"Hasstöne" g#' / a#' - Wegrutschen ins Vocal Fry

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Dass die ganz hohen Töne nicht die schwierigsten sind, ist ja allgemein bekannt. Seit vor knapp 2 Jahren bei mir die "Tür" nach oben zur Kopfstimme aufgeflogen ist, habe ich daran weitergeübt, indem ich eine handvoll Metal-Cover-Versionen aufgenommen habe von Sachen, die bisher eigentlich nicht Metal sind, es mMn aber sein sollten ^^. Obigem Prinzip folgend klingen die ganz hohen Aufnahmen besser als die mittel-mäßig hohen: Was sich um Bb' und aufwärts bewegt, ist klanglich konsistenter, hier besteht halt die hauptsächliche Schwierigkeit darin, das durchzuhalten und den Song am Stück zu singen.

Wirklich schwierig finde ich aber eher Songs mit einem Haufen von g#' und a's, weil die halt zu hoch für Vollstimme und irgendwie zu tief für einen vernünftigen Kopfstimmenklang sind. Dabei liegen die ja gar nicht mitten im Passagio, sondern zählen sie schon eher zum oberen Passagio (meine "normalen" Passagio-Töne sind wie so üblich eher im Bereich d' bis fis', alles kein Problem, mittlerweile fällt das g' da auch noch ganz gut rein, aber das gis' eben nicht).

Früher waren gis' und a' sowieso immer reine "Zielschieß-Töne" bei mir, weil ich da mit zuviel Masse herangegangen bin (bottom up-phonation). Jetzt, wo ich eben durchaus noch um einiges höher komme, versuche ich gerade bei Power Metal-artigen Sachen natürlich, auch gis' und a' eher "von oben" zu sehen (top down-phonation), das führt aber dazu, dass ich mit eher zu wenig Masse herangehe. Wo ich früher leicht ins Brüllen verfallen bin, passiert es mir jetzt eher, dass ich wegrutsche, aber nicht ins reine Falsett wie früher, sondern ins Vocal Fry. Der "Zerrklang" vom Fry gesellt sich also zum Ton dazu.

Ist das schädlich für die Stimme oder so? Es klingt halt logischerweise nicht toll, wenn das passiert :( . Ich habe verschiedene Sachen ausprobiert, um das in den Griff zu bekommen: Den Ton weiterhin halten, wenn ich ins Fry zu rutschen drohe, und entweder wieder zu einem normalen Kopfstimmenklang hinzusteuern, soweit möglich, oder aber mal bewusst vom Kopfstimmenklang ins Fry zu wechseln, quasi als Übung zum Überblenden vom gesungenen Ton in einen Scream (woran ich ja grundsätzlich auch Interesse hätte). Will sagen, ich habe Hoffnung, aus einem Fehler, den ich momentan mache, einen Nutzen ziehen zu können - sodass man irgendwann den Luftstrom stufenlos regeln kann, um von einem vollen Kopfstimmenklang bis hinunter ins Vocal Fry überzublenden.

Ansonsten schiebe ich mir Songs, die normalerweise bis f', fis' oder g' gehen den Halb- oder Ganzton höher, damit sie stattdessen gis' und a' beinhalten. Das führt aber wieder dazu, dass ich die Töne eher "von unten sehe". Ich verfalle dabei jetzt nicht mehr wirklich ins Brüllen wie vorher, weil ich jetzt glaube, mehr ein Gespür dafür zu haben, wie ich die Resonanz bei den Tönen verändern muss, aber ich denke eben dann immer noch von unten statt von oben. Letzteres scheint mir aber gerade für Power Metal-Songs sinnvoller, da man sich dann auch mal gerne ständig um gis' oder a' und aufwärts bewegen kann und einen einheitlichen Klang hätte, ohne ständig "bridgen" zu müssen.

Im Moment umgehe ich diese Töne deshalb oft noch, gibt ja einen Haufen Songs, die hauptsächlich bis fis' oder g' gehen und dann nachher einige Money Note-Belts bis h', c'' oder noch höher haben. Die klingen halt wieder besser bei mir (wenn auch natürlich nicht perfekt ^^), d.h. man hat am Schluss seine Angeber-Töne ganz oben, wo die Leute glauben, dass das so schwer ist, und über den eigentlich schwierigen Gap gis'/a' springt man einfach drüber :D . Aber das ist natürlich keine dauerhafte Lösung

Habt ihr diese "Hasstöne" auch, die "weder Fisch noch Fleisch", also weder gut in der Voll- noch in der Randstimme zu nehmen sind? Würde mich mal interessieren, wie oft wir da auf die gleichen bösen Buben kommen.
 
