Na ja, das schönt man sich in der Erinnerung aber auch immer etwas...
Ich erinnere mich sehr gut, dass ich damals oft unzufrieden war mit meinem Sound, aber im Dunkeln tappte, wie ich das ändern kann. Das das, was aus meiner Gitarre kam, irgendwie nach verzerrter Rockgitarre klang, war schon klar, aber ich hatte keinen Dunst, warum denn die SCs auf meiner Strat nicht annähernd so klingen wollten, wie ich das bei Blackmore, Clapton oder in meinem Kopf hörte. Tja, es lag wohl doch am Floyd Rose und dem Lindenbody... Denn die Rockinger, die ich mir daraufhin baute (mit Erlenbody und Vintage-Trem), klang dann auch wirklich nach Strat.
Irgendwann wollte ich was, was irgendwo zwischen LP und Strat klingt. Der HB alleine hats nicht gebracht, daraufhin baute ich meine Warmoth HH-Strat mit Mahagonibody. Und ja, genau damit habe ich dann auch den Sound erreicht, den ich mir vorgestellt hatte.
Von daher: klar, gerade am Anfang steht die Tonbildung beim Spielen eine große Rolle dafür, "wie es klingt". Manchem bleiben Nuancen wie die zwischen Eschen- und einer Erlenbodies bei einer Strat ein Leben lang wurscht. Oft legen genau die dann großes Augenmerk auf die Suche nach dem idealen Amp. Für andere (wie mich zB) ist dagegen die Verstärkung ein jahrzehntelang kaum geänderter Fixpunkt, ein anderes Holz aber genau der Weg zum Traumsound und Spielgefühl. Meine Lieblingsgitarren haben für mich mach etlichen Anpassungen inzwischen eine klare Identität, weitgehend unabhängig vom Amp (soweit der nicht ein totaler Gleichmacher ist). Der ist für mich natürlich auch wichtig, aber für meine Ohren unterscheiden sich Verstärker meist eher in der Geschmacksrichtung als in der fundamentalen Qualität. Jede Gitarre klingt über einen Recto anders als über einen Deluxe Reverb, aber eine gute (oder für Dich passende) wird über beide jeweils besser klingen als eine schlechte. Die Suche nach der richtigen Einstellung an Amp und Effekten half mir bei der Strat zB gar nicht, weil ich nicht wusste, dass es für meine Bedürfnisse schon am richtigen Holz fehlte.
Threads wie dieser hier zeigen mMn nur, dass die Wahrnehmung eben individuell sehr verschieden ist.
Ganz wichtig ist es auch, zwischen Hören und Fühlen zu differenzieren. Ich bin überzeugt, dass ich den Unterschied zwischen meinen eigenen Gitarren beim Blindhören oft selber kaum wahrnehmen würde. Die Wechselwirkung zwischen Hören und Spielen, die ganze Ansprache der Gitarre ist für mich dagegen sehr deutlich vom Holz bestimmt. Ich will daher auch niemanden missionieren, denn offensichtlich passiert da etwas, was für andere Gitarristen so einerlei ist wie für mich der Unterschied zwischen zwei Sätzen halbwegs guter EL34-Röhren.
Die persönliche Präferenz Amp/Gitarre/Effekte (solls auch geben) entwickelt man meistens, wenn man spielerisch aus dem Gröbsten raus ist, vielleicht ist das aber auch genetisch vorgegeben... Ich bedauere allerdings die armen Teufel, die gleichzeitig an allen Variablen schrauben müssen, um glücklich zu werden
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Gruß, bagotrix