Ist Relic noch Hip, Top oder schon Flopp ?

  • Ersteller mr.coleslaw
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Viel zu kompliziert. Subjektive Bewertungen sind Geschwurbel.
 
Das Konzept an sich steht ja nicht zur Disposition. Die Frage ist doch, ob eine Strat, Herstellungsjahr 2017, aussehen muß als ob sie direkt aus Leos Brennholzkiste stammen würde. "Aus Neu mach Alt" beherrschen auch tunesische Kupferschmiede hervorragend, die dann den gut betuchten Touristen wunderschöne "Antiquitäten" aufschwatzen.
GeorgeBs Post hab ich aber so verstanden.
Es geht doch beim Kauf/Verkauf/Herstellen der Gitarren nicht darum, Leute zu bescheißen (-->Kupferschmied und Antiquitäten). Für die unterschiedlichen Geschmäcker wird das Entsprechende angeboten. Wer irgendwas nicht will braucht es auch nicht zu kaufen.
 
Viel zu kompliziert. Subjektive Bewertungen sind Geschwurbel.

Was machst du dann hier im Thread? Der ist durchgängig "subjektiv". :nix: ...

Oder willst du etwas behaupten, dass solche Aussagen "objektiv" sind? :gruebel: .... Ich war mal so frei die "subjektive Wahrnehmung" in rot zu markieren.

Relic (etc.) ist die gleiche, seltsame Modeerscheinung wie die künstlich zerfetzten Jeans, mit denen die Mädels jetzt rumlaufen. Über Kurz oder Lang gibt sich das wieder.

Also wir stellen fest: Eine neue Gitarre, die aussieht wie neu, ist eine "Neue". Eine ebenfalls neue Gitarre -frisch aus dem Customshop- die aussieht wie aus dem Sperrmüll, ist demnach keine "Neue". Seltsame (Un)Logik, die den Begriff "Neu" umdefiniert.
Eigentlich tun sich da ja Abgründe auf! Somit wäre eine "Neue" die schon mal beim Händler angespielt wurde weniger "Neu" als eine "Relic" die frisch aus der Kiste genommen ist. Die wäre dann die echte "Neue" und die "Neue" eigentlich die "Alte Neue".

Das Konzept an sich steht ja nicht zur Disposition. Die Frage ist doch, ob eine Strat, Herstellungsjahr 2017, aussehen muß als ob sie direkt aus Leos Brennholzkiste stammen würde.

Ich finde da ist bereits ganz schön viel persönliche Wertung drin - oder ist es schlicht Bashing :nix:.

Gruß
Martin
 
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Auch scheinen bei den Neu-und Gebrauchtwarenhändlern die Verkäufe zu stagnieren, der Relicboom neigt sich also anscheinend dem Ende zu.
Wie seht ihr das, werte Gitarrenafficionados ? Liege ich mit meiner Vermutung richtig oder schwächelt der Relicmarkt nur temporär ?

Fragte der TO tatsächlich nach unserer subjektiven Meinung über relicen oder agen oder wie wir den Markt derartig aufbereiteter Instruente beurteilen, @hack_meck?
Es brachten die meisten ihre subjektive Position zum Ausdruck.
 
Er fragte ob wir - subjektiv - auch wahrnehmen, dass der Zenit überschritten ... und das Thema Relic nicht mehr so prominent im Markt sichtbar ist. Ferner wollte er wissen, ob wir glauben, dass dies eine "Delle im Nachfrageverlauf ist, oder ein dauerhafter Rückgang."

So zumindest übersetze ich die Frage. Subjektiv natürlich :D

Gruß
Martin
 
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In einigen Beiträgen wird mir langsam ein bisschen zuviel unnötiges Öl ins Feuer gekippt (esp. @CampFire Hero !). Außerdem driftet's hier immer wieder weg vom Thema. Es geht schlicht und ergreifend um eine (Eure) Einschätzung/Wahrnehmung, ob der "Relic (nicht makeover, nicht aged)-Hype" OUT oder nach wie vor IN ist. Es geht auch nicht um Brennholz, Sperrmüll, Hersteller-Pro/Contra-Präferenzen und auch nicht um die persönliche Einstellung zu diesen "Features".

