Pop, Rock & Co. Gute Technik/ schlechte Technik??

  • Ersteller applcreepz
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"The man who knew him best" ist nun aber nicht zwingend eine Qualifikation, um Stimmlagen zu beurteilen. Im Gegenteil beruht ja seine Aussage eher auf zusammengetragenen Fremdeinschätzungen. Ein Bariton (wie ich z.B.) kann die meisten Mercury-Sachen nicht singen wie Mercury. Punkt. Jetzt mal ganz unabhängig von Ausdrucksvermögen oder Showkram. I'm Going Slightly Mad ist einfach (vom Tonumfang her), The Show Most Go On nicht in der Form erreichbar.

Wenn also ein Bariton das nicht singen kann, ohne sich zu verrenken, dann gibt's doch keine weiteren Fragen, oder? Alles weitere ist so akademisch, dass es für den Conti-Bereich eh nur sehr bedingt hilfreich ist. Denn auch wenn ein Bariton nun ganz genau weiß, WARUM er diese und jene Töne nicht, die tieferen aber umso besser hinbekommt - was nützt es ihm?
Die Aussage der Anekdote ist ja eben auch, dass Freddie sich ganz schön verrenken musste, um so hoch zu singen und am Ende halt eine Art gefunden hat wie er seine Stimme in diese Lage bringen konnte. Die Anekdote geht noch etwas weiter mit der Aussage, dass er bei Live-Auftritten gerne Harmonien und Gesangslinien abgewandelt hat, um die High Notes auszusparen.

Um das Gerücht noch etwas weiter zu befeuern gibt es hier noch eine Anekdote von Montserrat Caballé, die ein Duett Sopran-Bariton mit ihm singen wollte:
Mercury’s voice was a force of nature with the velocity of a hurricane. Interestingly, though, it wasn’t his “real” voice, or so claims Caballé. On the telephone from Barcelona, she says: “He had a baritone voice. I told him one day, ‘Let’s do a small duet of baritone and soprano,’ and he said, ‘No, no, my fans only know me as a rock singer and they will not recognise my voice if I sing in baritone.’ So I didn’t conquer him to do that.”
 
@applcreepz Nein, es geht um gute oder schlechte Technik. Und nun stelle ich mich mal ganz dumm und tu' so, als wollte ich The Show Must Go On singen. Tja, Pech gehabt, könnte man da sagen, der Sechsfüßer kommt zwar unten mit mehr Wumms, aber oben hat er nur noch Falsett irgendwann.

Also müsste ich überlegen, wie ich das trotzdem hinbekomme. Entweder, ich drücke und presse mein armes Stimmchen soweit hoch wie es nur irgendwie geht. Ui, Schiete, gleich der Beginn des Refrains ist wirklich sehr hoch, also von mir aus betrachtet. Also wird auf den armen Esel namens Stimme eingeprügelt, bis er da irgendwie ankommt. Das macht man genau einmal, wenn man's vor Publikum tut. Dann wird gebuht, weil's Kacke klingt. Ohne Publikum macht man das vielleicht ein oder zweimal öfter, danach ist die Stimme womöglich schon abgemeldet.

Zweiter Versuch: Ich gehe in den Mix und in die Randstimme und angel mir die Töne halt, wie ich sie bekomme. Kann man machen, klingt aber auch nicht wie Freddie. Macht man vor Publikum also wahrscheinlich auch nur einmal, bevor es sich mit Grausen wendet. Denn die Energie des Originals kann man auf diese Weise nur schwer mitnehmen. Hier käme nun also Technik ins Spiel, denn an sich ist der Weg ja gangbar. Man müsste es nur schaffen, seine höheren Lagen so zu trainieren, dass es nicht nach quieken sondern richtig gut klingt. Das ist dann zwar immer noch kein Freddie, aber damit kann man sich hören lassen.

Dritte Möglichkeit: Transpositur, wie wir Lateiner sagen. also runter mit dem ganzen Geheul. Gute Instrumentalisten sollten das beherrschen, dem Sänger macht's das Leben leichter, und wenn nicht aus Versehen jemand mit absolutem Gehör im Publikum sitzt, der zufällig auch noch ganz sicher weiß, in welcher Tonart das Original ist, merkt das - jede Wette - keine Sau.

