Oh Gott - was bin ich froh, keine Gala-Auftritte zu spielen...
Wir waren früher eine Party - Band und haben uns die letzten Jahre eher zur Rock-Coverband gemausert...
Da sind mir Rocker, Biker, Metaller ect. und "Jedermanns" lieber, die sich abends um 21.00 genauso benehmen wie nachts um 2.00
...
Ich hab beides, und kenne daher die Vor- und Nachteile bei beidem. Bei Tanz-/Partymucke hast Du halt die oben beschriebenen Phänomene, was ich aber nicht schlimm finde. Immerhin sind sie in der Regel ein dankbares Publikum, wenn Du sie ordemtlich belieferst. Man muss halt ganz klar ein bisschen drüber stehen, dass die Musik nicht unbedingt das ist, was man persönlich als anspruchsvoll findet. Es kommt auch nicht wirklich darauf an, dass es musikalisch perfekt abgeliefert wird, also ist der Aufwand der Vorbereitung und der Proben nicht zwingend so groß. Die Leute brauchen einen Wiedererkennungswert bei den Songs, so dass sie mitsingen und ggf. mitgröhlen können, es muss tanzbar sein, es müssen auch die gerade angesagten Songs im Programm sein, man muss sie entsprechend verkaufen, und der Laden rockt. Man muss die Leute richtig anpacken, und genau dann passieren diese netten Sachen, das Opa plötzlich nach Gary Moore rockt, der Rechtsanwalt mit der Krawatte um die Stirn bei Cowboy und Indianer abgeht, und der zu Anfang etwas spießig gewirkte Brautvater, der einem noch vor Beginn vorgeben wollte, was man wann und wie zu spielen hat, am Ende sich mit zusätzlichem Trinkgeld zu der eh schon guten Gage mit "Jungs, habt ihr absolut geil gemacht. Kann ich zu meiner Silberhochzeit im nächsten Jahr buchen?" bedankt. Ich hab da schon so viele lustige Sachen erlebt, ob Yachtclub Hamburg oder Psychologencongress - man muss nur das richtige Felling haben...
Das Repertoire bei der Rockcoverband ist schon geiler, weil wir da deutlich mehr wert auf Qualität legen, es auch überwiegend Songs sind, die wir selber gut finden. Aber selbst wenn die Songs allemale anspruchsvoller sind, und wir die zigmal perfekter bringen, weil wir viel mehr Probeaufwand investieren, und auch die Gäste auf unserer Wellenlänge sind - die Kohle ist ne andere, und die Party ist meistens eher verhaltener. Die Leute kommen nicht so schnell aus dem Ei. Dazu die viele Muckerpolizei, die sich da rumtreibt, die den ganzen Abend mit verschränkten Armen oder Bier in der Hand konzentriert die Mucker beobachten, ggf. mal mit dem Fuß mitwippen. Gut, die Mädels packst Du spätestens mit Melissa Etheridge "Like the Way I do" oder Tina Turner "Nutbush City Limit". Bei Faith no more "I'm easy" werden sie sogar feucht im Schritt. Aber wenn die Party wirklich abgehen soll, ist das deutlich anstrengender und immer sehr abhängig von den Gästen die da sind. Beim "Time Warp" bekommst Du tatsächlich ein paar mehr dazu, sich zu bewegen, wenn er an der richtigen Stelle kommt. Aber halt nicht vorhersehbar und kaum planbar.
Insofern bin ich froh, dass ich beides hab, und nach jedem Gig mit der einen Band, freu ich mich auf den nächsten Gig mit der anderen Band.