Hallo Michi,
dieses Thema kenne ich nur zu gut!
Ich gehe wie folgt vor:
Vorarbeit zu Hause:
- Hier gleiche ich alle Kombis so an, dass sie erstmal ähnlich laut klingen. Hierfür vergleiche ich mit einem Referenzklang, der für mich die 100% darstellt.
- Dann mache ich "Soloklänge" wie zum Beispiel der Lead bei Baby Love, oder Bläsereinsätze, die knackig klingen müssen etwas lauter.
- Earcandys, sehr hohe Flächen, oder Klänge, die eher im Hintergrund bleiben sollen mache ich hingegen ein wenig leiser.
- Dann gibt es noch ein paar grundsätzliche Anpassungen: Bei meinen Pianos, Epinaos und Orgeln drehe ich grundsätlich die Bässe untern raus. Ich passe aber auch meine Spielweise an. Ganz unten im Bassbereich habe ich nichts verloren, da hier der Bassist rumwutzt. Es kommt auch mal vor, dass ich mir in die linke Basshand gar keinen Klang lege. Ganz wichtig: Die Bässe kann man in normaler Kopfhörerlautstärke NICHT BEURTEILEN. Bei lauter Bühnen-PA werden die Bässe lauter lauter als der Rest lauter wird. Deswegen besteht immer die Gefahr, dass ein Klang, den Du mit Kophörer und alleine als ausgewogen empfindest. live die Boxen killt.
- Was auch wichtig ist: Selbst den gleichen Klang habe ich in unterschiedlichen Lautstärken. Es gibt Songs, da steht das Piano absolut im Mittelpunkt, und es gibt Songs da ist es sehr im Hintergrund. Dazu kommt, dass auch die Gitarrenparts darüber entscheiden, wie gut man Dein Piano hört. In Zweifelsfällen mache ich es aber nicht immer lauter, sondern überdenke das Arrangement.
Die zweite Stufe der Anpassungen findet im Proberaum bei hoher Lautstärke statt. Da merkt man im Kontext schon, wenn ein Klang wummert (dann Bässe raus), ein Klang gar nicht zu hören ist (lauter machen), oder ein Klang den Kollegen um die Ohren fliegt (dann leiser machen). Im Vergleich zur Live-Situation ist das zwar nur teilweise aussagekräftig, aber das Beste was man zu diesem Zeitpunkt hat.
Der letzte Schritt findet beim Gig statt:Ich gebe dem Mixer eine Setlist in die Hand und sage ihm, dass meine Sounds so eingepegelt sind, dass er meinen Lautstärkeregler nicht dauernd in der Hand halten müsste. Ich bitte ihn aber mir grundsätzliche Ausreißer nach oben zu nennen. Ich bitte ihn aber auch, dass er mich nicht gleich in den sicheren Bereich runterzieht, nur weil ich mich bei 2 Klängen mal geirrt habe.
Mit der Zeit wird mein Seit immer besser vom Sound und den Lautstärkeverhältnissen, da man hier das Feedback der Experten mit einbeziehen kann. Und da ich viele Klänge wieder verwende hilft mir das auch bei neuen Songs.
Ich hoffe, es hilft Dir weiter. Und falls noch jemand Tipps hat, bin ich sehr dankbar - man lernt hier nie aus
Micha