Ist Relic noch Hip, Top oder schon Flopp ?

  • Ersteller mr.coleslaw
  • Erstellt am
Es soll auch Gitarren geben, die keine mechanische Verbindung zwischen Hals und Korpus haben, um die Reibung zwischen beiden Teilen zu vergrößern...

Back to main topic:
Mir tut es leid um jede Macke in meinen Gitarren. Bei den Preiswerten ärgert man sich kürzer als bei den Teuren. Aber: Ich habe sie gemacht durch meine Bewegungsabläufe.
Ich selber bekomme kein GAS bei Relic / Worn / Aged. Andere hingegen mögen die Haptik dieser Instrumente - in Ermangelung monetärer Möglichkeiten auf tatsächlich alte gebrauchte Originale. So liest man hier in diversen Threads von klebrigen Lacken auf Hälsen oder den Korpora (insbesondere bei zwei amerikanischen Markennamen), die im Zuge baubegleitender Bearbeitung eben diese Bremswirkung nicht mehr haben.
Olli-Bashing ist ja nett, aber nicht zielführend. Ja, er ist Verkäufer, ja er mag Dinge hören, die wir überhören (Cryo ist da auch so ein Fass.). Er hat jedoch berufsbedingt mehr Gitarren in der Hand gehabt und gehört als der überwiegende Teil von uns.
Welche Aufgabe hat Lack? Zuerstmal eine Schutzfunktion für das Holz (Pilzbefall, Schweiß, usw.), dann soll jede Gitarre nicht gleich aussehen, sondern ein farbiges Gewand haben.
Holz überträgt Schwingungen. Kommt ein Überzug mit ordentlich Weichmacheranteil, werden Frequenzen gedämpft. Nach meiner Bewertung - ich bin der Meinung, dass physikalisch numerisches Vorgehen nicht das verbreitete Verfahren ist, sondern Trial and Error - müsste der ideale Lack eins werden mit dem von ihm umhüllten Material, um die Schwingungseigenschaften nicht zu beeinflussen.
Paul Reed Smith mag dünn und hart lackieren beim V12 Lack, eine Mischung aus PU und Nitro. Aber er sollte bezüglich Ding und Dong Schutz sowie Dünnheit Verbindung mit Herrn Steinacher aufnehmen: V12 wird zumindest so stark aufgetragen, dass eine ganz glatte Oberfläche entsteht. Herr Steinachers Lackauftrag auf meiner Gitarre ist so dünn auf Vorder- und Rückseite - Ausnahme Zarge und Hals -, dass man die Riegel das Ahorn fühlen kann (man sieht auch die Lichtbrechung).

Letzten Endes bedient der Markt aber nur eine Nachfrage und vermeintliche Benefits, die dem einen oder anderen Marktteilnehmer zur Nutzenmaximierung wichtig sind.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Tja, Relic und das für und wieder: eine sehr persönliche Geschichte...

Ich konnte mit den ab Werk zerdengelten Instrumenten auch lange nichts anfangen. Die perfekt verarbeiteten (und für manche daher "seelenlosen") Gitarren aus dem Hause PRS hingegen übten und üben auf mich einen besonderen Reiz aus.

Andererseits habe ich diese beiden:

IMG_0425.JPG


Die NOS im Vordergrund ist Baujahr 2016, die Relic aus 2015. Erstere wurde nach meinen Wünschen gefertigt und stellt bzgl. des Lackauftrags eine deutliche Verbesserung gegenüber einer 2013er NOS aus gleichem Hause dar: die 2016er ist spürbar dünner lackiert, das Holz scheint sowohl in der Haptik als auch optisch leicht durch. Auch der Hals ist deutlich geschmeidiger, weniger "sticky" und somit leichter bespielbar.

Die hier nicht abgebildete vorgenannte 2013er NOS hat mich - zu meiner eigenen Überraschung - recht spontan für die Relic verlassen: nachdem ich die Relic im Laden in die Hand genommen und mich über den ersten Widerwillen hinaus mit ihr auseinandergesetzt habe, gefiel sie mir immer besser.
Der weitgehend entlackte Heavy Relic Halsrücken ist ein wahrer Handschmeichler: fix, organisch, hölzern, einfach sehr angenehm. Der Relic Korpus sieht nicht ganz so übel zerschrammt aus, er wirkt "gut eingespielt".

