Ich bin Stratspieler und spiele bevorzugt über einen Cleanamp. Zerre kommt bei mir aus der Dose auf dem Board - was Paulas anbetrifft, kann ich nichts sagen.
Ich denke, dass DIE SUMME ALLER einzelnen Bauteile an einer Strat Auswirkungen auf den Sound hat. Man kann sich mit einer Ibanez SA960 vors Publikum stellen und SRVs Intro von Little Wing spielen. Einen entsprechenden Amp und das nötige Spielvermögen vorausgesetzt, wirds auch ziemlich ähnlich klingen. Aber es ist keine Number One und deshalb klingts eben nur *ähnlich*.
Als Beispiel, wo ich das mal richtig deutlich erlebt habe - ich habe hier einen Satz Kloppmann-ST60er von einer Strat in die andere umgesetzt und jedesmal klang es am gleichen Clean-Amp mit der gleichen Einstellung anders. Die Elektronik ist bei beiden gleich aufgesetzt. Die ein Strat hat aber einen Sen Ash-Body und einen Onepiece-Mapleneck, die andere einen klassischen Erle-Body und einen Maple-Rosewoodneck. In der Sen Ash-Strat arbeiten jetzt SUHR-Pickups, was ihrem Charakter wesentlich mehr entgegenkommt, als vorher die Kloppmänner. Diese klingen jetzt in der SUHR, so, wie ich mir das vorstelle. Win win! ...
Wenn es tatsächlich stimmen würde, dass das Holz nur von marginaler Bedeutung für den Sound wäre, dann würde ich mir das oben geschilderte logischerweise nur einbilden.
Auf Grund dieses Erlebnisses, bin ich überzeugt, dass dem nicht so ist. Wer einen bestimmten Ton sucht und sensibel genug hört, kommt nicht darum herum sich mit dem Holz seines Instrumentes auseinander zu setzen. Welches Body-Holz, wie gut ist es gelagert und wie getrocknet, ganz wichtig, welche Dichte hat das Holz: Gewicht?
Beim Hals, wie schnell und unter welchen klimatischen Bedingungen ist es gewachsen, wie ist es gesägt, quarter, flat, oder rift? Wie sauber sitzt der Hals in der Tasche, welche Halsdicke? Elementar dann noch die Wahl der Pickups, und des Tremblocks. Das sind so die offensichtlichen Beinflussungs-Kriterien mit denen man in zweistelligen Prozentschritten vorankommt. Damit sollte man bis auf 80% an eine gut klingende Strat herankommen. Die Meisten sind jetzt zufrieden und haben schon ein schlechtes Gefühl, weil das eigentlich alles schon recht abgehoben wirkt. Aber man kann es auf dem Weg zum Optimum noch weiter treiben. Allerdings wirds ab da mühsam. Auch wenn die Meisten schon weit vorher von Voodoo reden würden - ab jetzt tanzt man tatsächlich mit beiden Füßen in Voodooland Polka ... und es geht nur noch im unteren einstelligen Prozentbereich voran. Lackierung - Dicke und Lackart, Trussrod-Konstruktion, Sattelmaterial, Kondensatoren, Matched Pots, Saitenreiter, Saitenstärke usw..
Wenn man nicht davor zurückschreckt, das alles zu einem Instrument zusammen zu tragen, dann hat man in meinen Augen gute Chancen eine *gute* 95% Strat zu bekommen. Die fehlenden 5% gehören zur Kategorie "irgendwas ist immer - beim nächsten Mal wirds besser"
Wenn man jetzt das oben Geschriebene so akzeptiert, was den Meisten mit Sicherheit schwer fallen wird, dann wird offenbar, dass es nichts bringen kann, darauf zu hoffen, dass man nur beharrlich genug suchen muss, um im großen Pool der 0815 Squieres und Mex-Strats dank der segenspenden Serienstreuung eine Strat zu finden, die durch ihre Großartigkeit Custom Shop und Konsorten als gierige Geldmacherei entlarvt.
... ich bitte um Nachsicht, wenn das alles etwas soundtalibanesque rüberkommt. Aber haltet mir bitte zugute, dass ich nicht noch von Cryo und VOVOX-Kabeln gepippert habe. Das ginge selbst mir zu weit
Zusammenfassung: Holz hat durchaus Auswirkungen auf den Sound und etwas mehr Kohle beim Kauf auch.
... und dieser übellaunige Kerl oben in den Videos ist nur frustriert, weil er den Unterschied schlicht und einfach nicht hören kann und deshalb ist er jetzt im Namen des Herrn unterwegs, um den Leuten zu verkünden, dass eigentlich alles latte ist und man sich Gedanken übers Holz und Geld für teure Instrumente sparen kann.