Martman
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Zumal das sowieso nichts mit Michael Kay/Korg's KARMA zu tun hat... was sehr schade ist.Oder aber: von vornherein den ganzen Karma-Quatsch nicht ganz so ernst nehmen.
Na ja, wo hier schon von Gigs geschrieben wird: Wir hatten am Wochenende unseren ersten öffentlichen Gig mit diesem Konzept, den ersten öffentlichen der Band seit bestimmt vier Jahren, und für etwa die Hälfte der Band war es der erste öffentliche Gig seit dem Beitritt überhaupt. Erster öffentlicher Gig meinte damit auch erster Gig, den wir zur Abwechslung mal nicht on stage abmischten und mit der eigenen PA beschallten, wo das also jemand anders übernehmen mußte, der uns nicht kennt. Na ja, unser Konzept ist nicht gerade gewöhnlich, und wie und womit wir das umsetzen, ist noch ungewöhnlicher. Zwei Keyboarder mit insgesamt sechs Synths, nur ein Gitarrist, Schlagzeug mit 5 Toms (Timbales-Tom inklusive, so was hat normalerweise auch keiner), niemand spielt über Amps, drei von vier Mikrosignalen werden on stage verwurstet etc.
Was für'n Theater. Gut, es hat am Ende geklappt, aber der Weg dahin machte einen bisweilen steinigen Eindruck.
An Strom hat die Techcrew nur die Hälfte von dem gekriegt, was sie eigentlich wollten. Das gab mir schon zu denken angesichts der Technikmengen, die wir benutzen. Letztlich hatten wir aber anscheinend auf der Bühne mehr Saft zur Verfügung als im Probenraum.
Dann lag den Leuten nur die abgespeckte einseitige Version unseres Riders vor, weil wohl verpennt wurde, ihnen die zweiseitige Vollversion mit Text und maßstäblichem Bühnenplan zukommen zu lassen. Konsequenz: Die hatten allenfalls eine vage Vorstellung davon, was sie erwartet, und mußten von den typischen Rockbands auf uns schließen. Meine Ecke auf der Bühne war mit der Stagebox (32-Kanal-Mixer und entsprechend mächtige Box) und diversen Cases vollgestellt. In einem früheren Entwurf des Riders stand noch drin, daß die Ecke komplett frei von Zeugs sein muß, weil mein Setup da sonst nicht reinpaßt, aber der Rider mußte ja unbedingt auf 2 Seiten reduziert werden. Jetzt sind wir schlauer. Da jedenfalls haben wir dann spontan beschlossen, die Aufstellung zu spiegeln und die Keyboards statt nach links nach rechts zu stellen. Erst kam dann von der Technik zurück, nee, das geht nicht, im Stageplan sind die Keyboards links usw. Wie gesagt, die hatten keinen maßstäblichen Plan, weil wir denen unseren maßstäblichen Plan nicht hatten zukommen lassen, also hatten sie auch keine Vorstellung davon, was wir da alles auf die Bühne stellen wollten, solange das Zeugs nicht wirklich da stand, wo es hin sollte. Irgendwann haben sie es dann eingesehen und uns die Aufstellung spiegeln lassen. Blöderweise war rechts aber der Bühnenzugang, so daß alle, die auf die Bühne oder wieder runter wollten, zwischen meinen Keyboards und meinen Racks durch mußten. Na ja, das war trotzdem noch das kleinste Übel.
Überhaupt unser Equipment. Von der Technik kam dann noch, wir sollten unser Equipment mal gründlich reduzieren. Der Basser kann z. B. seinen Gesangseffekt weglassen, den benutzt er doch angeblich sowieso nicht. Daß er den nicht immer volles Rohr laufen hat, heißt nicht, daß er ihn nicht benutzt. Oder die ganzen Racks und Kabel und so, die wir auf der Bühne haben, die vielen Synthesizer, das ganze MIDI-Zeug, das muß doch auch nicht sein. Äh, wir sind keine Rock- oder Indieband, wo ein einzelner Pianist einen zweistündigen Gig über immer denselben Sound spielt. Das Bandrack muß mit, weil da der Empfänger für das Funkmikro unseres Hauptleadsängers (das vernünftig wiederzugeben irgendwie nur über die Monitore geklappt hat) und sein Racksynthesizer drin sind - da ist noch einiges mehr drin, was wir für selbstbeschallte Gigs brauchen, aber das schrauben wir vor öffentlichen Gigs nicht extra alles raus. Und damit ich den Sound produzieren kann, den ich produzieren will und muß, brauch ich nun mal diese vier Synthesizer, einen 16-Kanal-Submixer, 30 Meter MIDI-Kabel, an die 60 Meter Audiokabel ab Stagebox (jeweils ohne die Festverkabelung im Hauptrack), und ich muß auch mein Gesangsmikro durch meinen Submixer laufen lassen, um es dort bei Bedarf komplett abschalten sowie für Vocodersachen abgreifen zu können. Aber gut, es war schon ziemlich offensichtlich, daß ich der allererste Synthesizerspieler und Klangfrickler war, den die jemals an ihrer PA hatten.