Die Kernfrage des Threads, die ich bitte, bei posts ab sofort wieder stärker in den Fokus zu rücken und dabei mehr Wert auf eine sachliche Auseinandersetzung zu legen, ist im Startbeitrag formuliert:
....der Relicboom neigt sich also anscheinend dem Ende zu. Wie seht ihr das, werte Gitarrenafficionados ? Liege ich mit meiner Vermutung richtig oder schwächelt der Relicmarkt nur temporär ?

Und zu dieser Wahrnehmung
...den Themenstarter scheint es nicht wirklich zu interessieren, er war seit dem 1.Post nicht mehr hier....
: Na klar, weil nachvollziehbar. Warum? Siehe meine vorstehenden Ausführungen ;).

LG Lenny (für die Moderation)
 
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Da nach Verkaufszahlen gefragt wurde: bei der Bestellung meiner NOS im November 2015 bei BTM in Nürnberg habe ich gefragt, warum aus dem Fender Custom Shop nur Relics (in verschiedenen Varianten) im Laden hängen.

Antwort: weil sie sich wesentlich besser als die NOS verkaufen.
Damit war ich die Ausnahme von der Regel...

Im April 2016 war ich noch mal dort und habe - wie zuvor schon geschrieben - recht spontan meine 55er Relic gekauft.
Nicht etwa des Relics wegen, sondern eher trotz des Relics. Sie hat mich schlicht im Tone und Handling überzeugt. Sie gefiel mir sogar deutlich besser als die 66er NOS, die für die Relic gehen musste.
Auch bei diesem Besuch: nur Relics im Laden.

Ende Mai 2016 die NOS abgeholt: wieder nur Relics da.

Schaut man heute auf die Homepage: nur Relics.

Der Laden lebt noch, es verschwinden regelmäßig Fender CS Relic Instrumente, dafür kommen ebenso regelmäßig neue Relics dazu.

Ist Relic-Begeisterung also abgeebbt? Sind Relics out?
Bei den Kunden des ausgesprochen netten Ladens in Nürnberg definitiv nicht!


Zum Schluss noch meine persönliche Erfahrung aus dem direkten Vergleich NOS zu Relic.

IMG_0423.JPG


Betrachte ich diese beiden, im Grundrezept sehr ähnlichen Instrumente (beides 55er Strats, aber unterschiedliche Halsprofile und Tonabnehmer), kann ich persönlich nicht sagen welches "besser" ist.

Manchmal habe ich Lust auf die eine, manchmal auf die andere. Beide tun den Job, nämlich nach Strat zu klingen und im Handling top zu sein, erstklassig.
Die NOS klingt aufgrund der Tonabnehmer (BKP Sultans mit Baseplates) und des richtig fetten Halses (51er Tele U) eine ganze Ecke voller und kräftiger.
Die Relic (mit etwas dünnerem 54er U und Fender CS 55er Pickups) ist drahtiger, brillanter im Klang. Sie ist zudem eine Spur schwingungsfreudiger.

Einen klaren Favoriten habe ich - auch nach über einem Jahr - aber nicht.
Was andere von mir denken, ist mir dabei ebenso Wurscht: mich sehen nur mein Gitarrenlehrer und meine Frau am Instrument.
Da habe ich es nicht nötig, mir ein vermeintliches Poser-Instrument vor den Bauch zu hängen. Ich will schlicht Gitarren, die mich in Verarbeitung, Handling und Tone begeistern und inspirieren.

Egal, wie schlecht ich spiele. Daran kann ich schließlich arbeiten, auch wenn aus mir nie ein erstklassiger Gitarrist wird...
 
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Daran kann ich schließlich arbeiten, auch wenn aus mir nie ein erstklassiger Gitarrist wird...

Warum denn nicht? Was "erstklassig" ist, das ist sowieso Geschmackssache - und solange du Spaß am Gitarrespielen hast und sogar dran "arbeitest", wie du sagst, sind die Voraussetzungen doch gut, dass andere (und auch du selbst) dich eines Tages als einen prima Gitarristen sehen.
Schöne Strats btw. - manchmal vermisse ich meine alte Haar Strat auch.
 
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"Relic (nicht makeover, nicht aged)-

Wo ist denn da jetzt der Unterschied zwischen "relic" und "aged"? :confused:
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Und zu dieser Wahrnehmung: Na klar, weil nachvollziehbar. Warum? Siehe meine vorstehenden Ausführungen ;).


