kennst Du einen einzigen kleinen Gitarrenbauer, der reich ist? Damit wäre doch die Frage ob sie zu viel verlangen eigentlich beantwortet, oder?
Ich muss da nochmal kurz einhaken. Nik Huber beispielsweise sollte mittlerweile wirklich ganz schön Asche geschäffelt haben, so ausgebucht wie der jetzt durch verschiedenste Projekte seit Monaten ist. Das ist 'ne ganz kleine Klitsche drüben in Rodgau, sagen wir mal 10-12 Mitarbeiter, und die beliefern Japan, Amerika, China, Europa, Australien... Also die Firma Huber lebt mit Sicherheit nicht am Existenzminimum, eher das Gegenteil. Der Laden läuft, und dass nicht erst seit gestern.
Trotzdem gefällt mir die Argumentation nicht, vor allem bei TJ. Ich komme selbst aus einer Handwerkerfamilie, Raumausstatter (modernerweise auch "Interior Design" genannt), und hier hat man natürlich als direkten Konkurrenten die XXXL Möbelhäuser, Hindl und was weiß ich noch. Natürlich fragt man sich da: Was, beim Raumausstatter um die Ecke kostet der Sonnenschutz und die Gardine das doppelte wie bei XXXL? Naja, wo soll da schon groß der Unterschied sein?
Das ist aber Quatsch. Erstmal muss bei den Leuten eine gewisse Fähigkeit zur Wertschätzung eines Handwerks bzw. Arbeitsaufwands vorhanden sein. Das ist in unserer Zeit schonmal kaum möglich, weil man schon von klein auf mitgeteilt bekommt (via Werbung, Plakate, bla..) das billiger immer Vorteilhaft ist, und immer mehr über bleibt als wenn man teurer einkauft, und so weiter. Wenn ich aber menschlich handele und 2x mehr nachdenke, fällt mir ein: Hmm, der Handwerker möchte auch leben, und bei ihm kriege wirklich Maßanfertigung nach meinen Wünschen, bei XXXL kann ich mir nur bestehende Modelle aussuchen - ich gehe also immer einen Kompromiss ein.
Unter moralisch korrekten Umständen verbietet es sich, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Das ist das Gesetz der Wirtschaft, das im Moment durch Billiglohnländer auf den Kopf gestellt wird. Wenn du billig einkaufst, musst du für das Risiko, die Ware könnte Scheiße sein, etwas hinzurechnen. Und wenn du das kannst... tja, dann hättest du auch gleich was hochwertigeres kaufen können.
U see?
Deswegen finde ich die Preise bei Gitarrenbauern wie Huber oder Braun (und hier kommen wir endlich wieder On-Topic, ein Glück!
) absolute gerechtfertigt. Die Männer können eben nicht die Mengen einkaufen wie Gibson und Fender, die haben nicht dieselbe "Economy" in ihrer Arbeitsweise wie die Großen, also ist es doch völlig klar, dass hier auch mehr Geld verlangt wird. Was dann daran besser sein soll? Einiges. Liebe zum Detail, was bei Gibson oft genug fehlt. Man kann an der Entstehung der Gitarre teilhaben, auch das ist ein gewisser "Mehrwert". Man entwirft sie selber, sie ist ein Unikat. Das alles schlägt sich natürlich auch im Preis nieder, ist doch eigentlich logo. Und die hier genannten Gründe heben beispielsweise eine Nik Huber Orca doch deutlich von einer Gibson CS ab, auch wenn die Materialien, Form, Farbe doch sehr ähneln.
Was will ich damit sagen? PRO Gitarrenbauer, PRO gutes Handwerk wertschätzen, möglicherweise (falls möglich) auch "regional" denken, beim Gitarrenbauer um die Ecke bestellen. Ich wohn' bei Huber um die Ecke, und hätte ohne Zweifel meine neue Gitarre gern bei ihm bestellt - leider liegen zwischen meiner R8 und dem Huber-Äquivalent nochmal über 1000, die ich nicht hatte. Hätte ich sie gehabt, ich hätte nichts lieber getan als sie zu Monsieur Huber zu tragen.
Wie das ganze mit Jäger aussieht, weiß ich nicht. Bei ihm ist das alles nochmal ein wenig anders, da es hier um wirklich sehr subjektive Dinge gibt, die auch teils nicht ganz belegt sind. Man streitet sich noch immer über manche Vorgehensweisen. Jäger behauptet z.b., alle dauerelastischen Kleber der Gibson CS zu eliminieren. Ich habe von sehr fähigen Leuten nun aber schon öfter gehört, das Gibson überhaupt keine Dauerelastischen Kleber benutzt. Hier wird also auch viel Voodoo um alles gemacht! Ob ich dem Mann speziell vertrauen würde... wohl eher nicht.