Wenn ich Lust habe, unkompliziert Gitarre zu spielen, fällt mir automatisch die Relic in die Hand: keine übervorsichtige Handhabung, nur um das gute Stück nicht zu beschädigen oder zu verkratzen, stattdessen einfach ein gutes Werkzeug.

Meine PRSi und die NOS erfordern (für mich) ein deutlich aufmerksameres Handling. Bei diesen ist jeder leichte Kratzer oder gar ein Ding oder Dong (wiederum in meiner persönlichen Wahrnehmung) ein Drama.

Fazit:
1) Dogmen helfen hier nicht weiter, selbst - vorurteilsfrei - erfühlen und erfahren ist angesagt. Wenn eine Relic dann "passt": fein, mitnehmen und abrocken. Wenn nicht: auch gut, es gibt genügend Alternativen.
2) Modeerscheinungen sind genau das: ein zeitlich befristeter Hype. Sich davon nicht - gegen die eigenen Vorlieben - anstecken zu lassen, ist wie bei jeder Mode eine Prüfung des eigenen Willens und Bauchgefühls. Dennoch bleibt von jeder Mode etwas zurück: nämlich das, was gut und/oder erfolgreich war.
3) Auch Hersteller (zumindest manche) optimieren ihre Instrumente im Laufe der Zeit: PRS hat dies zum V12-Lack geführt (der auch nicht ohne Probleme ist). Der Fender CS hat beim Thema Lack - und nicht nur beim Relicing - ebenfalls dazugelernt und optimiert.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Hallo Zusammen,

ich habe seit kurzem ja beides in meinem Sortiment, Relic (heavy) und auch non-Relic (abgesehen von den kleinen selbst verursachten :redface:).


bub.jpg



Für mich war und ist immer der Klang und die Haptik entscheident, das Aussehen ist bestimmt nicht zu unterschätzen aber bei mir zweitrangig.
Ich fand die Relic-Sachen bisher auch immer so la-la. Habe aber durch einen Zufall letzlich eine Heavy Relic FGN in die Hände genommen, nur um sie anzusehen. Fand ich vom Äußeren erstmal nicht so prickelnd. Der Verkäufer meinte zu mir nur, einfach mal testen wenn ich mag. Na ja, ich habe das Teil dann ca. 1,5 Std. ausgiebig getestet. Klang und Haptik waren dermaßen überzeugend, dass ich mir dann 2 Tage später eine aus 2 vorhandenen Exemplaren (einmal Heavy Relic und einmal Light Relic, ansonsten identisch) gekauft habe. Die Light Relic fand ich optisch etwas ansprechender, die Heavy Relic war aber für mich persönlich vom Klang und von der Haptik her wesentlich besser.
Der Markt gibt ja mittlerweile so viele verschiedene Gitarren her, von saubillig bis ar...teuer, von potthäßlich bis wunderschön (liegt immer im Auge des Betrachters), von Serie bis Einzelstück usw. Ich finde da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Das natürlich Angebot und Nachfrage eine Rolle dabei spielen, von gewissen Firmen diverse Marketingaktivitäten laufen etc. ist doch völlig normal.
In anderen Branchen ist es doch auch ähnlich, z.B. Autoindustrie, PC vs. Mac, IPhone gegen Samsung... Soll doch jeder für sich selbst entscheiden, was ihm gefällt und womit er glücklich wird. Trends kommen und gehen ;)

Ähnliche Diskussionen gab es ja auch hier schon im Forum, z.B. Gebrauchtmarkt, @Mr.Blue hat das ja im obigen Post schön zusammengefasst (war schneller als ich)

Gruß

Gaddy
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Preisfrage ... Warum benutzt Tom Anderson 2 Schrauben zur Verbindung von Hals und Korpus?

