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Tornado_1990
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Was heißt hier schlecht? Besser als CD wird es nicht.
Darf ich mich hier nochmal einklinken? Wenn man deine Aussage auf den Massenmarkt bezieht und nur die technische Seite betrachtet, dann hast du mit Sicherheit recht.
SACDs und HD-Audio-Material sind technisch noch besser, haben allerdings (zumindest im Bereich der Popmusik) nie eine weite Verbreitung erreicht. Das obere Ende der erhältlichen Qualität dürften momentan 24bit/192kHz-Flacs/wavs sein. Wie weit man bei passendem Quellmaterial und der entsprechenden Abhöre in der Lage ist, die Unterschiede zu hören, sei mal dahingestellt.
Technisch ist die CD natürlich auch der Schallplatte weit überlegen. Der mögliche systembedingte Dynamikumfang ist nahezu doppelt so hoch (90 statt 50dB), es gibt keine Störgeräusche, die Frequenzwiedergabe ist annähernd linear,...
Jetzt kommt das große Aber: In der Rock- und Popmusik waren im Gegensatz zur Klassik die Limitierungen der Vinyl-LPs eigentlich nie ein Problem. Der Dynamikumfang war dafür im Allgemeinen ausreichend. Und gerade der in den letzten 15 Jahren stattfindende Loudness War macht fast alle Vorteile der CD zunichte. Wenn ich im Mastering meine gesamte Produktion in einen Kompressor jage, der noch 4-6 dB Dynamik übrig lässt, dann ist es auf technischer Seite völlig egal, auf welchem Medium ich das ausliefere. Hauptsache es knallt im Radio und auf irgendwelchen popeligen Handylautsprechern. Wer sich das mal antun möchte: Zwei extreme Negativbeispiele sind die CD-Ausgaben von Californication (RHCP) und Death Magnetic (Metallica). Die haben praktisch gar keine Dynamik mehr und klingen auf halbwegs ordentlichem Equipment einfach nur grausam. Hier hat die Vinyl-LP jetzt wieder einen Vorteil: Presse ich den gleichen Master auf eine LP, klingt das meistens "besser". Eventuell auftretende Verzerrungen klingen durch die analoge Abtastung "angenehmer" und die nichtlineare Frequenzwiedergabe bei der Schallplatte kann auch noch ein paar vorteilhafte Nebeneffekte haben.
Ein weiterer Punkt ist, der auch schon genannt wurde, sind die unterschiedlichen Mixe und Masters, die verwendet werden. Zum Teil werden für die "audiophilen" Vinyl-LPs (eigentlich ein Widerspruch) alternative Mixe bzw. Masterings benutzt, die mehr Dynamikumfang besitzen. Um zum Beispiel Californication zurückzukommen: In der DR-Database (Dynamic Range Datenbank) sieht man, dass die gleichzeitig mit der ursprünglichen CD-Ausgabe erschienene Vinyl deutlich besser abschneidet. Dafür wurde also offensichtlich anderes Ausgangsmaterial verwendet, und wenn man sich in den einschlägigen Hifi-Foren ein bisschen umschaut, muss die wohl auch deutlich besser klingen als die CD.
Auch Remasters alter Alben werden oft auf Loudness getrimmt und klingen daher oft schlechter, als die originalen CD-Erstausgaben aus den 80ern oder frühen 90ern. Bei einigen habe ich schon den 1:1-Vergleich machen können, einige habe ich auch als CD und als Vinyl hier. Ein Beispiel ist das erste Dire Straits-Album. Da habe ich Vinyl-Erstpressung, CD-Erstausgabe und CD-Remaster direkt vergleichen können. Mein Eindruck: Das Remaster ist tatsächlich auffallend lauter und klingt am "fettesten". Die CD-Erstausgabe und die LP, die vermutlich vom selben Masterband kommen, klingen sehr ähnlich, bis auf das knistern und knacken der Vinyl. Im Vergleich zum Remaster zurückhaltender, aber wenn man sich daran gewohnt hat, kommen wesentlich mehr Details in der Aufnahme zum Vorschein, die beim Remaster einfach übertönt werden.
Was ich mit der ganzen Ausführung hier eigentlich sagen will: Im Bereich der Rock-/Popmusik kommt es meiner Meinung nicht so sehr auf das Medium an, sondern mehr auf das, was drauf ist. Gerade bei alten Produktionen gibt es inzwischen zig Remixe und Remasters, die verschieden und unterschiedlich gut klingen. Gutes Ausgangsmaterial klingt in 320kbit Mp3 immer noch gut, schlechtes Material klingt aber auch auf einer SACD nicht. Manchmal ist die Qualität des Mixes / des Masterings halt an ein bestimmtes Medium gebunden.
Ich selbst höre, wenn ich bewusst Musik hören will, entweder CDs, FLAC, oder gelegentlich mal LPs. Zum Stöbern nach neuer Musik benutze ich Spotify. Gegen den Kauf von verlustbehafteter Musik weigere ich mich allerdings aus Prinzip. Für mich wäre es zum Beispiel ideal, wenn ich bei Itunes oder Amazon Musik in verlustfreien Formaten kaufen könnte (normale CD-Qualität würde mir reichen, also 16bit/44,1kHz FLAC). Momentan kaufe ich daher CDs und rippe die in FLAC. Bei älteren Sachen schaue ich zum Teil auch aus o.g. Gründen gezielt nach den CD-Erstausgaben (dann natürlich gebraucht)...