Hi dr Rollo
Da muesste ich jetzt laenger ausholen. Werde das dennoch mal ausfuehren :
Bei uns war Anfang letzten Jahres die Auftragslage dramatisch eingebrochen.
Ich vermute auch weil unsere Saengerin ausgestiegen war, weil sie nach Berlin umgezogen ist.
Wir hatten im Mai 2008 gerde mal einen Gig. Dieses Jahr sind es mit Agata sieben Stueck.
Wobei das Katastrophenjahr 2008 vielleicht auch andere Gruende hatte.
Unsere neue Saengerin ist recht jung (18). Die ganzen Dinnertitel wie Night and Day, Lullabiy of Birdland, Black Orpheus, Moon river, Fly me to the moon, Desafinado, Take all of me ... kennt sie ueberhaupt nicht. Nichteinmal Smooth Operator. Und hat auch keine rechte Lust auf diesen Stil. Zu "Moon River" (Slow Walz) hab ich sie dennoch verdonnert
Ansonsten moechte ich sie zu nichts zwingen.
Mit Dinnermusik hatten wir mit der neuen Saengerin anfangs daher bischen ein Problem. Im Grunde soll es beim Essen vornehmlich Plaetschermusik sein. Solche Standardtitel instrumental zu spielen daher kein Schaden. Auf der anderen Seite ist Dinnermusik der erste Eindruck den der Kunde von der Band erhaelt.
Gerade zwischen den Gaengen sollte es dennoch zum Konzept gehoeren natuerlich auch die Stimmen vorzustellen. Moeglichst ueberzeugend aber dennoch noch dezent.
Wenn der Gast durch die Suppe nicht abgelenkt ist.
Das hatte bei uns immer recht gut funktioniert.
Hast du diir mal Gedanken gemacht, warum gewisse Standards fuer Dinner so gut geeignet sind ? Deren Tonumfang der Gesangsstimme ist recht eingeschraenkt. Besonders beim One Note Samba
Damit entfallen Spruenge zu hohen Stellen, die dann zwecks Dramatik mit Bruststimme auch automatisch laut werden.
Und da faellt dann das Schnitzel vom Teller. Beim Smooth Operator eben nicht.
Dagegen bei Maledetta Primavera schon.
Wohl keine sonderlich neue Erkenntnis. Wobei ich eine zeitlang dennoch faelschlicherweise alle langsamen Titel als diinnertauglich eingestuft habe.
Jetzt nimm mal alle Standards weg, diie eine Achtzehnjaehrige ohne vorherige Banderfahrung in der Regel nicht kennt. Aber "Kissing you" erfuellt die Kriterien und
ist ein "neuerer" Titel. Finde den uebrigends sagenhaft. Nicht so sehr bekannt, aber er kommt sehr gut an.
Dazu kommt, dass unser Saenger und die neue Saengerin aus Italien sind.
Es entspricht zwar nicht dem momentanen Zeitgeist, aber wir wollen versuchen damit eine neue Niiesche zu finden. Dafuer tingeln wir schon laenger durch Pizzerien. Inzwischen recht erfolgreich bezueglich normalen Folgebuchungen. Da spielen wir dann natuerlich auch teilweise Charts.
In den Pizzerien aber das typischen Tanzmusikkonzept, nur etwas mediterraner ausgelegt.
Auch mal richtig italienisch. Mazurka, Tarantella, Pausini, Antonacci, Giorgia, Elisa ...
Anfangs zum Essen schoen dezent und ab 21.30 dann im Grunde immer mit Tanz. Letzten Mittwoch mit Tanz auf der Terasse. Alle Gaeste waren happy, bis die Polizei die Veranstaltung (ohne verlaengerte Konzession) gegen 1.00 Uhr beendete.
Dinnermusiktaugliche Songs fuer italienische Saengerinnen sind noch schwerer zu finden. Da sollte una poesia anche per te ein Beispiel sein. Gab auf der Hochzeit gestern auch Applaus. obwohl den Song wohl kaum jemand kennt.l
Ausser dass wir die Songs live spelen habe ich mit denen natuerlich nichts zu tun.
Elisa ist wie Laura Pausini in Italien ein Superstar.
Eine wissenschaftliche Abhandlung zur Tanzmusik sollte mein Beitrag nicht werden. Aber wenn ich schon mal dabei bin.
Bei der Tanzmusik kommt es wie du weisst nicht sonderlich auf die Virtuositaet an.
Sondern auf das gesamte Konzept. Programmgestaltung, Lautstaerke, Unterhaltungsfaktor, Tanzfaktor (BPM), Erscheinungsbild der Band.
Zu letzterem :
Zwei bis drei alte Saecke um die 50 und dazu eine 18 jaehrige Saengerin, diie nicht nur eine ueberdurchschnittlich gute Stimme hat, sondern auch ueberdurchschnittlich gut aussieht. Dies als junges Maedel natuerlich auch in entsprechender Kleidung betont.
Dazu gab es vor unseren Auftritten auch schon so manche bloeden Kommentare.
Meist von aelteren schlecht gekleideten Damen. Unsere Saengerin fand sich auch in Ihrer Rolle noch nicht so ganz wohl. Es fehlte auch an Selbstvertrauen.
Man muss besonders frueh dem Publikum (in der Dinnerphase) plausibel machen, warum zu dieser Band eben genau diese Saengerin passt. Wegen der Stimme.
Egal ob besonders dick oder besonders huebsch.
Ich hab dann etwa acht Wochen vor dem Silvestergig in einem recht renommierten Hotel in KA (Erbprinz) nur noch Proben fuer ein Dinnerprogramm fuer die Saengerin angesetzt.
Der Knoten ist aber schon im Dezember 2008 bei einem 60 er Geburtstag geplatzt.
Memories aus dem Musical Cats hatte ich da probehalber ins Dinnerprogramm aufgenommen.
Kein sonderlich virtuoses Gesangsstueck. Da kamen dennoch zum erstenmal Gaeste
zu unserer Saengerin und bedankten sich fuer ihre Stimme.
Ab dem Gig wurde alles anders.
Seither ist Agata die No1, Franco die No2 und ich Nummer 3.
Die Gage ist aber gleichverteilt
Und unser Terminkalender endlich wieder volll.
Wobei wir nicht mehr so waehlerisch wie frueher sein koennen.
Gestern bin ich von KA um 14 Uhr losgefahren. Saengerin, dann Saegerin abholen.
Eine Stunde im Stau auf der A5 gestanden. Reiseziel war Burg Jagsthausen hinter Hieilbronn.
Etwa 130 km Anfahrt. Das haben wir schon oefters gespielt. Katastophale Bedingungen fuer den Aufbau. Man muss die Instrumente ueber mehrere Bruecken und Treppen in den Rittersaal befoerdern. Nur die Burg in Hambach ist noch schlimmer.
Um 7 Uhr heute war ich dann wieder zuhause.
Na, aber hauptsache der Rubel rollt wieder
ciao