Und zum Vierten: Man lässt die Originaltonart, singt das Ganze aber anders. Vielleicht so, wie Freddie es getan hätte, wenn er live merkte, dass ihm langsam das hohe Register abhanden kommt. Wenn man das planvoll macht und mit einem guten Verständnis für Harmonie und Spannung, dann kann auch das unfallfrei gelingen.


Dafür muss man übrigens überhaupt nicht wissen, ob FM Tenor ist, und wenn ja, was für einer. Meine Güte, was kriegte der Man who knew... da alles hervor? Ziemlich sinnfrei, wenn du mich fragst. Nur das Bewusstsein, dass da jemand höher singt, als man es selber eigentlich kann, ist entscheidend. Und dann kommt die Technikfrage ins Spiel.


Beste Grüße,
6f
 
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Wo wir bei Höhenflügen und gute/schlechte Technik reden, was haltet ihr denn von den heutigen Musicalsängern? Da wird ja alles gebeltet teils bis es ratscht. Mit Ende dreißig sind sie dann so verschlissen, dass sie fast schon wie 80jährige klingen. Ich gehe aber mal davon aus, dass sie aus heutiger Musicalsicht eine gute Technik haben. Aber ist es das? Und auch geschmacklich, müssen die Hits denn wirklich alle so geschrien werden? Besonders komisch ist das ja bei den - ich glaub die hießen so - Jukebox Musicals wie We Will Rock You oder Mamma Mia.
Da kommt reisbreis Frage wieder ins Spiel was denn gute Technik sein soll?
 
Ach Leute, diese "Anekdote" dazu, wie Mercury über seine zu tiefe Stimme unglücklich war und unebdingt höher singen wollte und irgendwann rausgefunden hat wie ... mal im Ernst, wo ist denn da der Unterschied zu x jungen männlichen Sängern? Das ist doch eigentlich der Standard-Weg für alle. Wieviele Neuuser allein hier im Board fangen denn regelmäßig Threads an von wegen "ich bin (leider) Bariton, würde aber gerne höher singen"? Und in der Regel sind es eben einfach Tenöre mit mangelnder Technik für die Höhe.
 
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@applcreepz Nein, es geht um gute oder schlechte Technik. Und nun stelle ich mich mal ganz dumm und tu' so, als wollte ich The Show Must Go On singen. Tja, Pech gehabt, könnte man da sagen, der Sechsfüßer kommt zwar unten mit mehr Wumms, aber oben hat er nur noch Falsett irgendwann.

Also müsste ich überlegen, wie ich das trotzdem hinbekomme. Entweder, ich drücke und presse mein armes Stimmchen soweit hoch wie es nur irgendwie geht. Ui, Schiete, gleich der Beginn des Refrains ist wirklich sehr hoch, also von mir aus betrachtet. Also wird auf den armen Esel namens Stimme eingeprügelt, bis er da irgendwie ankommt. Das macht man genau einmal, wenn man's vor Publikum tut. Dann wird gebuht, weil's Kacke klingt. Ohne Publikum macht man das vielleicht ein oder zweimal öfter, danach ist die Stimme womöglich schon abgemeldet.

Zweiter Versuch: Ich gehe in den Mix und in die Randstimme und angel mir die Töne halt, wie ich sie bekomme. Kann man machen, klingt aber auch nicht wie Freddie. Macht man vor Publikum also wahrscheinlich auch nur einmal, bevor es sich mit Grausen wendet. Denn die Energie des Originals kann man auf diese Weise nur schwer mitnehmen. Hier käme nun also Technik ins Spiel, denn an sich ist der Weg ja gangbar. Man müsste es nur schaffen, seine höheren Lagen so zu trainieren, dass es nicht nach quieken sondern richtig gut klingt. Das ist dann zwar immer noch kein Freddie, aber damit kann man sich hören lassen.

