Key-Stammtisch

  • Ersteller bluebox
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Ich finde es auch nicht weiter schlimm, wenn man mit vielen Sachen auf die Bühne geht, wie ich schon Funkey erwähnt habe, der ja auch ein nicht ganz so kleines Set hat.

Wenn es aber mit der Technik nicht klappt, muss man sich in meinen Augen erst einmal selber an die Nase packen. Technik meint damit PA und alles, was nicht unser ist. Aus der Erfahrung heraus liegt so einiges beim Musiker, gerade wenn sie Bühnentechnisch gesehen recht unerfahren sind. Das habe ich bei mir bemerkt und bemerke es jetzt bei anderen.

Zusätzlich nehme ich den Mund noch einmal sehr voll und behaupte, dass es ein paar (meint nicht zwei :) ) User im Board gibt, die auch diese Geschichte mit zwei Boards spielen könnten und einer von hundert würde merken, um was es sich an Equipment handelt.

Natürlich macht eine B3 mehr spaß als ein Nord Electro.... Ist das wirklich immer so? Ich persönlich habe für mich den Spaß an der Musik wiedergefunden und das auch, wenn ich nur altes 20 Jahre altes Clavinova oder ein PSR Keyboard zu Hand habe, was ab und an mal vorgekommen ist. Für mich macht an dieser Stelle das Zusammenspiel, die Band, das ganze den Spaß aus und nicht, dass ich egoistisch mein sündhaft teures Equipment vorführe, mal abgesehen davon, dass meine Fähigkeiten dazu nicht reichen :D

Also das soll keine Verurteilung sein, ich bin auch öfter mit mehr unterwegs, aber nur, wenn ich weiß, es geht.
 
Es kommt natürlich auch immer darauf an, wie man spielt. Ein VA wie der Virus bietet einfach auch Möglichkeiten, die man mit einer Standard-Workstation gar nicht zur Verfügung hat - es ist ja nicht nur die Klangqualität.
Hammond-Sound vom Yamaha-Motif? Vergiss es... Clavinet-Sounds vom selben habe ich nie benutzt - die sind von Anfang an ausgeschieden. Seit ich das Nordstage habe, setze ich öfter Clavi-Sounds ein.
Mein Kaoss-Pad nutze ich mittlerweile auch oft für den Gesang - zum großen Teil Delay-Effekte.
Das eigene Soundempfinden beeinflusst auch immer die Spielweise - ist man mit seinem Sound nicht zufrieden, spielt man vorsichtig, zurückhaltend. Entweder man fühlt sich mit seinem Sound "verbunden", oder nicht - dann fühlt es sich immer irgenwie unecht an.
Wie sich das bei einem Musiker genau bemerkbar macht, ist natürlich immer sehr subjektiv - ist aber auch gut so. Wie langweilig wäre es, wenn jeder gleich "gestrickt" wäre.;)
 
Stimme ich dir auch voll und ganz zu :)
 
Teils kann ich den Wahnisnn ja auch nachvollziehen. Immerhin bin ich ja auch jemand, der Aufwand fährt, immer neue Ideen hat, sein Equipment aufzustockt, um noch das eine oder andere verwirklichen zu können, und immer unermüdlich was die Optimierung von Sounds auf der Bühne angeht. Und dennoch habe ich den Anspruch, dass immer noch alles in meinen Kombi passen muss, und der Auf- und Abbau nicht länger dauern darf als vorher.