hmm.... weil zwei Schrauben die nebeneinander angeordnet sind - in Längsrichtung gesehen - Korpus und Hals nur an einem Punkt verbinden. Genau dieser Punkt ist der Schwingungsübergabepunkt zwischen Hals und Korpus, die Schwingungen können sich frei über den Punkt entfalten und werde so nicht an ihrem Schwingen gehindert. Zwei gute Schrauben mit festen Sitz genügen um eine feste Verbindung herzustellen, insbesondere wenn die Halstasche so ausgeformt wird, dass sie den Hals in Position hält bzw. die Schraubverbindung nicht lockert. In "Mü" gedacht, genügt es wenn der Schraubpunkt fest angezogen ist. Selbst wenn dann im restlichen Bereich der Satteltasche ein Mü Luft dazwischen kommt, hindert dieser nicht die optimale Schwingungsübertragung am Schraubpunkt.

Bei einer in Längsrichtung angeordneten Zwei-Punkt-Verbindung (z.B. durch vier Schrauben) muss das ganze Konstrukt so gut miteinander Verbunden werden, dass keine Schwingungsauslöschungen durch die zwei Verbindungspunkte entstehen. Dies ist sehr schwer, da ja Schwingungen durch die Konstruktion wandern also Zeit benötigen um die zwei räumlich getrennte Verbindungspunkte zu passieren. Dies bedeutet wiederum, dass es zwei Schwingungsübergabepunkte gibt die physikalisch gesehen nicht synchronisiert sein können und sich wahrscheinlich ungünstig beeinflussen.

Zur Veranschaulichung: Man stelle mehrere Stahlkugeln die jeweils nebeneinander an einem Faden hängen vor. Zieht man an einer Kugel und lässt sie los, knallt sie gegen die nächste Kugel die wiederum die Bewegung jeweils zur nächsten Kugel perfekt weitergibt (sofern die Kugel auch wirklich aneinander hängen). Trennt man jedoch die Kugeln irgendwo in der Mitte ein paar Millimeter auseinander zu zwei Gruppen, wird die Bewegung nur mit Verzögerung übertragen, es entstehen gegenläufige Bewegungen die sich selbst auslöschen. Übertragen auf unser akustisches System bedeutet dies, dass die Gitarrenkonstruktion an bestimmten stellen gehindert wird, sich auszuschwingen, was wiederum die natürliche Saitenschwingung negativ beeinflusst. Die Folgen sind dumpfere Bassfrequenzen und schneller sterbende Höhenfrequenzen (beim verzerrten Spiel werden die Auslöschungen noch deutlicher und der Sound matschiger...).

Nur so meine spontanen Ideen zur Frage... aus Sicht eines Hausmeisters.... :D
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Nur so meine spontanen Ideen zur Frage...

Eine müsste in der Mitte sein - und da ist das Trussrod im Weg :)

Tatsächlich würde bei der Halstasche von Tom eine Schraube reichen um die Verbindung zu sichern.

Gruß
Martin
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Der hat sich wirklich was gedacht.... hmmm... da bekomme ich Bock mal eine Gitarre zu bauen mit Französischer oder Japanischer Längsverbindung...:D

https://iam.tugraz.at/studio/w11_blog/?p=321

https://www.dictum.com/de/workshops...051707/japanische-holzverbindungen-aufbaukurs

Edit: Sorry für Offtopic!