Die Changeover-Zeit war zum Glück reichlich bemessen. Die Vorgängerband hatte innerhalb einer halben Stunde abgebaut, und wir hatten dann eine Stunde für Aufbau und Soundcheck. Dummerweise kamen diverse Komplikationen hinzu (siehe oben), die noch einiges verzögerten, so daß für einen Soundcheck nur fünf Minuten übrig blieben, und die Band spielte das allererste Mal gemeinsam, als wir schon mit dem nahtlos aus dem Soundcheck übergehenden ersten Set anfingen.
Monitoring war so lala. Streckenweise mußte ich nach Gefühl und vagen Hintergrundsounds aus einem ein Stück weit vor mir stehenden Monitor spielen, weil meiner gar nicht angeschlossen war. Als der dann in der Setpause dran kam, bekam ich nur Keyboards (meine und die vom Kollegen) und die Mikros der Keyboarder drauf. Was ich gebraucht hätte, wäre exakt dasselbe Lautstärkenverhältnis gewesen, das auch vorne aus der PA rauskommt, um meine (manchmal etlichen) Sounds im lautstärkemäßigen Kontext mit dem Rest der Band hören zu können. In unserem vollständigen Rider hätte gestanden, daß auf allen Monitoren für alle Musiker genau dieser Mix zu stehen hat, aber der lag ja nicht vor. Auf Anfrage teilte die offensichtlich mit dem mächtigen Digitalmixer noch nicht so ganz vertraute Technik uns mit, das ginge nicht. Ich hatte ja schon Angst, daß der Drummer mich nicht hören können wird, denn ein Stück hat ein ziemlich monumentales, händisch so nicht spielbares Sequencerintro, bei dem Claves (die es im Original auch fast genau so gibt) auf 2 und 4 als Klickersatz mitlaufen, und wenn der Drummer die Claves nicht klar und deutlich hört, weil sie von seinen eigenen Drums und vom Rest der Band zugematscht werden, dann haben wir ein Problem. Unsere Sängerin, den Baß und die Gitarre hab ich nur gehört aus einer der beiden zusätzlich an den Bühnenecken aufgestellten kleinen PA-Boxen. Und wie laut oder leise ich im Vergleich zur übrigen Band war, wußte ich erst, als ich mir hinterher die Aufnahmen angehört hab.
Was wir auch noch gelernt haben: Nach dem Gig muß man höllisch aufpassen, daß der PA-Verleih nicht alles als sein Eigentum betrachtet und einsackt, was nicht definitiv Musikinstrument ist. Mein Mikro konnte ich gerade noch retten (ich war am Ende der einzige, der sein eigenes Mikro benutzt hat und kein gestelltes SM58), meine Kabel zur Stagebox hab ich sicherheitshalber selbst abgebaut, unser Hauptleadsänger ist seinen Mikroständer los, und sogar meine Ultimatesäule hätten sie mitgenommen, wenn ich ihnen nicht gesagt hätte, daß es meine ist (vermutlich, weil das Ding auch ein Mikro trägt, alle Mikroständer vom Verleih gestellt wurden und die wenigsten Rock-/Indiekeyboarder ihre Tasten auf eine Säule setzen, denn ich wüßte nicht, daß man bei einem Gig von der örtlichen Crew einen Ultimate Apex AX48BP leihen könnte).
Schön ist aber, daß der (vorher nie getestete) Trick funktioniert hat, mein trockenes Mikrosignal an meinem Submixer als eigene Subgruppe auszugeben. Vielleicht bin ich irgendwann gemein und leg den Vocoder da auch drauf, dann wird sie aber wahrscheinlich stereo und beansprucht zwei Kanäle am FOH...
Martman