Ehrlich gesagt finde ich, der Thread ging ganz normal los. Absolut kein Grund, dass der TE sich absolut gar nicht mehr beteiligt hat.. .
 
@C_Lenny, ich dachte immer "Relic" bezieht sich eher auf F und "Aged" eher auf G.
Und Makeover geht genau in die gleiche Richtung, bloß dass Makeover eine Aftermarket Dienstleistung ist.
 
Historische Korrektheit und dieser ganze Vintage-Wahn ist reiner Selbstzweck
..so recht du nach meiner Ansicht in allen Punkten hast,
du übersiehst einen ganz wesentlichen Faktor:
diese fehlerbeladenen Konstruktionen sind in mehreren Jahrzehnten per Endorsememt und mediale Präsenz zu einer Art Standard hochstilisiert worden. Starkult und der damit verbundene Wunsch, den Angebeteten in irgendeiner Form den Sternenglanz abzuschwatzen bzw. ihn gar käuflich erwerben zu können ist Teil dieser Strategie.

Die wenigsten wären bereit, ein Leben wie Rory Gallagher zu leben, um so zu klingen wie er, da ist es denn einfach sehr angenehm, wenn dir jemand anbiete, das ginge auch mit einer exakt so abgegurkten Strat ...

Vielleicht kein Zufall, dass ich weder klingen möchte wie irgendwer (wohlmöglich gar jemand, der schon tot ist ...) und keine künstlich gealterten Gitarren mag. Es gibt zweifellos Tonnen von altem Material, das auch mich reizt, einfach wegen der Art von Möglichkeiten (Vorteile wie Beschränkungen), die sich teilweise erheblich von neuen Produkten unterscheiden, aber Schäden und Alterungsprozesse passieren eh schon genug ohne künstliches Zutun. Abgesplitterter Lack ist das Resultat unsachgemäßer Behandlung oder gar Produktion, brauche ich nicht. Rost macht das Metall kaputt und behindert letztlich die Funktion, brauch ich nicht. Dreck ist eh kein richtiger Reiz, durch den künstlichen Schlamm gezogene Gitarren brauch ich auch nicht.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
.. ist ein Begriff aus der neoliberalen Ecke, um geistige Tätigkeiten herab zu würdigen, die beim Glauben an solche Modelle nur im Wege sein könnten ;)
 
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Sorry, einschiebend nur ein kurzes statement hierzu
Unterschied zwischen "relic" und "aged"?
..."Relic" bezieht sich eher auf F und "Aged" eher auf G.
Könnt Ihr "halten wie'n Dachdecker", beeinflußt aber nicht meine obige Grundaussage zum Verlauf der Diskussion über das Kernthema des Threads ;).
...dass der TE sich absolut gar nicht mehr beteiligt hat.. .
Der TS ist ab vierundvierzig Minuten nach Themenerstellung grundsätzlich nicht mehr im MB online gewesen. Jegliche Interpretation dieser Abwesenheit in Verbindung mit diesem Thread wäre also reine Spekulation. Ja, auch mein Kommentar oben, wobei das eher die augenzwinkernde Kommentierung einer vorangegangenen, ironisch angehauchten Unterstellung (s.o. zu "Spekulation") war :engel:.

Bitte aber nun wirklich zurück zum Thema des Threads, bevor das hier wieder in die verkehrte Richtung geht (Anfänge und Aufkochen zurückliegender OTs sind ja ohnehin schon wieder zu verzeichnen :().

LG Lenny
 
"Warum „agen“ wir Gitarrenbauer eigentlich Gitarren, obwohl die Drogeriemärkte voll sind mit Anti-Aging-Cremes? Bei Gitarren scheint das Alter anscheinend eine andere Wertigkeit darzustellen als die Haut unserer Liebsten. Deshalb möchte ich an dieser Stelle auf den Unterschied zwischen Alt, Neu und auf alt Gemachtes eingehen – im Gitarrenbau natürlich.

Eine Gitarre gilt dann als alt, wenn sie aus den Goldenen Zeiten des E-Gitarrenbaus stammt. Also den 1950er und 1960er Jahren, wo sie und ihre Kolleginnen mit speziellen Sounds, neuen Konstruktionen, neuen verwendeten Materialien und ungewöhnlichen Proportionen bis heute gültige Standards gesetzt hat. Eine neue Gitarre versucht auch heute noch meistens, diesen Standards zu entsprechen. Aber sie ist dazu kaum in der Lage, weil das Streben nach effizienterer Bauweise, kostengünstiger Produktion und dem zwangsweise Weglassen ausgestorbener oder verbotener Materialien (Rio-Palisander etc.) dies nicht zulässt.