Wieder Ontopic:
Relic Finish ist nicht so mein Ding. Die Schrammen wären mir einfach zu unecht, egal wie gut sie ausgeführt sind. Was ich jedoch geil finde sind Lackierungen bzw. Oberflächenbehandlungen die an alten Techniken erinnern (wie z.B. ein poliertes Wachsfinisch oder Schellack). Das Licht bricht sich auf solchen Oberflächen auf besonders warme Art.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich stehe auch nicht auf künstliches Relic.
Natürliches Relic hat seinen Reiz, es gibt dem Instrument Seele.
Bei mir ist vor kurzem eine Strat aus den 70ern eingezogen. Dies ist die erste Gitarre bei der ich mir denke, ja, das Alter darf man ihr ruhig ansehen. Spielspuren, Dings und Dongs, das steht ihr, das passt. "It makes her become more real." ;)
Bei all meinen anderen Gitarren, die ich mir die letzten 20 Jahre neu gekauft habe, tut es mir bei den meisten davon immer noch ein klein bisschen weh, wenn's ne Schramme gibt. Denn so viel kann ich die gar nicht spielen dass sie irgendwann so richtig "relic" aussehen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Ich hab eine 2011 Roadworn (das 54er modell) bei ihr sehen einige sachen auch "künstlich" geaged aus , vor allem das One piece maple Griffbrett da dachte ich auch anfangs schon .."das hätte man besser machen können" Egal die Gitarre ist trotzdem Klasse und wird demnächst gePLEKt , vielleicht lass ich das Griffbrett leicht abschleifen weil ich sowieso einen 9.5 er radius besser als den 7.5 er finde.
Dann hab ich ja noch eine gerelicte Strat , die Jahre später kam die Postmodern im Journeyman Relic , das ist ein ganz dezentes Aging , so als wäre man immer gut mit der Gitarre umgegangen , ich mag das jedesmal sehr wenn ich die in die Hand nehme , da ist es absolut gelungen und die würde auch jemandem gefallen der gar kein Relic mag .
Was ich bei Neuen , nicht geageten Gitten gar nicht mag sind diese ganz unbehandelten überlackierten geschichten ...das sieht so langweilig neu aus ..
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Ich stehe auch nicht auf künstliches Relic.
Natürliches Relic hat seinen Reiz, es gibt dem Instrument Seele.

Bei all meinen anderen Gitarren, die ich mir die letzten 20 Jahre neu gekauft habe, tut es mir bei den meisten davon immer noch ein klein bisschen weh, wenn's ne Schramme gibt. Denn so viel kann ich die gar nicht spielen dass sie irgendwann so richtig "relic" aussehen.

Volle Zustimmung in beiden Punkten! :great:

Wie bei den "ab Werk" zerrissenen Jeans - die noch dazu wahrscheinlich teurer sind als unbeschädigte :eek:! - empfinde ich künstliche Alterung als etwas Synthetisches, also Künstliches.

Das ist nix gegen die Instrumente, denen man ihre Jahre auf dem Buckel und den damit verbundenen Gebrauch ansieht, das ist für mich "real Age". Wenn jemand eine Strat anzündet ist sie damit noch lange nicht von Jimi... :D

Außerdem ist für mich jedes Instrument etwas Wertvolles, das es nicht verdient hat mutwillig zerstört zu werden! Von dieser Einstellung rührt auch meine Abneigung gegen eine bestimmte britische Band der 60er und 70er Jahre her ("who" knows the name? :D), die am Ende ihrer Auftritte immer das Instrumentarium zertrümmert haben (habe ich als Kind mal im TV gesehen, hat mich schockiert damals). Natürlich ist die musikalische Leistung der Band unbestreitbar...

Aber unterm Strich soll jeder nach seiner facon glücklich werden...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
  • Gefällt mir
Reaktionen: 8 Benutzer
Für mich ist das einfach nur peinlich.

Gegen natürlich gealterte Gitarren hab ich allerdings überhaupt nichts, dass gehört einfach dazu. Trotzdem ärgere ich mich etwas über jede zusätzliche Beschädigung an einer meiner Gitarren, aber das passiert nunmal. Man altert zusammen und ich seh auch nicht mehr so aus wie damals, als ich die Dinger gekauft habe.
Der Unterschied für mich ist einfach, wie auch schon andere erwähnt haben, hinter jeder echten Beschädigung steckt eine Geschichte, eine Anekdote oder einfach jahrelange intensive Nutzung. Sowas schweißt irgendwie zusammen. Bei einer künstlich gealterten ist das aber leider alles nur Fake.
"Ja die Macke da unten, da hat einer mit 'nem Hammer draufgehauen, damit es so ausschaut als wär sie mal bei wilder Bühnenaction/jugendlichen Poserversuchen vom Gurt gerutscht... Und hier oben am Headstock der Brandfleck, dass soll so aussehen, als hätte ich mal die Kippe vergessen die ich dort hingeklemmt habe, da ich so sehr von der Musik gefesselt war. Ist allerdings mit einer Lötlampe gemacht und ich hab auch noch nie geraucht..." Lächerlich.
Was sagt so eine Klampfe denn aus? Die Gitarre soll cool, abgerockt und verwegen aussehen und etwas von ihrem Flair auf mich abstrahlen, aber bitte mit vollem Garantie-Wohlfühlpaket :rofl:

Natürlich gibt es künstlich gealterte Gitarren die hervorragend zu spielen sind und ebenso klingen, aber ich geh an den Dingern immer einfach vorbei.

Außerdem wäre eine Gitarre mit Gürtelschnallenkratzern absolut untypisch für mich. Das hat selbst meine älteste nach 24 Jahren nichtmal ansatzweise.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Relic (etc.) ist die gleiche, seltsame Modeerscheinung wie die künstlich zerfetzten Jeans, mit denen die Mädels jetzt rumlaufen. Über Kurz oder Lang gibt sich das wieder.
 
Ich denke wir sollten auch mal bedenken wo das Relic überhaupt herkommt. Angeblich hat ja Keith Richards eine exakte Kopie seiner Tele aus den 60er Jahren beim Fender Custom Shop bestellt - natürlich mit all ihren optischen Macken. Und dadurch ist überhaupt Relic entstanden.
Auch Springsteen spielt seit mehr als 10 Jahren nicht mehr seine klassische Tele/Esquire, die er in den frühen 70ern gekauft hat, sondern eine 1:1 Kopie davon. Beide haben Kopien ihrer Gitarren, weil das originale Instrument unter dem Touralltag zu sehr leiden würde. Aber ich denke, dass für beide durch das künstliche Altern das Spielgefühl auf der Replik dem Original nahekommt oder gleichwertig ist.

Ich bin selbst keiner, der sich eine künstlich gealterte Gitarre kaufen würde. Soll sie doch bei mir altern. Wobei ich nichts dagegen hab, wenn zB der Lack so aufgetragen ist, dass er schneller altert. Aber es sind dann trotzdem meine Spielspuren, die auf dem Instrument sind.
 
Ich denke wir sollten auch mal bedenken wo das Relic überhaupt herkommt. Angeblich hat ja Keith Richards eine exakte Kopie seiner Tele aus den 60er Jahren beim Fender Custom Shop bestellt - natürlich mit all ihren optischen Macken. Und dadurch ist überhaupt Relic entstanden.
Auch Springsteen spielt seit mehr als 10 Jahren nicht mehr seine klassische Tele/Esquire, die er in den frühen 70ern gekauft hat, sondern eine 1:1 Kopie davon. Beide haben Kopien ihrer Gitarren, weil das originale Instrument unter dem Touralltag zu sehr leiden würde. Aber ich denke, dass für beide durch das künstliche Altern das Spielgefühl auf der Replik dem Original nahekommt oder gleichwertig ist.

Ich weiß nicht ob es bei den beiden oder auch anderen unbedingt das Spielgefühl war, was sie dazu veranlaßt hat sich eine Replik zu bestellen. Sicher wird das einer der Gründe gewesen sein, aber auch ein gewisses Bewußtsein um die eigene Marke will ich es mal nennen. Der Zuschauer erwartet von den beiden einfach das sie hauptsächlich mit einer abgerockten Tele auf der Bühne stehen, das Bild hat sich einfach eingebrannt.
Anderen ist es eher egal, die ersetzen Gitarren denen sie den Tourstress nicht mehr zumuten wollen einfach durch ein neueres Exemplar.
 
:) ... das ist vermutlich auch für Händler sehr attraktiv, ich habe noch nie eine B-Stock relic gesehen irgendwo ... ;)

Stimmt, darüber habe ich so direkt noch nicht nachgedacht. Aber insgesamt sind man in Custom Shop Preisregionen ohnehin weniger B-Ware. Relic hin oder her.
 
