Wenn ich selbst auf "früher" zurückblicke, dann liegt das ja heute auch schon etwas länger zurück ;-) und ich würde ich für mich ganz persönlich folgendes sagen:
Es gab auch damals nicht soooo wahnsinnig gut sortierte Läden in der Nähe und ich habe schon am westlichen Stadtrand von Frankfurt am Main gewohnt. Diese ganz großen Dinger gab es noch nicht. Ok, dafür schon noch einige kleine nette Läden.
Ich hatte von nix eine Plan. Cool waren natürlich die Gitarren, die man bei irgendwelchen Stars sehen konnte. Kaufen konnte ich mir damals aber auch eher nur die deutlich preiswerteren Gitarren. Die Amps waren auch oft nicht so dolle. Wenn du da einen Marshall hattest und vielleicht eine pasende 4x12, dann war das schon etwas Besonderes. Hatte aber längst nicht jeder. Ich damals erstmal auch nicht.
Ich war froh, dass ich
eine Gitarre, einen Amp und vielleicht noch einen Tube Screamer hatte.
Heute:
Auswahl bis zum Abwinken
Supergünstige Preise
Informationsflut im Netz und natürlich auch ganz viel Bullshit dabei.
Es gibt viel recht gut spielbare und brauchbar klingend Gitarren für vergleichsweise wirklich wenig Geld.
Es gibt sehr preiswerte digitale Amps, billige Modeller, Software-Lösungen, den ganzen klassischen Amp Kram und ganz viel mehr. Das klingt ja heute auch alles echt gut. Es gibt zahllose Online-Tutorials, Backing Track´s, Looper, Drums aus der Dose, DAW´s und weiß der Geier was nicht noch alles.
Aber was erleben wir denn heute so?
Es wird mehr gejammert als früher.
Ich weiß nicht was ich kaufen soll?
Welche Gitarre soll ich behalten, ich habe einfach zu viele?
Humbucker, Single-Coils, oder P90? Was warum, wofür und welche? Es wird gewechselt und gelötet was das Zeug hält.
Wir hören Gräser wachsen, die wir früher gar nicht kannten.
Mir tun die Finger weh!
Wozu Barré-Akkorde? Dabei sind die doch echt fies!
Ach, ich sollte wissen wo welche auf der Griffbrett liegen? Echt jetzt? Komm eh´ verarsch mich doch nicht so! ;-)
Es gibt heute "Influenzer"! WTF?
Die Saitenlage! Eine unendliche Geschichte.
Beschichtet oder "gefühlsecht"?
Die Jagt scheint oft wichtiger zu sein, als die Musik.
Jedes Detail wird bis zum Erbrechen durchgekaut.
Ich kann nur auf diesem oder jenem Hals spielen.
Die Gitarre ist zu schwer oder zu leicht.
Ich tanze meinen Namn und höre das Holz der Gitarre atmen.
Custom Shop ist automatisch "besser". Alles Andere ist Schrott
Alternativ: Custom Shop ist einfach nur Marketing und Abzocke. Billig ist genau so gut.
Wir diskutieren "qualitative Streuungen bei irgendwelchen Billiggitarren".
Es gibt mehr Mythen als je zuvor. Social Mediea sei gepriesen.
Digital oder analog? Man trifft sich in einem Forum zum Duell. ;-)
Ich finde heute schon vieles einfach ein bisschen "drüber". ;-)
Mein Higlight zum Thema Gitarrenkauf bei einem Workshop vor einigen Jahren:
"Ich spüre das ich die richtige Gitarre gefunden habe, wenn sie meine Aura durchdringt und eins mit mir wird."
Früher war igendwie schon mehr Rock n´ Roll!