Dritte Möglichkeit: Transpositur, wie wir Lateiner sagen. also runter mit dem ganzen Geheul. Gute Instrumentalisten sollten das beherrschen, dem Sänger macht's das Leben leichter, und wenn nicht aus Versehen jemand mit absolutem Gehör im Publikum sitzt, der zufällig auch noch ganz sicher weiß, in welcher Tonart das Original ist, merkt das - jede Wette - keine Sau.

Und zum Vierten: Man lässt die Originaltonart, singt das Ganze aber anders. Vielleicht so, wie Freddie es getan hätte, wenn er live merkte, dass ihm langsam das hohe Register abhanden kommt. Wenn man das planvoll macht und mit einem guten Verständnis für Harmonie und Spannung, dann kann auch das unfallfrei gelingen.


Dafür muss man übrigens überhaupt nicht wissen, ob FM Tenor ist, und wenn ja, was für einer. Meine Güte, was kriegte der Man who knew... da alles hervor? Ziemlich sinnfrei, wenn du mich fragst. Nur das Bewusstsein, dass da jemand höher singt, als man es selber eigentlich kann, ist entscheidend. Und dann kommt die Technikfrage ins Spiel.


Beste Grüße,
6f

Ich würde mich für Variante drei entscheiden oder es ganz lassen. Die Technikfrage muss jeder für sich selbst beantworten.
 
@Vali

Ja, was die Musicalleute machen müssen, ist absolut krank. Hansi Kürsch äußerte sich mal dazu, wie er es schafft, live seine Performance zu bringen und sagte mit einem Seitenhieb auf die Musicalbranche, dass er sich das eben einerseits über das Liveset gut einteilt und eben nicht jeden Tag stundenlang 100% geben muss.

Gute Technik: Hansi. Schlechte Technik: Musicalindustrie. (Unabhängig davon, ob man das nun gerne anhören mag oder nicht) Ist das so?

Ganz so simpel ist das natürlich nicht, denn im Prinzip macht der gute Herr Kürsch ja nicht sooo viel anders als die Musicalsänger. Doch offenbar reicht schon der Unterschied, wie oft, wie lange, wie intensiv man einen solchen Stil betreibt, um entweder mit 30 komplett im Eimer zu sein oder sich mit 50 (na gut, 49einhalb...) noch bester Stimmgesundheit zu erfreuen. Und wie gut die ist, darf man dann z.B. bei Miracle Maschine hören, wo er zwischen kopfig-gehauchtem "When they are coming, give us guidance" bis zu vollem angezerrtem Belting "Their fire must grow" sein Können komplett aus dem Ärmel zu schütteln scheint. Und ja, der kann das auch live! Was für eine Dynamik, komm ich gleich noch mal drauf zurück.

Nun vermute ich ja, dass es dem TE auch darum ging, möglicherweise VORHER zu merken, was gut oder schlecht ist, und nicht erst in der Nachmahd. Ist ja easy zu sagen, hey, der Robert der, der Plant, der hat sich die Stimme geschrottet. War wohl keine gute Technik, Pech gehabt. Hätte er gewusst, dass er a) mit 67 immer noch auf der Bühne steht und es b) Möglichkeiten gibt, sein Organ etwas ökonomischer einzusetzen, dann hätte er dieses Angebot vielleicht ganz gerne angenommen. Denn wie er mit der kaputten Stimme es immer noch schafft, und zwar sehr bewusst, ein toller Sänger zu sein, das ist wieder gute Technik.

Es gibt aber wohl offenbar außer der puren Anwendung guter Technik noch andere Aspekte, die für die langfristige Stimmgesundheit eine Rolle spielen.

