Ich habe vor vielen Jahren an meiner Squier Classic Vibe 50s Strat drei unterschiedliche Ahorn-Hälse probiert, mit den Griffbrettern in Palisander, Ahorn und Bloodwood. Korpus, PUs, Brücke und sogar die Saiten habe ich dabei unverändert belassen, um nur den Einfluss der drei unterschiedlichen Hälse zu hören. Das Ergebnis habe ich damals leider nicht aufgenommen, wie ich das dann später bei anderen direkten Vergleichen mit PUs und Trem-Blöcken gemacht habe. Von daher kann ich meine Erfahrungen nur posten, aber nicht mit Soundbeispielen belegen. Hier zwei Foto der drei unterschiedlichen Hälse:
Meine Erfahrung daraus:
- Der Hals mit dem Griffbrett aus Palisander hatte ausgeprägtere untere Mitten als der Hals mit dem Griffbrett aus Ahorn, der ausgeprägtere obere Mitten hatte. Der Unterschied war für mich selbst relativ deutlich wahrzunehmen. (Das Griffbrett aus Palisander gefiel mir persönlich besser und ich habe auf dem CV-Korpus später dann 3 CS Fat 50s montiert. Damit klingt sie weltklasse und ich spiele sie heute noch in dieser Konfiguration.)
- Der Hals mit dem Griffbrett aus Bloodwood klang entsetzlich und fürchterlich schrill (nach Eierschneider) in Kombination mit dem Erle-Body der CV 50s und den Stock-PUs der CV.
- Ich habe den Hals mit dem Griffbrett aus Bloodwood dann auf den Linde-Korpus einer Squier Bullet Strat geschraubt, da klang er dann sehr überzeugend. Ich habe dann auf diese Strat ein Steve-Lukather EMG Set montiert und verwende diese Kombination bis heute als meine »Modern Strat«.
Mein persönliches Fazit:
- Holz hat definitiv einen Einfluss auf den Klang, wobei der Hals mehr Einfluss hat als der Korpus
- Man sollte den Einfluss von Holz aber nicht überbewerten
- Das Ergebnis ist ein komplexes Zusammenspiel aus den unterschiedlich verbauten Teilen (PU, PU Position, Hals, Korpus, Trem-Block, Saiten)
- Das Ergebnis ist für den Laien nur unzufriedenstellend vorherzusagen, Gitarrenbauer mit langjähriger Erfahrung können das sicherlich besser
- »Schönes« Holz klingt nicht besser als weniger schön gemasertes Holz, ich habe auch schon E-Gitarren mit Sperrholz Korpus und exzellentem Klang gehört
- Ich halte es nicht für möglich, Einzelteile herauszuhören (und verstehe auch nicht, warum da ständig darauf herumgeritten wird)
- Dem Publikum ist es völlig egal welches Holz oder welche PUs man verbaut hat und sogar welche Marke man spielt
- Ein Vergleich macht für mich nur im direkten und unmittelbaren 1:1 Vergleich unter gleichen Bedingungen Sinn
- Eine Kaufentscheidung für eine bestimmte Gitarre würde ich nur nach dem Gesamteindruck und nicht aufgrund einer Holzentscheidung empfehlen
- Holz ist aufgrund der Temperatureinflüsse auf die Jahresringe kein eindeutig prognostizierbarer Klangfaktor, der je nach regionalem Wachstum auch variiert
- Je stärker man mit Verzerrung spielt, umso geringer wird der Unterschied wahrnehmbar
- Amp und Effekte haben einen stärkeren Einfluss als das Holz
- mit einem EQ kann man den Einfluss des Holzes (auch der PUs oder des Block-Materials) nicht ausgleichen
- Falsche Holzwahl kann sich auch sehr negativ auf das Gesamtergebnis auswirken
Da gibt es sicher noch viel zu sagen, wenn man mehr in die Tiefe gehen möchte...