbst das Recht und raffte das vermutlich nicht mal. Es sah arg nach Absicht und der Bereitschaft aus, es auf einen Zusammenstoß ankommen zu lassen. Ja, beweis das mal... Ich hätte mich als Zeuge zur Verfügung gestellt.... Hier kann man mir wegen der "Unterstellung" natürlich ellenlange Vorwürfe machen...Gähn.... Schon länger gilt: Zeig ne Schwäche, und sofort findet sich jemand der drauf tritt. Aber mittlerweile gilt bereits: Wenn Du keine Schwäche zeigst, fingiere ich eine, nur um drauf rumhacken zu können oder mir einen Freifahrtschein zu besorgen. So empfinde ich auch manche Reaktion auf diesen Tread.
Und das ist IMHO eben der Unterschied. Berechtigte Kritik muß möglich sein, ohne daß der Adressat es persönlich nimmt und sofort austickt, mit Kraftausdrücken um sich wirft oder ermpört ist. Er muß ihr ja nicht folgen. Warum nicht einer fremden Person im Gitarrenladen sagen wenn sie nervt? Freundlich wohlwollend oder freundlich genervt? So wie man es eben klein hat? Was ist denn mit den Landsleuten los? Cool bleiben, ist doch allet schick.
Übersteigerte Empöhrung und Sittenpolizei, meist gestützt auf Verdrehung und Übersteigerung, sei sie nun auf Kritik oder andere Vorgänge fokussiert, weist doch eine zweifelhafte Grundhaltung aus. Auch mit Shitstorm ist es eben so, daß er berechtigt und unberechtigt sein kann. Oft ist er unberechtigt. Wenn ich z.B. im Board einen Tread lese, sage ich mir oft schon zu Beginn, daß ich -egal worum es geht- bald einen Post lesen werde, der darauf zielt, dem Ersteller ans Bein zu pinkeln, und den dann viele mit Zuspruch bestätigen. Kritikables Verhalten ist zu kritisieren. Nicht kritikables Verhalten aber ausgiebig oder drastisch zu kritisieren, ist für mich Einpisserei. Ja, es bleibt natürlich eine Wertungsfrage und auf fast jedes Argument findet man ein Gegenargument. Und so kann man ewig hin und her dödeln, ohne das was Gescheites dabei heraus kommt. Vernunft aber ist was anderes.