Nein, sie nehmen nur das wahr, was sie meinen gehört zu haben, aber sie ignorieren, das, was nicht in ihre Selbstwahrnehmung passt. ...
Siehste: Die Voodoo-Fraktion ist - egal wieviele Personen über egal wieviele Versuchsreihen über egal welchen Zeitraum hinweg - aufgrund der eigenen Ignoranz delusorisch, während die messende Fraktion einfach Recht hat. Weil sie's ja gemessen und auch noch aufgeschrieben hat.
Seems legit... die einen haben unbestreitbare Messwerte, während die anderen nur ihre Wahrnehmung haben, die sich zwar mit der Wahrnehmung anderer decken kann aber am Ende des Tages stets anekdotisch bleibt.
Tja, damit sind ganze geisteswissenschaftliche Zweige (Psychologie z. B.) obsolet, weil keine messbaren Daten vorhanden sind, sondern die Thesen und Erkenntnisse nur über Empirie beweisbar sind. Empirische Daten wiederum sind zwar zähl- und somit messbar, aber gründen sich nun wieder auf eine Vielzahl einzelner, in ihrer singulären Validität nicht trennscharf beweisbarer Informationen bzw. Wahrnehmungen. Messbar ist diese Wahrnehmung schon gar nicht.
Somit wäre die Empirie (mithin: Erfahrungswissen) als Grundlage für Fakten unbrauchbar.
Still legit? Hmmm...
Lustig ist vor allem, dass als Begründung für die wissenschaftsbasierte Ablehnung des im Falle der Klangwahrnehmung gesammelten empirischen Wissens die Psychoakustik angeführt wird, welche (der Bezeichnung bereits immanent) auf psychologischen Erkenntnissen beruht, die, wie wir grad gelernt haben, gar nicht als Beweisgrundlage gelten kann.
(Es sei denn, sie stützt die eigene Argumentation, dann passt das schon.)
Dass der Tausch von Komponenten einer Solidbody eine Änderung des akustischen Frequenzbildes ergibt, ist ja nun auch noch niemals überprüft oder gar dokumentiert worden - Leo Fender, Paul Reed Smith, Lester Polfuss, Patrick Hufschmid, Dieter Gölsdorf, André Waldenmaier, Oliver Baron usw usf haben ihr Handeln noch nie hinsichtlich der verwendeten Werkstoffe hinterfragt und unterwerfen sich rein und ausschließlich Marketingmechanismen - und schafften und schaffen es ganz locker nebenbei, die psychoakustische Selbsttäuschung von Leutchen wie Billy Gibbons, Joe Bonamassa, Nuno Bettencourt, Saul Hudson, Carlos Santana, Steve Stevens und unzähligen anderen gewinnmaximierend auszunutzen.
Oh, halt... die ganzen Künstler werden sich doch nicht etwa nach der eigenen Wahrnehmung entscheiden, weil sie unerheblich von welcher Firma sowieso exakt das auf den Leib geschneidert bekommen, das ihnen persönlich am besten zusagt? Akustisch ebenso wie haptisch? Warum sollte sich z. B. ein Michael Romeo bei seiner nach höchsten Qualitätsstandards gefertigten Signature für eine M3-Konstruktion (Mahagoni, Maple, Mahagoni) und einen 5-streifigen Bolt-on aus bestimmten Hölzern für den Hals entscheiden, wobei er selbst sagt, dass die Spielbarkeit, Haptik, Gewicht etc. identisch zu anderen Prototypen waren? Tipp: An der Holzoptik liegt's bei seinen deckend weiß lackierten Superstrats sicher nicht.
Warum sollte Jeff Loomis bei seinem Wechsel von Schecter zu Jackson auf der Beibehaltung des bisherigen Korpusholzes bestehen, obwohl Jackson ihm diverse andere Prototypen zur Verfügung gestellt haben?
Dito bei Mick Thomson beim Wechsel von Jackson zu ESP?
Alle drei sind jetzt nicht unbedingt für ihr jazziges clean-Riffing bekannt, aber alle drei beurtrilen ihre Gitarren zunächst nach deren unverstärkten "Klang" - wenn's da nicht passt: ändern.
Ja, die Psychoakustik...
Würde die Diskussion von beiden Seiten offen geführt, könnte man sich z. B. darauf einigen, dass Korpus- und Halsmaterial jeweils etwa 10% des Systemklangs ausmachen. Damit würden den Pickups und dem Amp je etwa 40% zukommen, wobei der Einfluss des Amps bei cleanem Setting eher geringer anzusetzen ist und mit zunehmendem Zerrgrad signifikanter wird.
Dadurch wird aus dem Holz genau das, was es eigentlich realistisch betrachtet auch ist: Das letzte Quäntchen, the icing on the cake, das Tüpfelchen auf dem i - kein alles dominierender Faktor, aber eben der entscheidende Unterschied zwischen "toter Planke" und "tolles Teil".