Das wär eher n Thema für den Keyboarderlügenthread nebenan...
Stimmt, da soll noch 'n Furman-Conditioner dazu, dann erübrigt sich auch die defekte Displaybeleuchtung.
Und was den Gig angeht. Schräg, in einer Musikerkneipe nicht mal was zu essen zu kriegen. Aber immerhin werdet ihr diesmal nicht eingeregnet... (wobei... hier liegt Schnee...)
Nö, Schnee hatten wir nicht, jedenfalls nicht da. Im Umfeld unseres Probenraums schon, aber da nicht, und das war "nur" die andere Seite der Außenalster.
Jetzt bin ich gespannt
. Wie wars?
Streckenweise wieder 'n Fall für den Live-Pannen-Thread.
Daß Changeover in so kurzer Zeit nicht machbar war, war ziemlich klar. Gut, Schlagzeug war vor Ort schon vorhanden, ein schön kompaktes mit knackigem Sound, eigentlich genau richtig für Funk. Unsere Sängerin brauchte gar nichts mitzubringen (bis auf meinen MicroKorg, den ich Sonntag nach der Probe bei ihr im Wagen gelassen hab, weil ich den den Montag über eh nicht brauchte, und ihren Ordner, den
sie den Tag nicht brauchte). Bassist und Gitarrist mußten nur ihre Instrumente und Multieffekte mitbringen. Das Bandrack blieb im Probenraum. Die einzigen, die wirklich was aufzubauen hatten, waren wir Keyboarder. Ich brauche sowieso so meine Zeit, bis alles läuft. Wenn ich mir einen Frühstart genehmigen kann, ist alles halb so wild, aber leider stand der Keyboarder der Band vor uns genau da, wo ich hinwollte, weil die Minibühne nur einen sinnvollen Platz für einen Keyboarder hatte, und brauchte selbst an die zehn Minuten, bis er weg war.
Letztlich hatten wir überraschend viel Platz. Ich hatte hinter meinen Keyboards bestimmt einen Meter Bewegungsfreiheit, was daran lag, daß meine Tasten ein Stück weiter vorne stehen mußten, damit ich aus meiner Ecke überhaupt an meinem Rack vorbei rauskam. Sängerin und die Zupfgeigenhansel hatten vor den Drums auf der Bühne tatsächlich noch Platz. Der einzige, der vor der Bühne stand, war der Leadsänger und zweite Keyboarder - der dann auch noch das kleinste Bandmitglied ist. Ich meine, war schön, er stand ja wie immer vor mir, und ich war so gut zu sehen, aber das wirkte, als wäre er anderthalb bis zwei Köpfe kleiner als die anderen Bandmitglieder.
Sonntag war ja noch unklar, ob er überhaupt kommt, und wenn ja, wozu er imstande sein würde. Montag war er bereit, alles zu geben. Das war schon mal prima.
Aber zunächst mal gerieten wir in Zeitverzug. Ich kam erst zehn Minuten nach Anfang der Changeover-Zeit auf die Bühne, und bei mir dauert das ja ein Weilchen, bis alles steht, aber selbst im Rahmen der Changeover-Zeit hätten wir nie und nimmer auch nur einen Soundcheck machen können. Es wurde einzig grob überprüft, ob alles am Mischpult ankam.
Stichwort Mischpult. Das stand ganz am anderen Ende der Kneipe auf dem Tresen. Dazwischen ca. 30 feierwütige Leute. Talkback-Mikro hatten sie nicht. Wenn einer von den beiden Kneipenleuten mit uns von da aus kommunizieren wollte, mußte er sich durchs Publikum drängeln. Talkback hatte also eine Latenz von mehr als 30 Sekunden.
Ich kam mit Linechecken als letzter dran - und blies erstmal halbwegs das Pult weg, weil ich wie üblich gleich Volldampf gab. Daraufhin kam einer von den beiden an: "Du hast zuviel Output, das überlastet unsere Eingänge, dreh mal ordentlich runter!" - "Ja wie, wieviel dB ungefähr?" - "Ordentlich." Is klar. Ich also an den Masterregler und mal eben 20 dB runtergedreht. Danach war ich fürchterlich leise, ich hoffte aber, daß sich das noch geben möge, daß sie das noch einstellen mögen. Sollte ja ASAP losgehen.
