Für mich geht es hier überhaupt nicht um Kommunikation, sondern darum, dass sich jemand dazu berufen fühlt einen anderen Musiker in einem Gitarrenladen kritisieren und bewerten zu müssen.
Nun, eben das hat der TE
nicht getan, er hat sich dem Gitarristen gegenüber
nicht geäußert. Er hat stattdessen hier im Forum gefragt, ob so etwas ggf. angemessen gewesen wäre. Da lese ich auch eine gewisse Unsicherheit heraus und ein Hinterfragen seines Handelns. Hätte er sich
berufen (was eine außerordentlich intensive Motivation darstellt, fast nur noch steigerbar mit "auserwählt") gefühlt, hätte er den Gitarristen in dieser Situation bestimmt angesprochen und hier nicht gefragt. Oder sogar sich schlimmstenfalls hier dafür feiern lassen wollen. Was aber wohl keiner hier gemacht hätte, dem Tenor der Reaktionen zufolge.
"Du spielst gerade mies" ist was anderes als "Du bist mies"
Das ist der (wie ich finde sehr hohe) Preis einer überzogenen Leistungsgesellschaft, wo nur die "Optimierung", die "Perfektion", der "Erfolg", das "Ich habe es geschafft" (verbunden und besonders gut vorzeigbar mit hohem Einkommen, Prestige, Luxusgütern, -reisen usw.) zählt. Dabei wird meist doch nur ein im tiefen Inneren mangelndes Selbstbewusstsein überspielt und überhöht. So unsicher im Inneren, wirkt jede Kritik wie eine Kränkung des Ich, ein Herabkanzeln der Person, und die sachliche Kritik wird emotional falsch verstanden und im Geiste als Abwertung der Person entstellt. Halt gibt dann eben nur der äußere Rahmen des zur Schau gestellten "Erfolges", da es an innerem Halt fehlt. (Das ist natürlich sehr pauschal und mit Übertreibung und Holzschnitt-artig, aber mir geht es darum, das Grundsätzliche hervor zu heben.)
Dabei sind wir doch alle irgendwo nicht immer wirklich selbstbewusst, haben ein leicht kränkbares kindliches Ich oder zumindest Reste davon im Inneren verwahrt. Alles kein Problem, wenn wir uns dessen bewusst sind. Emotion und Empfindsamkeit sind ja was tolles, und zudem eine wesentliche Quelle für den Ausdruck und die Gestaltung in der Musik. Aber es gilt, diese kindliche Quellen nicht vergären und sich aufblähen zu lassen, so dass wir emotional nur noch "Pupsen" können, sondern sie in das erwachsene Ich als Quelle guter Energie zu integrieren.
Als Erwachsener muss man auch unsachliche Kritik ertragen können und nicht als persönlichen Angriff missverstehen (wollen). Sachliche Kritik sowieso. Beleidigungen kann man standhaft zurückweisen ohne selber beleidigend zu werden. Oder einfach abprallen lassen.
Dieser Forscher hätte nur den Gang nach Canossa als letztes Mittel um wieder in die große, wohlwollende Gemeinschaft der einzig wahren und seriösen Wissenschaftler aufgenommen zu werden.
Die Aussage verstehe ich nicht.
Als seriöser Wissenschaftler wird dieser Forscher seine Thesen, Forschungen, Erkenntnisse usw. innerhalb der Wissenschaftswelt veröffentlichen und ganz selbstverständlich dem dort üblichen Prozedere der "Falsifikation" und "Verifikation" zur Verfügung stellen. Und wenn die Forschungen nicht bestätigt, sondern in diesem Prozess widerlegt werden, gibt es keinen "Gang nach Canossa". Auch alle widerlegten Thesen sind ein wichtiger Teil des Erkenntnisgewinns und werden in der Wissenschaftswelt eigentlich nie abgekanzelt. Das geschieht nur, wenn sich jemand nicht in die Karten schauen lassen will und kein verifizierbares oder falsifizierbares Material vorlegt. Das wären dann nur Behauptungen, und die haben in der Wissenschaft zurecht nichts zu suchen.
Gott sei Dank hat jeder das Recht, seine eigene Meinung direkt und ungefragt zu äußern. Das ist gut so und das soll auch so sein.
Das ist auch gut so und es ist wichtig, dieses Recht immer hoch zu halten und zu verteidigen.
Leider verknüpft sich heutzutage das "Mimonsentum" immer öfter und immer mehr mit einem üblen "Rund-um-sich-Schlagen".
Da wird sich nicht um das Herbeischaffen von und weitere Vertiefen in Informationen bemüht, da reichen einfache Trigger-Worte und Trigger-Momente, um in übelster Weise nur noch drauf zu hauen. Das Stichwort dazu ist für mich "Shitstorm". Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit sind Greta Thunbergs Bahnfahrt mit dem ICE und das Lied mit der Oma mit dem Motorrad als Umweltsau. Im ersteren Fall wurden die Informationen, dass Gretas Angaben den Tatsachen entsprachen (ausgefallener Zug ab Basel usw., später von anderen Mitreisenden alles bestätigt) von den "Shitstormern" völlig und bewusst ignoriert.
Im zweiten Fall hätte man den neuen Text des Liedes einfach auch als wenig geglückten Quatsch, als Griff ins Klo einfach abtun können ohne weitere Aufregung.
Einem Erwachsenen würde es jedenfalls NIEMALS einfallen, darauf mit bösartigen, herabwürdigenden Kommentaren, oder, wie geschehen mit Morddrohungen zu reagieren!!! Niemals nie!