was hat das mit der Spieltechnik zu tun ?
um ein Klangpotential einzuschätzen braucht es in erster Linie ein aufmerksames Gehör
Ich muss Errraddicator recht geben. Ich habe mir schon recht früh recht anständige Instrumente geleistet. Die elternfinanzierte Klassikgitarre am Anfang war ziemlicher Mist. Danach habe ich mir selbst das nötige Kleingeld erarbeitet, um mir anständige Instrumente leisten zu können. Meine erste E-Gitarre war eine Ibanez aus der Blazer-Serie, Mitte der 80iger Jahre. Vielleicht schon sowas wie untere Mittelklasse. Später war mein erster E-Bass - auch durch viel Glück - ein Sandberg. Beide Instrumente besitze ich heute noch. Die Ibanez eher aus sentimentalen Gründen, ich spiele sie weniger, vor allem wegen dem elenden Floyd-Rose-Gehudel, das ich nicht brauche. Der Sandberg ist bis heute einer von zwei Bässen, mit denen ich auskomme und regelmässig spiele. Der andere ist ein ESP-Jazzbassnachbau guter Qualität von 1978.
Ich habe das ganze Klangpotential des Sandberg erst Jahre später erfassen können. Natürlich habe ich von Anfang an gehört, dass er ein gutes Instrument ist, aber erst im Laufe er Jahre habe ich gelernt - parallel zu meinen spielerischen Kenntnissen - die ganze Klangfülle des Basses zu hören und zu schätzen. Jeden Millimeter, den der Anschlagfinger sich entlang der Seite bewegt, findet sich ein anderer Sound.
Auch die Ibanez kann ich heute - ich spiele sie nur gelegentlich, wenn ich mal doch einen Steg-Humbucker oder ein Floyd-Rose brauche - nach der Erfahrung mit anderen, hochwertigeren Gitarren gut einschätzen. Es ist ein gutes Instrument, aber es ist kein erstklassiges Instrument.
Ich kann jedem Spielanfänger nur empfehlen, sich auch für den Anfang ein besseres Instrument zu kaufen. Auch wenn er den Unterschied zu Billig zunächst nicht selbst erkennen kann. Es gibt diesen Unterschied und er wird besser trainiert, ihn zu hören, wenn sein Ohr regelmässig die Qualität eines guten Instruments zu hören bekommt. Denn Hören muss man lernen.
Es gibt ganz klare Unterschiede zwischen preiswerten, mittelpreisigen und teuren Instrumenten. Das da mal eine Ausnahme die Regel bestätigt, will ich nicht ausschliessen. Glücklicherweise sind die billigen Instrumente heute sehr viel besser als die billigen früher. Es gibt kaum noch Schrott unter den Instrumenten. Als ich anfing, war das ganz klar anders. Ich hatte mal eine Les-Paul-Kopie, die mir mit einem gebraucht gekauften Röhren-Peavey mitgegeben wurde, die war aus Sperrholz. Die Pick-Ups unter den Humbucker-Kappen waren Singel-Coil-Tonabnehmer. Das ganz fühlte sich auch für einen E-Gitarren-Anfänger richtig schlecht an und klang auch schlecht. Diese Zeiten sind vorbei und wir sollten alle froh darüber sein.
Also: Ich wie viele andere User hier im Bord höre und erkenne den Unterschied zwischen den verschiedenen Instrumenten-Preiskategorien. Natürlich wird der Unterschied kleiner, je höher der Preis ist. Wenn man aber ein geschultes Gehör hat, das Instrument also schon mehrere Jahre spielt, dann wächst dieser Unterschied. Je genauer man hört, desto mehr tut ein kleines Klangdefizit, das dem Anfänger noch nicht einmal auffällt, weh. Der erfahrene Bassist ist einfach sehr viel sensibler hinsichtlich der Qualität. Und dann ist auch das für hochwertige Instrumente ausgegebene Geld keineswegs aus dem Fenster geworfen.
PS: Von meinen beiden Bässen ist der Sandberg sicher der bessere Bass. Feinere Tonstruktur, höhere Flexibilität durch aktive Elektronik. Und sogar noch eine Saite mehr bei einem wirklich angenehmen Gewicht. Er war über viele Jahre mein Hauptbass. Trotzdem spiele ich in der aktuellen Band den ESP. Weil er dort besser passt. Brauche halt in diesem Projekt den Vintage-Sound, so dass mein zweitbester Bass in diesem Fall der bessere ist.