Da stellt sich grundlegend die Frage, was jeder unter »teuer« versteht. Und auch zu »günstig« gibt es ganz unterschiedliche Auslegungen.
Unter dem Stichwort »günstige Bässe« fällt mir zum Beispiel Harley Benton ein. Die bauen sehr gute Bässe nach legendären Vorlagen zu unschlagbaren Preisen. Wenn man die eigenen Vorlieben kennt und entsprechend modifiziert, bekommt man sogar einen guten Bass, der den eigenen Anforderungen entspricht.
Im Preisniveau bereits unter 1.000 Euro findet man Hersteller wie Sire, Ibanez, Yamaha, Cort oder Dean, die mit maschineller Fertigung Top Instrumente herstellen, die selbst hohen Ansprüchen genügen. Sie werden umgangssprachlich manchmal als Arbeitstiere bezeichnet, was bisweilen einen abwertenden Touch erkennen läßt, weil manche das Bedürfnis haben, ihre teuren Bässe nach unten abzugrenzen.
Darüber findet man dann jene Bässe, die aufgrund ihres herausragenden Images und Kult-Status der großen Idole legendär sind. Legenden können teuer verkauft werden, das glanzvolle Image großer Helden spiegelt sich im Preis wieder. Dazu zählen der Fender Precision, der Fender Jazz Bass, der Music Man Stingray, der Gibson EB-3 oder auch der Thunderbird, der Höfner 500/1 oder der Rickenbacker 4001.
In der Preisklasse darüber findet man dann die wirklich teuren Edelbässe. Boutique-Liebhaber stehen auf schickes, individuelles Design, mit dem man sich von der breiten Masse abhebt. Hier findet man Individualität des Designs, das Ausdruck der eigenen, persönlichen Note ist. Bekannte Edelbassbauer sind Alembic, Fodera, Sadowsky, Ken Smith, Spector, Elrick, Marleaux, Human Base, Franz Bassguitars, Warwick, Le Fay, Schack, Börjes, Torillo, Magnus Guitars, Sandberg, Vincent und noch viele andere.
Die eigene Individualität kann sich aber auch ganz anders ausdrücken und ebenso kostspielig, wenn nicht sogar noch teurer, sein. Freunde alter Vintage-Bässe stehen auf den Klang und das Feeling von Instrumenten aus vergangenen Jahrzehnten und bekommen Herzrasen, Gänsehaut und Atemnot angesichts betagter Originale aus den 50er- und 60er-Jahren, die Boutique-Liebhaber möglicherweise beim Sperrmüll entsorgen würden, wenn sie nicht um den Marktwert wüssten. Antiquitäten und Oldtimer werden bei Instrumenten unter dem Begriff Vintage gehandelt.
Da man sowohl mit dem Bedürfnis nach Individualität als auch nach Vintage-Look und dem Image eines im langjährigen Tour-Alltag verschlissenen Roadworn-Basses Geld machen kann, haben findige Marketing-Strategen großer Hersteller das Konzept der Custom-Shops ins Leben gerufen. Auch mit diesem Konzept lässt sich gutes Geld verdienen. Mit Erstaunen stellt man fest, dass selbst die customisierten, und auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittenen Spezifikationen der Custom-Shop-Modelle mit großem Eifer gepimpt und gemoded werden, was das Konzept des Custom-Shops im Grunde ad absurdum führt. Der Ersatzteil- und Zubehör-Markt floriert.
Was bringt es?
Bühnentauglich sind heutzutage die allermeisten günstigen Modelle und in jedem Fall die Arbeitstiere. Das Publikum interessiert sich nicht dafür, ob günstige oder teure Instrumente gespielt werden. Es wäre eine erzählenswerte Anekdote, sollte jemand aus dem Publikum ein Konzert verlassen, weil der Bassist keinen teuren Bass spielt.
Wer der eigenen Individualität Ausdruck verleihen möchte oder meint, Bedürfnisses zu haben, die durch das breite Angebot der Serienfertigungen nicht abgedeckt werden, der findet ein breites Spektrum an exklusiven Angeboten.
Ein wahrer Schelm der meint, Internet und Foren würden einen wertvollen Beitrag zur Leistungsschau leisten.