Was die Musicalscene anbelangt, bin ich zwischen Mitleid für die Protagonisten und Abscheu vor der Beltpflicht hin- und hergerissen. Ich tue mir die aktuellen Produktionen nicht an, klingt für mich alles gleich. Ach, warum nur? zum einen wegen des unfassbaren kompositorischen Inzests, zum anderen wegen der blöden Belterei. Ehrlich, was soll der Käse? Klassik, Jazz und Musical leben (lebten?) doch eigentlich von der Dynamik, die im Verhältnis zum Pop im allgemeinen eine deutlich größere ist. Nicht umsonst wird sich allenthalben eines Orchesters bedient, wenn es richtig krachen soll. Wenn dann aber stimmlich auf Dauerkrach gebürstet wird - wo bleibt die Dynamik? Und trägt nicht die Dynamik ganz entscheidend dazu bei, die Geschichte zu erzählen? Mein Verdacht: Die Geschichten sind, wie auch die Kompositionen, so schlecht, dass man es nur brüllend an das Volk bekommt.
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Ich würde mich für Variante drei entscheiden oder es ganz lassen. Die Technikfrage muss jeder für sich selbst beantworten.
Siehste, ich nicht. Ich würde zwei oder vier anstreben.

(Und dann wahrscheinlich doch wieder bei eins landen......)
 
Ach Leute, diese "Anekdote" dazu, wie Mercury über seine zu tiefe Stimme unglücklich war und unebdingt höher singen wollte und irgendwann rausgefunden hat wie ... mal im Ernst, wo ist denn da der Unterschied zu x jungen männlichen Sängern? Das ist doch eigentlich der Standard-Weg für alle. Wieviele Neuuser allein hier im Board fangen denn regelmäßig Threads an von wegen "ich bin (leider) Bariton, würde aber gerne höher singen"? Und in der Regel sind es eben einfach Tenöre mit mangelnder Technik für die Höhe.
Hat ja auch keiner gesagt, dass das stimmt, aber du wolltest ja wissen woher diese Aussage immer kommt. :D Wie gesagt über das Buch hat sie es in die Wikipedia geschafft und von da aus dann natürlich wiederum überall hin. Zu dem besagten Duett ist es dann übrigens doch noch gekommen:
 
Ach Leute, diese "Anekdote" dazu, wie Mercury über seine zu tiefe Stimme unglücklich war und unebdingt höher singen wollte und irgendwann rausgefunden hat wie ... mal im Ernst, wo ist denn da der Unterschied zu x jungen männlichen Sängern? Das ist doch eigentlich der Standard-Weg für alle. Wieviele Neuuser allein hier im Board fangen denn regelmäßig Threads an von wegen "ich bin (leider) Bariton, würde aber gerne höher singen"? Und in der Regel sind es eben einfach Tenöre mit mangelnder Technik für die Höhe.

Und da sind solche Geschichten wie der Mercury war eigentlich Bariton und hats doch auch geschafft schon etwas heikel, weil das dieses höher streben noch bestärkt. Aber viel wichtiger ist ja nicht wie hoch, sondern wie man hoch singt.
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Siehste, ich nicht. Ich würde zwei oder vier anstreben.

(Und dann wahrscheinlich doch wieder bei eins landen......)
Das versteh ich nicht. Gut vielleicht, wenn du sagst ich probiers in zwei Jahren nochmal.
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Ich habs da gut. Die meisten Lieder, die zu hoch für mich sind, will ich eh nicht singen. (Mit ein paar wenigen Außnahmen):evil:
 
Ist ja easy zu sagen, hey, der Robert der, der Plant, der hat sich die Stimme geschrottet. War wohl keine gute Technik, Pech gehabt. Hätte er gewusst, dass er a) mit 67 immer noch auf der Bühne steht und es b) Möglichkeiten gibt, sein Organ etwas ökonomischer einzusetzen, dann hätte er dieses Angebot vielleicht ganz gerne angenommen. Denn wie er mit der kaputten Stimme es immer noch schafft, und zwar sehr bewusst, ein toller Sänger zu sein, das ist wieder gute Technik.

Nein - eben nicht. Es hat eben nichts mit Technik zu tun. Er ist ein echter Musiker. Er würde immer singen. Und auch wenn er nur noch einen Umfang von einer Terz zur Verfügung hätte, würde es immer noch Musik sein.
 
Und da sind solche Geschichten wie der Mercury war eigentlich Bariton und hats doch auch geschafft schon etwas heikel, weil das dieses höher streben noch bestärkt. Aber viel wichtiger ist ja nicht wie hoch, sondern wie man hoch singt.
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Das versteh ich nicht. Gut vielleicht, wenn du sagst ich probiers in zwei Jahren nochmal.
Zu 1: Äh, wie bitte?