Eigenschaft
 
Puh, in allen Ehren, aber ich finde du solltest mit deinen verschiedenen Ansätzen die Töne zu kriegen mal ne Hörprobe aufnehmen. Deine Beschreibungen sind voller Selbstdiagnosen, die auch falsch sein könnten. Bei manchen Dingen kann ich mir nicht vorstellen was du da tust und wie das klingen soll. Ich denke mit ner Hörprobe von dir mit besagtem Problem wird man dir besser helfen können.

Meine Belting-Hassnoten liegen um c'' herum (bis a' komm ich mit Belting bequem hin, ab e'' am oberen Passagio kann ich wieder bequem "fake-belten" mit Randstimme und Twang). Wenn ich zu viel Masse hochnehme, zerrt das wie blöd, aber eben auch nicht so wie ein cooler Metalshout, sondern wie ein sterbender Motor. Verschlanke ich zu sehr, jodelt der in die Randstimme um. Bei beiden Fehlern haperts laut GL vor allem auch bei mir bei der Stütze. Ich schaffs noch nicht zuverlässig die goldene Mitte zu treffen.
 
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Hörprobe wäre wie Vali schon geschrieben hat hilfreich.

Rein von der Beschreibung hört es sich für mich so an, als ob du die hohen Töne im (stark getwangten) Falsett singst. Du benutzt die Twang-Funktion, um Kompression zu bekommen. Je tiefer du gehst, desto stärker musst du twangen. Irgendwann wird die Kompression dann so stark, dass die Stimmlippen nur noch ploppen (fry) und nicht mehr schwingen.

Das Falsett als Stimmfunktion ist für die ganz hohen Töne in Ordnung und wird auch durchaus verwendet, aber für einen sauberen Übergang zur Tiefe müssen die Töne so etwa bis zum hohen C5 in der Kopfstimme, also mit vollständigem Stimmlippenschluss, gesungen werden. Im Grunde ist es sogar empfehlenswert möglichst über die gesamte Range hinweg mit vollständigem Stimmlippenschluss zu singen, denn viel Falsett bringt dich leicht aus der Balance und dann singst du dich "oben fest" wie man so schön sagt.

Das Falsett "funktioniert" normalerweise etwa ab dem Ton A#4. Wenn du es dort aber schon benutzt ist der Übergang zur Vollstimme nicht sauber, denn die Töne zwischen F4 und A4 müssen noch mit vollständigem Stimmlippenschluss gesungen werden, um nicht hauchig zu klingen. F4-G4 singst du vermutlich noch vollstimmig, deshalb hast du da nicht solche Schwierigkeiten.

Ich glaube deine Vorstellung von "top-down" und "bottom-up" ist auch etwas ungünstig. "top-down" ist nur eine Art Werkzeug, um das Verschlanken zu lernen. Beim "echten" singen, sollte man eigentlich immer mit der "bottom-up"-Vorstellung singen. "top-down" triggert in aller Regel die Falsett-Funktion. Das kann sehr hilfreich zum Verschlanken sein und zum Erlernen der Kopfresonanz, aber es ist kein Modus, in dem du dauerhaft singen willst. Du versuchst quasi "top-down" die Vorstellung für die Resonanz und "Schlankheit" eines Tons zu bekommen und singst ihn danach "bottom-up", aber möglichst unter Erhaltung des gleichen Stimmsitzes wie bei "top-down".

Letztschließlich würde ich mal behaupten, dass genau diese Noten die "Hassnoten" für so ziemlich jeden fortgeschrittenen Sänger sind. Die "erste" Hürde ist meistens auch das untere Passaggio mit seinen Resonanzübergängen. Die "zweite Hürde" ist dann der saubere Übergang zwischen Vollstimme und Randstimme ohne gleich ins Falsett zu gehen.

Bei Frauen läuft das alles etwa 5 Halbtöne höher ab, sodass auch der Bereich, den Vali nennt, eigentlich typisch ist.

Die Ursache für Probleme in diesen Bereich ist, wie auch bei Vali, in aller Regel ein Problem mit der Stütze, denn die Aktivität der Bruststimme und damit der Stimmlippenschluss im hinteren Bereich werden vor allem durch die Atemkompression und Körperspannung gesteuert.

