Ihr kennt das: Man vertreibt sich ein bißchen die Zeit, und schaut auch mal in den Flohmarkt.
Nur gucken! Was die holde Weiblichkeit kann, können wir schließlich schon lange.
Und man braucht ja auch eigentlich nichts. Dann bleibt der Blick an einem Inserat hängen, und man klickt einfach mal drauf. Nur gucken!
Hmm, Ibanez RG1451 Prestige(!), HSH-Bestückung(!!), feste Brücke(!!!), weiß(!!!!), tja...
Ihr ahnt, wie es ausging. Nach einem prima Deal mit Dr. el Diagnosi (merci!
) fand die weiße Schöhnheit ein neues Zuhause. Nach einer 540R (siehe Avatar) und einer AS83 meine dritte Ibanez:
Die Verarbeitung ist absolut tadellos. Aber das habe ich ehrlich gesagt auch nicht anders erwartet.
Was ich nicht unbedingt erwartet hätte, ist, wie gut mir die Stock-Pickups (2 V6-HBs, 1 RTS-SC) gefallen - auch, und vor allem nach einigen Bandproben. Warum? Ganz einfach:
Der Steg-HB ist fett und doch transparent zugleich. Sobald es zerrt, ist er in seinem Element. Platziert sich sehr gut im Bandmix, auch dank einer gewissen Bissigkeit, die ich bei Steg-HBs sehr mag.
Der mittlere Singlecoil trägt die Bezeichnung "RTS". Das steht für "Ribbon Transducer System", und man ahnt: Das ist kein normaler SC. So ist es auch: Er soll einen akustischen Klang liefern. Das tut er clean auch, mit viel Attack und Glanz. Allerdings finde ich ihn verzerrt allein etwas zu spitz. Und dabei stehe ich z.B. bei Strats sehr auf Crunch über den mittleren SC. Tja, schade, kann man nichts machen. Oder doch? Oh ja, man kann. Und zwar, indem man ihn in Position 2 und 4 mit jeweils einer Spule des Hals- bzw. Steg-HBs kombiniert. Bei Strats kann ich den Zwischenstellungen wenig abgewinnen, und verwenden sie höchstens beim Üben allein daheim, nicht aber mit der Band.
Hier ist es anders: In Kombination mit dem Steg-HB ergibt sich angezerrt ein geiler Ton: Schmatzendes Attack, kombiniert mit einer harmonischen, transparenten und doch etwas dreckigen Verzerrung. Ich kann mir nicht helfen, aber im Bandmix kann ich diese Position immer dort verwenden, wo ich bei einer Strat den mittleren SC allein nehme. Und zwar nicht als passablen Ersatz, sondern als absolut vollwertigen Sound - ohne Abstriche. In Kombination mit einer Spule des Hals-HBs ergibt sich ein Sound, der mich stark an einen Strat-Hals-SC erinnert. Lecker!
Der Hals-HB allein eignet sich dann hervorragend für singende Soli; vermutlich auch bedingt durch die feste Brücke hat die weiße Schöhnheit ein Sustain, dass sich nicht vor meiner Paula verstecken muss.
Unterm Strich: Ich stelle im Laufe einer Probe immer wieder fest, dass ich hier tatsächlich fleißg alle fünf Tonabnehmer-Positionen nutze. Und dabei eine Menge Spaß habe.
Zu diesem Spaß tragen auch die Ergonomie und Bespielbarkeit bei. Ich wüsste nicht, was man da objektiv betrachtet noch verbessern wollte. Alles ist dort, wo es hingehört. Die Tight-End-Bridge ist ein Handschmeichler vor dem Herrn. Die Gitarre hat ein angenehmes Gewicht und hängt perfekt ausbalanciert am Gurt. Die Stimmmechaniken verrichten ihren Dienst tadellos. Es sind keine Locking-Mechaniken, was man bei einer Prestige vielleicht bemängeln könnte. Allerdings ist die Gitarre extrem stimmstabil. Der Hals ist natürlich immer Geschmackssache, aber ich muss sagen, dass ich den hier verbauten Wizard-HP-Prestige-Hals nicht als extrem dünn empfinde. Der Hals meiner Tele Custom FMT ist da subjektiv dünner. Allerdings bin ich bei Halsprofilen absolut nicht wählerisch - meine Paula hat ein 50s-Profil, und das passt dort auch wunderbar hin.
Noch ein Wort zum eher außergewöhnlich Finish, für mich das Tüpfelchen auf dem I: "White Plaster" heißt das, und erinnert strutkturell tatsächlich etwas an Gips. Fühlt sich sehr angenehm an, und sieht in natura auch sehr gut aus.