Neulich im Festspielhaus St. Pölten
Gespielt wurde ein Zawinul Tribute Gig mit Chor, Bläsern, Streichern und allem drum und dran. Ich war mehr oder weniger Sideman für die Synths, bzw. für alles was ein Keyboarder alleine einfach nicht spielen kann. Gottseidank wurden die Klassiker (Mercy, Birdland,...) von der zweiten (!) Big Band des Abends gespielt. Wir spielten relativ unbekannte Kompositionen. "Nubian Sundance" z.B. war, vor allem wegen dem ständigen Soundwechsel, wirklich herausfordernd. Das ganze war Teil des "Marianne Mendt Jazzfestival". MM ist eine österr. Schauspielerin und Sängerin, die jedes Jahr dieses Festival organisiert und dabei auch junge Musiker auf die Bühne holt. Wird durchaus kontroversiell diskutiert, gehört aber nicht hier her. An dem Abend gab es sowohl einen Audio als auch einen echt aufwändigen Videomitschnitt vom ORF. Anyway, die Proben waren sehr gut und alle bester Dinge. Leider konnten wir nicht mit dem wohl dilletantischsten Veranstaltungsort den ich je gesehen habe rechnen. Von vorne:
Geplant war Aufbau ab 12:30, Soundcheck von 13:30 bis 15:30. Wir waren schon um 12:00 da und haben ruck zuck aufgebaut. Gleich zu Beginn wurde das erste große Problem des Abends sichtbar. Die Video Regisseurin. Sie war in ihren Augen der wichtigste Mensch des Tages. Wir mussten 30min mit ihr diskutieren, ein Podest 30cm zur Seite rücken zu dürfen, damit der Bass Amp Platz hat!?! "Das geht gar nicht...unmöglich!" War dann doch möglich...aaaahhhrrrgg!
Zweites Problem. Es gab ein Hausteam für den Sound, ein Hausteam für die Bühne, ein Team für die Audioaufnahme und eines für die Videoaufnahme UND alles Leute auf Beamten Niveau. Keiner wusste, wer Ansprechpartner ist und keiner hat da einen Finger zu viel, geschweige denn von selbst, gerührt. Wenn mal was passiert ist, dann immer mit der Ruhe...
Mein persönliches Highlight der Bühnentechnik war die Abnahme des Flügels. Zwei Grenzflächenmikros direkt nebeneinander und komplett mit Gaffa zugeklebt unter den Deckel. Direkt daneben lag unmotiviert ein SM57. Live war der Deckel dann zu und der Klaviersound hatte null Attack, sondern war ein einziger Brei. Unser Pianist und der der anderen Partie haben rotiert. Reaktion der Technik? Null.
Während ich also um 13:30 schon relativ gelangweilt, weil fertig, herumstand, hatten die anderen echte Probleme mit der Regisseurin und der Haustechnik. Vor allem erstere kostete uns unnötig unfassbar viel Zeit, was aber nicht allzu schlimm war, weil der Line Check (!) erst um 15:00 fertig war. Remember Soundcheck Ende ist 15:30! 30 Minuten für Drums, Percussion, Chor, Bläser, Streicher, Bass, Gitarre, Klavier und zwei Keyboards...ich hab nur mehr gelacht. Wir "durften" dann bis 16:00 checken, mehr als ein erstes Einpegeln war das aber nicht. Zwei Lieder haben wir gemeinsam angespielt, ich bin zum Monitormischer und hab ihm gesagt, was ich brauche. Gitarre, Bass, alle Keys und ein bisschen Bläser. Bekommen hab ich mich, eine unfassbar laute Gitarre und homöopathische Dosen des zweiten Keyboarders. Nochmal hin, nix passiert, nochmal hin, nix passiert. Dann war vorerst mal Schluss, die zweite Partie ist schon in den Startlöchern gewesen, weil Anpfiff 19:00...lol...dann war mal Pause. Essen, umziehen und die erste Maske meines Lebens. xD
Standesgemäß hat die Lichttechnik vergessen, dass unser Auftritt dunkel beginnt (Licht aus, Spot auf Klavier ist eine sehr schwere Anweisung...). So hat man bei einem zugespielten Atmo Track eine hell erleuchtete Bühne gesehen, auf der die Musiker unmotiviert raufgegangen sind. Wirkung gleich null. Der Auftritt war von unserer Seite aber gelungen, das Publikum zufrieden. Mein Monitosound hat sich nicht mehr verändert, die Gitarrensolis waren daher ein Genuss.
In Anbetracht der größe der Veranstaltung und was da aufgefahren wurde, war das eine von vorne bis hinten erschreckend dilletantische Organisation. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht und es war eine Ehre mit absoluten Top Musikern der österr. Jazzszene die Bühne zu teilen.
Lg