Bei der Atemkompression wird gerne davon gesprochen den Atem "anzuhalten" oder die Luft "zurückzuhalten". Ich finde diese Vorstellung immer etwas ungünstig, denn auch das begünstigt oftmals wieder den "top-down"-Gedanken oder führt dazu, dass man die Luft zu stark weglässt.

Günstiger finde ich die Vorstellung von "Verlangsamung". Du verändert nicht den Druck, mit dem die Luft ausströmt, sondern die Geschwindigkeit. Versuch z.B. mal einen deiner "Hasstöne" im offenen Falsett zu singen (also hauchig, mit möglichst wenig Twang), am besten auf "HAAAA". Dann singst du genauso nochmal, gleiche Mundstellung, gleiche Vokaltraktstellung, und versuchst "in Zeitlupe" zu singen und über eine Stöhn-Aktion den Luftstrom zu verlangsamen (nicht den Druck zu verringern).

Als Trainingssong sehr empfehlenswert ist übrigens dieser hier, weil er dich wirklich über die ganze Zeit durch diesen "Hassbereich" scheucht. Der Anfang schickt dich sozusagen direkt mal in die Kopfresonanz und dann erstmal "behutsam" in die Randstimme. Besonders interessant sind hinterher nochmal die Zwischenteile, die mit "seek" in der Bruststimme anfangen und dann in der Kopfstimme mit "stä-hä-hä-häi" enden, was gesungen wird auf B4-C5-B4-G4. Es kommen so ziemlich alle wichtigen High Notes und Resonanz-Modi, in dem Song vor. Die höchste Note ist ein E5, das auch im Falsett gesungen werden darf, aber möglichst in der Kopfstimme gesungen werden sollte. Alle anderen Noten des Songs sollten in der Kopfstimme gesungen werden.

 
Zur Unterscheidung hab ich hier nochmal ein Beispiel aufgenommen, Kopfstimme vs. Falsett. Ich hoffe das stimmt von der Tonhöhe, aber es sollte dieses B4-C5-B4-G4 sein.
https://app.box.com/s/b6sz71y9rdt101uug90ohz7y3ab1msn0

Ich weiß nicht ob man den Unterschied gut hört, weil es ziemlich übersteuert (Handy-Aufnahme).

Wie gesagt alles unter der Voraussetzung, dass du die Höhen im Falsett singst und nicht in der Kopfstimme, aber wenn die Töne zwischen G4 und B4 nicht richtig sitzen, die höheren aber gut gehen, ist fast immer der Grund, dass die Höhen im Falsett gesungen werden und nicht in der Kopfstimme.
 
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Oh, ich habe eine ganze Reihe Hörproben aufgenommen, wie gesagt, oben erwähnte Metal-Versionen. Ich überlege nur, bei welcher davon man das Problem am besten hört, ohne dass gleich der ganze Song sch*ße klingt und ihr denkt, dass ich mich da vollkommen übernommen habe.

Ich poste aber lieber erstmal die besseren (mache ich gleich morgen), hoffentlich könnt ihr auch daran schon was feststellen. Dann brauche ich mit den weniger konsistenten gar nicht erst anzukommem. ;) Das wären einmal Ellie Gouldings "Burn" und einmal Defying Gravity.

Ich habe ja schonmal die "Three Ways" hochgeladen, da war der letze Sound ja mWn auch kein reines Falsett mit Twang, sondern eine Art Curbing. So in dem Stil habe ich auch die beiden genannten Songs gesungen, reines Falsett setze ich nur sehr selten ein.

Ich lad's morgen mal hoch und dann könnt ihr ja mal urteilen (seid aber bitte gnädig :) ).
 
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Du musst ja nicht ganze Songs hochladen. Kannst ja auch eine bestimmte Songstelle nehmen mit besagten Tönen und deinen verschiedenen Ansätzen. Dann kommt auch keiner auf die Versuchung das auch aus künstlerisch er Sicht auseinander zu nehmen, wenn das kein ganzer Song ist.
 
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Was meinst du mit "aus künstlerischer Sicht auseinander nehmen"? Copyright-Gründe? Deswegen bin ich sowieso verwundert, ein sehr alter Regel-Post rät nur zu Songausschnitten, trotzdem sehe ich immer wieder Leute, die im Hörproben-Forum doch ganze Coverversionen posten, ohne einen Rüffel o.ä. zu kriegen.