Ich habe mit dem Relic Hype meinen Frieden gemacht. Letztlich ist das zunächst erst mal einer der viel Looks, den eine Gitarre haben kann.
Eine 25-A Wölkchen Bling-Bling Ahorndecke hat ihren Reiz oder auch nicht und ein zerschradeltes, überlackierts und wieder zerschradelte Finish mag auch gefallen. Damit habe ich überhaupt kein Problem, wenn mir eine Gitarre gefällt, gefällt sie mir eben!

"Geschmäckle" hat für mich ein Stück weit die Geschichte, warum zunächst Gitarrenmodelle eigentlich geaged wurden (@stoffl.s , da kenne ich eine andere Begründung): Um schlicht eine Alternative zu echten Vintage Instrumenten zu liefern, da diese eben so rar und teuer geworden sind.
Das wirkt(e) auf mich dann jedoch etwas "strange", denn eine 1963 Strat ist nun mal von 1963 und das Agen einer neuen Gitarre kann das nicht ersetzen, es sei denn, man möchte lediglich, dass die allgemeine Muckerpolizei "denkt", das wäre eine "echte" 1963er Strat. (Das Aging als tonformende Maßnahme halte ich für schwer belegbar. Gitarren mit ohne Lackierung z.B. mit Wachs/Öl Finish sind auch nicht per se die besseren Gitarren, und Fender Gitarren mit einem PU-Panzer können auch fantastisch "vintage" klingen...)
Da aber die Welt mittlerweile voll von geagten CS Strats ist, kann man heute mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass ein abgerocktes "Vintage" Instrument eben geaged und nicht "echt" ist.
Von daher ist, wie gesagt, alles gut; irgendetwas "Cooles" mit einer Relic Gitarre vorzutäuschen ist heutzutage nicht mehr möglich und alle wissen um den "Fake".

Ansonsten unterliegt halt auch die Gitarren Welt Modeströmungen und natürlich hatte ich in den 80ern auch eine Powerstrat mit Floyd&Co und wie auf meinem Avatar zu sehen, zumindest bunten Mechaniken :)... heute spiele ich aber auch eher andere Gitarren, wobei Powerstrats in Neon Grün schon wieder ein Revival erleben und so hat man sich an Relic Instrumenten vielleicht auch mittleiweile überfressen...
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Mir gefällt meine neue "alte" FGN wegen der Haptik und dem Klang. Ich hätte die bei unveränderten Eigenschaften auch non reliced genommen. Das Heavy-Relic war halt im Preis mit drin ;), sozusagen Naturalrabatt. Ob die Gitarre vom Aussehen her anderen Leuten gefällt oder nicht, what shalls. Hauptsache ich bin glücklich (hier bin ich ausnahmsweise mal Egoist :D).

Gruiß
Gaddy
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Für mich ist das einfach nur peinlich.
... also Künstler muss man aber auch das aushalten :D Peinlichkeit ist die Folge von Grenzüberschreitungen, was wären wir ohne?
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Was sagt so eine Klampfe denn aus?
... das finde ich eher einfach zu beantworten:
1. der Spieler mag Dinge, die alt wirken
2. er hat in seiner persönlichen Sammlung keine Instrumente, die
a) entweder so alt sind
oder
b) solche Marken aufweisen, weil sie eine lange Geschichte aufweisen
oder aber
c) diese sind ihm zu kostbar für den Einsatz
3. der Spieler hat ein eher amerikanisches Verhältnis zu Tradition und Geschichte ;)
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ob die Gitarre vom Aussehen her anderen Leuten gefällt oder nicht, what shalls.
.. die Aussage eines wahren Performers, schon klar ....:evil:
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Powerstrats in Neon Grün
zeitlos :D
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
... also Künstler muss man aber auch das aushalten :D Peinlichkeit ist die Folge von Grenzüberschreitungen, was wären wir ohne?
Da tret ich 10x mal lieber mit einer Pinken Hello Kitty Strat auf, ganz im Ernst.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben