Key-Stammtisch

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Oder aber: von vornherein den ganzen Karma-Quatsch nicht ganz so ernst nehmen.;)
Zumal das sowieso nichts mit Michael Kay/Korg's KARMA zu tun hat... was sehr schade ist.


Na ja, wo hier schon von Gigs geschrieben wird: Wir hatten am Wochenende unseren ersten öffentlichen Gig mit diesem Konzept, den ersten öffentlichen der Band seit bestimmt vier Jahren, und für etwa die Hälfte der Band war es der erste öffentliche Gig seit dem Beitritt überhaupt. Erster öffentlicher Gig meinte damit auch erster Gig, den wir zur Abwechslung mal nicht on stage abmischten und mit der eigenen PA beschallten, wo das also jemand anders übernehmen mußte, der uns nicht kennt. Na ja, unser Konzept ist nicht gerade gewöhnlich, und wie und womit wir das umsetzen, ist noch ungewöhnlicher. Zwei Keyboarder mit insgesamt sechs Synths, nur ein Gitarrist, Schlagzeug mit 5 Toms (Timbales-Tom inklusive, so was hat normalerweise auch keiner), niemand spielt über Amps, drei von vier Mikrosignalen werden on stage verwurstet etc.

Was für'n Theater. Gut, es hat am Ende geklappt, aber der Weg dahin machte einen bisweilen steinigen Eindruck.

An Strom hat die Techcrew nur die Hälfte von dem gekriegt, was sie eigentlich wollten. Das gab mir schon zu denken angesichts der Technikmengen, die wir benutzen. Letztlich hatten wir aber anscheinend auf der Bühne mehr Saft zur Verfügung als im Probenraum.

Dann lag den Leuten nur die abgespeckte einseitige Version unseres Riders vor, weil wohl verpennt wurde, ihnen die zweiseitige Vollversion mit Text und maßstäblichem Bühnenplan zukommen zu lassen. Konsequenz: Die hatten allenfalls eine vage Vorstellung davon, was sie erwartet, und mußten von den typischen Rockbands auf uns schließen. Meine Ecke auf der Bühne war mit der Stagebox (32-Kanal-Mixer und entsprechend mächtige Box) und diversen Cases vollgestellt. In einem früheren Entwurf des Riders stand noch drin, daß die Ecke komplett frei von Zeugs sein muß, weil mein Setup da sonst nicht reinpaßt, aber der Rider mußte ja unbedingt auf 2 Seiten reduziert werden. Jetzt sind wir schlauer. Da jedenfalls haben wir dann spontan beschlossen, die Aufstellung zu spiegeln und die Keyboards statt nach links nach rechts zu stellen. Erst kam dann von der Technik zurück, nee, das geht nicht, im Stageplan sind die Keyboards links usw. Wie gesagt, die hatten keinen maßstäblichen Plan, weil wir denen unseren maßstäblichen Plan nicht hatten zukommen lassen, also hatten sie auch keine Vorstellung davon, was wir da alles auf die Bühne stellen wollten, solange das Zeugs nicht wirklich da stand, wo es hin sollte. Irgendwann haben sie es dann eingesehen und uns die Aufstellung spiegeln lassen. Blöderweise war rechts aber der Bühnenzugang, so daß alle, die auf die Bühne oder wieder runter wollten, zwischen meinen Keyboards und meinen Racks durch mußten. Na ja, das war trotzdem noch das kleinste Übel.

Überhaupt unser Equipment. Von der Technik kam dann noch, wir sollten unser Equipment mal gründlich reduzieren. Der Basser kann z. B. seinen Gesangseffekt weglassen, den benutzt er doch angeblich sowieso nicht. Daß er den nicht immer volles Rohr laufen hat, heißt nicht, daß er ihn nicht benutzt. Oder die ganzen Racks und Kabel und so, die wir auf der Bühne haben, die vielen Synthesizer, das ganze MIDI-Zeug, das muß doch auch nicht sein. Äh, wir sind keine Rock- oder Indieband, wo ein einzelner Pianist einen zweistündigen Gig über immer denselben Sound spielt. Das Bandrack muß mit, weil da der Empfänger für das Funkmikro unseres Hauptleadsängers (das vernünftig wiederzugeben irgendwie nur über die Monitore geklappt hat) und sein Racksynthesizer drin sind - da ist noch einiges mehr drin, was wir für selbstbeschallte Gigs brauchen, aber das schrauben wir vor öffentlichen Gigs nicht extra alles raus. Und damit ich den Sound produzieren kann, den ich produzieren will und muß, brauch ich nun mal diese vier Synthesizer, einen 16-Kanal-Submixer, 30 Meter MIDI-Kabel, an die 60 Meter Audiokabel ab Stagebox (jeweils ohne die Festverkabelung im Hauptrack), und ich muß auch mein Gesangsmikro durch meinen Submixer laufen lassen, um es dort bei Bedarf komplett abschalten sowie für Vocodersachen abgreifen zu können. Aber gut, es war schon ziemlich offensichtlich, daß ich der allererste Synthesizerspieler und Klangfrickler war, den die jemals an ihrer PA hatten.

Die Changeover-Zeit war zum Glück reichlich bemessen. Die Vorgängerband hatte innerhalb einer halben Stunde abgebaut, und wir hatten dann eine Stunde für Aufbau und Soundcheck. Dummerweise kamen diverse Komplikationen hinzu (siehe oben), die noch einiges verzögerten, so daß für einen Soundcheck nur fünf Minuten übrig blieben, und die Band spielte das allererste Mal gemeinsam, als wir schon mit dem nahtlos aus dem Soundcheck übergehenden ersten Set anfingen.

Monitoring war so lala. Streckenweise mußte ich nach Gefühl und vagen Hintergrundsounds aus einem ein Stück weit vor mir stehenden Monitor spielen, weil meiner gar nicht angeschlossen war. Als der dann in der Setpause dran kam, bekam ich nur Keyboards (meine und die vom Kollegen) und die Mikros der Keyboarder drauf. Was ich gebraucht hätte, wäre exakt dasselbe Lautstärkenverhältnis gewesen, das auch vorne aus der PA rauskommt, um meine (manchmal etlichen) Sounds im lautstärkemäßigen Kontext mit dem Rest der Band hören zu können. In unserem vollständigen Rider hätte gestanden, daß auf allen Monitoren für alle Musiker genau dieser Mix zu stehen hat, aber der lag ja nicht vor. Auf Anfrage teilte die offensichtlich mit dem mächtigen Digitalmixer noch nicht so ganz vertraute Technik uns mit, das ginge nicht. Ich hatte ja schon Angst, daß der Drummer mich nicht hören können wird, denn ein Stück hat ein ziemlich monumentales, händisch so nicht spielbares Sequencerintro, bei dem Claves (die es im Original auch fast genau so gibt) auf 2 und 4 als Klickersatz mitlaufen, und wenn der Drummer die Claves nicht klar und deutlich hört, weil sie von seinen eigenen Drums und vom Rest der Band zugematscht werden, dann haben wir ein Problem. Unsere Sängerin, den Baß und die Gitarre hab ich nur gehört aus einer der beiden zusätzlich an den Bühnenecken aufgestellten kleinen PA-Boxen. Und wie laut oder leise ich im Vergleich zur übrigen Band war, wußte ich erst, als ich mir hinterher die Aufnahmen angehört hab.

Was wir auch noch gelernt haben: Nach dem Gig muß man höllisch aufpassen, daß der PA-Verleih nicht alles als sein Eigentum betrachtet und einsackt, was nicht definitiv Musikinstrument ist. Mein Mikro konnte ich gerade noch retten (ich war am Ende der einzige, der sein eigenes Mikro benutzt hat und kein gestelltes SM58), meine Kabel zur Stagebox hab ich sicherheitshalber selbst abgebaut, unser Hauptleadsänger ist seinen Mikroständer los, und sogar meine Ultimatesäule hätten sie mitgenommen, wenn ich ihnen nicht gesagt hätte, daß es meine ist (vermutlich, weil das Ding auch ein Mikro trägt, alle Mikroständer vom Verleih gestellt wurden und die wenigsten Rock-/Indiekeyboarder ihre Tasten auf eine Säule setzen, denn ich wüßte nicht, daß man bei einem Gig von der örtlichen Crew einen Ultimate Apex AX48BP leihen könnte).

Schön ist aber, daß der (vorher nie getestete) Trick funktioniert hat, mein trockenes Mikrosignal an meinem Submixer als eigene Subgruppe auszugeben. Vielleicht bin ich irgendwann gemein und leg den Vocoder da auch drauf, dann wird sie aber wahrscheinlich stereo und beansprucht zwei Kanäle am FOH...


Martman
 
Wenn ich das so lese fallen mir direkt mehrere Sachen ein und als allererstes das, was hier eigentlich der Hauptteil der Keyboarder von sich gibt:

Die eigenen Sounds gehören vor dem Auftritt abgestimmt. Genauso, wie ich von der Technik erwarte, dass sie ihre Sachen ordentlich vorbereiten, was ja scheinbar nicht der Fall war, kann der Mischer das von einem Keyboarder erwarten. Zumindest ist das meine Meinung. Ein Keyboardmix gehört nicht über den Bühnenmonitor Live gemischt.

Den Rest kürze ich mal auf einen leserlichen Teil zusammen, weil eh schon mehrfach erwähnt: Wer mit so viel Zeugs anrückt und auch für einzelnen Lieder komplette Geräte mitbringt, braucht sich nicht wundern, wenn es nicht immer so klappt. Der Zuschauer hört eh nicht mal ansatzweise das, was man an Kleinigkeiten vorbereitet hat. So zumindest meine Erfahrungen. Und wenn es dann von der Technik nicht hinhaut, lasse ich halt mal die Sachen, die "unwichtig" sind weg. Und die gibt es nach meiner Erfahrung immer.
Man spielt eben Live und nimmt keine CD auf. Gerade wenn man noch keinen Namen hat und der VA einen nicht ausdrücklich haben will, muss man da Kompromisse eingehen, was ihr ja scheinbar schon gemacht habt. Wenn ich an den Stagerider Thread denke, hätte ich da nicht mit gerechnet.

Ich gebe dem Techniker da recht: Kram zusammenschrumpfen und mehr Racks kaufen. Die Sachen so verteilen, dass man nur das mit hat, was man braucht und nicht noch Sachen, wenn man selber die ganze Technik macht.
 
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Aber das mit der Dynamikanpassung am Stage werd ich mal probieren, wenn ich denn gefunden habe, wo ;)

Das ist ja das schöne am Stage, man braucht kein handbuch und muss sich nicht durch menu´s quälen sondern für nahezu alles gibt es direkt einen Knopf oder shift+knopf:cool:

Drückst du hier und hier und dann erst eins, dann zwei oder gar 3 lichtlein leuchten :) Wirst sehen, das ist zum spielen ein himmelweiter Unterscheid, bis man auf ohne dynamic oder nur auf 1 das rhodes/wurli etwas zum knallen bringt musst auf dem compact reinhauen wie sau, klingt nicht und macht keinen spass. Wenn toby sogar auf dem 88er etwas nachregelt sagt das ja alles.

 
Puh, was der Martman da schreibt klingt für mich mehr nach Stress als nach einem entspannten Auftritt. Für mich wäre das nichts. Nicht, dass der technische Aufwand jetzt so übertrieben ist, ich kann ja auch den Hintergrund verstehen (schließlich hat er schon in diversen Beiträgen sich über das Konzept ausgelassen), aber in der Theorie mag das alles funktionieren, meinetwegen auch noch im Proberaum. Live kommt die Realität, und sieht es doch wieder anders aus. Für mich sind Gigs deswegen so entspannt, weil ich in 30 Jahren bestimmt weit über 1000 Gigs absolviert habe, insofern auch reichlich Routine habe. Der Aufwand, den wir heute teilweise fahren, hat sich entwickelt und war nicht plötzlich von 0 auf 100 da (so klingt es für einen Außenstehenden bei Martman's Band, wenn er das liest). Jede einzelne Erweiterung wurde mal angeteste, für gut befunden, evtl. verbessert oder weiterentwickelt, oder verworfen, weil's live nicht funktioniert, oder der Aufwand nicht im Verhältnis steht. Vieles hat sich in Zusammenarbeit mit Technikern entwickelt, wo man Feedback und auch Verbesserungsvorschläge bekommen hat.
Es gibt - vor allem beim Keyboarder - enorm viel Möglichkeiten, was man (noch) alles machen kann, gerade in technischer Sicht. Wie oft höre ich von meinen Bandkollegen Sachen wie: "Kannst Du das nicht sampeln?" oder "Bring doch mal den Vocalisten in Gang, um den Chor noch fetter zu machen!" ....
Klar, über MIDI steuer ich demnächst auch noch die Effekte für Gesang, Drums und Gitarre, außerdem programmiere ich noch die Steuerung der Lichtanlage auf eine separate Sequenzerspur....
...
...liebe Leute, auch wenn das alles möglich ist, udn natürlich ganz Tolle Möglichkeiten schafft: ich mache in erster Linie Musik, weil es Spaß bringen soll, weil ich darin einen Ausgleich zu meinem "normalen" Job finde. Alles, was ich zusätzlich auf der Bühne anstellen soll, fordert mich, was zwar gut und auch gewollt ist. Aber alles hat auch mal seine Grenze.
Wenn ich solch ein Projekt - ich bezeichne mal es bewusst als "Projekt" - wie Martman verfolge, dann hab ich einen Techniker, der festes Mitglied der Band ist, der sich ausschließlich um diesen Part kümmert, damit ich mich auf das reine Spielen konzentrieren kann. Und der ist natürlich bei den Auftritten dabei, kümmert sich dann auch um das Organisatorische, was hier unabdingbare Voraussetzungen erfordert, und wohl bei diesem, von Martman beschriebenen Gig zusätzlich in die Hose gegangen ist.
 
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Leider kann ich dich im Moment nicht bewerten;)
 
Ich schon :D

Grüße vom HammondToby
 
Was wir auch noch gelernt haben: Nach dem Gig muß man höllisch aufpassen, daß der PA-Verleih nicht alles als sein Eigentum betrachtet und einsackt, was nicht definitiv Musikinstrument ist.

Kenne ich, aber was soll man auch erwarten?
Das beste ist wohl, für solche Situationen das eigene Geraffel entsprechend zu kennzeichnen (farbiges Iso-Band, Band-/Adressen-Aufkleber o.ä.) - machen wir jedenfalls so.
 
Die eigenen Sounds gehören vor dem Auftritt abgestimmt. Genauso, wie ich von der Technik erwarte, dass sie ihre Sachen ordentlich vorbereiten, was ja scheinbar nicht der Fall war, kann der Mischer das von einem Keyboarder erwarten. Zumindest ist das meine Meinung. Ein Keyboardmix gehört nicht über den Bühnenmonitor Live gemischt.
Bei mir ist an sich auch alles vorgemischt, abgestimmt und entsprechend gespeichert. Ich brauche nur einen anderen Speicherplatz am Miditemp aufrufen, und an allen vier Synths sind teilweise acht, neun Sounds inklusive individuell und relativ zum Bandgesamtsound abgestimmter Lautstärke gewählt. Ich bräuchte dann keinen einzigen Lautstärkeregler mehr anfassen (außer Fußschweller bei Lautstärkeänderungen im Song), und auch der Toni bräuchte meine zwei Fader nicht mehr bewegen.

Der Grund, warum ich mich gern im Bandkontest hören möchte, ist, damit ich das vorher weiß, wenn der Toni, der nie Keyboards nach vorne mischt, weil Keyboards nicht nach vorne gemischt werden™, mich ganz nach hinten dreht.

Den Rest kürze ich mal auf einen leserlichen Teil zusammen, weil eh schon mehrfach erwähnt: Wer mit so viel Zeugs anrückt und auch für einzelnen Lieder komplette Geräte mitbringt, braucht sich nicht wundern, wenn es nicht immer so klappt. Der Zuschauer hört eh nicht mal ansatzweise das, was man an Kleinigkeiten vorbereitet hat. So zumindest meine Erfahrungen. Und wenn es dann von der Technik nicht hinhaut, lasse ich halt mal die Sachen, die "unwichtig" sind weg. Und die gibt es nach meiner Erfahrung immer.
Na ja, meine Maschinerie an sich hat ja 1a funktioniert. Die Sache war ja nur, daß die Crew noch nie so was gesehen hat, von den (wahrscheinlich wenigen) Keyboardern ausging, die sie vorher gesehen hatte, und sich nicht vorstellen konnte, daß ich das ganze Zeug brauche. Genau, wie sie sich nicht vorstellen konnten, daß man Gesangseffekte (Vocalist) on stage brauchen könnte. Ich glaube, wir waren so eine Art UFO für die.

Reduzieren läßt sich an meinem Equipment gar nichts, kurzfristig schon gar nicht und spontan erst recht nicht, jedenfalls nicht ohne drastische klangliche Einschnitte. Dazu sollte ich vielleicht mal zeigen, wie genau ich vorgehe, und zwar anhand der Setlist von unserem letzten Gig und meinem jeweiligen Vorgehen mit dem jeweiligen Gerät.

Grundsätzlich sei noch einmal betont, daß XP-80, Kurzweil und Virus permanent im Multimode laufen (tut der Kurzweil sowieso, aber er läuft bei mir im Setup-Mode). Auf allen vier Synths sind für jeden Song, zumindest jeden, den sie jeweils bedienen, die Sounds vorprogrammiert und in Tastaturbelegung, Lautstärke (auch beim MicroKorg, wo das in der Amp-Sektion geht) und Effekten abgestimmt. Umgeschaltet werden alle vier gleichzeitig mittels einer Miditemp PMM 88-E, die auch das MIDI-Routing übernimmt. Man könnte sagen, das ganze Setup bedient sich fast wie ein einziges großes Instrument.