Für unseren Jahresabschluss-Gig letztes Jahr Weihnachten, war die Idee da, einen Michael Jackson Tribute Block im Programm aufzunehmen. Eine gute Stunde mit 8 Songs sollte das ganze in Anspruch nehmen. "Heal The World" als instrumentaler Einstieg gespielt von einem Streichquartett nur mit Keyboard-Piano-Begleitung, und dann das geballte Paket mit Songs wie Beat It, Billy Jean, Man in the Mirror, Dirty Diana, Smooth Criminal, Bad, Earth Song und natürlich Thriller. Da war meine Ansage von vorneherein, dass das ein Keyboarder nicht leisten kann. Also sind wir mit zwei Keyboardern an den Start gegangen, jeder zwei große Workstations (Kurzweil K2600X, Korg Triton Extreme und auf der anderen Seite K2500X und PC3X plus SP404 als Sampler für Einspielungen). Jetzt spielen wir das ein zweites Mal. Ich hab mein Setup auf PC3X, Nord Stage und SP404 geändert, und wäre im Grunde in der Lage, alles alleine zu spielen, auch wenn ich den einen oder anderen Part reduzieren müsste. Und wenn ich ehrlich bin, würde ich das sogar lieber tun, denn manchmal müllen wir uns gegenseitig zu, und weniger ist oft mehr (gerade der Triton ist ne extreme Müllschleuder aufgrund seiner oversized Presets, die der Kollege leider so einsetzt).
Wenn man den Anspruch hat, alles möglichst original nach Studioalbum zu spielen, ist das mit einem Keyboarder sicher nicht machbar. Aber muss man das wirklich? Ist das überhaupt live-dienlich? Die meisten Bands haben nicht einmal den Anspruch. Der eine oder andere geht noch mit einem Leih-Keyboarder auf Tour und/oder ergänzt durch Sequenzer, aber andere reduzieren auf's wesentliche, und das ist in meinen Augen die bessere Einstellung. Deutlich besserer Gesamtsound, überschaubarer Aufwand, weniger Fehleranfälligkeit und weniger Stress auf der Bühne. Ich für meinen Teil hab lieber Spaß auf der Bühne, als die gesamte Zeit 125% Konzentration an den Tag zu legen und vom eigentlichen Auftritt nichts mitzubekommen.
Ich könnte jetzt wieder kommen, "das Publikum hört eh nicht den Unterschied", nicht einmal die Bandkollegen - aber ich weiß: der persönliche Anspruch, der mir im Grunde auch wichtig ist. Ich lerne mittlerweile, wo und dass ich reduzieren kann, und dass ich dann mehr von den Gigs habe. Wie gesagt - weniger ist oft mehr.
Bestimmt hab ich schon mehrfach erwähnt, dass ich eh nicht der Typ bin, der 1zu1 covern will. Ich finde, eine gelungene Interpretation ist mehr wert, und gerade für eine Coverband wichtig. Wenn ich so klinge, wie auf der Original-CD, freut das bestimmt 10% der Gäste, aber man hätte auch einen DJ engagieren können, der die Platte auflegt. Spiele ich meine eigene Version sind genau die 10%, die wissen wie's original klingt, und meine version - wenn sie gut ist - entsprechend honorieren und sich vermutlich auch freuen, dass sie mal was anderes gehört haben, als das was sie kennen.

Eine gute Coverband zeichnet es aus, dass sie sich von anderen absetzt, indem sie anders klingt! Und dafür muss ich nicht diesen wahnsinngen Equipment-Aufwand betreiben. Das muss ich nur, wenn ich den Anspruch habe, möglichst genau am Original zu sein, was man - mit Verlaub - eh kaum schafft!
 
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...mist. Du sprachst mir aus der Seele.
 
Arrangements von Studioaufnahmen sind mit Sicherheit nicht unbedingt Live-tauglich. Man kann aber auch nicht alles über einen Kamm scheren. Meiner Meinung nach gibt es halt geile und nicht so geile Arrangements.;)
Ist natürlich auch wieder sehr Subjektiv.
Wenn ich ein Arrangement nicht mag, dann versuche ich auch nicht, es umzusetzen. Anderes läßt sich aufgrund der Komplexität schwer, bis gar nicht umsetzen.
Was "sinnvoll" ist hängt wohl auch von der Qualität des Live-Sounds/der PA ab.

