Um es mal ganz klar zu sagen: die Behauptung, das Korpusholz habe keine Auswirkungen auf den Klang einer E-Gitarre, widerspricht elementaren Gesetzen der Physik.
1. Ein offensichtlicher Irrtum besteht schon in der grob vereinfachenden Vorstellung, "die Saite schwingt, und der Korpus frisst ein bisschen was davon". Wird von miteinander verbundenen Einzelteilen eines in Schwingung versetzt, wird immer das gesamte System schwingen, und jedes Teil tritt wieder in Wechselwirkung mit den anderen Teilen, auch mit jenem, an dem die Schwingung gemessen (bzw. vom PU abgenommen) wird, in dem Fall die Saite. Das Außerachtlassen des Systems, in dem sich ein physikalisches Ereignis abspielt, ist ein methodischer Kardinalfehler.
2. Niemand kann ernsthaft bestreiten, dass die Saiten auf einer Gitarre mit massivem Stahlkorpus in anderer Weise schwingen als auf einer Gitarre aus Balsaholz oder Styropor. Hat übrigens ein Boardkollege mit einem CD-Player als Body ausprobiert und durchaus bestätigt gefunden:
https://www.musiker-board.de/thread...-korpus-auf-den-klang-einer-e-gitarre.434014/ . Die Übersteigerung ins Extreme - in der Wissenschaftstheorie nennt sich das
argumentum ad absurdum - führt zu der logischen Schlussfolgerung, dass
jede Änderung der physikalischen Eigenschaften des Korpus auch zu einer Änderung des abgenommenen Tons führt. Mit Berechtigung diskutiert werden kann demnach also nur noch die Frage,
wie groß der Einfluss ist.
3. Wissenschaftliche Arbeiten sind nicht unfehlbar. Die Geschichte mit der schwarzen Katze hat mit dem Anzweifeln angeblicher Wahrheiten rein gar nichts zu tun, da wird eher umgekehrt ein Schuh draus. Tatsächlich wurde das als Aberglaube erkannte magische Weltbild offenbar bei vielen Menschen durch den blinden Glauben an wissenschaftliche Titel und Institutionen ersetzt. Da wird leicht vergessen, dass täglich auf allen möglichen Gebieten Arbeiten veröffentlicht werden, die den Erkenntnissen eines anderen Prof. Dr. Dr. widersprechen - und (mindestens!) einer der beiden
muss also falsch liegen. Na und? Wissenschaft ist das permanente Ringen um Erkenntnis im Bewusstsein der eigenen Begrenztheit. Und da spreche ich nicht mal von den unzähligen vorsätzlichen Fälschungen (ich denke da nur mal an Wakefields komplett erfundene Studie, nach der Impfungen angeblich Autismus auslösen können).
"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines andern zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht aus Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. 'Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!' ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
Immanuel Kant
Letzten Endes ist es doch so: manche hier haben versucht, die Fragen eines anderen Musikers in Sachen Holz zu beantworten. Wenn der TE nun diesem Rat folgt, was hat er zu verlieren? Nicht viel, denn wenn er zB irgendwann einen neuen Korpus kauft und es für ihn zu nichts führt,kann er ihn wieder verkaufen und sich denken "okay, das ist nicht mein Weg".
Kann passieren, und es mag Leute geben, für die klingt jede Strat mit den gleichen PUs auch gleich, egal aus welchem Holz. Ich selber und viele andere hier haben jahrelang PUs getauscht und festgestellt, dass sie der Austausch eines Korpus wesentlich leichter ihrem Wunschsound näher gebracht hat.
Gruß, bagotrix