Set 1:
  1. Fresh (Kool & the Gang) - Die linke Hand spielt die ab Mitte der zweiten Strophe einsetzende Streicherfläche, die momentan noch aus der XP-80 kommt; die wird aber mittel- bis langfristig auf den Kurzweil oder den Virus migriert, wenn ich auf der XP-80 wieder eine freie Performance brauche. Die rechte Hand spielt die pianoartigen Einwürfe im Refrain, der Bridge und am Schluß. Eindeutiges FM-Piano. Und wenn ich einen FM-Sound brauche, will ich nicht irgendein Sample, und sei es auch noch so gut, dann muß es lebende, atmende 6-Operatoren-FM-Synthese sein. Das kann bei mir nur der Kurzweil, und auch das nur dank KFM, aber er kann es.
  2. Let's Groove (Earth, Wind & Fire) - Ich habe eine knappe Sekunde Zeit, mit der PMM die Synths und das MIDI-Routing umzuschalten, dann wird auch schon die berühmte Synthbaß-Vocoder-Kombination im Intro gebraucht. Der Vocodersound ist übrigens oktaviert, was ich dadurch erziele, daß ich einen der drei MIDI-Parts von der XP-80 in der PMM oktaviere und auf einen anderen, schon genutzten MIDI-Kanal lege, auf dem im Virus der Vocoder läuft. Den Virus nehme ich deshalb als Vocoder, weil er erstens als Vocoder wirklich gut ist, zweitens den genannten Oktavierungstrick unter gleichzeitigem Erzeugen des Synthbaß (mit velocitygesteuerter Modulationsintensität der Filterhüllkurve, man hört die Resonanz schön den Klang formen) beherrscht und drittens auch für andere Sachen als Effekt benutzt werden soll, so daß ich ihn sowieso in einen Aux-Weg eingeschleift habe, dann muß ich keinen weiteren Aux-Weg für den MicroKorg opfern, von dem ich eh nicht weiß, wie gut er mit meinem Gesangsmikro harmoniert, und ich habe keine Lust, für diesen Song das Schwanenhalsmikro des MicroKorg zu montieren.
  3. Ain't Nobody (Chaka Khan/Hermes House Band/tlw. Eigenarrangement) - Wäre ich früher mit demselben Equipment in die Band gekommen, hätte ich versucht, das Originalintro von Chaka Khan mit Hilfe des Virus und der XP-80 als Sequencer zu replizieren, aber als ich dazustieß, gab es schon ein eigenes Arrangement, zu dem ich im Wesentlichen zwei Hammondsounds (XP-80, SR-JV80-08 "Keyboards of the 60s & 70s", Lesliegeschwindigkeit wird über Foot Controller 3 auf Fast geschaltet) beisteuere. Die kleine Melodie am Ende des Refrains spiele ich auf dem MicroKorg, hier kommt ein DWGS-basierter Klang zum Einsatz, soviel Zugeständnis an Chaka Khan muß dann doch sein.
  4. Brick House (The Commodores) - Wieder ein schneller Übergang, aber ich habe genug Zeit zum Umschalten per PMM. Die Bläser sind ziemlich komplex aufgebaut, und alle Bläserlinien spielen über einen recht großen Tonumfang, so daß ein detaillierter, nach Instrumenten geteilter Nachbau in keinem Verhältnis zum Ergebnis steht, statt dessen werden XP-80 und Kurzweil gelayert und die Brass Falls (leider) händisch als Glissandi gespielt.
  5. Don't Look Any Further (Dennis Edwards & Siedah Garrett/tlw. Eigenarrangement) - Wieder ein schneller Übergang, aber wieder habe ich reichlich Zeit. Das Original ist eher spartanisch, also habe ich es mit ein paar Sachen aus dem Virus ergänzt. In den Strophen liegt eine stark heruntergefilterte durchgehende a-Moll-Fläche (Sound © Rob Papen), in den intensiveren Teilen des Songs wird sie gedoppelt durch eine Art Synth-Strings mit Phaser, und im Refrain gibt es außerdem noch einen entfernt von Yello inspirierten dreistimmigen Synth-Brass-Einwurf, dessen Sound ich strukturell einem Yamaha CS80 nachempfunden habe.
  6. Can't Get Enough Of Your Love (Taylor Dayne) - Linke Hand spielt die Streicherfiguren (Synthstreicher, also Virus), rechte Hand spielt die Synth-Brass-Einwürfe im Refrain mit einem Prophet-5-Sound, der ausnahmsweise (noch) von der XP-80 kommt.
  7. I'll Be Good To You (Chaka Khan) - Direkter Übergang, ohne daß der Schlagzeuger stoppt. Ich habe einen Vierteltakt Zeit zum Umschalten. Der Song selbst kommt zu 100% von der XP-80 - linke Hand Rhodes vom 60s & 70s-Board (ausnahmsweise, sonst liefert der Kurzweil die Rhodes), rechte Hand die Leadfigur im Refrain mit einem Layer aus einem D-50-Klang und Juno-Streichern. Es bleibt also in der Familie Roland.
  8. Shame, Shame, Shame (Linda Fields & the Funky Boys) - Hat im Original gar keine Keys, ich habe ein Clavinet ergänzt, bei dem die rechte Hand hauptsächlich die Gitarre doppelt. Vernünftige Clavinets, noch dazu reichlich davon, liefert mir nur die XP-80 dank des 60s & 70s-Board. Wegen des so schon zweihändigen Spiels mußte ich das Saxophonsolo an meinen Kollegen (Roland U-220) abtreten.
  9. That's The Way I Like It (KC & the Sunshine Band) - Dieser Song steht und fällt mit den Bläsern. Wieder ein knappes Zeitfenster zum Umschalten (halber Takt, in dem ich auch noch beide Hände an komplett andere Positionen auf der Tastatur bewegen darf, und eine Hand brauche ich auch noch zum Umschalten). Die Bläser werden zweihändig gespielt: Die rechte Hand spielt die Trompete mit velocityausgelöstem Brass Fall, die linke die Saxophonstimmen, beides Presets vom Kurzweil. Hätte der Kurze das Preset mit dem Brass Fall nicht gehabt, hätte ich den Song gegenüber der Band für unspielbar erklärt.
  10. Don't Stop 'Til You Get Enough (Michael Jackson) - Den Song haben wir schon gespielt, da lebte Jacko noch, also nix mit Auf-den-Hype-Aufspringen. Hauptsächlich spiele ich die Bläserparts, bei denen ich mir analog zu Brick House keine gesteigerte Mühe beim Aufteilen der einzelnen Hörner gemacht habe, weil das bei den Figuren kaum möglich ist. Wenn die linke Hand keine Bläser spielt, ergänzt sie die Percussion.
  11. Holiday (Madonna) - Obwohl eine eher simple Nummer, war der Soundaufwand nicht zu verachten. Zum einen gibt's da Plastiksynthstreicher, die der Virus erzeugt, und die über zwei Parts (abschaltbare Oktavierung) von der XP-80 aus gesteuert werden. Ein Versuch, diese 80er-mäßig mit nur einem Oszillator zu bauen, schlug fehl. Zum anderen ist da der Leadsound, den der MicroKorg beisteuert, hier kann ich die Quarte mittels Modwheel rausregeln.
Set 2:
  1. In The Stone (Earth, Wind & Fire) - Das erste unsere EW&F-Songmonster aus dem Album I Am. Das monumentale Intro kann nur auf eine Weise gespielt werden, und das ist mit Hilfe von mindestens einem halben Dutzend Sequencerspuren, die Percussion (Claves auch als Taktgeber, Guiro in der zweiten Hälfte), Hörner, Posaunen, ein paar Saxophoneinwürfe und zwei unterschiedliche Streicherfiguren, eine davon oktaviert, beisteuern, während ich die Trompeten (selbstgebauter Sound mit drei Tones, der bei Betätigung des als Foot Controller 3 angeschlossenen Fußtasters von Fast-Unisono zu einem Durdreiklang umgestimmt wird) händisch beisteuere. Bei EW&F darf man eigentlich keine Kompromisse machen, aber weil der Rest der Band nicht zum durchlaufenden Sequencer spielen wollte, weil ein sich stur an eine maschinelle Clock haltender Schlagzeuger langweilig klingt und das Ganze extrem unflexibel wird, war ich zu Kompromissen gezwungen. Die aufwendige Trompetenfigur am Ende des Refrains fiel dem Rotstift zum Opfer wie auch alle Streicherparts nach dem Intro, weil ich mit der linken Hand schon Saxophone und auf dem MicroKorg (alles andere kommt von der XP-80) die Leadsynthfigur im Refrain und in der Bridge nach dem zweiten Refrain spiele. Auch die diversen Hörnerparts und die fetten Synth-Akkordeinwürfe in den Strophen konnte ich nicht beisteuern. Trotz allem klingt der Song also nach dem Intro etwas sehr dünn, was ich gern vermieden hätte.
  2. Get On Your Feet (Gloria Estefan/tlw. Eigenarrangement) - Wieder eine etwas ältere Nummer in unserem Repertoire, die komplett von der XP-80 kommt: D-50-Akkorde und Saxophonsolo (das allerdings so geroutet ist, daß ich es auch auf dem MicroKorg per MIDI spielen könnte, wenn ich wollte).
  3. Crying At The Discotheque (Alcazar) - Hier geht es jetzt mit dem Split-und-Layer-Wahnsinn los. Den größten Teil der Tastatur der XP-80 nehmen fünf (!) intern erzeugte String-Parts ein, von denen der für die Akkorde fürs Hold-Pedal freigeschaltet ist. Die unterste Restoktave wird für Drums benutzt: Auf dem A liegt ein Crash vom Drum-Part der XP-80, auf Ab und B liegt, jeweils mit einem eigenen Part und unterschiedlich transponiert, eine selbstgebaute Simmons-Tom vom Virus. (Im nachhinein betrachtet sollte ich davon noch einen dritten Part anlegen.) Ich bin bei dem Song mit der linken Hand ziemlich am Springen. Demnächst werde ich meinen Spoken-Word-Teil auch noch durch den Virus schicken und bearbeiten, nachdem ich heute durch Neueinspielen der Firmware endlich Delay und Reverb auch wieder im Multimode habe, eventuell wird er auch gefiltert oder anderweitig verändert; trocken klingt das etwas langweilig und dröge.
  4. This Love (Maroon 5) - Der einzige Song, in dem ich für längere Zeit ein akustisches Piano spiele, bis auf einen Part mit einer Hammond und auf Fast festgelegtem Leslie, der in mir den Wunsch nach einer anständigen externen Lesliesimulation wiedererweckte, denn das Leslie in der XP-80, die beide Sounds liefert, klingt gruselig.
  5. You To Me Are Everything (The Real Thing) - Hier spiele ich den Streicherteil, den ich gerade von der XP-80 auf den Kurzweil migriert habe, allerdings ist der selbstgebaute Streichersound auf dem Kurzweil noch nicht ganz fertig.
  6. Upside Down (Diana Ross) - Erscheint auf den ersten Blick harmlos, enthält aber ziemlich ausgefuchstes Sounddesign an der XP-80. Wenn man beim Original ganz genau hinhört, entdeckt man im Refrain bei den Streichern einen eigenartigen Delay-Effekt. Nur ist das so mit Delays aus workstationinternen Effektgeräten nicht machbar. Dafür habe ich mir ein eigenes Patch mit vier bis auf die Lautstärke (2 und 3 sind etwas lauter, 4 ist am leisesten) identischen Tones gebaut, die alle eine per Multistage-Hüllkurve begrenzte Klangdauer haben und in Abständen von einer Sechzehntelnote zum Tastenanschlag bzw. zueinander verzögert ausgelöst werden. Mein Keyboarderkollege, der solche Tricks nicht kennt, hatte mir erst vorgeschlagen, das händisch zu spielen. Es wurde aber im Original nicht händisch gespielt, händisch ist mir zu ungenau, und ich habe es nicht nötig. In den Strophen wird der Part, auf dem dieses Patch gewählt ist, abgeschaltet.
  7. Le Freak (Chic) - Hier kommen handelsübliche Velocity-Strings aus dem Kurzweil zum Einsatz. Für die Zukunft geplant ist, nach dem dritten Refrain die Streicher per Glissando auslaufen zu lassen und das Ganze mit einem dann per Fußtaster oder zweitem Schweller aufgedrehten Reverb zu veredeln. Den Schluß des Songs krönt ein tieffrequenter Knall, der im Original zweimal vorkommt, den ich auf Basis einer Bass Drum auf der XP-80 erzeugt habe, und der sein eigenes (extrem langes) Reverb verwendet; dieser könnte irgendwann in den Virus verlegt werden.
  8. Boogie Wonderland (Earth, Wind & Fire feat. The Emotions) - Hier haben meine Bandkollegen, genauer gesagt die Rhythmusgruppe, für die das ja alles schön einfach ist, eine Nummer rausgesucht, die zwar abgeht wie Schmidts Katze, die für mich aber noch näher an der Unspielbarkeit ist als In The Stone (übrigens aus demselben Album). Für dieses Ungetüm bräuchte man wie für In The Stone eigentlich nicht zwei, drei Bläser extra, sondern ein ganzes Orchester. Ich wollte diesen Song eigentlich nicht spielen, ich habe immer versucht, meinen Kollegen zu erklären, daß der gar nicht spielbar ist, jedenfalls nicht die für mich übrigbleibenden Parts für einen einzelnen Keyboarder ohne Sequencer. Der Song ist von meiner Seite her immer noch nicht wirklich fertig und wird meinen Idealvorstellungen nie entsprechen. Im Intro spiele ich am äußersten rechten Ende die Saxophone, in der Mitte nicht weiter unterteilte Blechbläser, und das oktavierte Streicherglissando ging schließlich nur noch per RPS abzufeuern. Der Refrain ist im Original extremst dicht arrangiert: zwei separate Bläserlinien, eine Kesselpauke, die mit einer der Bläserfiguren an einer Stelle zusammen spielt, und eine per Overdub auf einem Monosynth eingespielte dreistimmige Synthesizerfigur, die bei jedem Konzert von EW&F von Band bzw. vom Sampler kommt, weil sie nicht händisch spielbar ist, schon gar nicht dreistimmig, und erst recht nicht gleichzeitig mit zwei Bläserlines. Die Synthfigur mußte ich, weil ich nicht den ganzen Refrain über einen Sequencer laufen lassen kann, geschweige denn präzise genug per RPS einstarten, als erstes streichen, was zwei ziemlich große Löcher in das Refrainarrangement schneidet. Die Kesselpauke ist ein eigener Part, dessen Tastaturumfang genau eine Taste beträgt, und der auf den Brass-Part gelayert ist, wo er nur an dieser einen Stelle im Refrain zu- und wieder abgeschaltet wird, was sehr schnell gehen muß; normalerweise ist er abgeschaltet. Außerhalb des Refrains fallen im linken Teil der Tastatur oktavierte Streicher mit zwei in den ersten Hälften der Strophen zugeschalteten Glockenspielparts und diverse weitere Bläserfiguren an. Die Klangerzeugung übernimmt wieder komplett die XP-80; für den Fall, daß die Synthfigur im Refrain sich irgendwie als spielbar herausstellt bzw. ich eine Möglichkeit finde, sie zu spielen, steht der MicroKorg mit einem passenden Sound zur Verfügung.
  9. Play That Funky Music (Wild Cherry) - Wenn bei einem Song die Bläser so prägnant und frei hörbar sind, muß man ihnen eine gewisse Beachtung zukommen lassen, zumal das in diesem Song sogar möglich ist. Ich habe ihnen auf der XP-80 acht (!) Parts gegeben, um vier Arten von Instrumenten voneinander zu trennen. Ganz links sind Posaune und Baritonsaxophon gelayert. Dann kommt ein reiner Saxophonpart, dann ein Trompetenpart; der Split zwischen diesen Parts liegt mitten in den E-Eb-D-Progressionen in den Strophen, so daß die höchste Note immer von Trompeten und der Rest von Saxophonen gespielt wird, die in diesem Fall, weil zweistimmig, in der Lautstärke etwas reduziert sind. Darüber kommen zwei Tastaturbereiche, in denen Trompeten und Saxophone einmal oktaviert, einmal nicht oktaviert gelayert sind. Im Song gibt es bei uns einen, sagen wir, speziellen Part, bei dem ich ein Piano spiele, ebenfalls aus der XP-80. Weil aber die Tastatur so schon praktisch komplett voll ist und ich nicht die acht Bläserparts aus- und wieder einschalten wollte, spiele ich ihn per MIDI über den MicroKorg.
  10. September (Earth, Wind & Fire) - Bei diesem Song fallen zum Glück nur die Streicher an, weil mein Kollege die Bläser schon übernommen hat. Die muß er auch schon zweihändig spielen.
  11. Celebration (Kool & the Gang) - Die Bläser in diesem Song werden momentan noch mit XP-80 und Kurzweil überwiegend gelayert; eventuell werde ich mittelfristig etwas auf dem Kurzweil bauen, das die beiden Stimmen entsprechend verteilt. Die Streicher liegen in einem eigenen Tastaturbereich ganz links und kommen von der XP-80.
Zugaben:
  1. Give Me The Night (George Benson) - Erstmals kommt hier das Josef-Rabitz-Rhodes vom Kurzweil zum Einsatz; die meisten Stücke in unserem Repertoire mit diesem Sound haben wir in diese Setlist nicht übernommen, weil zu ruhig. Streicher- und Bläsereinwürfe sind noch geplant, weshalb das Rhodes sehr weit links auf die Tastatur gelegt ist. Am Ende vom Refrain gibt es eine aufsteigende Synthesizerlinie, die ich klanglich so nur mit dem MicroKorg nachbilden konnte. Der Sound ist ein Layer aus einem stark gefilterten Klang mit Portamento und einem glockenartigen Klang ohne Portamento.
  2. Ladies' Night (Kool & the Gang) - Den Übergang zu diesem wohl längsten Stück in unserem Repertoire übernehme ich. Ich habe wieder nur etwa einen halben Takt zum Umschalten, aber immerhin die rechte Hand dafür frei, ich entscheide, wann Ladies' Night anfängt, und es geht gleich mit demselben Rhodes-Sound weiter, aber in einem anderen Tastaturbereich. Der einzige andere Sound in dem Stück sind die zwei Piouuus, die der MicroKorg beisteuert; somit belege ich keinen zusätzlichen Tastaturraum auf der XP-80, die außerdem ihre Klangerzeugung nicht braucht, der Kurzweil aliast mir dafür zu stark, und ich sah keinen Grund, das den Virus machen zu lassen.
  3. Give It Up (KC & the Sunshine Band) - Den Löwenanteil an diesem Song hat die XP-80 (zwei Bläserparts, einer für die Melodie, einer für die Akkorde im Instrumenalzwischenteil + zuschaltbare Whistle, auf den ersteren Bläserpart gelayert). Dazu gibt es an zwei Stellen des Songs, darunter an sehr prägnanter Stelle im Intro, einen vierstimmigen, über gut zwei Takte stufenlos (Filterhüllkurve auf Pitch geroutet) aufsteigenden Synthesizerklang. Den muß ich, weil ich praktisch gleichzeitig an einer Stelle schon zweihändig beschäftigt bin und damals noch kein Hold-Pedal zur Hand hatte, als ich das gebaut habe, kurz auslösen, und dann ist er von sich aus gut zwei Takte lang sich selbst überlassen. So etwas kann nur der Kurzweil mit seinen ca. siebenstufigen Hüllkurven, da sehe ich auch übers Aliasing hinweg.
  4. Easy Lover (Philip Bailey & Phil Collins) - Diesen speziellen Klang der Synth-Akkorde konnte ich nicht irgendwelchen Werkspresets auf irgendeinem Rompler überlassen. Da mußte schon ein Analog- bzw. VA-Synthesizer ran, und zwar ein multitimbraler, und auch da war Eigenbau gefragt, so daß auch dieser Song von meiner Seite komplett vom Virus kommt. Den arpeggioartigen Leadpart sollte ich ursprünglich auch übernehmen, aber der müßte theoretisch entweder selbst schon zweihändig oder von einem Sequencer gespielt werden, und gerade hier kamen Sequencer wieder nicht in Frage, zumal der Song im Gegensatz zu den Claves bei In The Stone kein natürliches Click-Signal hat. Also hat ihn mein Kollege übernommen, der eher mal das eine oder andere Auge zudrückt und ihn daher nicht 1:1 und auch nicht mit einem eigens dafür gebauten Sound nachspielt.
Ein paar weitere markante Songs aus unserem Repertoire:
  • You Might Need Somebody (Randy Crawford/Shola Ama) - Wieder ein aus mehreren Versionen zusammengebauter Hybrid. Hier spiele ich links wieder das Rhodes vom Kurzweil und rechts eine mittels Kurzweil und XP-80 gelayerte Saxophonsektion, also recht simpel.
  • Lessons In Love (Level 42) - Ob dieser Song im Repertoire bleibt, ist noch fraglich. Dabei habe ich ziemlich viel Arbeit in ihn investiert und mir alle Keyboardsparts genommen, die ich meinem Kollegen in dieser Qualität nicht zutraute, also alles bis auf die Bläser im Refrain. Das wiederum heißt ständiges Zu- und Abschalten von sowohl internen als auch Kurzweil-Parts, denn der Kurzweil hat hier drei (mehr kann er nicht, es müßten eigentlich mindestens vier sein) FM-Sounds zu liefern; das Original ist sehr DX7lastig. Leadsachen, etwa in der zweiten Strophe, kommen vom MicroKorg, bei dem einer der beiden Sounds (dies ist auch der einzige Song, in dem ich am MicroKorg händisch einen Sound umschalte) so gebaut ist, daß der Pitchbender das Vibrato steuert und das Modwheel die Cutoff-Frequenz. Zumindest kann ich behaupten, daß wir das markante Intro (einerseits Gitarre, andererseits Vox + Tubular Bells) ziemlich authentisch hinbekommen.
  • Love Games (Level 42) - Dieser Song gehörte zu den ersten, die ich in dieser Band spielte. Mittelfristig aber wird er vom Aufwand her wohl Lessons In Love recht nahe kommen, außer daß ich keine FM-Sounds brauche, weil Love Games älter ist als der DX7.
Zum Schluß sei noch gesagt, daß ich jedes Mal die Krise kriege, wenn unsere Rhythmusgruppe wieder so eine überarrangierte Nummer von der Preisklasse Boogie Wonderland/In The Stone/A Night To Remember (Shalamar) raussucht, die sie ganz easy hinkriegt, wo es dann aber an mir ist, ein halbes Dutzend Synthesizer-, Streicher- und Bläser-Figuren zu replizieren. Denn meine Kollegen an Baß und Gitarre und auch unser Drummer, die gehen kaum irgendwelche Kompromisse ein. Also sehe ich nicht ein, warum ich - auch angesichts meiner Vergangenheit von bald 25 Jahren Frickelei und Programmiererei an diversen elektronischen Musikinstrumenten mit gesteigerter Authentizität als Ziel - den Weg des geringsten Widerstands gehen soll und überlegen soll, was in dem Song wirklich unbedingt gebraucht wird, statt mir zu überlegen, was mit dem mir zur Verfügung stehenden Equipment und meinen spielerischen Fähigkeiten möglichst authentisch machbar ist.

