So, nach der Weihnachts-Ochsentour melde ich mich mal zurück und wünsche gleichermaßen, ein frohes und ruhiges Fest gehabt zu haben - und natürlich alles Gute für den bevorstehenden Jahreswechsel.
Bei der Gelegenheit liefere ich gerne nochmal einen kleinen Live-Erlebnisbericht nach, der es in sich hatte (soll heißen: der bei mir zumindest temporär für etwas Hektik gesorgt hat...)
27.12., unser alljährlicher Weihnachtsgig mit meiner Combo von ganz früher steht an - mittlerweile zum 16. Mal. Das ganze hat sich über die Jahre von einem immer wiederkehrenden Reunion-Gig mit vielen eigenen Songs zu einer reinen Akustik-Covergeschichte entwickelt, aber der Laden wird immer noch jedes Jahr voller und wir haben regelmäßig einen Mords-Spaß.
Hintergrund-Info: alle Musiker kennen sich seit der Schulzeit, sehen sich aber genau einmal im Jahr (zumindest musikalisch) zu exakt einer Probe und anschließendem Auftritt. Die Probe fand all die Jahre am Tag (oder besser in der Nacht
) vor dem Auftritt statt - dieses Jahr haben wir aus verschiedenen Gründen (Familie, Hausbau, Kinder,...) das ganze um ein paar Tage vorverlegt, so dass wir ausnahmsweise mal ausgeruht und ohne Vorschädigung in den Gig gehen konnten.
Die Probe war durchwachsen, alldieweil wir uns dieses Jahr der Mammutaufgabe gestellt hatten, neben ca. 25 alten Songs aus den letztjährigen Gigs auch noch 9(!) neue Songs mit rein zu nehmen - wohlgemerkt in einer einzigen Probe von ca. 18h bis 2h morgens, also gerade mal 8 Stunden.
Der Aufbau gestaltet sich unkompliziert, trotz sehr beengter Platzverhältnisse - aber das sind wir gewöhnt und haben unsere Aufstellung über die Jahre an den Platz, den wir haben, angepasst. Bedeutet für mich z.B., dass ich statt auf meinem Hocker direkt auf der an der Wand montierten Kneipenbank Platz nehme - was uns später zum Verhängnis werden sollte.
Nach dem Soundcheck geht es dann traditionell beim Italiener nebenan etwas essen - und als wir wiederkamen, war der Weg zur Bühne komplett blockiert - der Laden war einfach rappelvoll. So eng war es noch nie, aber das gehört zum Spaß dazu. Das ist Mucken mit direktem Publikumskontakt...
Der Gig selber lief dann besser als die Probe hat erwarten lassen, bis... Ja, bis dann die unvermeidliche Instrumentenrotation anstand, und der Gitarrero sich ans Keyboard setzte, und zu dem Zwecke seine 1500€-Garrison auf dem Koffer links im Bild abstellte und gegen das Bild an der Wand lehnte - mit dem eingesteckten Klinkenstecker als "Cello-Stachel"
...und ich dachte noch: "keine...gute...Idee!". Es kam wie es kommen musste, und beim Aussteigen aus der engen Keyboard-Ecke segelten Klampfe und Koffer gleichermaßen dahin, wo die Schwerkraft sie hinhaben wollte. Der Gitarre und dem Koffer war jeweils nichts passiert, aber der Schock war dann: keine Midi-Signale mehr vom unten platzierten Doepfer LMK.
Nun gut, alle Kabel kurz gecheckt, LMK neu gestartet (5 sec
) - nüscht. But the show must go on, also erstmal den nächsten Song (I need a Dollar) direkt am Kronos gespielt, ging auch ganz gut. Dann kamen aber noch etliche Songs im Set, für die ich mühsam Sounds auf beide Manuale verteilt hatte, und zudem laufen Volume-Pedal, Lesliesteuerung und Sustain bei mir auch über das Doepfer. Ich hätte zwar als Notlösung nur auf dem Kronos spielen können, aber dafür jedesmal ein paar Dinge umprogrammieren müssen. Gut, wenn man dann Mitmusiker hat, die auf eine Ansage "Leute, bitte einen oder zwei Songs ohne Keys!" sofort reagieren und loslegen - zudem mit Nummern, die man "durchfeiern" kann, um dem Keyboarder gute 10-12 Minuten Luft zu verschaffen....
Was dann kam, war echt surreal: Kronos sicherheitshalber mal neu gestartet, nebenbei Leatherman und Lampe raus, der Sänger hält beim Singen nebenbei das Licht für mich, Doepfer-Elektronik aufgeschraubt (es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sich da bei einem harten Schlag ein Pfostenstecker löst - schließlich war der Koffer vorne links genau da drauf geknallt). So hatte der Koffer "Tools & Spare", der da vorher geflogen war, dann doch im Nachhinein an genau der richtigen Stelle gestanden. Erstmal sah alles gut aus, doch immer noch kein Ton... Irgendwann beschleicht mich dann das Gefühl, dass die Platine in der Gegend der Midi-Buchse eigentlich anders aussehen sollte. Also letzter Versuch: Deckel wieder zuschrauben und beten, dass einer der anderen 3 Midi-Outs (das Doepfer hat ja zum Glück insgesamt 4) es noch tut. Sicherheitshalber aus dem prall gefüllten Koffer noch ein frisches Midi-Kabel gefischt, man weiß ja nie... Die letzte Schraube war gerade drin, da war dann der zweite improvisierte Song durch, noch schnell am Doepfer den zweiten Midi-Out aktiviert und - Bingo! Es läuft. Szenenapplaus, weiter im Text. puhhh...
Puls beruhigt sich wieder und wir haben die restlichen 60 Minuten Set noch unfallfrei zu Ende gespielt...
Aber das alles in 10 Minuten ohne Gigunterbrechung, das hatte ich auch noch nicht. Das ging aber auch nur, weil das Doepfer so schön wartungsfreundlich von oben verschraubt ist und ich die Innereien nach mittlerweile 20 Jahren und mehreren Reparaturen gut kenne. Ich glaube, ich behalte das Ding doch noch eine Weile - allerdings muss ich gleich erstmal schauen, was denn nun wirklich kaputt ist an der Möhre...