Zu 2: Das musst du ja auch nicht verstehen, du hast ja die 3 gewählt. :D Schönes Bespiel dafür, wie unterschiedlich auch die Vor- und Nachteile von Technik und Herangehensweise wahrgenommen werden. Ich sag's mal so: Ich bin einerseits ne faule Sau, andererseits aber auch ehrgeizig. Also kommt runterstimmen für mich erst mal nicht infrage, Ehrensache. (Ja, ich weiß, das ist bekloppt.) Lieber setze ich mir ein hohes Ziel, für das ich mich dann quälen muss. Sonst lerne ich ja nix dazu. Kann klappen, muss aber nicht. Da muss ich dann durch. (OK, das Publikum notfalls auch)
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Nein - eben nicht. Es hat eben nichts mit Technik zu tun. Er ist ein echter Musiker. Er würde immer singen. Und auch wenn er nur noch einen Umfang von einer Terz zur Verfügung hätte, würde es immer noch Musik sein.
Richtig, das würde er. Muss er aber nicht, weil er sehr bewusst damit umgeht und seit der Verletzung der Stimmbänder vor nun etwa 40 (!) Jahren sogar eher wieder an Farbe und Umfang dazugewonnen hat.
 
Wo wir bei Höhenflügen und gute/schlechte Technik reden, was haltet ihr denn von den heutigen Musicalsängern? Da wird ja alles gebeltet teils bis es ratscht. Mit Ende dreißig sind sie dann so verschlissen, dass sie fast schon wie 80jährige klingen.

Es gibt hier bei uns eine klassische Gesangslehrerin, die sich darauf spezialisiert hat, kaputte Musicalstimmen zu reparieren - was ihr oft nicht mehr gelingt. Sie ist völlig entsetzt über die Musicalszene; tatsächlich sind viele Sänger um die 30 komplett verschlissen und die Stimmen so geschädigt, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben können.
 
@applcreepz Nein, es geht um gute oder schlechte Technik. Und nun stelle ich mich mal ganz dumm und tu' so, als wollte ich The Show Must Go On singen. Tja, Pech gehabt, könnte man da sagen, der Sechsfüßer kommt zwar unten mit mehr Wumms, aber oben hat er nur noch Falsett irgendwann.

Also müsste ich überlegen, wie ich das trotzdem hinbekomme. Entweder, ich drücke und presse mein armes Stimmchen soweit hoch wie es nur irgendwie geht. Ui, Schiete, gleich der Beginn des Refrains ist wirklich sehr hoch, also von mir aus betrachtet. Also wird auf den armen Esel namens Stimme eingeprügelt, bis er da irgendwie ankommt. Das macht man genau einmal, wenn man's vor Publikum tut. Dann wird gebuht, weil's Kacke klingt. Ohne Publikum macht man das vielleicht ein oder zweimal öfter, danach ist die Stimme womöglich schon abgemeldet.

Zweiter Versuch: Ich gehe in den Mix und in die Randstimme und angel mir die Töne halt, wie ich sie bekomme. Kann man machen, klingt aber auch nicht wie Freddie. Macht man vor Publikum also wahrscheinlich auch nur einmal, bevor es sich mit Grausen wendet. Denn die Energie des Originals kann man auf diese Weise nur schwer mitnehmen. Hier käme nun also Technik ins Spiel, denn an sich ist der Weg ja gangbar. Man müsste es nur schaffen, seine höheren Lagen so zu trainieren, dass es nicht nach quieken sondern richtig gut klingt. Das ist dann zwar immer noch kein Freddie, aber damit kann man sich hören lassen.

Dritte Möglichkeit: Transpositur, wie wir Lateiner sagen. also runter mit dem ganzen Geheul. Gute Instrumentalisten sollten das beherrschen, dem Sänger macht's das Leben leichter, und wenn nicht aus Versehen jemand mit absolutem Gehör im Publikum sitzt, der zufällig auch noch ganz sicher weiß, in welcher Tonart das Original ist, merkt das - jede Wette - keine Sau.