Wenn du mit "aus künstlerischer Sicht auseinander nehmen" eher so Sachen wie Arrangement oder Recording-Qualität meinst, da mache ich mir weniger Sorgen - die Qualität ist halt so, wie ich das mit Garage Band hinbekommen habe, da ist auch noch Luft nach oben, aber wenn mir dazu nebenher auch noch jemand Tipps geben kann, umso besser. Und fürs Arrangement habe ich mir einige Sachen einfallen lassen, auf die ich sogar ein bisschen stolz bin, was Gitarrensoli und so angeht, also wenn das jemand "auseinandernehmen" möchte, nur zu. :D

Ich war's eigentlich gerade am Hochladen, nachdem ich jetzt deinen Post gelesen habe möchte ich aber vorher zumindest noch klären, ob du damit Copyright-Probleme o.ä. meintest, ehe ich hier irgendwem auf den Schlipps trete. Den ganzen Song hochzuladen wäre nämlich wirklich einfacher, an der Aufnahme rumschnippeln oder was Neues aufnehmen geht momentan schlecht, weil wir unser Musikzimmer, in dem ich die Aufnahmen immer mache, gerade renovieren (ich habe versucht, dagegen zu protestieren, vergeblich ;) ) .
 
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Du lädst es ja ohnehin nicht hier hoch sondern bei irgendeinem Drittanbieter. Normalerweise sind aber auch ganze Cover-Versionen unproblematisch, solange du sie nicht kommerziell verwertest.
 
Ich meine das nicht aus Copyright Sicht. Davon abgesehen kannst du mMn nichts falsch machen, weil das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit GEMA Repertoire ist und dafür ist das Portal zuständig wo du die Hörprobe hochlädst (deswegen soll es ja extern gehostet werden und nicht aufm Board). Mit künstlerisch meinte ich, dass deine Interpretation (Ausdruck, Emotionen, eigene Variationen etc.) also der Song als ganzes Paket noch analysiert wird. Wenn du dich auf das Gesangstechnische konzentrieren willst, dann sind da eben Songschnipsel insofern besser dass du kein Song als ganzes Paket präsentierst. Es sei denn das interessiert dich neben der Technik auch, wie andere deine Songinterpretation finden.
 
Na dann poste ich mal die zwei Links, kann's ja jederzeit wieder löschen, falls ich da irgend jemandem mit an den Karren pinkele ^^. Die zwei Songs sind erstmal als genereller Eindruck für das Gesamtbild. Sollte das Problem mit dem "Wegrutschen ins Vocal Fry" hier nicht so rüber kommen, habe ich auch noch Aufnahmen, wo man das noch klarer hört.

Die beiden Aufnahmen sind von September / Oktober 2014, aber ich habe meine Technik für solche Songs seitdem nicht grundlegend geändert.
Gitarren und Bass habe ich eingespielt, Schlagzeug ist künstlich, beim unteren Song sind die Orchester-Sounds von Garritan.
Abgemischt habe ich das so, dass es über meine iPod-Kopfhörer gut klingt - wie es über eure womöglich super-fette Anlage klingt, kann ich nicht abschätzen :D .

Burn (Ellie Goulding Cover)

Hier hört man's bei einigen gis' en. War die erste Aufnahme, die ich in dem Stil gemacht habe.

Defying Gravity (Wicked Cover)

Hier passiert es gegen Ende beim lange gehaltenen cis'' auf "down". Hab's einen Tacken zu lange gehalten und dann kam das Vocal Fry dazu, ist nur ganz kurz. Das ist jetzt mehr mal als Überblick über die gesamte Range, weil der Anfang nach unten oktaviert ist und es erst ab der zweiten Strophe in die Originallage hoch geht.

Bezüglich der Interpretation könnt ihr mich gerne in der Luft zerreißen :D . Solange es an der Technik noch hapert würde ich umgekehrt bei jemand anderem nicht verlangen, dass er sich auf die Verbesserung der Interpretation konzentriert, denn die dafür nötige Lockerheit kommt meiner Erfahrung nach erst bei Songs, wo die Technik kein Problem mehr darstellt.
Ich eifere auch keinem bestimmten Klangideal nach, wenn überhaupt wäre es eben das des Power Metal und nicht der Musical-Sound, mit dem Defying Gravity sonst gesungen wird. Ich habe weniger einen bestimmten Klang im Kopf, von dem ich sage "so will ich klingen". Ich habe eher ein paar Eckpunkte davon, wie ich nicht klingen will ^^, das bezieht sich vor allem auf die anderen, hier noch nicht geposteten Metal-Versionen.