Ging dann los mit Brick House. Was war nicht zu hören? Meine Bläser. Die waren nicht leise, die waren komplett weg. Die beiden Local Heroes konnten nicht mal meine Hände sehen mit dem Publikum dazwischen, wußten also nicht mal, ob ich überhaupt spiel. Entsprechend haben sie nicht nachgeregelt.
Unser Sänger hat dann einen dezenten Hinweis abgegeben. Okay, ich hab noch einmal Dampf gemacht. Dann quetschte sich einer durch die Massen. Ja, ich hab ein falsches Kabel an meinem Submixer, die haben mich nur auf einem Kanal. Als wenn das was damit zu tun gehabt hätte, daß ich leise war. Die Sache war die, daß der Keyboarder der vorherigen Band neben zwei Kabeln für seinen Submixer eins für sein Mikro hatte. Die beiden hatten mir gesagt, ich soll mich selbst antüten, aber nicht, mit welchen zwei von den drei Kabeln, von denen ich eins auch erst später im Kabelsalat fand. Okay, am Pult umgestöpselt. Ich hab wieder gespielt. Die Hörner, die dem Publikum eigentlich um die Ohren hätten fliegen sollen, waren wieder nur Hintergrundgetute.
Zweites Stück: Don't Look Any Further. Da spiel ich zunächst nur eine leise Hintergrundfläche, entfernt einem Prophet-5 ähnlich. Die ging natürlich ganz unter. Wieder hat keiner irgendwas nachgeregelt, bis mitten im Stück unser Sänger einen Hinweis gab. Da wurde es dann etwas besser, aber auch nur mit Verzögerung.
Weiter ging's: Get Down On It. Der Augenblick der Wahrheit, denn da sollte ich im Intro den Baß mit dem MicroKorg doppeln. Ging sogar, aber letztlich war ich trotzdem nicht sehr laut. Ich zog ja selbst noch meinen Master wieder hoch, denn ich konnte nicht glauben, daß deren Mischpult mich nicht lauter abbilden konnte, wenn unser anderer Keyboarder mit Gesangslautstärke spielen konnte, aber mir schien, als wenn die mich immer wieder runterzögen. Danach bat ich selbst darum, daß ich doch bitte lauter gedreht werden möge.
Denn in Got To Be Real hatte ich erstmals Soloparts am Mikro. Okay, noch einmal aufgedreht. War meines Erachtens wieder etwas besser, aber noch nicht berühmt.
Dann kam Funhouse. Mittlerweile waren mindestens 15 dB an Masterlautstärke bei mir fast im Nichts versickert. Zum Glück hatte ich da nichts zu Prägnantes zu spielen. Bei Kiss übernahm ich den Akkordstakkato, sonst spielte keiner Akkorde, das sollte schon einigermaßen hörbar sein, war aber trotzdem arg leise.
Danach hab ich mich noch einmal zu Wort gemeldet, daß ich immer noch zu leise bin, denn beim nächsten Lied würde ich ein ziemliches Soundfeuerwerk zünden, und das sollte dann doch anständig hörbar sein. Fazit: Die ließen meinen Regler in Ruhe, und ich soll mit meinem Master regeln. Hatte ich nicht eine halbe Stunde vorher mit Master auf U deren Pult übersteuert? Egal, wenn sie das so haben wollten... Master gegriffen und über U hinausgeschoben, also dahin, wo er bei unseren Proben meistens ist.
Von da an war's dann geil. Manchmal merkwürdig, aber geil. Boogie Wonderland ging entsprechend ab wie Schmidts Katze. Holiday war fast noch lustiger: Zum ersten Mal hab ich es im Holiday-Rap-Teil geschafft, daß Leute wirklich die Hände hochrissen. Und gegen Ende hat unser Sänger mit mir als Unterstützung erstmals das Publikum gerickrollt. (Ich bin immer noch der einzige in der Band, der weiß, was Rickrolling ist.) A Night To Remember war gewohnt geschmeidig, da hab ich inzwischen einigermaßen Routine drin, so kompliziert es auch ist, aber irgendwann ging mir sogar das Gewirbel von Boogie Wonderland ins Kleinhirn über.
In You To Me Are Everything hat sich unser Drummer gegen Anfang um eine Sechzehntel verhaspelt, und weil keiner mehr wieder reinkam, mußten wir neu anfangen. Das Publikum wollte am Rosenmontag lieber Viva Colonia hören, aber das Leben ist kein Wunschkonzert, und wir sind keine Top40-Kapelle.
