Key-Stammtisch

  • Ersteller bluebox
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Wir könnten nicht mal auf Zuruf einen Walzer spielen
Martman

Na aber echt! Das bleibt dann meist an uns tastenleuten hängen! Da ich keine Tanzmucke-Erfahrung habe (bzw. alle erinnerungen daran aus meinem gedächtnis gelöscht habe) liegt mir sowas gar nicht, ich bau immer wenns geht vor 12.00h ab, nicht dass noch jemand geburtstag hat und ich ran muss :D

Oder wie seht ihr das? Sollte ein Keyboarder gewisse Standarts einfach drauf haben?? (schneewalzer,happy b., schnunkelrunde, xy?)
 
und jetzt wirste Vater, oder hab ich mich verlesen :gruebel:

Lieber Helmut,

sehr treffend beobachtet. Indes: die beiden Ereignisse stehen in keinem Zusammenhang, falls das deine berechtigte Sorge sein sollte.

:cool:
 
sollte ? Keine Ahnung. Ich denke, da ist halt auch wichtig aus welchem Background der Kollege kommt. Wenn er aus dem klassichen Bereich kommt, ist es eher selten, die aus der Tanzmusiker-Fraktion haben damit überhaupt keine Probleme. Aber Happy-B. sollt auf jeden Fall irgendwie funktionieren.

Wobei solche "Aktionen" bei richtigen Konzerten ja eigentlich nicht vorkommen, bei irgendwelchen Festen aber halt schon.
Ich persönlich bin schon immer eine "Musiker-Hure" somit spiel ich (fast) alles (fast) ohne zu murren ;) solange sich das in Grenzen hält und der Charakter der Band bzw. der Auftritts nicht komplett auf den Kopf gestellt wird.
Es wird auch wirklich oft vom Veranstalter/Publikum honoriert wenn man im gewissen Rahmen auf Wünsche eingehen kann (will).

ciao

bluebox
 
Happy Birthday ist gar kein Problem, das hab ich mir 1x draufgeschafft und fertig. Schwer ist es ja eigentlich auch nicht.

Für mich mit Klassik- und Jazzausbildung sind allerdings z.B. auf Hochzeiten so Kommandos wie "jetz spielts mal an Zwiefachn" ein Problem. Ich habe mich mit sowas nie beschäftigt und muss in solchen Fällen dann leider passen. Es hat aber auch mit dem Konzept der Band nix zu tun und die Veranstalter bzw. Brautpaare wissen ja, wen sie da buchen. Das sind dann eher Sonderwünsche der Gäste.
Sonst reiße ich mich nicht unbedingt drum, "Tschuu tschuu der Hochzeitsboogie" und ähnliche Späße zu begleiten, aber wenn ungefähr hörbar ist, wohin man spielen muss - was solls, spiel' ich halt mit. Die Leute treffen die Tonart ja selbst nicht auf Anhieb, da tut einem auch keiner was, wenn man als Pianist ein bisschen suchen muss :p

Das Beste war allerdings mal auf einer Hochzeit irgendeine Opernsängerin oder sonstwas, die unbedingt ganz bestimmte - mir allerdings unbekannte - Lieder zum Besten geben wollte, allerdings weder Noten noch Harmonien noch jegliche sonstige Anhaltspunkte hatte, nur die Aussage "da kommst du dann schon rein." Der Gastauftritt der Dame hat sich dann aber glücklicherweise nicht ergeben: Sie hat mich im Laufe der Veranstaltung nicht mehr gefragt, ich hab sie nicht auf die Bühne eingeladen (wofür sie mir dann beleidigt war, aber das wars mir wert) ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Von Zeit zu Zeit kam immer mal wieder einer der älteren Herrschaften und wollte einen "Rheinländer" hören. Man denkt als Norddeutscher natürlich erst einmal an irgendeinen Karnevalssong, und ist da ziemlich ratlos. Ein anderer denkt eher an irgendwas aus der "dunkelbraunen" Zeit, wo man sich aus Prinzip distanziert.
Hab dann mal einen der "alten" Tanzmucker gefragt, der holte gleich ein paar verblichene Akkordeon-Noten aus seinem Koffer, u.a. so nichts sagende Werke wie "Bummelpetrus" - ah ja.
Na ja, hab mich jahrelang vor solchen Sachen gedrückt und irgendwie immer auf die eine oder andere Weise die Kurve gekriegt. Bis ich mal bei einer Combo ausgeholfen hab. Die spielten das recht übersichtliche Thema des "Bummelpetrus" und gingen dann nahtlos über, diverse Kinderlieder wie "Hänschen klein", "Ein Männlein steht im Walde", "Fuchs Du hast die Gans gestohlen etc. :gruebel: :eek: ...verstanden hab ich's nicht, aber alle waren glücklich :rolleyes:
 