Und dann nochmal dieses wunderschöne Gejaule von Januar 2014, das ich schonmal hochgeladen habe, einfach nur als "Leseschlüssel", was ich wann mache (kein Song, nur dreimal die selben Töne mit drei Herangehensweisen). Einfach nur root - fifth - octave einmal von f' ausgehend und einmal von a'. Das am Schluss sind jeweils a''s.
Das ist nur mal schnell zwischendurch aufgenommen worden, schnell den Orientierungston vom Klavier oder der Gitarre geholt und im Ohr behalten, da ist also der ein oder andere Ton sharp oder flat.
Three Ways

Das erste, was ihr jeweils hört, ist die Herangehensweise, mit der ich die obigen Aufnahmen gesungen habe (allerdings sind die Aufnahmen ja ein Dreivierteljahr später entstanden).
Das zweite ist Falsett + Twang, also "disconnected", wenn ich mich recht entsinne (stimmt's, broeschies? ;) ). Bei ganz hohen Tönen kaum zu unterscheiden, hat aber weniger "Boden", klingt etwas leichter. Früher habe ich das für einzelne Screams verwendet, jetzt benutze ich es fast gar nicht mehr.
Das dritte ist reines Falsett, wie es bei Burn in der zweiten Strophe kurz vorkommt ("and what we see - eeh - eeh")
 
Nach den Hörproben zu urteilen ist deine Stimmlippenkompression irre hoch. Ich würde fast meinen, das Hauptproblem ist, dass du überstützt, also die Atemluft zu stark zurückhältst. Dadurch wird der Atemdruck teilweise zu gering, um die Stimmlippen noch sauber in Schwingung zu versetzen und es knarzt (auch wenn man das, wie Antipasti schon schrieb, in der Hörprobe nicht hört). Möglicherweise wechselst du tatsächlich auch noch ins Falsett, das ist durch die hohe Kompression schwer zu hören.

Es ist aber schwer zu sagen, welches deine Primärbaustelle ist, denn die hohe Atemkompression kann auch als "natürliche Reaktion" entstehen, wenn dein Stimmsitz nicht gut verankert ist. Die Beobachtungen sind folgende:

1. Du verschlankst sehr stark in der Höhe
2. Du stützt sehr stark in der Höhe
3. Dein Kehlkopf steht sehr hoch
4. Dein Twang ist vergleichsweise gering
5. Dein Anchoring/Covering ist wenig bis gar nicht vorhanden

Die Frage ist jetzt, was Ursache und Wirkung ist. Die häufigere Variante ist, dass 4 und 5 bei dir noch nicht gut ausgeprägt sind und du das mit 1, 2 und 3 kompensierst. Dabei bist du erstmal recht erfolgreich, weil deine Stimme ja nicht bricht und du die Höhen auch ohne größere Probleme erreichst. Ideal ist es aber natürlich nicht, weshalb auch der Seiteneffekt mit dem Fry entsteht und es auch klanglich überkomprimiert klingt.

Es könnte aber auch sein, dass 4 und 5 eigentlich gut wären, wenn du nicht 1, 2 und 3 machen würdest.

Ich persönlich bin ja nicht so der Fan davon, aktiv an der Stütze rumzufummeln, aber da gibt es wohl individuelle Unterschiede. Ich würde daran arbeiten 4 und 5 zu verbessern. Das Fehlen von 4 und 5 erzeugen bei dir eine große Tendenz zum Falsett/Flageolet-Modus, bei dem die Stimmlippen nicht über die volle Länge schwingen. Das gilt sogar schon für deine Tiefe, die man ja bei dem Wicked-Cover am Anfang gut hört.

Du kannst z.B. erstmal in der Tiefe entweder an deinem Twang oder an deinem Covering arbeiten. Ich würde letzteres empfehlen, weil deine Tendenz zum hohen Kehlkopf erstmal problematisch beim Twangen sein kann.

Covering übt man am besten auf "italienischen" Vokalen. Das sind im deutschen die "kurzen" Vokale. Du singst die meisten deiner Vokale "offen" und "ungedeckt" als lange Version, z.B. das A singst du lang wie im Wort "Straße". Versuch es mal kurz zu singen wie im Wort "Laster", also kurzes A. Üb zum Beispiel auf "BA BA BA" mit kurzem A und sing dann "Straße" aber mit dem gleichen kurzen A und nicht mit dem langen A, das du sonst dafür verwenden würdest.

