Wenn eine Gitarre für 80 zehn mal besser verarbeitet ist wie eine für fast 2000 wird es einfach peinlich
. Da kann mir eben keiner mit "Handarbeit" kommen. Weil das für mich eine Abwertung von Handarbeit ist. Es klingt nämlich so, als wäre Handarbeit immer Pfusch und man das als Kunde einfach akzeptieren muss.
Verarbeitungsmängel/Unsauberkeiten mit "das ist halt Handarbeit" zu entschuldigen ist Unsinn. Mit so einem Quatsch kann auf Dauer in der Tat der Eindruck entstehen, daß die Gibsonleute es handwerklich nicht so drauf haben.
Wenn ein Feund von mir (Schreiner) etwas baut, z.B einen kleinen Tisch mit eingelassenem Schachbrett als Tischplatte, ist das Ding von einer solchen Perfektion und Schönheit, gespickt mit Details, daß man sofort die Handwerkskunst erkennt und weiß, daß so ewas niemals von einer Maschine gebaut werden kann. Da gibt es niemals unsaubere Einlegearbeiten, Lackierfehler, etc.
Das ist halt Handarbeit! Selbst bei seinem Gesellenstück von vor 25 Jahren ist bereits Perfektion & Verarbeitungsgenauigkeit zu bestaunen. Gelernt ist halt gelernt, sage ich da nur.
Wenn bei Gibson Decken mit Dellen, Bindings mit Versatz,etc. "durchgewunken" werden, kann das viele Gründe haben. Einer ist bestimmt die enorm hohe Stückzahl, die in kurzer Zeit gefertigt werden muß. Saubere, anspruchsvolle Handarbeit und Akkord vertragen sich halt nicht so gut. Ist nicht toll, aber bei Massenproduktion mit zum Teil Handarbeit plus Akkord wohl unvermeidbar. Die Qualitätskontrolle sollte Gurken eigentlich abfischen. Aber wieviele Arbeiter sind an dieser Stelle tätig? Bei einer Tagesproduktion von 800-1200 Gitarren (oder mehr?), reicht die Zeit wohl gerade zum ausfüllen des Kontrollzettels, bestimmt aber nicht, um jede Gitarre genau zu inspizieren. Was direkt ins Auge springt wird erkannt, der Rest flutscht durch. Als nächste Instanz versagen dann die Händler (nicht alle), welche solche Gurken ungesehen an die Kunden weitergeben. Eine wirklich gründliche Endkontrolle findet in diesem System dann erst beim Endverbraucher statt. So schlimm finde ich das nicht, weil die Zahl der Gurken nicht besonders hoch ist, im Gegensatz zu den Wellen die jedes einzelne nicht perfekte Exemplar schlägt, und man eine Gitarre mit der man nicht zufrieden ist eben auch zurückschicken kann.
Auf einer Welt in der Milliarden Menschen mit Gütern versorgt werden wollen, ist das wohl so.
Alternativ zu industrieller Massenfertigung kann man sich eine Gitarre auch beim Gitarrenbauer bauen lassen. Der hat vielleicht doch noch etwas mehr Zeit und Ruhe um sein ganzes Können auf eine oder wenige Gitarren zu konzentrieren.
Viele Grüße,
BB