Can't Get Enough Of Your Love. Unsere Sängerin hat sich an den Anfang erinnert und es nicht mit All Around The World verwechselt. Das Stück leitete eine Dreifachstrecke mit Shame, Shame, Shame und That's The Way (I Like It) ein. Ging fast glatt trotz knapper Umschaltzeiten bei mir - aus irgendeinem Grunde bin ich bei letzterem Stück kurzzeitig auf die Bläser von Play That Funky Music gekommen, hab das aber schnell korrigiert.
Dann kam besagtes All Around The World, wo ich für meine Mantovani-Streicher noch einmal ein Stück hochziehen mußte. Let's Groove offenbarte mir dann, daß der Frequenzgang entweder der Mini-PA oder der Monitore oder von beiden alles andere als linear war. Nicht so schlimm wie das SM58, das unserer Sängerin untergejubelt worden war und nach Telefonsprechmuschel klang (also selbst für SM58-Verhältnisse mies), aber sehr unausgewogen, denn Baß und Vocoder von mir kamen wieder sehr kräftig raus, das Rhodes auf der rechten Hand bald zu kräftig, während die Streicher von All Around The World vorher bei wiederum höherer Master Volume eher zurückhaltend wirkten.
Billie Jean, das ich fast als Replica spiele (derweil ich unserem Leadsänger/2. Keyboarder absurderweise geraten habe, für die Pianoakkorde in der Bridge einen CP70-artigen Sound zu nehmen, weil mir der drahtige Klang in der Mashup-Fassung von Club House besser gefällt als das eine Oktave tiefere Grummel-Rhodes in der Michael-Jackson-Originalfassung), führte diese Regel fast wieder ad absurdum, weil ich meine eigenen String-Lautstärken kaum in den Griff bekam. Störend war es zum Glück nicht.
September war entspannend, denn noch spiel ich da nur Streicher und mein Kollege die Hörner, wir wollen aber beizeiten tauschen. Bei Ladies' Night hieß es dann allerdings Akkorde hämmern, bis einem die linke Hand abfällt - wir spielen nämlich die gut sechsminütige Albumversion. Und am Ende einen Wolf singen, immer auf derselben Note. Geriet aber sehr, sehr geil, und das Publikum war auch gut dabei. Inklusive zumindest Teilen der vorherigen Band, die noch einige Becken am Schlagzeug hatte - die hatten uns übrigens als Hinterher-Supportact eingeladen und ließen das musikalisch letztlich aussehen, als wären sie unser Supportact.
Von da blieb das Niveau gewohnt geil. Don't Stop 'Til You Get Enough - ich hab das Mischpult wirklich nicht gesprengt mit meinen Hörnern. Celebration. Danach hatten wir zum ersten Mal seit langem wieder ein Publikum dazu gebracht, nach einer Zugabe zu rufen.
Die bekamen sie dann auch: Play That Funky Music. Gesungen von einem Leadsänger, der zwei, drei Tage vorher mit Lungenentzündung flachlag. Easy Lover bekamen sie dann auch noch und somit zum ersten Mal seit langem die ganze vorher von uns geplante Setlist - ungeachtet der Tatsache, daß es mittlerweile fast halb eins nachts war.
Alles in allem war es doch noch ein geiler Gig geworden. Okay, ich hatte anfangs Lautstärkeprobleme. Okay, die Mikros klangen streckenweise extrem unterschiedlich - das SM58 ausgerechnet unserer Sängerin hatte wie gesagt anscheinend eins weg, und mein eigenes D 5 paßte in die Eistütengruppe gar nicht rein. Okay, Kommunikation mit der "Haustechnik" war schwierig, und die waren es wohl auch nicht gewohnt, eine Band wie uns zu mischen. Und okay, es gab gelegentlich schwer definierbare Nebengeräusche. Aber wir haben für ordentlich Laune gesorgt, und meine Bedenken bezüglich des Platzes hielten sich nicht, ich hatte sogar mehr Platz als auf so manch einer 6×4-Bühne. Die andere Band hat auch gesagt, sie hätten Bock, mal wieder einen Doppelgig mit uns zu machen, und auch der Laden würde uns wohl wieder nehmen.
Wenn ich bedenke, daß ich schon vor ein paar Jahren mal bei denen akquisemäßig vorgesprochen hab...
Martman