@hisdudeness: Ganz genau so! :D
 
Na aber echt! Das bleibt dann meist an uns tastenleuten hängen! Da ich keine Tanzmucke-Erfahrung habe (bzw. alle erinnerungen daran aus meinem gedächtnis gelöscht habe) liegt mir sowas gar nicht, ich bau immer wenns geht vor 12.00h ab, nicht dass noch jemand geburtstag hat und ich ran muss :D

Oder wie seht ihr das? Sollte ein Keyboarder gewisse Standarts einfach drauf haben?? (schneewalzer,happy b., schnunkelrunde, xy?)
Können vor Lachen. Ich gehör (zur Abwechslung) zu der Mehrheit, die keinen Arranger auf der Bühne hat. Fertige MIDI-Files lehne ich ab, auch wenn die XP-80 die inklusive GM-Mode spielen könnte (lacht nicht, ich hab die letzten Jahre ab und an mal 'ne XP-80 als MIDI-File-Schleuder gesehen) und auch der Kurze sequencermäßig in der Lage wär. Und als Nichtpianist kommt 100% händisches Spielen nicht in Frage. Bleibt nur der langwierige Eigenbau, und ist es das wert, zumal dann vier, fünf Musiker tatenlos rumstehen würden? Für abgefahrene Elektronikeinlagen würde ich's machen, vielleicht auch für pompöse Orchestersachen, für Tanz- und Schunkelmaterial nicht.


Martman
 
Man braucht doch nicht gleich einen Arranger um solch Popeldinger wie ein Geburtstagsständchen oder eine Schunkelrunde zu spielen.

Kleine Anekdote: Ich hab mal als Gitarrist Aushilfe in einer sogenannten "Gala-Band" gemacht. Da kam alles vom Midifile. Der Keyboarder hatte den Top-Arranger von Technics und zusätzlich den von Yamaha (warum eigentlich?). Als eine Schunkelrunde gewünscht wurde, kam Panik auf, da dies auf dem MIDI-File-Player im Rack des eigentlichen Gitarristen war :eek: (ach, der hatte auch noch ein Miditemp in seinem Case!). Ich hab trotzdem erst das Problem nicht verstanden. aber der Drummer hatte nur ein Pseudo E-Drum da stehen, auf dem er nur ein bisschen zu den MIDI-Files dazu geklimpert hat, und der Bassist hatte nicht mal einen Amp, geschweige denn ein Kabel, um seinen Bass irgendwo einzustöpseln. Vermutlich konnte er nicht einmal spielen :p
Ich hätte mich einfach an's Keyboard gesetzt, eine Walzer-Style in Gang gebracht und das gespielt, aber das wollten sie nicht. Sie haben dann das File für "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" gefunden, und das war dann die Schunkelrunde :redface:
 
Als eine Schunkelrunde gewünscht wurde, kam Panik auf, da dies auf dem MIDI-File-Player im Rack des eigentlichen Gitarristen war :eek: (ach, der hatte auch noch ein Miditemp in seinem Case!).