Die Qualität der Sounds an sich ist dabei wieder ne andere Baustelle - ich spiele z.B. lieber nen fetten VA-Brass als ein Plastik-Rompler-Brass, der krampfhaft versucht, wie ein echter Bläsersatz zu tönen - und wenn's nachher 3x wie "Orschinol" klingt...:rolleyes:
 
Ich sag ja gar nicht, dass man grundsätzlich alles total umarrangieren muss. Meist ergibt es sich von ganz alleine, z.B. schon aufgrund der zur Verfügung stehenden Besetzung oder Mittel. Hab ich nur einen Gitarristen, muss ich halt die etwaige zweite Gitarre im Original kompensieren, es sei denn der Sänger kann auch mal zur Gitarre greifen, was ich als Keyboarder ja auch tue, wenn die zweite Gitarre wichtiger ist als irgendeine Keyboardspur. Warum muss also der Keyboarder unbedingt immer alle im Original vorkommenden Keyboardspuren spielen? Wobei "Keyboardspur" relativ zu sehen ist, denn alle Streicher, Bläser oder sonstigen "Geräusche" werden wie selbstverständlich dem Keyboarder auferlegt. Wieviele Bands spielen Songs von Eagles, Doobie Brothers, Lynard Skynard mit nur einer Gitarre. Quakt da einer mit dem Gitarristen rum, dass er sich ne Doppelgitarre umhängen und sich ne Hand nachwachsen lassen soll?
 
@ dr-rollo
im grunde teile ich diene meinung schon aber ich muss dir in einem punkt widersprechen

du meintest, dass etwa 10% des publikums wissen wie es im original klingt.
hier möchte ich etwas relativieren:
meiner erfahrung nach ist es eher so, dass alle ausser 10% irritiert sind, wenn etwas nicht wie im radio oder auf der cd klingt.
ich selbst bin ein freund von eigenen arrangements - keine frage aber die realität sieht leider so aus, dass eine gute coverband bzw eine band die als gute coverband angesehen wird sehr nah am original spielt.
 
Hier muß man aber eventuell auch unterscheiden zwischen Chartsmucke, die den Leuten 30x am Tag über die Massenmedien eingetrichtert wird und Klassikern, zu denen dann und wann mal abgefeiert wird.
 
da hast du sicher recht
gerade bei mitgröhlliedern ist es relativ schnuppe ob jede linie aus dem original gespielt wird oder nicht (bspw hey baby)
aber lady gaga muss momentan schon so klingen wie lady gaga eben klingt

wobei ich nun doch mal eins loswerden muss:
oft werden instrumentalisten im speziellen die tastenmenschen sehr dazu getrieben die originalsounds zu liefern
am ende der kette steht allerdings immer ein sänger oder eine sängerin, die wohl nur in den seltesten fällen wie das original klingen
hier ist durchaus deutlich eine doppelmoral zu erkennen
die natürlich dadurch entsteht, dass man als keyboarder überhaupt die möglichkeit haben kann einen authentischen sound zu produzieren.
 
Hier muß man aber eventuell auch unterscheiden zwischen Chartsmucke, die den Leuten 30x am Tag über die Massenmedien eingetrichtert wird und Klassikern, zu denen dann und wann mal abgefeiert wird.

Das sehe ich ähnlich: Ich persönlich würd mich als Keyboarder nur sehr wiederwillig zu Lady Gaga und Konsorten überreden lassen. Da erwarten die Leute tatsächlich das es wie aus dem Radio klingt: man kann also nur verlieren :)

aber selbst bei let me entertain you, simply the best, ein kompliment oder heavy cross kann man das ganze doch schon etwas flexibler gestalten...meine bandkollegen und ich haben jedenfalls das ziel die bekannten sachen musikalisch ein wenig aufzupeppen. gerade weil wir viel mit bläsern arbeiten klingen die sachen halt anders als die konserve...aber das feedback vom letzten samstag spricht dafür, dass es den leuten gefällt :)
 
Wir reden hier über zwei verschiedene Dinge, zumindest empfinde ich das so. Wenn ich mir Martmans ersten Konzertbericht durchlese, ist das Problem nicht eine Sounddetailversessenheit oder dass mehr als ein Board zum Einsatz kam - sondern die Tatsache, dass die Band keine Routine hat und da eine Differenz herrschte zwischen Wunschdenken und Realität. Das mag hart klingen, aber es liest sich nicht "realistisch professionell", was ja auch kein Wunder ist, wenn die Band mehrere Jahre inaktiv war.

