Was für ein beschissenes Wochende...leckomio.
Was man gesagt bekommt: "Wir spielen zwei Tage in XXX auf dem Stadtfest."
Was dann passierte: Anreise noch ganz entspannt, ca. zweieinhalb Stunden Fahrt. Ankunft vor Ort. Eine schöne Bühne, davor ein künstlicher Sandstrand aufgeschüttet, ganz süß gemacht. Eine feine PA, bestes Wetter - Musikerherz, was willst du mehr.
"Das ist nicht eure Bühne, ihr spielt da drüben." - "Achso."
Hier spielen also zwei Bands? Nein, es sollten auf dem recht kleinen Platz vier Bands bzw. Alleinunterhalten spielen. Gerade mal 50 Meter weiter also unsere "Bühne". Ein ebenerdiger Pavillion, Höhe etwa 2 Meter. Betretenes Schweigen.
"Wer hat das denn klargemacht?" Immer noch schweigen. Gut, hat also keiner klargemacht. Die Motivation kurz vor dem Nullpunkt - egal.
Aufbau. Achso, ebenerdig sollte so eine "Bühnenfläche" sein? Haha, wer braucht schon ebenerdige Bühnen, lächerlich! Also auf Kopfsteinpflaster aufgebaut, das ganze hat einen beträchtlichen Neigungswinkel. Der V-Stand gleicht es zwar ganz gut aus, aber das ganze Set steht schräg. Egal, bin ja noch jung (30), der Rücken wird's mitmachen. Dass ich die nächsten fünfeinhalb Stunden völlig schräg sitzen und spielen werde, weiß ich da noch nicht.
Soundcheck: "Nicht so laut bitte!"
Nagut, dann halt kein Soundcheck, uns doch egal. Wäre eh nicht möglich gewesen, denn die anderen drei Locations hatten den gleichen Ablauf - d.h. es soundcheckten vier Bands gleichzeitig. Was für ein Planungsschrott. Die "Beachbühne" macht Ballermannmucke über eine 4 KW-Anlage, vermutlich sah man uns nur spielen, zu hören war nichts.
Gigbeginn - fast eine Stunde vor der geplanten Zeit - damit wir nicht mit den anderen Bands kollidieren. Als alter Rechner gehe ich optimistisch davon aus, dass dann auch ne Stunde früher Schluss ist...
Ich sitze, werfe einen flüchtigen Blick auf das Setup und sehe: der V-Stand ist an den Klammern gerissen. (Ob das jetzt dramatisch ist oder nicht, kläre ich gerade mit Ultimate, die zwei Tage hat's gehalten). Jetzt auch meine ganz persönliche Stimmung im Eimer.
Der Abend verläuft unglaublich zäh, ich weiß gar nicht, wie oft ich am Kurzweil Master > Clock gedrückt habe. Immer wieder unterbrochen von "Bitte Pause, da muss eine Ansage auf Bühne zwei gemacht werden". Vorne raus höre ich unseren an diesen beiden Tagen wirklich schlecht gespielten Kram, hinten im Ohr hab ich "Sie liebt den DJ" - an diesem Abend mindestens 10 Mal.
Sollte mir dieser Herr Wendler auch nur einmal begegnen, wird's eng.
In ner Pause mal zum Kunststrand gegangen, ein Keyboarderduo bereicherte hier die Teenies. Erkenntnis: Das Piano des Roland Fantom G klingt wie ein Mülleimer. Es ist immer noch der charakteristische Roland-Synthesizer-Bonbon-Piano-Sound, der mich zu JV-Zeiten schon fertig gemacht hat. Plastik ohne Eier. Verwenden die immer noch das gleiche Sample oder steht man in Japan auf sowas?
Gegen eins war dann Schluss, am nächsten Tag sollte es um 14 Uhr weitergehen. Also das empfindliche Zeugs einpacken, der Rest bleibt unterm Pavillion, bewacht vom Sicherheitsdienst.
Rein in den Bus (ein Teil der Band war schon weg), übrig sind vier Musiker und unser Techniker. Ankunft am Gästehaus, der uns begleitende Herr hat's komischerweise ganz eilig: "Tschüss und bis morgen!" Und weg isser.
Ein Bett... zwei Betten....ah, da ist noch ein Doppelbett und...... nichts weiter. Keine Couch, nichts. Vier Betten, fünf Musiker. Wir sind uns sehr schnell einig darüber, dass wir uns zwar gerne haben, aber so intim muss es dann doch nicht sein. Wir räumen also das Wohnzimmer "um". Der riesige Flokati wird dem Wohnzimmer entnommen und in der Küche als Unterlage zusammengebastelt. Darauf kommen sämtliche Spannbettlaken aus allen Schränken sowie alle Sitzbezüge der Wohnzimmerstühle. Unser Techniker brummelt irgendwas was von "war mal Fernfahrer" und wir sagen uns "Gute Nacht".
Diese ist um 7 zu Ende. Macht ja nix.
"Ach, ihr seid ja fünf! Hätte ich das gewusst."
Sollte mir dieser Herr Gästehausbesitzer auch nur einmal begegnen, wird's eng.
Wir beginnen statt 14 Uhr schon um 13 Uhr - "wegen den anderen Bühnen...blabla". Also wieder im Schrägen aufgebaut, meine Schulter ist eh taub. Sollte man gar nicht für möglich halten, was ungewohnte Körperhaltungen über einen längeren Zeitraum mit einem anstellen können. Den NE bau ich schon gar nicht mehr auf, der Kurzweil wird die Orgel liefern müssen. Als Notersatz gehts, aber irgendwie ewrde ich mit der Orgel nicht warm. Fällt auch dem Rest der Band auf, gerade bei "Gimme some more lovin" fehlt mir was. Der Rest ist so fantastisch, die EPs sind göttlich, sogar besser als beim Nord. Macht tierisch Spaß. Schön, wenn das einzige Highlight eines Gigs das eigene Instrument ist
Die Zeit vergeht - gar nicht. Nicht. Es wird einfach nicht später, es soll einfach nicht aufhören. "Sie liebt den DJ".
Wendler, zieh dich warm an, echt.
Irgendwann war es dann 18 Uhr. Ich wollte schon fast autistisch einfach alle Kabel rausziehen, einpacken und mit einem Taxi für die gesamte Gage nach Hause düsen...
"Macht noch was länger, die Leute sind heiß!"
Irgendwann war's ausgestanden. Mag sein, dass es an einer Reihe etwas vermurkster Gigs mit dieser Combo lag, aber das war echt ein Tiefpunkt. Vielleicht ist es auch der eigene Anspruch an Musik und Gigs und was auch immer - aber sowas macht einen fertig. Ich bin froh, dass jetzt einige Wochen Pause ist, die letzten Wochenenden waren komplett zu. Vielleicht auch ganz mit dem Rockcoverzeug aufhören, es hängt mir ehrlicherweise zum Hals raus.
Abwarten. Bis dahin liebt sie den DJ vielleicht auch nicht mehr.