Oh-oh, ich grad nen Anflug von Fremdscham :D...


aber der Drummer hatte nur ein Pseudo E-Drum da stehen, auf dem er nur ein bisschen zu den MIDI-Files dazu geklimpert hat, und der Bassist hatte nicht mal einen Amp, geschweige denn ein Kabel, um seinen Bass irgendwo einzustöpseln.
Konnt ja auch keiner damit rechnen, dass man an dem abend auch musik machen würde:rofl:
 
Sie haben dann das File für "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins" gefunden, und das war dann die Schunkelrunde :redface:
Das erinnert mich an die Geschichte die ich irgendwo im Forum gelesen habe, daß das Midi irgendwo aus dem Netz kam und nur eine DEMO war die nach 30 Sekunden verstummte :D Die Gesichter der Band müssen unbezahlbar gewesen sein in diesem Moment :D
 
Da wär ich gern dabei gewesen :p :eek:
 
Ich persönlich bin schon immer eine "Musiker-Hure" somit spiel ich (fast) alles (fast) ohne zu murren ;)
Kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich habe in den letzten Jahren auch keine Gelegenheit weggelassen, Musik zu machen - weil es einfach nicht so viele waren. Ich habe in unserer Firmenband gespielt, wo jeder einen anderen Musikgeschmack hat (und nichtmal wirklich Spaß am gemeinsamem Musizieren), ich habe auf Geburtstagsfeiern Akkordeon gespielt oder jemanden mehr schlecht als recht auf der Gitarre begleitet, mit dem Akkordeon in einer Volkstanzgruppe ausgeholfen, jedes schräge Projekt unserer Chorleiterin mitgemacht, sogar zum 60. Geburtstag meines Chefs in Alleinunterhaltermanier ein paar Leute begleitet, die irgendwas auf die Melodie von "Marmor, Stein und Eisen" gesungen haben...

Aber jetzt habe ich endlich eine Band gefunden, wo alles zusammenpasst, wo die Leute aufeinander eingespielt sind und mit großer Begeisterung ihre Musik machen, die ich total spannend finde - jetzt hab ich einfach keinen Bock mehr, mich musikalisch zu prostituieren... Ich meine, wenn das Publikum sich auf uns einlässt, und beide Seiten ihren Spaß haben, lassen wir uns schon mal hinreißen, auf einen Wunsch einzugehen und ein bisschen zu improvisieren, aber irgendwas spielen, was wir nicht mögen - nee! Zum Glück verdienen wir unser Geld anderswo.

Schönen Abend noch
Inge
 
Hi,

ich sehe mit Freude, dass hier immer noch alles beim Alten ist. ;) Generell sind wir bisher gut damit gefahren, von vornherein klarzustellen, dass wir diese oder jene Musik spielen (Pop, Jazz, Akustik ... festes Programm) und Dinge wie Schlager und Tanzmusik ("spielt mal'n Walzer") völlig ausgeschlossen sind. Für Hochzeiten und Dorffeste wird man dann zwar nicht gebucht, aber mit Firmenveranstaltungen etc., also "gehobenem" Ambiente, haben wir gute Erfahrungen gemacht, wenn man von vornherein eine klare Linie vertritt. Dann spielen wir, was Spaß macht, und den Leuten gefällts sogar. :D

Grüße,
Jay

Edit: Mir fällt grad ein, ich hab einmal 'ne Ausnahme gemacht. Da wollte eine Zuschauerin spontan nur mit Klavierbegleitung einen Chanson einwerfen. :eek: Aber gut, sie konnte singen und hatte ein Sheet dabei (in der richtigen Tonart :D), weshalb das dann super geklappt hat ...
 
Aber gut, sie konnte singen und hatte ein Sheet dabei (in der richtigen Tonart :D), weshalb das dann super geklappt hat ...

Wow, sehr respektabel! viele von den sog. "Profis" sind da viel schlechter organisiert.
 