Einem Techniker ist es völlig Wurst, ob ich 3 oder 40 Meter MIDI-Kabel verlege, ob ich eine MIDI-Matrix nutze oder nicht, ob mein Synth rot oder schwarz ist und wie kurz die Übergänge zwischen den Songs sind. Das ist ganz alleine mein Problem bzw. das der Band. Ich habe als Keyboarder dafür Sorge zu tragen, dass ich ein vernünftiges Signal nach vorne liefere. Ob ich dann mit einem Vocoder rumhantiere und wo ich den gerne hören würde - auch das ist ganz alleine mein Problem. Benötigte Monitorwege sind zu benennen, hier lief anscheinend was bei der Übermittlung des Riders schief - kann passieren. Die Bühne ist grundsätzlich jedoch der falsche Ort, um erstmal mein technisches Konzept auf Machbarkeit zu testen...

Ich sehe in dem Bericht auch keine unüblichen "Technikmengen" - nur eben Dinge, die wohl nicht ganz optimal liefen. Von daher muss ich Torsten zustimmen: wenn das Equipment mich selbst oder die Band überfordert, sollte ich vielleicht mal über eine Vereinfachung nachdenken. Ich hab selbst ein leider sehr unregelmäßiges Projekt, welches dafür das umfangreichste Equipment (4 Boards + Rack) erfordert. Dennoch kann das Unregelmäßige keine Entschuldigung sein und die Jungs würden mir zu Recht den Vogel zeigen, wenn ich jedes Mal für irgendwelchen Firlefanz verantwortlich wäre (nicht weniger nerven Gitarristen, die ihr MIDI-Multi-FX nicht im Griff haben).

Ich finde umfangreiche bzw. aufwändige Setups herausfordernd und wo erforderlich auch sinnvoll. Dann muss ich selbst jedoch die Routine mitbringen, trotzdem eine für alle Beteiligten unkritische Angelegenheit draus zu machen.


Spielst du das oberste Board eigentlich im Sitzen oder erhebst du dich zu diesem Zwecke?
 
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hammer! bruder

ich liebe so zeug ohne ende..und genau sowas würde ich den ganzen tag machen wenn ich die möglichkeit hätte *g*

edit
das publikum sieht auch so aus als würde es diese version zu schätzen wissen
unser publikum ist mehr die richtung:
http://www.youtube.com/watch?v=Di4asxtc_jc
 
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Spielst du das oberste Board eigentlich im Sitzen oder erhebst du dich zu diesem Zwecke?

Nach Lust und Laune - Da ich recht lange "Affenarme" habe und auch viel mit den Füßen an den Pedalen rumfuhrwerke spiele ich meistens im Sitzen.
Wenn es möglich ist und ich gute Laune habe, bequeme ich mich auch schon mal hoch...;)

hammer! bruder

ich liebe so zeug ohne ende..und genau sowas würde ich den ganzen tag machen wenn ich die möglichkeit hätte *g*

Danke!:)
Das "Projekt" ist extra für dieses Jubiläum in zwei Wochen und mit zwei Proben aus dem Boden gestampft worden. Unsere 7-köpfige Coverband wäre etwas oversized gewesen, also haben wir zwei Sängerinnen und den Gitarristen einfach zu Hause gelassen und uns ein lustiges Programm ausgedacht. Dementsprechend waren die Sachen auch nicht zu 100% ausgecheckt - aber wir hatten Spaß!:)
Eigentlich wollten wir die Alternativ-Cover-Idee weiterentwickeln, aber leider ist es aus Zeitmangel bisher bei diesem einen Gig geblieben.


