Danke, interessante Infos.
In einem Spiegel-online-Artikel habe ich gerade noch Udos Schilderung davon gefunden:
(
http://www.spiegel.de/einestages/rock-n-roll-diplomatie-a-949994.html)
Gitarren statt Knarren
"Der ganze Tag bestand eigentlich nur aus Protokoll", erinnert sich Lindenberg und nippt am Tee. "Aber Protokoll ist ja nicht so mein Ding. Ich mach' Freistil. Das Ganze war eine Plattform gegen noch mehr Raketen auf deutschem Boden. Von deutschem Boden nie wieder Krieg, lautete unser Spruch. Habe ich mir gedacht, okay, nachdem du mir diese schöne Schalmei geschenkt hast, da kriegst du eben noch ein Geschenk - eine schöne Gitarre mit 'nem Spruch drauf: 'Gitarren statt Knarren'. Als Zeichen für die Jungs drüben: Wir kommen mit Konzerten, im Frieden, für eine gemeinsame deutsche Haltung gegen das Kriegsgeschehen weltweit.
Das Treffen in Wuppertal haben wir dann subversiv gemanagt. Damals hatte ich ein paar Freunde da unten, die sagten, wir kriegen das hin, wir bauen das irgendwie ein. Honey hatte im Ruhrgebiet ein ziemliches Besuchsprogramm. In anderen Städten war ich ausgeladen worden, nachdem man mir erst eine Begegnung mit ihm zugesagt hatte. Im Saarland sollte ich beim Bankett neben ihm sitzen und bisschen erzählen. Aber ne: 'Das ist zu locker', sagten sie, 'das Steiff-Tier und daneben die Panik-Nachtigall, das kriegen wir nicht geregelt.' Also haben sie mich ausgeladen. Aber in Wuppertal klappte es dann: Schnell und gut, der Mann mit Hut, mit Gitarren statt Knarren.
Begegnung der panischen Art
Da war natürlich alles abgesperrt, aber dann schleichst du dich unauffällig wie 'ne Wildkatze durch einen Seiteneingang, dann geht das schon irgendwie. Das Raubtier wird Mensch. Natürlich wussten ein paar Experten Bescheid. Und ihm hatten sie das wohl auch schon geflüstert: 'Jetzt kommt es zu einer Begegnung der panischen Art, aber ganz kurz nur. Mach dir keine Sorgen, geht auch ganz schnell.' Es ging dann auch alles sehr schnell. Es war eine sehr kurze Begegnung: Ich kam da an mit der wunderschönen Gitarre, Gitarre statt Knarre, und drückte sie ihm in die Flossen. Da stand er da: 'Öh, öh, öh', so ein bisschen Rudi-Ratlos-mäßig und wusste nicht so genau. 'Nun lassen Sie mal, Herr Staatsratsvorsitzender, ein schönes Foto machen', habe ich gesagt. 'Sieht aber gut aus, Sie als Rocker kommt doch gut, sehr vorteilhaft und so.' Er stand da so und wollte die Klampfe immer weiterreichen: 'Ja, ist jetzt genug.' Ich: 'Noch einen Moment können wir es so lassen.' Und dann habe ich ihm diesen Spruch gesagt: 'Die Gitarre als Symbol für unsere gemeinsamen Friedensbemühungen. Gitarren statt Knarren!' 'Wann spielen Sie denn mal wieder in der DDR?', hat er gefragt. Und ich: 'Wieder? Möchte ich ja gerne, ich war aber bisher noch nicht da. Darum geht es ja!' Sagte er: 'Ja, das regelt dann die FDJ.' Ich: 'Okay, gut, dann mal los. Eierlikör als Verpflegung muss nicht sein, Rotkäppchen-Sekt nehmen wir auch, wir sind ja flexibel.' Er: 'Ja, ja, das macht dann der FDJ-Vorsitzende Krenz.' Dann musste er schon weiter. Er war sehr klemmig, ein totales Steifftier. Das war ihm doch ein bisschen befremdlich, diese Begegnung.'"
Also, da muss ich schon sagen, wenn Honecker die Gitarre unbedingt weiterreichen wollte, hätte sich sicher ein erfreuter Abnehmer gefunden.^^