So, bin zurück vom Gig mit, na ja, etwas zwiegespaltenen Eindrücken. (Blødes Wetter aber auch...)

Wir haben gerade den Rausschmeißer von BilleVue gemacht, und zwar auf der großen NDR-Bühne. Wie kommt man als praktisch unbekannte Band eigentlich an so einen Job? Meine Theorie ist, daß sich sonst niemand für einen entsprechend gering bezahlten 75minütigen Vorabendslot erbarmen wollte.

Unsere ursprüngliche Planung war, das Ganze als Promogig zu nutzen und ein halbwegs professionelles Video mit mehreren Kameras zu schießen, damit wir mal ein Live-Video zum Vorzeigen haben. Als dann aber der Wetterbericht einen völlig durchnäßten Tag ankündigte, haben wir kurzfristig den Kameraleuten abgesagt, auch weil wir mit nur wenig Publikum rechneten, das hätte in den Totalen einfach doof ausgesehen. Was soll's, die Filmaufnahmen hätten uns fast viermal so viel gekostet, wie der Gig eingebracht hat.

Wir sind also am Nachmittag mit immenser Verfrühung da aufgeschlagen. Natürlich hat's geregnet, entsprechend wenig war los (der Löwenanteil der Leute war im Billstedt-Center, da war's trocken und warm, und da soll Detlef D! Joost sein Unwesen getrieben haben oder so).

Aber die Bühne. Die Bühne! Wie angekündigt, eine Bühne mit Ausmaßen wie so manches Einfamilienhaus. Gute 140 m² Gesamtfläche. Aussagen des Veranstalters zufolge gehörten zur PA 20 Subwoofer. Und das bei unserer Musik. Und als wenn das nicht genug gewesen wäre, stand neben dem FoH-Zelt eine Kamera, ein weiterer Kameramann lief auf der Bühne mit seiner Apparatur umher, alles für eine riesige LED-Videowand, wie sie der NDR gern auffährt. Das hatte fast schon Kieler-Woche-Dimensionen. Ich glaub, wir rechneten gar nicht wirklich damit, daß das alles auch in Betrieb bleibt, wenn wir spielen, weil da, als wir ankamen, ein "hochoffizieller" Bandcontest dem Ende entgegen lief und danach die HipHop Academy vortanzte. Als wenn sie einen quasi gerade erst aus dem Probenraum hervorgekrochenen Musikerhaufen wie uns auch auf die Videoleinwand holen würden...

Wo wir eh schon so früh da waren, und weil die HipHopper vorzeitig fertig waren, durften wir zehn Minuten früher mit Aufbauen anfangen, und weil Letztere außer einem DJ-Set praktisch kein Gear auf der Bühne hatten, mußten wir nicht darauf warten, daß irgendeine Vorgängerband ihr Equipment von der Bühne geschafft hätte. Wir konnten alles aus dem Transporter raus direkt auf die Bühne schleppen, die im übrigen so hoch war, daß Rampen gebraucht wurden. Die bei Bands so beliebte Leadsänger-steigt-mit-Funkmikro-mal-locker-von-der-Bühne-und-läuft-im-Publikum-rum-Nummer ging da nicht.

Als wir oben waren, zeigte sich, daß die Größe der Bühne ein Segen und eine Notwendigkeit zugleich war. Ein Segen, weil irrsinnig viel Platz war. Wir konnten zu fünft nebeneinander aufbauen, also inklusive beider Keyboardsets, und im Gegensatz zum letzten öffentlichen Gig, wo wir nur auf einer 6×4-Meter-Bühne standen, mußten wir unseren Aufbau nicht aus Platzgründen spiegeln. Der Drumriser, der selbst eine Monströsität war (ich hab schon Bühnen von der Größe und der Höhe gesehen), stand in der Mitte. Eine Notwendigkeit, weil die Bühnenabdeckung mittlerweile vor dem Dauerregen kapituliert hatte. Der Drumriser stand deshalb in der Mitte, weil das der einzige trockene Platz fürs Schlagzeug war. Und ich konnte nicht wie üblich in zweiter Reihe parken, weil einen halben Meter hinter meinem Rackturm Regenwasser von oben gesifft kam. Die halbe Bühne war naß. Sogar den mächtigen Monitormixer haben sie unter einer Plane betrieben.