Statt dessen erhält man in der Regel auf den Zehntel Millimeter perfekt ausgearbeitete Industrie-Instrumente, die mit gießharzähnlichen Substanzen lackiert sind und bei denen Stahl gegen Eisenguss vertauscht wurde, und bei denen das Marketing darauf ausgerichtet ist, Innovationen anzubieten, die letztlich doch nur von dem Effizienzbestreben und den daraus resultierenden Kosten senkenden Maßnahmen ablenken sollen. So wird z. B. versucht, „gebackenes“ Ahorn (toasted oder roasted maple) als Alternative zum wesentlich teureren Palisander-Griffbrett am Markt zu etablieren.
Wohl aus der Unzufriedenheit mit solchen Industrie-Gitarren genießen aged Instrumente derzeit sehr viel Aufmerksamkeit. Von den Kunden bekommt man dann häufig zu hören: „Fühlt sich an wie eine alte!“ Wobei es ihnen offensichtlich nicht ausschließlich um den Ton, sondern auch darum geht, wie sich das Instrument anfühlt.

Ich habe mich an dieser Stelle immer gefragt, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Spielgefühl, der Bauweise und dem „gefühlten“ Ton gibt. Nimmt man zum Beispiel eine beliebige Gitarre eines namhaften Herstellers aus den frühen 1960er Jahren und vergleicht sie mit einem modernen Schwestermodell, fällt als erstes auf, dass die alte Dame irgendwie runder wirkt.
Alte Fotos aus der Fabrik zeigen, wie ein solches Instrument damals entstand: Trotz industrieller Fertigung wurden die einzelnen Teile mit Handvorschub gefräst und dann mit Teller und Bandschleifmaschinen komplett von Hand in Form gebracht. Die Maschinen der Neuzeit hingegen arbeiten Winkel und Radien mit einer solchen Präzision aus, dass sich die verbleibende Handarbeit auf den allerletzten Schliff reduziert.

Die gießharzartigen Polyesterlacke werden dann derart dick aufgetragen, dass ein Durchschleifen oder Durchpolieren beim abschließenden Finishing selbst für einen Laien an der Poliermaschine kaum möglich ist. Um also einem dermaßen perfekt gefertigten Instrument den Charme der Vergangenheit einzuhauchen, müsste man es zuallererst komplett vom Lack befreien und mit viel formgeberischem Gefühl die ungewollten Ungenauigkeiten der vorindustriellen Ära in das Korpus- und Halsholz hinein schleifen. Doch dieser Vorgang ist so aufwändig, dass er dem Neubau einer Gitarre gleichkommt und deshalb so gut wie nie zur Anwendung kommt.
Um die Gitarre ganzheitlich zu agen, gehört nicht nur die Bearbeitung der Oberflächen wie Lacke und Metalle dazu. Denn man will sie ja auch so geschmeidig spielbar machen wie eine gute alte. Hier kommen noch zusätzliche Methoden zum Einsatz: Z. B. einen eckig gefrästen Body abrunden, um den „Abspiel-Effekt“ (durch häufige Nutzung freiliegender Kanten) nachzubilden.
Die Halsrückseite von modernen Lacken befreien, um ein klebriges Gefühl an der Hand zu vermeiden; bei alten Gitarren tränkt sich das Holz mit Schweiß, das sich dann wie geölt anfühlt. Die Bünde und die Griffbrettkanten verrunden, um den positiven Eindruck eines eingespielten Instruments zu erreichen. „Eckig schleifen kann jeder, rund schleifen will gelernt sein“, sagte mir vor langer Zeit ein alter Schreinermeister. Heute weiß ich, was er damit meinte.