Allgemein gute Vokale zum Üben der Deckung sind das geschlossene "O", das "Ü" oder das italienische, kurze "U". Üb das wie gesagt erstmal in der Tiefe bevor du es in die Höhe übernimmst.
 
Ich bin über "zu viel Stütze" jetzt erstmal eher beruhigt als über zu wenig, was ja bei vielen anderen Problemen oft der Fall ist :) . Deine Erklärung für das Auftreten des Fry (auch wenn man es hier nur selten hört) klingt plausibel, ich versuche tatsächlich, die Luft stark zurückzuhalten, weil ich eben früher oft ins Brüllen verfallen bin (was ja den unangenehmen Nebeneffekt hat, dass es auch noch mehr auf die Stimme geht). Die jetzige Heransgehensweise ermöglicht da etwas mehr "Stufenlosigkeit" ;) .

Die Tiefen übe ich immer parallel mit, tatsächlich mache ich es bei vielen Songs analog wie bei Defying Gravity, dass ich die erste Strophe tief singe und danach hoch gehe. Zum Voller-machen der Tiefen habe ich bisher halt nur mit der Ei-im-Mund-Vorstellung gearbeitet und mich bemüht, den Klang weit vorne im Mund zu halten, nach dem Motto "In der Tiefe hilft deutliches Singen oft mehr als volleres, aber kehliges Singen (was dann auch schnell dumpf wird, zumindest bei mir)".

Die Covering-Lesson ist leider bei TVS genau die, wo ich nicht mehr ganz mitgekommen bin. Ich verstehe, was er machen will, und wenn er es dann macht, kapiere ich nicht, wie er da hin kommt. :( Zum Anchoring empfiehlt Lunte ja hauptsächlich den Trick mit der Zunge hinter den unteren Schneidezähnen; wenn ich das versuche, verkrampfe ich aber eher im Hals, und dass das nichts bringt, weiß ich von früher ^^, wo ich alles eher mit zuviel Kraft gesungen habe.

Twang klingt da wirklich nach einer Lösung, aber wie twange ich denn in der Tiefe? ;) Die meisten Übungen, die mit Twang zu tun haben, auch bei TVS, haben ja mit der Randstimme zu tun.

Nur mal zur Klärung - es ist jetzt aber nicht mehr reines Falsett + Twang, wie ihr ursprünglich vermutet hattet, oder? Das wäre ja eher das, was ich bei "Three Ways" immer jeweils als zweites mache. Bei den Songs verwende ich, wenn ich broeschies richtig verstanden habe, eher zu wenig Twang :) .
 
Nur mal zur Klärung - es ist jetzt aber nicht mehr reines Falsett + Twang, wie ihr ursprünglich vermutet hattet, oder? Das wäre ja eher das, was ich bei "Three Ways" immer jeweils als zweites mache. Bei den Songs verwende ich, wenn ich broeschies richtig verstanden habe, eher zu wenig Twang :) .
Du verwendest bei den Songs das, was du bei Three Ways als erstes machst. Das ist zumindest so bis G4 herum vermutlich vollstimmig. Danach habe ich immer noch den Eindruck, dass du ins Falsett abrutschst, bei dir ist es aber kein Falsett + Twang, sondern Falsett + Twang + viiiel Atemkompression, was den Klang noch mehr in Richtung Vollstimme bringt. Trotzdem scheint es mir noch so als würden die Stimmlippen da nicht auf voller Länge schwingen. Das gilt allerdings nur für die Töne G4 bis C5. Darüber ist es eh in Ordnung, wenn sie nicht auf der vollen Länge schwingen.

Der Trick mit der Zunge funktioniert nicht bei allen. Für Twang kannst du aber natürlich trotzdem Entenquaken in der Tiefe machen. Twang braucht man ja nicht nur in der Randstimme. Das "Anchoring" besteht im Grund aus Twang + Aktivität des Kehlkopfsenkers. Das führt dann auch im Passaggio zum Covering.

Ich benutze dafür in letzter Zeit verstärkt den Vokal ü. Auf dem Vokal ü ist es fast unmöglich zu früh ein nicht verankertes Falsett zu singen. Wenn man ü im Falsett unterhalb des hohen C singt, wird daraus ein fast rein nasaler Klang, bei dem man eigentlich sofort erkennt, dass es kein ü mehr ist.

