damit triffts Du nmM einen ganz wichtigen Punkt
Die Qualität einer Software mag ja noch so gut sein, wenn aber die Dokumentation, Tutorials etc. nichts hergeben, dann wird ein Einsteiger und auch ein Profi viele Funktionen der Software erst gar nicht entdecken oder in einer Form nutzen, die 'umständlich' erscheint, nur weil er es nicht besser weiß. Sicher kann man jetzt sagen, das muß/sollte so intuitiv gestaltet sein, dass man das auch ohne Handbuch heraus findet, aber das wird mit einem steigendem Funktionsumfang, der ja mit jedem neuen Release erwartet wird, nicht zu schaffen sein. Also gehört zu einer guten Software auch eine gute und verständliche Dokumentation in Form von Workshops, Videos, Step-by-Step Anleitungen etc.
Als Beispiel mag ich da mal meine Erfahrungen mit Google-Sketchup heranziehen - hab mir das irgendwann mal installiert und versucht damit etwas zu 'konstruieren' - kam aber über ein paar einfache Konstrukte nicht hinaus, da ich mich natürlich nicht intensiv mit der Doku auseinander gesetzt habe, also war das Programm in meinen Augen einfach Schrott. Dann habe ich zufällig ein paar Video Tutorials entdeckt (ja, die sind sogar in der Doku beschrieben
) und plötzlich konnte ich Schritt für Schritt immer mehr Funktionen entdecken und meine Meinung über das Programm hat sich total verändert.
Wenn ich hier lese, wie oft Einsteiger schon bei der Einrichtung der Treiber scheitern, dann denke ich, liegt da der größte Hund begraben, dass die Doku's 1. nicht gelesen werden und 2. oft auch recht unverständlich geschrieben sind.
Wie oft passiert es uns, dass wir eine Funktion in 'unserer' DAW vermissen oder als unpraktisch empfinden und dann per Zufall, Foren etc. dann auf einmal erfahren, dass es die Funktion doch gibt oder viel einfacher zu benutzen ist. Wieviel Potential an Funktionen da in den verschiedenen DAW's brach liegt, weil der Benutzer sie noch nicht entdeckt hat, möchte ich gar nicht wissen
Selbst 'alten Hasen' passiert es doch immer wieder, dass sie etwas neues in ihrer alten DAW entdecken und es da einen Aha-Effekt gibt.
Da Menschen verschieden ticken, was die Vorstellung eines idealen Workflows, der Bedienung, des Funktionsumfangs usw. angeht, wird es auch niemals
eine DAW geben, die von allen geliebt wird und die den Ansprüchen von jedem gerecht wird. Und das ist auch gut so.
Ich wollte eigentlich nur für Belustigung sorgen, aber freut mich, dass Du den Gedanken aufnimmst! ^^
Google Sketchup ist eigentlich ein sehr gutes Beispiel! Ich habe schon mit Nemetschek Allplan und Autocad gearbeitet. Beides sehr teure und mächtige CAD- Programme. Trotzdem schaue ich keinesfalls auf Sketchup herab. Warum auch? Für den Heimgebrauch ist Sketchup auf jeden Fall "besser" als diese Profiprogramme. Ein Anfänger wird die Makrofunktionen von Autocad nicht vermissen und hat mit den Visualisierungsmöglichkeiten sogar teilweise bessere Voraussetzungen als mit Allplan ohne zusätzliche "Plug-ins".
Das zeigt wieder, dass sich gerade Anfänger nicht nur auf die Macht der DAW versteifen sollten, sondern eher auf die Zugänglichkeit.
Da ist dann halt oft das Problem, dass viele nicht aus dem Recordingbereich kommen. Klar, jeder der schon mal in einem Studio gearbeitet hat, wird sich einfach nur fragen "Wie binde ich einen Send-Effekt ein?". Und über die Dokumentation wird er das auch schnell finden. Ein Anfänger dagegen weiß ja noch nicht mal, was ein Send-Effekt ist oder warum er einen verwenden sollte.
Ableton live hat das echt gut gelöst. Die Demo war bei meinem Toneport dabei und da gab es Tutorials, die tatsächlich innerhalb des Programms durchgeführt wurden. Das hat mir damals echt geholfen, einiges zu verstehen. Wie jeder Anfänger wusste ich über Midi nur, "dass es unrealistisch klingt".
Das Tutorial war aber echt gut aufgebaut. Z.B sollte man einen VST-Effekt auf eine Midi Spur ziehen. Das funktionierte aber natürlich nicht. Dann wurde erklärt: "Klar, kann das nicht funktionieren, weil bis jetzt ja nur Midi-Noten vorhanden sind. Wir brauchen erst ein VST- Instrument, um daraus ein Audiosignal zu machen". Dann wurde erklärt, wie das geht und danach konnte man den Effekt einfügen.
Das war ziemlich gut gelöst. Gerade auch, dass man aufgefordert wurde, Dinge zu tun, die nicht funktionieren, hat alles leichter verständlich gemacht.
Das Tolle daran war halt, dass das Tutorial wirklich im Programm eingebaut war. Wie Du ja sagst, lesen viele Anfänger eben keine Dokumentation. Und wenn doch, tja, dann ist halt oft das Problem, dass da zwar Antworten gegeben werden, aber eben nur auf Fragen, die sich ein Anfänger gar nicht stellt. Ein richtig geniale Doku würde nicht nur Fragen beantworten, sondern vlt sogar einfach mal auflisten, welche Fragen man sich stellen sollte.
Und zu Deinem Punkt mit der Vorstellung des idealen Workflows...
Ich kannte mal einen HipHop-Beat-Bastler, der wirklich riesig viel Talent hatte. Leider in völlig krassem Verhältnis dazu, hatte er wirklich keine Ahnung von der Technik. Er kannte noch nichtmal das Wort "Latenz". Er hat alles eingespielt mit deutlich hörbarer Latenz und hat danach alles in FL Studio zurechtgerückt. Er wusste gar nicht, dass das anders geht, bis ich ihm Asio4All installiert habe. Da war er völlig baff.
Das lustige daran war, dass er vorher trotzdem richtig gute Beats gebaut hat. Auch wenn das bestimmt niemanden beeindruckt, aber eine der Popstars-Gewinnerinnen (oder sonst ein Casting-Ding, keine Ahnung) Bahar Irgendwas hat tatsächlich einen Beat von ihm für einen Track verwendet. Dazu muss ich sagen, dass er wirklich nur hobbymäßig Beats zusammenschusterte. Und dafür find ich war es schon eine Leistung.
Ich finds halt bemerkenswert, wieviel Gedanken ich mir immer wieder mache, wegen Optimieren und so und er haut einfach einen Beat nach dem anderen raus ohne ein Einziges Mal über Technik oder Sonstiges nachzudenken und so umständlich wie man es sich nur vorstellen kann.
Lustigerweise, und das passt auch wieder zum Thema: Obwohl FL Studio perfekt zu seinem Workflow passte und fürs Beatbauen ideal war, stieg er dann auf Cubase um, weil ihm immer wieder eingeredet wurde, dass "Cubase besser klingt" und dass FL Studio "ein Programm für Anfänger ist".