Kunden wissen aged Gitarren in der Regel zu schätzen, können dies aber oft nicht in Worte fassen. Es geht da meist nicht um Nostalgie, sondern vor allem um eine haptisch wahrgenommene Verbesserung des Spielgefühls, um eine Steigerung des „Wohlfühl-Faktors“ am Instrument, letztlich also um höchsten Spielkomfort. Damit ist das Spielgefühl also nicht allein von einer niedrigen Saitenlage und einer perfekt eingestellten Intonation abhängig, sondern von Randbedingungen, die auf den ersten Blick gar nicht auffallen. Wie z. B. leicht verrundete Griffbrettkanten.
Dass sich aber die Kunst des wahren Aging natürlich nur bei qualitativ hochwertigen Instrumenten auf allen Ebenen – Sound, Optik, Haptik – auszahlt, sollte sich von selbst erklären. Oder, wie Gerhart Polt einmal treffend dichtete: „Wenn man sieht, dass eine Sache genetisch versaut ist, kann man sie mit Prügeln allein nicht korrigieren!“"

Autor: Nick Page, Quelle: https://www.gitarrebass.de/stories/nick-page-zum-thema-gitarre-agen/, zuletzt geändert: 14 mar 16. (farbliche Hervorhebungen durch mich)

Andere Netzquellen zum Thema Agen / Relic:
- Gitarrenwerkstatt Grüning aus Hamburg: "Agen & Relicen Ihr wollt Euer Instrument auf „alt” trimmen? Kein Problem, auch diesen Wunsch kann ich erfüllen, wenn Euer Instrument mit einem Nitrofinish versehen wurde (alle gehärteten Lacke reißen entweder gar nicht oder nicht schön). Agen & Relicen ist möglich bei Gibson ® Fender Custom Shop ® Fender USA Vintage ®"

- Staufer-Guitars (André Waldenmaier) aus München: "Agen, also auf alt trimmen, kann heute jeder. Selten jedoch sieht das Ergebnis „echt“ aus, also im Idealfall so wie bei einer echt alten Gitarre. Bei Staufer sieht ein solches, auf alt getrimmtes Instrument dagegen „echt“ gut aus. Wir arbeiten hier mit dem stadtbekannten, besten „Fälscher“ von München zusammen, der sein Aging als Kunstwerk versteht und dementsprechend an die Sache herangeht.
Unter Agen abseits von optischem Used Look verstehen wir das Optimieren der Materialien. Geröstete Hölzer sind leicht und klingen hervorragend, durch dern Fermentationsprozess wird dem Holz unter Entzug von Sauerstoff und dem starken erhitzen Feuchtigkeit, aber auch Verspannungen entzogen. Hälse werden stabiler, weniger anfällig auf Luftfeuchteveränderung. Praktisch ein Alterungsprozess des Materials im Schnelldurchgang. Cryo-Tuning ist das Gegenteil, aber ebenso wirksam und zwar für alle Materialien, also auch Metall, Elektronik, Pickups und Lack. Das Material wird auf 180 Grad abgekühlt. Dabei entspannt sich dieses von sämtlichen inneren Verspannungen, welche zum einen durch den Herstellungsprozess entstehen, andererseits aber auch Materialbedingt
[sic!] immer vorhanden sind. Die Klangverbesserungen sind hier enorm, die Kosten darüber hinaus überschaubar. Die beiden vorgenannten Maßnahmen kosten extra - keine Frage. Das Einschwingen jedoch gehört mittlerweile seit ein paar Jahren zum Standardprogramm einer Staufer Custom. Wer sich so um die Feinheiten seines Handwerks kümmert und ständig den gangbaren Weg der Verbesserung bis in die kleinsten Details sucht, kann nicht im Akkord arbeiten wie ein Schnellschrauber, sondern braucht Zeit und Muße, was sich letztendlich aber doppelt und dreifach auszahlt."

In Bezug auf Materialien befinden sich Herr Page und Herr Waldenmaier (Stichworte baked / roasted) nicht auf dem gleichen Weg.
Herr Page stellt heraus, heute andere - und zwar betriebswirtschaftlich gewinnoptimierte - Handlungsmaximen im Instrumentenbau vorherrschen, die eben nicht so sind wie in den "Goldenen Zeiten" des Gitarrenbaus. Eine Überhöhung dieser Jahrzehnte, wenn man die Aussagen aus den einschlägigen Markenthreads ernst nimmt: Material wurde verwendet, was gerade da war, auch wurde versucht, möglichst kostengünstig (auch damals) zu produzieren.
Dass bestimmte Modelle als sog. Standards (tonal, optisch) herhalten, liegt an der vermeintlichen Verbindung zu unterhaltungsmusikalischer Präsenz bei "Evergreens".
Und hier ist scheinbar wurscht, dass heutige Produktionsmethoden (nicht im Billigsektor) genauer sind.
 