Und zum Vierten: Man lässt die Originaltonart, singt das Ganze aber anders. Vielleicht so, wie Freddie es getan hätte, wenn er live merkte, dass ihm langsam das hohe Register abhanden kommt. Wenn man das planvoll macht und mit einem guten Verständnis für Harmonie und Spannung, dann kann auch das unfallfrei gelingen.


Dafür muss man übrigens überhaupt nicht wissen, ob FM Tenor ist, und wenn ja, was für einer. Meine Güte, was kriegte der Man who knew... da alles hervor? Ziemlich sinnfrei, wenn du mich fragst. Nur das Bewusstsein, dass da jemand höher singt, als man es selber eigentlich kann, ist entscheidend. Und dann kommt die Technikfrage ins Spiel.


Beste Grüße,
6f
Ich bin auch für Nummer 2 ;) Wobei man zu Show Must Go On auch sagen muss, dass der Refrain quasi rein "beltig" ist. Ich kenne ein paar Tenöre und die würden das nicht so singen wie Freddie, aus Angst um ihre Stimme. :D Ruf-Belt oberhalb von G4 ist für sehr viele Männerstimmen heikel, nicht nur für die tiefen. Ich kenne einen Sänger (Bariton!), der es wahrscheinlich ähnlich wie Freddie hinkriegen würde. Aber das ist eine Koordination, die er (nach eigener Aussage) maximal für 2-3 Noten in einem ganzen Gig verwenden würde.
 
Zum Thema Musical: Da finde ich gibt es inzwischen teils große technische Unterschiede. Adam Lambert ist ja ursprünglich auch Musical-Sänger und hat für mich einen eher stimmschonenden Klang. Aber man hört im Musical schon relativ viele Full Belts heutzutage mit wesentlich mehr Druck als ihn Adam benutzt.
 
Wo wir bei Höhenflügen und gute/schlechte Technik reden, was haltet ihr denn von den heutigen Musicalsängern? Da wird ja alles gebeltet teils bis es ratscht. Mit Ende dreißig sind sie dann so verschlissen, dass sie fast schon wie 80jährige klingen. Ich gehe aber mal davon aus, dass sie aus heutiger Musicalsicht eine gute Technik haben. Aber ist es das? Und auch geschmacklich, müssen die Hits denn wirklich alle so geschrien werden? Besonders komisch ist das ja bei den - ich glaub die hießen so - Jukebox Musicals wie We Will Rock You oder Mamma Mia.
Da kommt reisbreis Frage wieder ins Spiel was denn gute Technik sein soll?

Musical finde ich teilweise auch schrecklich. Aber ich kenne mich da zu wenig aus, um eine Aussage über Technik zu machen. Ich weiss nur so viel, dass man lieber eine Kopfstimme mit Belt-ähnlichem Charakter verwenden sollte, wenn man die Stimme schonen will (apfel-biss?). Aber ob der Klang dann den Anforderungen eines Musical-Regisseurs entspricht, weiss ich nicht. Mir gefällt dieses Geplärre nicht so.
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Hier mal ein Beispiel, bei dem ich die Höhen intensiv (vom Klang) und nicht zu angestrengt finde.
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oder auch das find ich sehr angenehm gesungen:
(nicht das Falsett von Frankie, sondern die Lead-Vocals)
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Bei dem Beispiel mal etwas angezerrter. Ich weiss gar nicht warum aber das hört sich für mich trotz der Zerre angenehm frei an:
 
Musical finde ich teilweise auch schrecklich. Aber ich kenne mich da zu wenig aus, um eine Aussage über Technik zu machen. Ich weiss nur so viel, dass man lieber eine Kopfstimme mit Belt-ähnlichem Charakter verwenden sollte, wenn man die Stimme schonen will (apfel-biss?). Aber ob der Klang dann den Anforderungen eines Musical-Regisseurs entspricht, weiss ich nicht. Mir gefällt dieses Geplärre nicht so.
Was meiner Meinung nach auch ein Riesen-Problem im Musical ist, ist die Erwartung, dass die Darsteller bis in größte Höhen noch maximale Textverständlichkeit erhalten. Das macht effizientes Belten sehr schwer, und wenn dann mal eine Reihe I's kommt ode ähnliches muss man ganz schön auf dem Material rumreiten.

