Wovon gerade die Rede ist, ist das Transientverhalten der angeschlagenen Saite.
Wir kommen jetzt in Gebiete, die noch viel weiter gehen. Eine angeschlagene Saite hat von Beginn an eher keine Sinusschwinngung sondern ist eine sich ausbreitende Welle, die an den Enden reflektiert wird. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit dieser Welle, die an beiden Enden reflektiert wird, hängt an Massebelag und Rückstellkraft (Spannung der Saite, daher kann man so stimmen).
Das sieht so aus:
View: https://www.youtube.com/watch?v=_X72on6CSL0&ab_channel=DanRussell
oder auf einer Gitarre:
View: https://youtu.be/LNNQvG0jWtw?t=16
An beiden Enden der Saiten gibt es eine Reflexion, bei der aber gleichzeitig etwas Energie in die Struktur abgegeben wird.
Daraus ergibt sich dann das entstehende Schwingungsmuster (über der Zeit). Tatsächlich bleibt am Ende so etwas wie eine Halb-Sinuswelle übrig (da die höherfrequenten Anteile stärker gedämpft werden.
Diese Struktur drumherum ist alles andere als homogen. Schon Holz allein ist ein natürlicher Rohstoff, bei dem keine 2 Stücke gleich sind. Mechanische Grenzen, Übergänge, alles spielt eine Rolle. Über den Einfluss auf den Klang kann man jetzt streiten.
Unbestritten ist sicher, dass es Instrumente mit Dead Spots gibt, und die haben mit der Struktur (und zwar über alles, inklusiver Maserung) zu tun.
Relativ gut wiederholbar sind Mensur und Position von Pickups, ebenso Resonanzfrequenzen mit wiederholbar gewickelten Pickups und gleicher externer Beschaltung. Das sind dann die "Klangfarben" eines bestimmten Gitarrentyps.
Wenn mir aber jemand erzählt, er könne anhand von Holzsorten den Klang vorhersagen .... vielleicht in der Tendenz aber sonst ....
Letzendlich muss man doch das Instrument in der Hand haben, im eigenen Kontext testen, entscheiden, ob Haptik und Klang passen.
Das heißt: Ich teste Gitarren, behalte eine die mir gefällt und die sollte von Grund auf erst mal passsen.
Und dann kommt da noch ein Bastler wie ich (ok mit elektronischen Fachkenntnissen) und baut noch diverse Spezialschalter für weitere Kombinationen oder einen C-switch ein. Das läuft dann aber bei mir unter weiterer Klangbeeinflussung, mit der man eventuell (teils in weitem Rahmen) einen Wunschsound annähern kann. Ich weiß aber dann, was wie prinzipiell wirkt und setze das gezielt ein.
Ich würde aber niemals auf die Idee kommen, ein Griffbrett durch eines mit anderem Material erstzen zu wollen, um den Klang zu ändern.
Selbst bei Pickups habe ich nur einmal welche getauscht, und zwar, weil ich Split Coils beim Humbucker haben wollte und die originalen den Abgriff nicht hatten.