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@Mr.513
vielen Dank für die Zusammenstellung, sehr interesant.

Abschliessend noch meine 50 Cents zum Relic:
Wenn man in Deutschland durch die großen Läden geht, habe ich so den Eindruck, dass bei bei einem recht großen Anteil der teuren Instrumente (> 3000,- Euro) von F oder G ein Relic/Aging durchgeführt wurde. Egal ob goßes T oder MS, selbst bei Music World Brilon habe ich das so empfunden.
Ich glaube nicht, dass diese Instrumente kein Interesse wecken und keine Käufer finden, sonst würden diese nicht in diesem Umfang produziert (jedenfalls nicht nach meinem betriebswirtschaftlichen Verständnis). Ich glaube auch nicht, dass die Händler diese Instrumente an die Wand hängen, um dort Löcher zu verdecken. Natürlich kann ich keine Aussagen über genaue Verkaufszahlen machen. In bestimmten Hochglanzmagazinen für uns Gitarristen werden ja auch nicht selten künstlich "gealterte" Instrumente vorgestellt.
In Tokio hatte ich dagegen einen anderen Eindruck. Dort findet man in den einschlägigen Läden zwar auch Instrumente, die gerelict sind, aber mir erschien der Anteil da wesentlich geringer als bei uns. Wenn einer ein altes Instrument sucht, greift man zum Original und blättert dafür auch entsprechende Summen hin. Ich hatte da eine Junior aus meinem Baujahr (1960) in der Hand, die haben da als Preis ca. 25.000,- Euro aufgerufen. 3 Tage später war sie weg (egal, war eh zu teuer für mich).

Viele Grüße und noch einen schönen Sonntag wünscht

Gaddy
 
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... alles letztlich ein wenig sinnlos wie ein Versuch des Gottbeweises, oder?
Geht es nicht bei Musik im Kern um Magie? Und denn folglich auch bei Instrumenten?
So gesehen erscheinen mir relic-Maßnahmen wie der Versuch, Magie zu replizieren. Das geht aber vermutlich nicht wirklich. Magie entsteht durch die Nutzung von Synchronizität, eine komplexe Einbeziehung etlicher Faktoren, die so nur jeweils aktuell und an einem bestimmten Punkt in der Zeitlinie auftreten. Die Magie, um die es beim relic/agen geht, stammt aus der Musik einer bestimmten Epoche. Die ist vorbei. Unsere Aufgabe als Musiker ist es eigentlich, aktuelle Synchronizitäten zu entdecken und zu nutzen. "Damals war alles besser" ist der treffsichere Ansatz, die Gegenwart zu versäumen. Und damit Magie zu blockieren.

Relic ist vergleichbar mit "Esoterik" (dem Schöpfen aus innerer Weisheit und Erkenntnis) aus einem Bestseller-Buch ;), das lässt sich natürlich besser verkaufen, hat aber mit der ursprünglichen Sache nicht wirklich mehr zu tun, als formale Ähnlichkeit.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ich glaube nicht, dass diese Instrumente kein Interesse wecken und keine Käufer finden, sonst würden diese nicht in diesem Umfang produziert
... träum weiter :D
=>
autohalden-09.jpg
 
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@frankpaush
bist ja aus meiner alten Heimat. Kannst ja mal bei PPC vorbeischauen, wie deren Meinung zu dem Thema ist ;).
Zum Thema Musik, ist ein tolles Hobby und die Gitarren (egal ob relic oder nicht) sind mein Handwerkszeug. Ich spiele dadurch leider keinen Deut besser, ob meine Gitarre nun ein Relic hat oder nicht :redface:.

Gruß nach Hannover

Gaddy
 
Kannst ja mal bei PPC vorbeischauen
:D tue ich nur in äußersten Notfällen .... und mal im (fast)Ernst, ich denke nicht, dass es so einfach wird, da jemanden mit einer eigenen Meinung zu finden, erst recht jemanden, der sie auch noch kundtut ... ;)
 
Könnt Ihr "halten wie'n Dachdecker"/QUOTE]

War auch wirklich in keiner Weise blöde oder sonst wie von mir gemeint.

Nur steht schon in der Überschrift "relic" und da wäre es doch ganz gut, wenn klar wäre, was der TE genau damit meint. (Das würde dann ja auch helfen o.t. zu vermeiden...)
 

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