... weil alle Teilaspekte des täglichen Tourlebens (Aufbau, Soundcheck, Linecheck, Monitore, Mixsituation, Show, Abbau) deutlich leichter sind. ... Und wenn es eines auf Tour gibt, was du nicht willst, dann ist es unnötig Mehraufwand.
Das Argument habe ich jetzt schon so oft gelesen und gehört, kann es aber aus meiner(!) Erfahrung nicht nachvollziehen.
Soundcheck, Linecheck:
Gerade auf Tour mit einem eingespieltem Team steht vor meiner Box schneller ein Mikro als der Kemper bootet. Und jeden Tag ein SM57 an die gleiche Stelle zu positionieren ist keine Kunst geschweige denn schwer, auch wenn das hier immer wieder gerne behauptet wird. Wenn ein Techniker Probleme hat ein Mikro zu positionieren, dann wird er auch mit dem DI eines Kemper nicht zurecht kommen. Die großen Soundunterschiede/-probleme auf Tour entstehen nicht durch ein Mikro, das mal 3mm weiter links vor der Gitarrenbox steht, sondern durch die unterschiedlichen Räumlichkeiten und PAs. Und da muss ein Mischer auf jeden Fall rumschrauben, egal ob es digital oder analog von der Bühne tönt.
Monitor/Aufwand:
Klar, mit In Ear bietet Digital (Kemper, AXE) definitiv Vorteile, man braucht keine Box, weniger zu Schleppen usw.
Allerdings erzeugt ein In Ear Setup auch wieder Aufwand, Kosten und Komplexität an anderer Stelle. Wo man vielleicht keine Gitarrenbox mehr braucht, muss evtl aufgrund von In Ear ein eigenes Pult mitgenommen werden, jeder Musiker braucht einen Empfänger (sorgt gerade auf Festivals gerne mal für Adrenalin wenn Bands sich nicht an die zugeteilten Frequenzen halten), und ohne eigene Box hat man auch kein Backup mehr falls das In Ear ausfällt.
Mix - bzw die letzten 5% digital vs analog:
Mein Signal geht live über zwei Wege zum FOH - einmal analog Diezel Paul -> Box -> Mikro, und einmal parallel dazu digital Diezel Paul -> Torpedo Live Loadbox mit Ownhammer IR (gleiches Mikro/Boxentyp wie die reale Box). Das ist jetzt kein Kemper, aber das Setup Röhrenamp->Torpedo->Ownhammer IR ist qualitativ auf jeden Fall auf einem vergleichbaren Level, und ich verwende es auch gerne zum Recorden. Während beim Soundcheck keine qualitativen Unterschiede feststellbar sind, verwenden unsere beiden Stamm-Mischer (definitiv keine Anfänger, und auch Kemperfans) während dem Gig bevorzugt das echte Mikro, mit der Begründung, dass es sich besser durchsetzt. Ich kann das nicht beurteilen, da ich in dem Moment auf der Bühne stehe, aber ich glaube ihnen das mal. Interessant wäre mal der direkte Vergleich mit dem Kemper anstelle des Torpedos.
Damit will ich nichts an sich über die Qualität vom Kemper (oder AXE) aussagen, ich habe lange mit dem AXE live gespielt und auch aufgenommen - gut klingen tun die Dinger auf jeden Fall, da muss man sich nicht noch Argumente aus den Haaren ziehen um seinen subjektiven Geschmack rational zu rechtfertigen
Grüße,
-H