Außerdem: Dadurch, daß ich kein gelernter Pianist bin, kann das Kapital, das ich in die Band einbringe, nicht pures spielerisches Können sein. Mein Kapital, das ist Sound, das sind ausgefuchste Arrangements. Und es ist auch nicht so, daß ich kein Feedback bekomme. Nicht nur der Band gefällt, was ich da "zaubere". Uns hat mal jemand, nachdem er unsere Demo-CD gehört hat, gefragt, ob wir echte Bläser haben. In den meisten Fällen kommen die Bläser von mir.

Wenn ich an den Stagerider Thread denke, hätte ich da nicht mit gerechnet.
Na ja, der Monsterrider von damals war nahezu komplett von mir zusammengestellt. Aber die Band hätte zuerst am liebsten nur einen kleinen "Wunschzettel" von einer halben Seite und nicht eine konkrete, handfeste Forderung gehabt. Mit dem wären wir garantiert auf die Schnauze geflogen, denn das letzte Mal, als diese Band auf einer öffentlichen Bühne mit Fremdbeschallung stand, ist schon etliche Jahre her, und damals war das noch ein anderes Konzept mit anderem Equipment und zu 50% anderen Musikern, die Erfahrungen von damals kann man nicht wirklich gelten lassen. Dann wollten sie auf keinen Fall mehr als 1 Seite haben, weil bei einer unbekannten Band (weiß ja keiner, daß es die Band an sich schon seit 31 Jahren gibt, und daß die schon an ziemlich bekannten Orten gespielt hat) niemand einen etwas längeren Rider lesen würde. Letztlich haben wir uns auf insgesamt 3 Seiten einigen können, eine davon Text, eine Kanalliste, eine maßstäblicher, vollständiger und detaillierter Bühnenplan, und das ging auch nur durch, weil es zusätzlich eine Art Vorschaurider gibt ohne Text und mit nur einer Seite, darauf eine vereinfachte Kanalliste und ein vereinfachter, unmaßstäblicher Bühnenplan. Der Crew lag übrigens nur der Vorschaurider vor.

Ich gebe dem Techniker da recht: Kram zusammenschrumpfen und mehr Racks kaufen. Die Sachen so verteilen, dass man nur das mit hat, was man braucht und nicht noch Sachen, wenn man selber die ganze Technik macht.
Ein zusätzliches Rack für den U-220 und den Wireless-Mikroempfänger wurde schon angedacht. Das hätte aber bei den bei uns überwiegenden selbstbeschallten Gigs den Nachteil, daß diese Geräte jedes Mal neu verkabelt werden müssen und dieses Rack dann irgendwo separat aufgestellt werden müßte, was den Platzbedarf wieder erhöht - oder daß man alternativ diese zwei Geräte je nach Gig immer hin- und herschrauben würde. Aktuell ist es für uns der geringste Aufwand, das Bandrack mitzunehmen, zumal es auf Rollen steht, es sieht nur eben ziemlich gewaltig aus, wenn man sonst nichts größeres als Bassdrums und Verstärker auf der Bühne kennt.

Der Vocalist unseres Leadsängers kommt im übrigen ziemlich häufig und auch an sehr prägnanten Stellen zum Einsatz, und er sagt selbst, daß da etwas gefehlt hat, als sein Mikro mitten im Gig getauscht werden mußte gegen eins, das dann statt an den Vocalist direkt an die Stagebox angeschlossen wurde. Ein drahtloses Mikro braucht er übrigens, weil er gern die Rampensau macht und insbesondere bei Le Freak auf der Bühne rumturnt oder gar ins Publikum marschiert - singenderweise. Und wenn er auf den U-220 verzichten könnte, wo er doch mit dem SY55 schon einen Synthesizer hat, hätte ich nie erlebt, daß er ihn benutzt.


Martman
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry fürs Doppelposting, aber die maximale Postinglänge wäre sonst überschritten worden.

Für mich sind Gigs deswegen so entspannt, weil ich in 30 Jahren bestimmt weit über 1000 Gigs absolviert habe, insofern auch reichlich Routine habe.
Bei uns ist es wohl deshalb entspannt, weil wir gerade nicht so oft spielen und auch nicht so oft spielen wollen, schon gar nicht auf öffentlichen Veranstaltungen mit Fremd-PA. Ab und zu ja, aber nicht mehrere Dutzend Gigs pro Jahr.

Der Aufwand, den wir heute teilweise fahren, hat sich entwickelt und war nicht plötzlich von 0 auf 100 da (so klingt es für einen Außenstehenden bei Martman's Band, wenn er das liest). Jede einzelne Erweiterung wurde mal angeteste, für gut befunden, evtl. verbessert oder weiterentwickelt, oder verworfen, weil's live nicht funktioniert, oder der Aufwand nicht im Verhältnis steht. Vieles hat sich in Zusammenarbeit mit Technikern entwickelt, wo man Feedback und auch Verbesserungsvorschläge bekommen hat.
Gut, ich hab in der Band 2007 auch mit nichts als der XP-80 angefangen. Der Gitarrist hat, solange ich denken kann, immer über einen POD gespielt, der Basser hatte erst ein ganzes Sammelsurium an Tretminen und sich dann auch einen Multieffekt geholt, auch um sich das Theater mit etlichen Wandwarzen zu sparen, und die Sache mit den Vokalprozessoren hat unser Ex-Sänger seinerzeit aufgebracht, als ich noch nicht dabei war.

Als nächstes kam eine Kurzweil K2000 als Keyboard dazu, zum einen, weil die XP-80 nicht alles alleine machen konnte (32 User-Performances...), zum anderen, weil irgendjemand die Idee hatte, Sledgehammer von Peter Gabriel zu spielen, die Shakuhachi hatte ich für den Kurzweil, und den Kurzweil hatte ich sowieso. Das Keyboard wurde 2008 endgültig durch ein platzsparendes (dann endlich voll funktionsfähiges) Rackmodul ersetzt, das dann auch die Program Changes abfeuerte.

Um auch Synthgeschichten aus der XP-80 zu kriegen, und weil mit Let's Groove ein Vocoder gebraucht wurde, mußte dann ein VA-Synth her, da hab ich hier sogar noch einen Fragebogen ausgefüllt.

Der MicroKorg kam in die Band zum einen als Zusatztastatur, zum anderen als weiterer Klangerzeuger, besonders Leadsynth, und drittens, weil er optisch zur Band paßt. Wie gut er sich in den Bandsound integriert, und wie unersetzlich er eigentlich mit seinen speziellen Soundfähigkeiten ist, stellte sich erst später raus.

Die PMM ist der Nachfolger eines Edirol UM-550, das einfach nicht mehr flexibel genug war (nimmt also keinen Mehrplatz im Rack ein und zählt auch nicht als Mehrequipment), und gleichzeitig der Nachfolger des Kurzweil als MIDI-Fernsteuerung.

...liebe Leute, auch wenn das alles möglich ist, udn natürlich ganz Tolle Möglichkeiten schafft: ich mache in erster Linie Musik, weil es Spaß bringen soll, weil ich darin einen Ausgleich zu meinem "normalen" Job finde. Alles, was ich zusätzlich auf der Bühne anstellen soll, fordert mich, was zwar gut und auch gewollt ist. Aber alles hat auch mal seine Grenze.
Wenn ich solch ein Projekt - ich bezeichne mal es bewusst als "Projekt" - wie Martman verfolge, dann hab ich einen Techniker, der festes Mitglied der Band ist, der sich ausschließlich um diesen Part kümmert, damit ich mich auf das reine Spielen konzentrieren kann. Und der ist natürlich bei den Auftritten dabei, kümmert sich dann auch um das Organisatorische, was hier unabdingbare Voraussetzungen erfordert, und wohl bei diesem, von Martman beschriebenen Gig zusätzlich in die Hose gegangen ist.
Tja, mir macht es eben Spaß, genau das selbst zu machen. Wie gesagt, ich komme nicht vom Klavier, auch nicht von der Hammond, ich hatte schon immer Elektronik unter den Händen. Außerdem denke ich nicht in Songs, Phrasen und Licks, sondern mehr in Sounds. Schon in den 80ern an Heimorgeln (und ich mache überhaupt erst seit Dezember 1983 Musik) und nicht viel später an den ersten großen programmierbaren Arrangern war meine Denke nicht "Wie kann ich das Stück am besten mit Werkssounds, Werksrhythmen und möglichst geringem Aufwand spielen?", sondern "Wie kann ich mir das Gerät zurechtprogrammieren, so daß ich dem Original so nah wie möglich komme?" Ich bin ein Geek, ein Frickler, ein Technikfreak, der wohl bald bei Sequencer.de besser aufgehoben wäre, wenn die Leute da nicht noch schräger drauf wären. Ich will mein Equipment bis an seine Grenzen fahren, ganz besonders dann, wenn es dem Bandsound dienlich ist. Und das kann ich nur selbst machen, denn niemand sonst könnte sich in meine Denk- und Handlungsweise so einfinden. Im übrigen: Wenn es nicht hinreichend praxisreif ist, kommt es sowieso nicht auf die Bühne. Was ich live mache, ist alles erprobt und getestet.