Der NDR-Mensch kündigte übrigens, als wir gerade mit Ausladen angefangen hatten, zunächst mal nur unsere Sängerin an, die zu dem Zeitpunkt noch nicht mal da war, und den Rest der Band als ihre Begleitband. Jemand muß ihm zwischenzeitlich gesteckt haben, daß das mitnichten Sängerin und Begleitband sind, sondern alle gleichberechtigt, zumal wir drei Leadsänger haben, von denen zwei den Abend gesungen haben. Dafür war die Ankündigung auf dem Videoschirm schon genehmer. (Wir wurden auf dem Videoschirm angekündigt! Wie geil ist das denn?)

Noch viel geiler: Die Videoaktion sollte auch uns betreffen. Zum ersten Mal sollten wir vor Profikameras spielen. Zwar nicht fürs Fernsehen, aber immerhin. Der zum Filmen mitgebrachte Sohn unseres Gitarristen hat trotzdem mitgefilmt.

Kaum zu glauben, aber es zeigte sich, daß wir unter Umständen sogar auf einer 13 Meter breiten Bühne für Platzmangel sorgen können. Der mobile Kameramann hatte seinen Ausgangspunkt stage right. Da standen aber auch die Keyboards, und ich hatte hinter mir auf 5 Uhr meinen Turm (nicht 6 Uhr, die Leute sollten ja auch was davon sehen, aber das hätte keinen großen Unterschied gemacht). Großartig woanders hätten wir nicht mehr hin gekonnt. Fazit: Der arme Mann war fast eingemauert. Wenn er zu unserer Sängerin in der Mitte oder den Saitenspielern stage left wollte, mußte er vorne am Bühnenrand lang, also zwischen Publikum und Monitoren. Und das hatte schon seinen Grund, daß die Monitore anderthalb Meter vom Bühnenrand entfernt lagen: Da lagen sie trocken.

Na ja, aufgebaut, angeschlossen, dabei stellte sich heraus, daß es bei der Bühnencrew wohl einige ziemliche Gearnasen gab. Mir hat einer beim Aufbauen zugeguckt, der wohl auch was von Synths verstand. Das sollte aber noch besser werden (siehe weiter unten). Den Aufbau hatte ich beschleunigt, indem ich noch im Probenraum den Virus in den Rackturm mit eingebaut und halb vorverkabelt hatte. Der "Loom of Doom" (7 Audio- und 2 MIDI-Kabel, die als Bündel zwischen dem Virus im eigenen Case und meinem Turm verliefen) konnte im Probenraum bleiben, ich brauchte ein Case weniger, der Virus ist nun oberhalb des Kurzweil besser sichtbar, der Kurzweil selbst ist besser sichtbar, weil nicht mehr der halbe Virus davor steht, und endlich hab ich eine Rechtfertigung für 15 HE, weil ja irgendwo auch die Stecker am Virus untergebracht werden müssen.

Mein Mikrokanal (der nach wie vor über den Submixer lief) wurde schnell und unbürokratisch geschaltet. Die Crew hatte sogar ein passendes Kabel mit Stereoklinke. Ich hätte selbst zwei gehabt, und die Stagebox lag gleich um die Ecke, aber egal.

Soundcheck ging schnell, danach ging ich mich (als einziger) umziehen. Das Backstagezelt war gleichzeitig Security- und Sani-Aufenthaltsraum. Na ja, immerhin war mein Zeugs bewacht. Das einzige anwesende Mädel stand mit dem Rücken zum Eingang. Mein Bühnenoutfit für kühlere Tage: schwarzes Hemd, schwarze Jeans, darüber ein offener Trenchcoat ohne Gürtel, also Badass Longcoat-artig.