Hier ist ein Beispiel:


Das ist kein Falsett sondern Kopfstimme. Es hat nur die gleiche Resonanz wie Falsett und daher einen ähnlichen Klang.
 
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Mit anderen Worten, der Klang oberhalb von C5 ist okay (natürlich kann man alles generell immer noch weiter verbessern), wir reden nur von dem Bereich zwischen G4 und C5? ;) Das wäre ja genau der Bereich, in den meine beiden Hasstöne fallen.

Damit zwischen G4 und C5 die Stimmlippen auf voller Länger schwingen können, muss ja logischerweise als Voraussetzung ein vollstimmiges hohes C machbar sein - und es wird immer behauptet, dass das nicht bei jedem geht. Du sagst aber, wenn ich es richtig verstehe, dass ich mit mehr Twang und Anchoring bei diesen Tönen nicht mehr so stark zu verschlanken brauche und sie dadurch einem vollstimmigen Klang näher kommen? ;)
 
Mit anderen Worten, der Klang oberhalb von C5 ist okay (natürlich kann man alles generell immer noch weiter verbessern), wir reden nur von dem Bereich zwischen G4 und C5? ;) Das wäre ja genau der Bereich, in den meine beiden Hasstöne fallen.

Damit zwischen G4 und C5 die Stimmlippen auf voller Länger schwingen können, muss ja logischerweise als Voraussetzung ein vollstimmiges hohes C machbar sein - und es wird immer behauptet, dass das nicht bei jedem geht. Du sagst aber, wenn ich es richtig verstehe, dass ich mit mehr Twang und Anchoring bei diesen Tönen nicht mehr so stark zu verschlanken brauche und sie dadurch einem vollstimmigen Klang näher kommen? ;)
Das ist damit nicht gesagt. Mit Anchoring schwingen die Stimmlippen auf voller Länge, in der Vollstimme in voller Tiefe.

Oberhalb von C5 ist das Falsett technisch gesehen unproblematisch. Mit Anchoring klingt es aber besser.
 
Habe eben mal ein wenig mit "Entenquaken" tief gesungen. Was ich gleich gemerkt habe, war, dass es präsenter klang. Allerdings müsste man bei mehr nasalem Klang ja eigentlich einen Unterschied hören, wenn ich mir mitten im Singen die Nase zuhalte, und das war nicht der Fall.

Wenn ich versucht habe, gleichzeitig zu twangen und den Kehlkopf zu senken, hatte ich das Gefühl, dass ich wieder beim Ausgangsklang gelandet bin, also als ob ich weder getwangt noch den Kehlkopf gesenkt hätte. Dafür aber fühlt sich diese Kombination an, als würde ich die Stimme gleich doppelt verstellen, nämlicj einmal Richtung Ente und einmal Richtung Pseudo-Klassik. :) Da bei mir der Trick mit der Zunge offenbar nicht zu funktionieren scheint, gibt's noch eine andere Möglichkeit, wie man das Absenken hinbekommt, ohne dass es sich wie Stimme-Verstellen anfühlt? :)
 
Habe eben mal ein wenig mit "Entenquaken" tief gesungen. Was ich gleich gemerkt habe, war, dass es präsenter klang. Allerdings müsste man bei mehr nasalem Klang ja eigentlich einen Unterschied hören, wenn ich mir mitten im Singen die Nase zuhalte, und das war nicht der Fall.
Das Entenquaken sollte nicht nasal sein. Korrekter Twang sitzt "hinter" der Nase und nicht in der Nase.

Wenn ich versucht habe, gleichzeitig zu twangen und den Kehlkopf zu senken, hatte ich das Gefühl, dass ich wieder beim Ausgangsklang gelandet bin, also als ob ich weder getwangt noch den Kehlkopf gesenkt hätte. Dafür aber fühlt sich diese Kombination an, als würde ich die Stimme gleich doppelt verstellen, nämlicj einmal Richtung Ente und einmal Richtung Pseudo-Klassik. :) Da bei mir der Trick mit der Zunge offenbar nicht zu funktionieren scheint, gibt's noch eine andere Möglichkeit, wie man das Absenken hinbekommt, ohne dass es sich wie Stimme-Verstellen anfühlt? :)
Dass du ungefähr wieder beim Ausgangsklang ankommst ist das Ziel der Sache. In der Regel klappt das noch nichtmal direkt. Du erreichst einen Sprech-ähnlichen Klang, aber mit einer für das Singen wesentlich besser geeigneten Einstellung. Singen ist nicht Sprechen. Natürlich musst du deine Stimme umstellen im Vergleich zum Sprechen.
 