Ja, die Sorte kennen wir auch gut: http://www.youtube.com/watch?v=fYbJJ9f_IGI :D
Fahrt ihr eigentlich immer so aufwendige Shows wie im Video?:eek:
 
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..ja
wir haben immer den gleichen bühnenaufbau und -technik dabei plus crew
licht,led, videos etc sind für die einzelnen songs programmiert - deshalb wärs ungünstig was nicht aufzubauen
 
Ich spiele mit nur 2 Boards, weil ich nur 2 Hände habe :) Einmal gewichtet und einmal ungewichtet
Mit geschickter Aufteilung (Splits, Layers, Samples) und 2 guten Instrumenten geht da schon sehr viel.
Auch wenn der eine oder andere Klang von einem weiteren Board noch besser werden könnte, steigt der Aufwand für die letzten 5 Prozent - die kaum jemand im Mix hört - deutlich.
Was den Klang meines Erachtens deutlich mehr beeinflusst, als ein riesiger Instrumentenpark ist ein aufgeräumtes und songdienliches Arrangement. Z.B: Mit der linken Hand nicht im Bassbereich rumwummern und lieber ein Ear-Candy einfließen lassen. Viel Musik steckt auch in der geschickten und liebevollen Auswahl der Sounds. Mit der Zeit lernt man die Klänge seines Instrumentes kennen, die "wie Lack" klingen :). Und dabei muss es nicht immer der Orginalsound sein.

Aber natürlich ist so ein riesiger Instrumentenpark irgendwie sexy :)
 
Eigentlich wollten wir die Alternativ-Cover-Idee weiterentwickeln, aber leider ist es aus Zeitmangel bisher bei diesem einen Gig geblieben.

Sehr sehr schön! Genau das macht finde ich am meisten Spass (wenn's vielleicht auch nicht die Hammer-Gagen bringt). Geile Stücke gut interpretiert. Man schaue sich z.B. auch Jamie Cullem mit Don't Stop the Music an. Selbst Profis machen sowas ;-)

Diese Festzeltgeschichten wiederum bringen gute Gagen, aber vom musikalischen her reizt mich das weniger. Trotzdem muss ich genau damit heute abend ran. 20:00 Polterabend. Und es pisst am Laufenden Meter hier...:(
 
Warum muss also der Keyboarder unbedingt immer alle im Original vorkommenden Keyboardspuren spielen?
Dafür kann's einige Gründe geben

Zum einen kann man sicherlich einiges umarrangieren und reduzieren, aber eben nicht alles, und erst recht nicht nach Belieben. Gerade Soul-, Funk- und Disco-Sachen aus dem Zeitraum von ca. 1975 bis 1981 mit ihren sehr dichten Arrangements klingen schon sehr merkwürdig, wenn sie merklich reduziert werden. Komplett umarrangieren kommt auch nicht in Frage, weil die Songs damit vollends ihren Charakter verlieren. Oder auch Synthpop und andere betont elektronische Musik. Wer da den Rotstift ansetzen will/muß, dem bleibt meist nichts anderes übrig, als den Song in ein komplett anderes Genre zu verfrachten und ihn somit wieder dem gewohnten Kontext zu entreißen.

Zum anderen, weil es geht. Gerade diesen Montag kam wieder das Thema "Immer einen und denselben Bläsersound benutzen" auf. Das Argument war dieses Mal, daß Bands, die echte Bläser haben, ja auch immer einen und denselben Bläsersound haben, die Bläser gehen ja nicht bei jedem Song von der Bühne und werden durch andere ersetzt. Tja, und genau die Einschränkung haben wir eben nicht. Ich hab nicht einfach 1 Knopf "Brass" am Keyboard, ich hab Hörner dutzendweise und kann sie zu Hunderten Kombinationen zusammenstellen. Ich kann die Bläser je nach Song durch komplett andere ersetzen. In einem Song klingt's dann eben nach KC & the Sunshine Band, im nächsten nach den Phenix Horns, so weit wie es geht, dann wieder nach den Sessionmusikern, die Wild Cherry begleitet haben, und dann gibt's wieder überhaupt gar keine Bläser, dafür aber Synths ohne Ende, wo Bands mit echten Hörnern diese irgendwie einarrangieren müssen.