Mitten beim Soundcheck fiel mir siedend-heiß ein: Ey, meine Main Outs sind noch gar nicht geschaltet. Einen von der Crew angesprochen, eine Minute später hing ich am FOH.

Zum Soundcheck Crying At The Discotheque durchgespielt. Wir hatten kaum Publikum da unten (Regen), aber wie das bei uns so ist, die waren schon nach dem Soundcheck außerhäusig. Na ja, was bei dem Wetter eben als außerhäusig durchging. Einer von der Mannschaft wollte bei meinem Spoken-Word-Part was von mir. Hab ihn warten lassen, die 10 Sekunden hat er dann doch noch. Dafür konnte er mich danach aus dem Konzept bringen, als er mich gefragt hat, ob meine Mikrolautstärke gut ist.

Kurz nach dem Soundcheck brummte was. Ich hab reflexartig alle Kanäle durchgemutet und sogar meinen Main Out kurz zugezogen. Ich war's trotzdem. &#§@%$ Brummschleife trotz symmetrischer XLR-Outs. Also doch zwei DI-Boxen zwischengeschaltet, Ground Lift an, weg war das Brummen (Zeitaufwand ca. 30 Sekunden, und die Boxen wurden in meinem Rack hinterm Virus und auf dem Kurzweil geparkt, auch weil sie da trocken lagen). Kurz noch mal angespielt, weil ich jetzt mit Mikrolevel ins FOH ging und nicht mehr mit Linelevel.

Dann ging's los. Erstes Stück: Fresh. Da fiel mir erst richtig auf, wie laut ich mir aus meinem eigenen Monitor entgegendröhnte. Hab ich wieder nicht die Bandmische gekriegt, dafür aber meine eigenen 3 Kanäle volle Röhre. Und das, wo mein Setup nach dem Mischertausch noch nicht 100% eingepegelt war. Egal, muß man positiv sehen, so hab ich mich selbst gut gehört.

Dann Let's Groove Tonight. Wie könnte es anders sein: Der Vocoder vom Virus war nicht zu hören. Ich hab gute Miene zum bösen Spiel gemacht, trotzdem weitergesungen, auch wenn selbst ich mich nicht gehört hab (hatte gerade eine Nahaufnahme vom Mobilkameramann, da durfte ich mir nix anmerken lassen), und dem Publikum zumindest den Synthbaß serviert. Beim zweiten Vocoderdurchgang nach hinten gegriffen und den Mikrokanal aufgemacht, damit es überhaupt einen Sinn hat, daß ich ins Mikrofon reinblök. Dazwischen Gedanken gemacht: Woran kann es liegen? Einzige Fehlerquelle konnte nur die Verkabelung sein, und bei Let's Groove spiel ich pausenlos und kann nicht mal eben hinter den Rackturm laufen. Nächstes Mal nehm ich einen Kopfhörer mit und teste den blöden Vocoder vorher.

Von gelegentlichen Schnitzern abgesehen (da beneidet man dann fast die Keyboarder, die nur Background spielen – wenn vom Intro von In The Stone 70% aus der eigenen Keyboardburg kommen, kann man sich nichts erlauben) ging's danach recht glatt weiter. Weil der Kameramensch nur schwerlich aus seiner Ecke kam, was diverse Teleeinstellungen quer über die Bühne notwendig machte, hat er gern bei mir mit der Kamera rumgespielt.