Ach ja: Wenn ich es maximal vereinfachen soll, macht es mir keinen Spaß mehr. Natürlich ist es ein Aufwand, aber es würde mich extremst frustrieren, wenn ich immer nur Einfachst-Versionen spielen soll. Mir ist – ungelogen – mal vom Basser (der selbst nur zwei Sounds spielt, einen für This Love und einen für alles andere) vorgeschlagen worden, immer, wenn Bläser vorkommen, einen und denselben Sound zu verwenden. Das macht es einfacher und würde für eine Art wiedererkennbaren Bandsound sorgen. Genau das will ich aber nicht. Ich will Play That Funky Music mit 4 Sounds auf 8 Parts verteilt spielen, und mir hat noch niemand gesagt, daß das schei$$e klingt, weil das so aufwendig ist.

Wenn ich meinen Traum einer Jarre-Tribute-Geschichte wahr hätte werden lassen, dann würde ich wahrscheinlich sogar die Lichtanlage per MIDI über den Sequencer steuern.

Kenne ich, aber was soll man auch erwarten?
Das beste ist wohl, für solche Situationen das eigene Geraffel entsprechend zu kennzeichnen (farbiges Iso-Band, Band-/Adressen-Aufkleber o.ä.) - machen wir jedenfalls so.
Das Kuriose ist aber, was die alles fast mitnehmen wollten. Sogar meine Keyboardsäule, weil sie die wohl für einen Mikroständer gehalten haben, weil sie nicht scherenförmig ist und einen angebauten Mikrogalgen hat. Das wird deren erste Begegnung mit einer Ultimate-Säule gewesen sein (hoffentlich nicht) – ungeachtet der Tatsache, daß es die Dinger seit den 80ern gibt. Wäre dann lustig gekommen, wenn ich dem Roadie gesagt hätte, er soll das Teil mal fachgerecht abbauen, und ihm beim Kopfüberdrehen erstmal die Keyboardauflagen zu Boden gefallen wären. (Haben PA-Verleiher inzwischen eigentlich spontan AKG D5 zur Hand? Denn da auf der Bühne gab's sonst nur SM58, und die kriegt man sonst auch immer hingestellt, wenn man nicht explizit was anderes haben will und bekannt genug ist, um den Mehraufwand wert zu sein.)

Wobei, wenn sie meinen K&M-Tisch für ihr Equipment gehalten hätten, dann hätte ich mir wirklich Gedanken gemacht.


Martman
 
Ist ja schön, dass du das alles schreibt und dich zu rechtfertigen versuchst, aber vor mir musst du das nicht.

Aber ich sage gerne noch ein paar Worte aus meiner noch nicht 25 jährigen, aber dennoch nicht geringen Erfahrung dazu:

1. Der Gesamtmix, den du oben auf der Bühne hörst, wird immer und damit meine ich wirklich IMMER anders klingen als unten. Und auch das Soundverhältnis zum gesamten kann unten anders sein. Durch die deutlich anderen Speakergrößen, den Raum und die Anzahl der sich daran befindlichen Menge kann das deutlich anders sein.
Dazu muss ich sagen, dass ich bisher nur einmal das Pech hatte, nach hinten gemischt zu worden sein. Aber ich muss mich einfach darauf verlassen. Jeder macht seinen Job an dieser Stelle und ich als Musiker muss mich nicht um einen anderen kümmern, wenn die Leute vor Ort sind. Natürlich hat jeder andere Vorstellungen und die Chance, dass es genauso klingt, wie man sich das selber denkt, ist dabei recht klein.

Aber, nicht automatisch jeder Mischer oder Tontechniker im allgemeinen, der sagt: Musiker überlegt euch mal, ob das wirklich sinnvoll ist, im Sinne des Gesamten, ist ein schlechter und hat keine Ahnung!

2. Erfahrung: Der Thorsten hatte auch mal zig Kisten mit unterwegs. Da können richy, micha, stefan, distance, miguel und so einige andere ein Liedchen von singen. Da habe ich mir auch gesagt, der Sound hier kling daraus aber besser. Ja, klar ist das so. Wenn ich das zuhause oder meine nicht ganz billige PA Box abhöre. Aber, wenn ich dann im Mix genau hinhöre, ist das kaum noch was zu merken an unterschied.

3. Ich bin der Meinung, dass der Spaß natürlich auch an unterschiedlichen Geräten und überhaupt der Anzahl liegt. Aber genau den Spaß habe ich zuhause, oder beim proben. Da spiele ich auch mal was anderes oder hast du nicht gesehen.

Aber wenn ich auf die Bühne gehe, muss ich einen Kompromiss eingehen, der so aussieht, dass ich alles in guter Qualität liefern kann und das es mit der Technik keinen Stress gibt. Der Funkeybrother spielt doch auch ein recht dickes Setup. Der hat bisher noch nichts negatives berichtet und ich glaube, der spielt auch öfter, oder?!

Klar, kann ich immer sagen: Ich will und brauch das so und nur weil ihr das nicht so macht oder es noch niemals so gesehen habt, ist es richtig so. Man weiß was gemeint ist?


Du schreibst von 25 Jahren, aber wenn ich ehrlich bin, kommt es mir nicht so vor, als ob du wesentlich mehr Live Erfahrung hast, als ich. Das soll ich keiner Weise negativ gemeint sein, ok? Nur manchmal, sollte man sich überlegen, was man will, was man erwartet und was man für Ziele hat. Da bin ich dank dem Rider Thread ja nicht der erste, der das von sich gibt.
Dann spielt einfach nur noch privat mit eurer Anlage, wenn euch das zufrieden stellt. Damit ist die Welt doch in Ordnung ;)


Grüße
Thorsten

P.S. Ich habe hier gelernt, die Kunst ist es nicht aus vielem viel rauszuholen, sondern aus wenigem viel rauszuholen. In diesem Sinne Danke an die alte Stammbelegschaft und die, die sich da so zugesellt haben !!!
 
Es gibt - vor allem beim Keyboarder - enorm viel Möglichkeiten, was man (noch) alles machen kann, gerade in technischer Sicht. Wie oft höre ich von meinen Bandkollegen Sachen wie: "Kannst Du das nicht sampeln?" oder "Bring doch mal den Vocalisten in Gang, um den Chor noch fetter zu machen!" ....
Klar, über MIDI steuer ich demnächst auch noch die Effekte für Gesang, Drums und Gitarre, außerdem programmiere ich noch die Steuerung der Lichtanlage auf eine separate Sequenzerspur....

Der Bandkollege ist bestimmt der Bassist, oder?? Keine eigene Technik und Effekte, aber hauptsache die Arbeit anderer in Frage stellen :D
Also wenn bei uns einer mekert ihm wäre der Chor zu mager, dann bekommt er ein Mirko und darf mitsingen! Wenn er dann noch mekert, wird gerne ein Chor extra für ihn bestellt, jedoch ist dann auch seine Gage weg. Man kann ja nicht alles haben xDDDD
 
Du schreibst von 25 Jahren, aber wenn ich ehrlich bin, kommt es mir nicht so vor, als ob du wesentlich mehr Live Erfahrung hast, als ich.
Hab ich auch gar nicht, und so sollte das auch gar nicht aussehen. Damit wollte ich nur andeuten, daß ich mit der Frickelei eben nicht erst vor kurzem angefangen habe, und daß ich schon an Geräten "rumgeschraubt" habe, als das noch kaum ging und noch viel weniger vorgesehen war. In einer außerschulischen Band bin ich übrigens wirklich erst seit 2007, vorher gab's bei mir fast nur Elektronisches, und das auch praktisch nur für mich alleine.


Martman
 
Hi Martman,

dann wirst du vermutlich, wenn du öfter spielst, auch noch merken, dass es sinnvoll sein kann, manches zu ändern ;)
 
Huhu,

*Eis für alle spendier*

Na gut ist ja auch verständlich, wenn ich jedes Wochende nen Gig habe stell ich mein Setup sicherlich anders auf, als wenn ich nur alle 4-6 Wochen einen Auftritt habe (so bei mir). Da kann man auch mal nen Rhodes mitnehmen, aber jede Woche die Kiste schleppen, da musst schon sehr verrückt sein :rolleyes: Und vor allem ist es leider so, dass im Publikum es eh keiner merkt, ob das Rhodes vom Kurzweil, vom Roland, vom Nord oder gar vom Rhodes selbst kommt^^ Ich bilde mir es aber trotzdem immer ein :D
 
Leider kann ich dich im Moment nicht bewerten;)
Lasst das, ich will das nicht. Hab doch jetzt gelernt, je mehr Karma um so mehr schrumpft ... :eek:


Was wir auch noch gelernt haben: Nach dem Gig muß man höllisch aufpassen, daß der PA-Verleih nicht alles als sein Eigentum betrachtet und einsackt, was nicht definitiv Musikinstrument ist.
Kenne ich, aber was soll man auch erwarten?
Das beste ist wohl, für solche Situationen das eigene Geraffel entsprechend zu kennzeichnen (farbiges Iso-Band, Band-/Adressen-Aufkleber o.ä.) - machen wir jedenfalls so.
Da hilft eigentlich nur eins: Schnell genug sein! Für mich ist das erste nach dem Gig, mein Geraffel zusammenzupacken und am besten gleich wieder im Auto zu verstauen. Ich weiß, manche gehen am liebsten erst einmal sofort abfeiern, dürfen sich dann aber hinterher nicht wundern, wenn jemand anders da schon mal Hand angelegt hat, weil's im Weg stand, das Drum neben der Bühne steht, weil der Drumriser abgebaut werden musste, oder was fehlt etc. Die Technik-Crew hat meist nur eins im Sinn: Feierabend! Also stehen sie enstprechend schnell auf der Bühne und raffen ihr Zeug zusammen, und um die Jungs mal in Schutz zu nehmen: Die haben nicht wie Du jedes einzelne Teil auf dem Schirm, wem es gehört. Im Zweifelsfall wird alles eingepackt, bevor man sich hinterher anhören muss: "Wer hat denn letztes Mal die Mikros eingepackt? Da fehlen welche!"
Hier ist Routine auch enorm nützlich, die sich natürlich erst nach einer gewissen Anzahl Gigs einstellt. Ich hab auch nicht wenig auf der Bühne stehen (Der E-Klasse Kombi ist bis unter's Dach voll!), aber geordnet und ein System, was das Aufbauen und Einpacken angeht. Jedes Kabel weiß schon alleine, wo es hingehört, und innerhalb 15min ist alles wieder im Auto verstaut.