Wenn es danach ginge, könnte ich auch sagen, daß wir gar keine Bläser haben und somit alle Bläsersätze in allen Songs gestrichen werden. Dito Streicher. In diesem Sinne, wo wir schon mal dabei sind: Wir haben auch keinen Oberheim, keinen Prophet, keinen Minimoog, keinen Jupiter etc., das ist bei uns doch auch alles Emulation. Ehrlicherweise müßten auch alle Synthparts wegfallen, weil wir die Originale nicht haben. Nach der oben genannten Denke müßte ich alle Synthparts mit 3-4 werksseitig in einem meiner Geräte programmierten generischen Synthsounds spielen, weil wenn da jetzt z. B. einer nur einen Matrix-6 oder gar nur eine Tischhupe hat, der kann ja auch nicht immer andere Geräte hinstellen, und die tauschen ja auch nicht die Keyboarder aus, und George Duke hat ja auch nicht und so weiter und so fort... (George Duke? Mein Maßstab in puncto R&B-Keyboarder ist Stevie "Nenn mir ein exorbitant teures elektronisches Instrument, und ich sag dir, wo ich es stehen hab" Wonder!)

Es ist doch so: Wer das Handwerkszeug zur Hand hat, will es doch auch benutzen. Das ist doch nur legitim. Kein Keyboarder stellt sich eine hochgezüchtete Workstation, einen ausgefuchsten VA oder gar eine ganze Keyboardburg hin und bestreitet dann den ganzen Abend mit 3 Presetsounds. Da reicht auch ein Nord Electro (daß das dann ehrliches Keyboarden wäre, ist wieder ein ganz anderes Thema). Wenn man die Maschinerie hat und damit auch umzugehen weiß, dann soll man das meines Erachtens auch tun und die Grenzen des Equipment ausloten, wenn es dem Song dienlich ist.

Außerdem wähle ich immer noch die Parts, die ich spiele, selbst. Ist nicht so, daß sie mir von irgendeinem Gitarristen aufgedrückt werden.

Wobei "Keyboardspur" relativ zu sehen ist, denn alle Streicher, Bläser oder sonstigen "Geräusche" werden wie selbstverständlich dem Keyboarder auferlegt. Wieviele Bands spielen Songs von Eagles, Doobie Brothers, Lynard Skynard mit nur einer Gitarre. Quakt da einer mit dem Gitarristen rum, dass er sich ne Doppelgitarre umhängen und sich ne Hand nachwachsen lassen soll?
Die sind dann aber auch mit einer unpassenden Besetzung geschlagen und müssen das Beste draus machen. Ich bin mit einer kleinen Synthesizerburg geschlagen und muß das Beste draus machen, und das ist nicht selten eben eine Fast-Replica des Originals. Da muß man nicht andere Coverbands als Maßstab nehmen. Wenn andere Bands nur ein, zwei Saxophonisten und einen Trompeter haben, warum soll ich dann nicht die Phenix Horns auffahren dürfen, wo ich es doch kann? Weil andere Bands das auch nicht können? Bei anderen Bands sitzt der Keyboarder ja auch durch 2 Sets + Zugaben am Stagepiano und spielt immer einen und denselben Rhodessound, weil er a) nicht so ein Soundfuchs ist und/oder b) das Gear für wesentlich mehr nicht hat. Soll ich mir das Handicap jetzt auch auferlegen, weil andere Bands das auch nicht können? Eben. Wieder andere Bands tun das ja auch nicht, da fliegen die Keyboarder schon mal ganze gesamplete Phrasen ein, was ich zwar könnte, aber nicht mache.

Man merkt schon wieder, daß ich weder vom Klavier komme noch in einer Rockband spiele...


Martman
 
Naja, also entweder man spielt die Festzeltsachen und zieht's durch, ohne sich zu beklagen, oder man lässt es bleiben. Ich hab alle meine Coverbands aufgegeben, habe für ordentlichen Ersatz gesorgt und mit dem recht großen finanziellen Einschnitt gelebt. So bin ich viel zufriedener und als Sub kann ich den Kram immer noch spielen, was im letzten Jahr genau drei mal vorgekommen ist ... dann macht es auch wieder Spaß und danach hat man seine Ruhe. Letztendlich muß das eben jeder für sich entscheiden ;)

Grüße vom HammondToby
 

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