Einmal erwischte ich ihn aus dem Augenwinkel im Umfeld meines Türmchens. Was zum Geier macht der da? Hält der etwa – der hält doch tatsächlich auf meinen Mackie 1642 drauf?! Ja, ich weiß, ich hab wohl den dicksten Keyboardsubmixer Hamburgs, noch dazu die Amimarke, wo man für den Namen mitbezahlt, die aber nicht Allen & Heath ist, und das Ding ist praktisch noch neu, aber filmogen? Da war's mir fast schon peinlich, daß meine beiden Workstations so wenig Pegel erzeugen (und die zwei Stereokanalpaare ohne wirksamen Gainregler abgekriegt haben), sonst hätte ich die Pegelanzeigen besser tanzen lassen können. Mein Mischer hat übrigens den ganzen Gig über mindestens drei Nahaufnahmen gehabt. Sah auf der Videowand schon etwas strange aus. Allerdings ist mir nie aufgefallen, daß der Kameramann richtig bei meinem Gearporno mitgemacht, also auf die beiden Synths vorne gehalten hätte.

Ansonsten hat er mir (und meinem Keyboarderkollegen, der ja gleich nebenan stand, also über meinen Keyboardstapel hinweg gut filmbar war) gern auf die Finger geguckt. Leider manchmal zu unpassenden Zeiten, etwa wo ich fast nichts zu tun hatte oder nur mit der linken Hand. Ich meine, daß ich nur einmal vor laufender Kamera regelrechte Zweihandakrobatik aufgeführt hab, wobei wir nur zwei Songs haben, wo es so sportlich wird. Das war zum Glück CATD, das zweite Mal den Abend, so daß der Kameramann schon Bescheid wußte, daß ich den Spoken-Word-Teil mache, und gleich mit der Linse da war. Hab darauf verzichtet, mit der Kamera zu spielen und mal ein bißchen die Vierte Wand zu brechen. Übrigens hat sich hier die Anschaffung des MicroKorg auch aus optischen Gründen ausgezahlt.

Mal zur Abwechslung vorne zu stehen, war schon genial, hatte aber einen Nachteil: Ich mußte mich immer zur Seite drehen, um zu sehen, was der Rest der Band macht. Der Drummer war ja hinter uns allen, wir anderen standen alle in einer Reihe und ich am Ende. Das war eh eine Spontanaktion mit der Aufstellung. Das lange Mikrokabel, das ich mir eigens für den Gig gekauft hatte zwecks Rumlaufen bei Vokaleinlagen, hab ich in der Länge gar nicht gebraucht. Selbst beim Holiday Rap hab ich nur einen Schritt nach links in die Burg meines Kollegen machen müssen.

Ein paar fiese Stellen gab's schon. Irgendwer hatte irgendwann kürzlich den Geistesblitz, von Holiday auf That's The Way (I Like It) mit einer kurzen Pause überzuleiten. Und erst vor ein, zwei Proben hatten wir uns geeinigt, daß ich diese Pause durchzählen soll, damit das sauber vonstatten geht. Jetzt sind wir aber wie die Irren durch Holiday geheizt, wieder mit ein paar BPM zuviel auf dem Zähler, und ausgerechnet an mir blieb's dann hängen, das Ganze um eine gefühlte Zillion BPM runterzubremsen, was gar nicht mehr ging. Mangels Übung ging die Überleitung dann halbwegs in die Wicken. Das Umschalten von meiner Seite (noch dazu zwischen zwei unterschiedlichen Tastenlagen und von Virus & MicroKorg auf Kurzweil) war da schon als bequem anzusehen. Das (bißchen) Publikum hat's nicht gestört, einige haben sogar getanzt.

Ja, Publikum hatten wir echt nicht viel. Vor der Bühne vielleicht 20 People oder so, also einer pro Subwoofer, magere Bilanz. Aber die hielten auch vom Soundcheck bis zum Ende durch. Gut, einige davon hatten wir sozusagen selbst mitgebracht... Vielleicht war es eine große Hilfe, daß die Bühne nicht zu eng von Freßbuden umzingelt war, wo sich das Volk hätte aufhalten können, statt sich direkt vor der Bühne zu postieren.