Schon klar, aber ich dachte das bezog sich vor allem auf Lautstärke und Tonhöhe (weshalb ich ja nicht wirklich an Speech Level Singing glaube), dass man aber weiterhin mit seiner natürlichen Stimmfarbe singen würde. Dass das im Power Metal viele nicht tun, weiß ich, ich fänd's aber gerade schön, wenn man etwas mehr von der natürlichen Stimmfarbe gerade auch in der Höhe noch halten könnte, damit es nicht ganz so eunuchig klingt ;) .

Thema Twang: Mit anderem Worten, wenn ich einen quäkigeren Klang erreiche, sollte ich mir sogar die Nase zuhalten können und es keinen klanglichen Unterschied geben?

Bevor ich mich aber auf das Thema Twang zu sehr versteife: Wenn ich dich richtig verstanden habe hältst du das Anchoring erstmal für die wichtigere Baustelle, oder? In deinem vorvorletzten Post meintest du ja, dass doch durchaus schon Twang vorhanden ist und halt die viele Atemkompression das Problem sei.
 
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Die Sprechstimme ist spätestens ab dem Passaggio für die Tonhöhe völlig ungeeignet. Ab dort muss man eine Umstellung machen. Ideal ist aber, wenn man sich schon in der Tiefe auf die Umstellung vorbereitet. Speech-level-singing funktioniert übrigens sehr gut, wenn man es richtig macht. Es heißt schließlich speech-level-singing und nicht speech-timbre-singing oder speech-like-singing, auch wenn das von Konkurrenzprodukten gerne mal so behauptet wird. Speech-level-singing ist einfach ein didaktisches Konzept, dass dich zunächst erstmal alles auf möglichst geringer Lautstärke machen lässt, was ein effektives Mittel gegen "Pushing" ist. Gleichzeitig wird bei SLS sehr auf Kompression geachtet, was auch ein Abrutschen ins Falsett verhindert.

Die Masse ist allerdings gering, der Übergang in die Randstimme sehr früh. In SLS wird sozusagen im zweiten Schritt dann auf offenere Vokale mit mehr Masse gewechselt. Auch das wird bei Kritik an SLS gerne ignoriert, von SLS-Vertretern aber auch gerne verschwiegen.

Die Bezeichnung "natürliche Stimmfarbe" ist so eine Sache. Ein absoluter Großteil der Leute spricht nicht wirklich mit entspannter Stimme. Je nach sozialer Prägung wird mit tendenziell hohem, tiefen Kehlkopf oder sonstwie gesprochen, sodass die Sprechstimme bei Weitem nicht eine "neutrale oder natürliche" Stimmfarbe sein muss. Die Sprechstimme in der Höhe erhalten ist schlicht und einfach unmöglich. Es gibt halt mehrere mögliche Ansätze, die unterschiedlich klingen für die Höhe, aber keiner davon klingt auch nur annähernd wie die eigene Sprechstimme. Das "sprech-ähnlichste", das du noch erreichen kannst, ist, dass es klingt wie deine Sprechstimme auf Helium oder wie du vor deinem Stimmbruch :D

Auch im Metal gibt es ja Abstufungen in puncto "Eunuchigkeit". Nur wenige klingen so eunuchig z.B. wie Dieter Bohlen oder die Bee Gees. Die eunuchigen Stimmen sind tendenziell die, die im Falsett singen und nicht in der Kopfstimme (wovon es durchaus welche gibt im Power-Metal). Bei Geoff Tate klingt es trotz der Höhe schon weniger eunuchig, bei Ronnie James Dio oder Bruce Dickinson schon kaum noch. Das erreichen sie aber nicht durch ein Annähern der Sprechstimme (vom Timbre her), sondern durch ein Erhöhen der Masse und damit ein Annähern der Vollstimme.

Ja beim Twangen mit Nase zu sollte sich der Klang nicht ändern.

Twang gehört mit zum Anchoring dazu. Anchoring ist im Grund Twang + Kehlkopf senken + noch einige andere Seiteneffekte wie das Anspannen der Rachenwand, die aber passiv als Reaktion erfolgen. Auf hohen Tönen können auch die Halsmuskeln am Anchoring beteiligt sein (das nennt man dann "neck anchoring", sieht man auch gerade bei Ken Tamplin immer sehr ausgeprägt).
 

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