Ich habe hin und wieder Projekte laufen, da ist Martman's Aufwand ein Witz gegen. Trotzdem lass ich mich hin und wieder dazu hinreißen, dafür ist es dann auch ein Erlebnis besonderer Art. Gerade am übernächsten Wochenende, am Tag der Niedersachsen, wo 200-300.000 Leute erwartet werden, haben wir an beiden Tagen netterweise die größte der insgesamt 14 Bühnen, werden am Freitag wieder ein 40köpfiges Orchester auf der Bühne haben, wo mit E-Drum und Pods gearbeitet werden muss, damit eine vernünftige Abnahme nach draußen und Monitoring auf der Bühne möglich ist, im Anschluss fliegender Wechsel auf Natursets und Amps. Irgendwann dazwischen noch Fleetwood Mac - "Tusk" mit diversen Fanfaren-/Spielmannszügen, am Samstag eine ganze Stunde Michael Jackson Tribute mit 5o Tänzern... Alleine die Vorbereitungen, Orchesterproben, choreografische Abstimmungen, technische Klärungen sind mehr Aufwand als ich mit allen anderen Bands im ganzen Jahr zusammen habe, und das ganze bei Null Gage, einfach nur weil es Gigs sind, die man sonst nicht hat, von denen man lange zehren kann. Ich will damit sagen, dass auch ich manchmal mehr mache als nötig. aber es muss im Verhältnis stehen, zu dem was hinterher rüberkommt, sei es entsprechendes Geld oder in Fällen wie des Projektes Anerkennung für eine Leistung.
 
Hallo !

Ja, ich denke das ist ein globales Keyboarder-Thema. Wie viel Equipment braucht man wirklich für die Performance und wieviel wirklich nur fürs Ego ?
Eine Frage, die jeder für sich anders beantwortet. Ich behaupte einfach mal, dass man mit EINER Mittelklasse-Workstation Gigs spielen kann und 95 % des Publikums absolut nichts daran aszusetzen hat bzw. nicht bemerkt dass irgendwas anders kling oder fehlt (die nötige Programmierung der Workstation natürlich vorausgesetzt).
Ich selbst bin ja auch mit mehr Gear als mir eigentlich lieb ist unterwegs..... Das kommt zum Teil, wie bei vielen Kollegen auch davon, dass das Material
eben so mit der Zeit angewachsen ist. Man kauf das dazu, und noch etwas usw., will sich aber von seinen Lieblings Keys/Sounds nicht trennen.
Am sinnvollsten wäre es ja (wirtschaftlich gesehen) wenn man für jedes neue Teil ein altes ausmustert). doch man kann sich halt einfach nicht ständig neues Equipment kaufen (außer man ist toeti ;) ) bzw. ständig den Wertverlust für älteres Material in Kauf nehmen.
Ich muss mittlerweile sogar noch ein Akkordeon mitschleppen, da wir öfters ein umplugged-Set einbauen. Was zwar Spaß macht, aber auch wieder zusätzliche Schlepperei und Platzbedarf im Auto bedeutet.
Grundsätzlich würde ich aber gerne mein Equipment verkleinern und Martman: Hand auf's Herz: Dir wäre es doch auch lieber mit 2-3 Tonerzeugern weniger auszukommen....... aber das muss man sich halt auch leinsten können.
Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich heute mein komplettes Setup (PC1x, X7, XK-1) verkaufen und mir dafür eine
76er Hammermeachnik (z.B. S70XS) + einen NE3 zulegen. Damit sollte alles machbar sein und man hätte deutlich weniger Gewicht herumzuhiefen.

ciao

Michael
 
Jarre-Tribute-Geschichte

Hmm wenn ich sowas lese gehört es schon dazu, Frickler, Freak und detailversessen zu sein ;-)
Abgesehen davon kann ich es auch verstehen wenn jemand seinen Ansporn bei der Musik eben nicht nur aus dem Spielen selbst zieht, sondern eben wie Martman auch zu einem großen Teil aus der Programmierung der Geräte/Sounds und dem Ziel, einem Original-Sound so nahe wie möglich zu kommen.

Das was Toeti geschrieben hat trifft aber ebenso den Nagel auf den Kopf: Es wird immer anders klingen. Und dann kommt noch dazu: Wieviel Nuancen sind im Bandkontext überhaupt noch wahrnehmbar von meinem Publikum?
Aber auch da kann man guten Gewissens sagen: Ist mir völlig wurscht, denn mein Spass and der ganzen Sache bereitet mit eben "mein" Sound und alles was ich dafür getan habe.

Nur meistens ist es irgendwann so, dass man diese ganzen Mühen auch honoriert haben möchte. Und wenn schon die eigenen Kollegen in der Band anfangen darauf hinzudeuten, es ginge doch vielleicht auch "einfacher" und wäre vielleicht sogar "besser für die Band" stellt sich bei den meisten irgendwann ein Gefühl der Frustration ein.

Ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen, dass dir das nicht passiert! Zumindest für Musiker bzw. Fans des Details sind solche Leute wie du a) sehr selten zu sehen/hören daher b) eine sehr willkommene Abwechslung und c) eine super Inspiration, im eigenen Set das eine oder andere vielleicht doch nochmal zu überdenken. Für meinen Teil wäre das z.B. die Art wie du deine Bläsersätze "konfigurierst". Eigentlich will ich mit Bläsern nix am Hut haben, "muss" aber ein bisschen und sehe das auch ein. Aber wenn schon soll es dann auch ordentlich klingen. Und damit meine ich den Sound, aber auch nicht nur den sondern auch die Spielweise bzw. das Arrangement.

Keep on freaking!

hisdudeness
 
Ich behaupte einfach mal, dass man mit EINER Mittelklasse-Workstation Gigs spielen kann und 95 % des Publikums absolut nichts daran aszusetzen hat bzw. nicht bemerkt dass irgendwas anders kling oder fehlt (die nötige Programmierung der Workstation natürlich vorausgesetzt).
Gigs ja. Aber nicht alle Gigs in allen Musikrichtungen gleich gut, und schon gar nicht ohne Frustration eines mit virtuell-analogen Synthesizern Erfahrenen. Das ist jetzt zwar maßlos übertrieben, aber ich glaube nicht, daß Jarre es schaffen würde, den Sound von zwei ARP 2600 (semimodular!), zwei EMS VCS3 (3-Pol-Filter!), vier EMS Synthi AKS (dito), einem Yamaha CS80, einem Moog Memorymoog, einem RMI Harmonic Synthesizer (additiv!), einem Clavia Nord Lead 2 usw. usf. aus einer einzelnen Yamaha MO6 oder Korg M50 holen könnte. Live. Selbst mit Samples ginge das nicht, und ohne schon gar nicht.

und Martman: Hand auf's Herz: Dir wäre es doch auch lieber mit 2-3 Tonerzeugern weniger auszukommen....... aber das muss man sich halt auch leinsten können.
Hand aufs Herz: Wenn ich könnte, würde ich es noch mindestens um zwei Lexicon MX400 aufbohren, von denen eins als Aux geschaltet und eins als Insert in den Kurzweil geschleift wird, außerdem einen Ventilator als Leslie-Simu anschaffen, den Virus b durch einen kb ersetzen, der dann außerdem als dritte MIDI-Tastatur fungieren würde, was mir das Rumhantieren auf dem MicroKorg als Masterkeyboard ersparen und mir noch mehr Tasten für noch kompliziertere Multimodegeschichten bescheren würde...

Aber mal ernsthaft: Ich will nichts reduzieren, und ich kann nichts reduzieren. Klanglich schon gar nicht. Wenn wir eine Classic Rock-Band wären und ich wie so viele Bandkeyboarder praktisch ausschließlich Piano, Rhodes, B3 und vielleicht noch ein bißchen Wurlitzer und Vox spielen würde, käme ich aus mit einem einzelnen roten Schweden.

Wir sind aber keine Classic Rock-Band. Wir spielen in der Hauptsache R&B, Soul, Funk, solche Sachen, und ich meine nicht das Stax- und Motown-Zeugs aus den 60ern, sondern Mitte 70er bis durch die 80er, und da gibt's soundmäßig nichts, was nicht anfällt. Das ist Musik, die nicht von Gitarren getragen wird, während Piano und/oder Orgel irgendwo im Hintergrund dudelt. Da gibt's teilweise wirklich komplizierte Bläsersachen, häufig in Kombination mit Streichern, häufig jeweils mehrere Melodielinien und/oder gepaart mit Synthesizern/Percussion/etc. Gerade Earth, Wind & Fire sind da extrem dicht arrangiert, und gleichzeitig werden spürbare, störende Lücken ins Arrangement gerissen, wenn man irgendwas wegläßt. Und gerade Level 42 leben von der authentischen Nachahmung ihrer originalen Synthesizersounds.

Ich weiß nicht, ob du dir die Mühe gemacht hast, dir durchzulesen, was ich bei unserem letzten Gig wie gespielt habe. Hat wahrscheinlich keiner, weil zu lang. Aber da sollte doch schon klar werden, daß das so mit einem einzigen Klangerzeuger und einer einzigen Tastatur gar nicht mehr machbar ist. Nicht einmal mit einer Korg OASYS oder Alesis Fusion – und erst recht nicht mit Kurzweil PC3, Yamaha Motif XS oder irgendetwas von Clavia. Wohlgemerkt, einige Stücke sind noch gar nicht fertig arrangiert, die werden also noch komplizierter.