Sehr kurz vor acht, also praktisch pünktlich zum Ende der Veranstaltung wurden wir dann mit Le Freak fertig. Der letzte Ton, den das Publikum von uns bekam, war ein mächtiger, verhallter Baßknall von mir. 20 Subwoofer... Als Zeichen, daß zum einen ich das war und zum anderen das gewollt war und kein Defekt, hab ich die freie Hand hochgerissen. Zugaben kamen auch keine mehr, auch wenn das Publikum welche wollte und wir da echt nette Sachen vorgesehen hatten.

Nach Ende des Gigs bekam unser Drummer (und Bookingansprechpartner) übrigens eine DVD mit dem Videomaterial der beiden Kameras in die Hand gedrückt. Für lau. Und entgegen vorherigen Ansagen mit Ton. Mal sehen, wie der Ton ist, weil wir außerdem noch den FOH-Ton und eine eigene Mikroaufnahme von auf der Bühne haben. So kamen wir gewissermaßen doch noch an unser Promovideo.

Beim Abbau gab's dann Catering. Jemand reichte belegte Brötchen und Muffins. Hab eins von ersteren genommen (lecker Salami) und einhändig weiter abgebaut. Mein Mikrokabel hat mir einer von der Stagecrew aufgewickelt, während er mich fragte, ob das meins ist. Die beiden DI-Boxen mußte er erst aus einem Dschungel von Kabeln befreien. Tja, ich hab jetzt zwei Synthesizer im Rack, das macht 11 Audiokabel (von denen 7 momentan im Betrieb sind), und weil der 1642 die Buchsen oben und echte Stereokanalpaare hat, was den Einsatz von Winkelsteckern erschwert, muß ich die immer abziehen, wenn ich das Case schließen will, und so hingen zumindest die vom Virus schön vor den beiden DI-Boxen. Aber gut, außerhalb meines Racks hätten sie im Regenwasser gelegen.

Im nachhinein ist uns noch eingefallen, daß wir vergessen haben, den Leuten die Adresse unserer Website zu geben. Aber die kennt die Hälfte davon wohl ohnehin schon...

Wir waren übrigens erstaunlich früh wieder zurück. Gegen halb zehn abends war der Transporter schon wieder entladen. Normalerweise spielen wir um die Zeit noch und sind irgendwann um Mitternacht oder später am Probenraum.

Setlist (gab nur 1 Set):
Fresh (Kool & The Gang)
Let’s Groove (Earth, Wind & Fire)
Brick House (The Commodores)
Don’t Look Any Further (Dennis Edwards & Siedah Garrett)
In The Stone (Earth, Wind & Fire)
Can’t Get Enough Of Your Love (Taylor Dayne)
I'll Be Good To You (Chaka Khan)
Crying At The Discotheque (Alcazar)
This Love (Maroon 5)
Holiday (Madonna)/Holiday Rap (MC Miker G & Deejay Sven)
That’s The Way I Like It (KC & the Sunshine Band)
Boogie Wonderland (Earth, Wind & Fire)
Celebration (Kool & The Gang)
Le Freak (Chic)


Martman
 
Mein Beileid... :D


Edit... Kannste mal das Video posten?
 
Mal was ganz anderes:

Ich habe vor mir demnächst endlich mal eine neue PA für unsere kleinen Unplugged-Gigs zuzulegen.
Dazu muss ich aber erst mal wieder ein wenig altes Zeug loswerden, damit ich überhaupt das nötige Kleingeld dazu habe.
Leider kann ich nicht wirklich aussagekräftige Gebrauchtpreise für die Geräte finden.
Es handelt sich um:

Nord Electro II Rack ... und einer alten usseligen Wersi Pegasus 2

weiß einer was man für die Schätzchen noch verlangen könnte?
 
Ich nehm das Rack für 200€ :)

Guck am besten mal bei Ebay. Aber das Nord Rack bringt sicherlich noch über 600€ deutlich sogar, wenn ich mich nicht täusche.
 

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