bagotrix
Helpful & Friendly User
Das mit dem "ernsthaft" kann ich so einer Äußerung nicht wirklich entnehmen. Abgesehen davon, dass in diesem Thread nun wirklich kein Mensch dergleichen Esoterik angeführt hat, ist das dann halt der Schritt von: "Holz beeinflusst den Sound nicht" zu "Ist mir doch egal, ob Holz den Sound beeinflusst." Kann man natürlich so sehen, ist aber doch ein bisschen OT für diesen Thread.Was ich mich ernsthaft Frage: setzten sich hier einige um Vollmond (wenn Mars, Sonne und Jupiter im 30º Winkel stehen) hin und lauschen den Klängen des Holzes, oder machen wir noch Musik für unsere Mitmenschen, die den ganzen "Quatsch" eh nicht hören (können/wollen) ?!
Ich bin da auch völlig pragmatisch, und habe fast nur günstige und Mittelklasse-Gitarren, die sicher eher wenig individuelle Zärtlichkeit in der Herstellung bekamen. Für mich kommts darauf an, was funktioniert, und dazu gehört nach meiner Erfahrung eben auch manchmal, das Holz in Frage zu stellen. Sonst steckt man nur unnötig Geld in so einen toten Ast.
Könnte durchaus sein. Ich persönlich habe aber den Anspruch an meine Gitarren, dass sie mit meinen üblichen Einstellungen an Amp und Preamps bzw. Presets an Modellern klanglich funktionieren sollen, ohne jedesmal dran rumzuschrauben. Und dazu kommt, dass es halt einfach nicht funktioniert. Dazu müsste man erst mal viel mehr Regler haben und für jede Gitarre im Kopf haben, welche Frequenz mann genau wie anheben oder absenken muss.Eine solche Aussage wird von Zollner sicher nicht kommen. Ich denke er würde bei diesen "Problemen" eher dazu raten sich mit den Reglern am Amp zu beschäftigen.
Ich spiele schon lange vorwiegend Superstrats und Les Paul, inzwischen auch SSS-Strat und ein bisschen Gretsch, und den Unterschied will ich dabei durchaus hören. Es geht also gar nicht mal so sehr um klangliche Extreme, sondern mehr um die unterschiediche Stimme, die jede Gitarre für mich hat. Und ja, es ist schon ein Problem (ohne Anfühgrungszeichen), wenn in einer Band mit Keyboard oder zwei Gitarren ein Instrument klanglich untergeht. Und das gibts bei allen E-Gitarrentypen. (Okay, außer vielleicht beim Tele-BridgePU, der kommt immer durch . ) Drehe ich jetzt jedenfalls einfach mal die Mitten oder Höhen hoch, zerstöre ich die klangliche Balance für die anderen Gitarren. Wenn ich das vermeiden will, wird halt an der Gitarre geschraubt, und wenns nicht anders geht, fliegt sie halt raus - oder es wird bei Blot Ons auch mal der Korpus oder der Hals getauscht.
Ein elektrisches Signal kann man nicht hören, immer nur ein aksutisches. Aber ja, ich spreche hier von dem Klang, der aus dem Amp-LS kommt, weil das meine hauptsächliche Hörsituation ist. Aufnehmen tue ich wenig, aber ich habe zeitweise schon auch viel live gespielt, und auch da hört man sich ja nunmal über den Amp. Also auch wenn Dus nicht glauben willst, es geht immer nur darum. Ich würde sogar sagen, live mehr als bei Aufnahmen, weil ein Nachbessern dort über Parametrische EQs etc. doch präziser und vor allem für die einzelne Aufnahme oder Passage geht.Aber im 3. Versuch: Du hörst die Unterschiede auch auf Aufnahmen, also im elektrischen Signal und nicht nur akustisch beim Spielen?
Ich spreche hier auch nicht davon, dass sich der "Trockensound" 1:1 über den Amp wiederfindet. Das halte ich für einen Kurzschluss. Man muss bei dieser Diskussion schon unterscheiden zwischen zwei Funktionen des Korpus: Zum einen bildet er über die Bridge die mechanische Aufhängung für die Saite. In dieser Funktion - und nur um die geht es ja in diesem Thread - beeinflusst er mMn zwangsläufig die Art und Weise, wie die Saite schwingt, wie schnell sie einschwingt, wie lange sie nachklingt und welche Obertöne sie dabei entwickelt.
Die andere Funktion des Korpus ist die als mechanischer Verstärker des Saitenklangs. Dass er von der Saite zum Schwingen angeregt wird, liegt auf der Hand, denn nur eine Saite ohne Korpus würde man kaum noch hören. Dass sich Solidbodies auch akustisch in Lautstärke und Klang unterscheiden, bestreitet niemand. Nur sind dabei wieder andere Eigenschaften des Materials von Bedeutung; insbesondere die, wie effektiv sie beim Schwingen ihre mechanische Energie an die Luft übertragen, denn deren Druckschwankungen sind ja das, was wir als Klang wahrnehmen.
Bei akustischen Gitarren ist es bekanntlich auch nicht so, dass die lautesten Gitarren z.B. am meisten Sustain hätten, weil sie (wie man vielleicht annehmen könnte) der Saite die meiste Energie rauben. Umgekehrt ist eine leise Gitarre weder zwangsläufig mit einem langen Susatn gesegnet, noch wird der Ton schnell absterben. Es handelt sich einfach um zwei in weiten Teilen getrennte Eigenschaften.
Eine Solidbody funktioniert in dieser Hinsicht nicht vom physikalischen Wirkprinzip her anders, sondern nur vom Pegel. Jetzt kann man sagen: Ja, aber die unterschiedliche Konstruktion, Verleimung, Verbalkung bei der akustischen...!? Auch wieder zu kurz gesprungen. Denn bei einer Solidbody aus Holz ist das Material ebenfalls nicht homogen. Jedes Stück Holz hat Fasern, eine Struktur, Leimfugen mit anderer Härte als das Holz, winzige Hohlräume in den Zellen usw.. Jedem ist deshalb auch vertraut, dass die Biegestabilität quer zur Faser bei Holz geringer ist als längs der Faser, und keiner würde einen Balken aus Holz quer zur Faser schneiden.
Auch die Konstruktion der Akustikgitarre hat nun nicht nur Auswirkungen auf die akustische Abbildung, sondern beeinflusst umgekehrt zweifellos die Art und Weise, wie die Saite schwingt. Viele Piezo- und Magnet-Pickups - die ja auch nur die Saite bzw. deren Druckänderung in Spannungen umsetzen - werden in sehr unterschiedlich klingenden A-Gitarren verbaut, und hier kommt komischerweise niemand auf die Idee zu sagen, dass die über die PA alle gleich klingen.
Was wieder deutlich macht, dass es bei der Solidbody eben nur um einen graduellen Unterschied geht. Wenn der im Höreindruck für jemand zu unbedeutend ist, will ich das weder gering schätzen noch ändern. Jeder hat da eben andere Prioritäten. Aber wenn ich was höre, das mich stört, und weiß, was ich dagegen tun kann, nehme ich mir umgekehrt die Freiheit, da anzusetzen.
Gruß, bagotrix