Hier mal mein Lastenheft für ein einzelnes Gerät, das meinen Anforderungen genügen würde:
  • mehr als 76 Tasten, idealerweise mehrere Klaviaturen, von denen eine 76 Tasten hat, anschlagdynamisch, Aftertouch, leicht gewichtet, glissandogeeignet, keine Hammermechanik
  • echter mindestens 16facher Multimode mit nicht weniger als 128 User-Speicherplätzen
  • Möglichkeit, jeden beliebigen Part im Multimode innerhalb von Sekundenbruchteilen ein- und auszuschalten und dann einen völlig anderen Part ein- und auszuschalten, also eine Menüseite bzw. eine Bedienelementebelegung, bei der soviele im schnellen Zugriffsbereich beider Hände befindliche Taster/Pads, wie das Gerät Multimode-Parts hat, fest ohne Notwendigkeit irgendeiner gehaltenen Shift-Taste jeweils einen Part im Multimode lokal ein- und ausschalten können (ein Taster für Part 1 an/aus, ein Taster für Part 2 an/aus etc.)
  • samplebasierte Klangsynthese inklusive Sample-RAM und Import diverser Formate (auch Fremdformate); Montage eines internen Datenträgers möglich; variabler Klangformungsweg mit mehreren parallel oder in Reihe schaltbaren Multimodefiltern
  • möglichst gute Bläsersounds quer durch alle Bereiche, möglichst gute Rhodes-Sounds, große Auswahl an möglichst guten Hammond-Sounds
  • wenn es geht, polyphone Stimmverteilung à la Roland ARX-03, ganz große Technics SX-KN**** und (hier nur rudimentär vorhanden) Kurzweil V.A.S.T. LowKey/HighKey (sprich, ich spiele 4 Tasten, eine Taste spielt ein Baritonsaxophon, eine spielt ein Tenorsaxophon, eine spielt ein Altsaxophon, eine spielt eine Trompete)
  • virtuell-analoge Klangsynthese mit mindestens drei jeweils mit allen wichtigen Wellenformen bestückten, voneinander unabhängigen Oszillatoren, variablem Noise-Generator, zwei resonanzfähigen, variabel verschaltbaren Multimodefiltern, von denen mindestens eins auf Flankensteilheiten von mehr als 12 dB/Oktave umschaltbar sein und auch bei 24 dB/Oktave Hoch- und Bandpaß unterstützen muß (also nicht nur 2-Pol-Multimode + 4-Pol-Tiefpaß), umfangreicher Modulationsmatrix, somit auch frei routbaren Hüllkurven, mindestens zwei möglichst variablen LFOs sowie den üblichen Oszillatorverschaltungen (Ringmodulator, FM, Sync), das Ganze möglichst frei von Aliasing und anderen störenden digitalen Artefakten
  • 6-Operatoren-FM-Synthese mit möglichst vielen Werkssounds des Yamaha DX7 und/oder Import von DX7-Sounds
  • vielleicht sogar Aufteilung der Syntheseformen auf Oszillatorebene und Kombination verschiedener Oszillatortypen in demselben Klangprogramm, um Linear Arithmetic besser emulieren zu können (bei Kurzweil geht das)
  • volle Programmierbarkeit aller Parameter aller Syntheseformen am Gerät
  • jede der Syntheseformen muß beliebig oft im Multimode einsetzbar sein, alle Syntheseformen müssen gleichzeitig im Multimode einsetzbar sein
  • mindestens fünf frei auf die Multimode-Parts routbare Effektstränge
  • hochwertige Leslie-Simulation, idealerweise mit Brake-Effekt statt langwierigem Auslaufen
  • qualitativ möglichst hochwertiger Vintage-Phaser mit nicht festgelegter Polzahl
  • sowohl ein Master-Reverb als auch mehrere, komplett unabhängige Hallgeräte für den Multimode (bei Le Freak brauche ich für mindestens einen, idealerweise zwei Parts jeweils eigene Reverbs)
  • dito Delays
  • mindestens zwei gleichzeitig mit demselben Audioeingang (Modulator) und sowohl demselben Carrier als auch unterschiedlichen Carriern verwendbare Vocoder
  • Anschluß für ein Hold/Sustainpedal und nicht unter vier frei programmierbare Fußcontroller
  • mindestens 16spuriger, am Gerät programmierbarer Song- und Pattern-Sequencer mit Realtime-Phrase-Funktion, der das Einspielen jedes Parts bzw. jedes MIDI-Kanals auf jede Spur beliebig und Signale für mehrere Parts/mehrere MIDI-Kanäle auf derselben Spur erlaubt
  • nicht auf Microsoft Windows basierend
Will sagen, das Ding muß so ergonomisch sein wie eine XP-80, eine so mächtige Klangerzeugung haben wie eine Kurzweil-K-Workstation mit zusätzlich gekauften Spezialsounds und wie ein Access Virus, es muß 6-Operatoren-FM können, und es muß in einem Gehäuse das können, was ich sonst nur mit MIDI-Tricks hinbekomme (oktavierte Vocoder z. B.).

Lies dir das hier mal in aller Ruhe durch. Stell dir vor, das müßtest du auch spielen. Genau dieselben Parts. Für Mitmusiker, die von Soul, Funk etc. wirklich verdammt viel Ahnung haben, teilweise schon seit drei Jahrzehnten Musik machen und somit die Musik eben nicht nur vom Oldiesender kennen. Und dann überleg dir, was dafür an Equipment notwendig wäre.

Wenn ich es mir leisten könnte, würde ich heute mein komplettes Setup (PC1x, X7, XK-1) verkaufen und mir dafür eine
76er Hammermeachnik (z.B. S70XS) + einen NE3 zulegen. Damit sollte alles machbar sein und man hätte deutlich weniger Gewicht herumzuhiefen.
Siehst du, damit käme ich bei weitem nicht aus. Du bei deinen Parts vielleicht. Ich bei meinen Parts nicht.

Hmm wenn ich sowas lese gehört es schon dazu, Frickler, Freak und detailversessen zu sein ;-)
Abgesehen davon kann ich es auch verstehen wenn jemand seinen Ansporn bei der Musik eben nicht nur aus dem Spielen selbst zieht, sondern eben wie Martman auch zu einem großen Teil aus der Programmierung der Geräte/Sounds und dem Ziel, einem Original-Sound so nahe wie möglich zu kommen.
Endlich mal jemand, der mich versteht.

Das was Toeti geschrieben hat trifft aber ebenso den Nagel auf den Kopf: Es wird immer anders klingen. Und dann kommt noch dazu: Wieviel Nuancen sind im Bandkontext überhaupt noch wahrnehmbar von meinem Publikum?
Das mag wahr sein, aber ich will mich nicht dazu zwingen müssen, davon auszugehen, daß der musikalische Horizont des Publikums eh nicht über Dauerberieselung mit $POPSENDER oder $SCHLAGERSENDER hinausgeht, nur um den Weg des geringstmöglichen Widerstandes gehen zu können, auch wenn ich den gar nicht gehen will. Außerdem – wenn ich nur seelenlos das gerade eben für Publikum und Veranstalter Allernotwendigste machen würde, dann wäre das "Abliefern" im Sinne von Fleisch ist mein Gemüse.

Aber auch da kann man guten Gewissens sagen: Ist mir völlig wurscht, denn mein Spass and der ganzen Sache bereitet mit eben "mein" Sound und alles was ich dafür getan habe.
Genau so ist das. Ich will selbst mit meinem Sound zufrieden sein. Und als Synthesizerfreak, der eben nicht "Och, das ist irgendwie so'n Synthsound" hört, sondern Oszillatoren, Syncs, Filterflankensteilheiten, Resonanzen, Hüllkurven, LFOs und Modulationstricks, und der auch weiß, daß, wenn man 3 Bläser anknipst und sie als 3stelligen Akkord spielt, man 9 Bläser hat, die nicht nur sch...e und unnatürlich klingen, sondern auch noch viel zu laut sind, als ein solcher habe ich eine sehr hohe, schwer zu überwindende Toleranzschwelle.

Nur meistens ist es irgendwann so, dass man diese ganzen Mühen auch honoriert haben möchte. Und wenn schon die eigenen Kollegen in der Band anfangen darauf hinzudeuten, es ginge doch vielleicht auch "einfacher" und wäre vielleicht sogar "besser für die Band" stellt sich bei den meisten irgendwann ein Gefühl der Frustration ein.
Das hatte ich ja schon erwähnt, daß ich Feedback aus zwei Richtungen bekommen habe. Zum einen, daß meine Bläser für echt gehalten wurden. Zum anderen, daß jemand, der nicht ein Viertel so tief in der Materie steckt wie ich, mir empfohlen hat, der Einfachheit und eines "einheitlichen Bandsounds" halber (also ungeachtet, ob wir jetzt Kool & the Gang, Earth, Wind & Fire, Wild Cherry oder Michael Jackson spielen) immer überall denselben Bläsersound benutzen soll.

Zumindest für Musiker bzw. Fans des Details sind solche Leute wie du a) sehr selten zu sehen/hören daher b) eine sehr willkommene Abwechslung und c) eine super Inspiration, im eigenen Set das eine oder andere vielleicht doch nochmal zu überdenken.
Na, die Wahnsinnigen will ich sehen. Okay, ja, zugegeben, ich spiele bewußt auch für etwaige anwesende Musikerpolizei, insbesondere auch die synthesizerverrückten Exemplare, deren erster Blick auf den Keyboardständer geht, gefolgt von einem sehr gründlichen ins Keyboardrack, und erst dann entdecken sie die langbeinige Sängerin, aber ob sich noch jemand den Aufwand macht...


Martman
 
die synthesizerverrückten Exemplare, deren erster Blick auf den Keyboardständer geht, gefolgt von einem sehr gründlichen ins Keyboardrack, und erst dann entdecken sie die langbeinige Sängerin

Da passt der Ausruf "Nice rack!" ja gleich zweimal! :D

BTW, du musst dir glaube ich eine neue Tastatur kaufen! Die Buchstaben auf deiner alten sind verbraucht... ;)

Chris
 
Ach Martman - ich verstehe Dich gut! Momentan überlege ich, mir zu meinen 3 übereinanderliegenden Tastaturen noch eine vierte (zweieinhalb-Oktaven) rechts über mein Rack zu montieren...;)
Und wenn dann Jahrelang gar nix kommt, dann aber plötzlich die Aussage eines Vaters: "Meine Tochter stand die ganze Zeit mit offenem Mund neben der Bühne und hat Dich beobachtet - die spielt selber Keyboard und konnte nicht glauben, daß Du wirklich alles live spielst!" - dann ist alles wieder gut!:D
 

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