Aber ich persönlich mag ohnehin viel lieber die Musicals, die noch "klassik-ähnlicher" gesungen werden, wie z.B. Phantom der Oper, wo nicht alles unbedingt super-klar mit hohem Kehlkopf gesungen werden muss.
 
Auch immer wieder schön und fast schon klassische Technik:

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Hier noch ein weibliches Besipiel, das mir gut gefällt. Man merkt bei Ihr, dass ihre Töne gut geerdet sind. Die Höhen haben riesen Power aber es klingt nicht gequält. (mMn)
 
Was Musical angeht mag ich diesen Sänger sehr gerne, der auch immer mal wieder im TMV Forum ist. Wie bei anderen Sängern, die eher "ökonomisch" singen, wechselt er für so ziemlich alles oberhalb von G4 in den Fake-Belt. Schön zu hören bei etwa 0:38 wie er vom Belt auf G4 auf Fake-Belt B4 wechselt. Seine Stimme klingt viel freier und weniger nach "Vollstimme erzwungen" als bei vielen anderen Muscial-Sängern. Dafür manchmal auch etwas schneidend, wenn er den Twang nicht gut genug abgedämpft bekommt, wie etwa bei 3:42 (wieder B4).

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Hier auch ein schöner Vergleich. Den Anfang finde ich gut. Ab der zweiten Hälfte kriege ich ein bisschen den Eindruck "die Vollstimme wohin gepusht, wo sie eigentlich nicht hin will". Bei 3:15 direkter Vergleich hintereinander. Das erste "high" Kopfstimme, das zweite "high" Belt.
 
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Wo wir bei Höhenflügen und gute/schlechte Technik reden, was haltet ihr denn von den heutigen Musicalsängern? Da wird ja alles gebeltet teils bis es ratscht. Mit Ende dreißig sind sie dann so verschlissen, dass sie fast schon wie 80jährige klingen. Ich gehe aber mal davon aus, dass sie aus heutiger Musicalsicht eine gute Technik haben. Aber ist es das? Und auch geschmacklich, müssen die Hits denn wirklich alle so geschrien werden? Besonders komisch ist das ja bei den - ich glaub die hießen so - Jukebox Musicals wie We Will Rock You oder Mamma Mia.
Da kommt reisbreis Frage wieder ins Spiel was denn gute Technik sein soll?
Einiges im Musical und viele Hits finde ich vom Gesangsstil her übel. Viele Sachen würden imho auch besser mit klassischerem Ansatz wirken. Rufen ist dort angebracht, wo man eben rufen oder schreien würde, das mache ich aber längst nicht für jeden - pardon - Furz, für den heutzutage gebeltet wird. Abgesehen davon gibt es immer noch das gute alte ff(f).

Für mich stellt sich die Frage, gibt es eine gute Musical-Technik denn überhaupt?

Ich für mich definiere gute Technik so, dass sie Stimmschonend einen schönen Klang (wobei das auch schon wieder relativ ist) produziert und mir möglichst viele Möglichkeiten gibt, mit meiner Stimme zu spielen, um auszudrücken, was ich ausdrücken möchte. Was allerdings bei manchen Gefühlen imho schwierig wird, da muss ich dann halt einen Tod sterben - entweder, ich kann das Gefühl nicht ausdrücken oder potentiell die Stimme schädigen.
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Nun vermute ich ja, dass es dem TE auch darum ging, möglicherweise VORHER zu merken, was gut oder schlecht ist, und nicht erst in der Nachmahd.
Nujanu, das ist aber doch von SängerIn zu SängerIn unterschiedlich. Ich habe schon Sängerinnen gehört, die haben sich gar nicht mal so übel angehört, waren aber nach Auftritten immer heiser. Da setze ich lieber auf beachten des Körpergefühls. Also wirklich beachten, reinfühlen und zwar kritisch (aber nicht paranoid), tut das wirklich nicht weh, werde ich heiser, bin ich angeschlagen?
 
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