Also bei -25° C habe ich schon wenigstens 100 Gitarren, eher mehr frösteln lassen.
Und in Trockeneis bei - 70°C werden es so um die 20 sein.
Alle Gitarren sind noch ok, ansonsten hätte ich schon längst etwas gehört.
Genau diese hier hatte mal eine Nacht bei - 4°C im Kofferraum verbracht. Das war im Winter 2011712.
Vielleicht hätte ich die besser auch mal richtg rangenommen.
Im Ernst, Minustemperatur heißt, daß Spannungen nachlassen, nicht dazu kommen. Durch Minustemperaturen entstehen eventuell Schäden am Binding und anderen Plastikteilen. An Holz nicht.
Und schon garnicht wird es an einem Ende auseinander gehen und der Rest bleibt völlig davon ausgenommen.
Bin der Sache mal auf den Grund gegangen.
Der Mahaginikorpus ist anders als bei der 2013er Traditional, bei dieser 2010er zweiteilig. Die Naht im Mahagonie ist völlig intakt.
Dann habe ich den Korpus mal ausgemessen und habe etwas entscheidendes entdeckt:
Das Mahagonie des Body ist anscheinend nicht fachgerecht gelagert worden, denn................
Die hintere Hälfte, ca. ab der Bridge ist um ca 3mm durchgebogen und zwar auf der Unterseite nach außen.
Die vordere Hälfte ist um ca. 2mm anders herum gebogen.
Da ist dann folgendes passiert: durch die Biegung der hinteren Hälfte wurde die Ahorndecke in der Mitte auf der Unterseite, also dort wo die Leimschicht zum Mahagonikorpus ist, auseinandergezogen. Die Leimschicht wurde auseinandergezogen.
Zum Glück hat die Leimschicht nachgegeben, ansonsten hätte die Decke vermutlich irgendwo einen Längsriss.
Und wie repariert man nun so einen Riß?
Ich sag nur Carglas! ???
Na, eben wie kleine Einschläge auf Windschutzscheiben repariert werden, mit Vakuum und Epoxydharz.
Die Spalte wird mit einer selbstklebenden Klarsichfolie abgeklebt.
Dann mache ich in der Mitte der Spalte mit einem Skalpell einen ca. 1cm breiten Einstich durch die Folie in den Lack.
Um diese Stelle klebe ich mit Silikon einen Ring aus dickwandigem Silikonschlauch. Etwa 3 cm Durchmesser mit 5mm Wandstärke und ca. 1 cm hoch.
Dieser Silikonzylinder wird etwa 5mm hoch mit dünnflüssigem Epoxydharz gefüllt.
Oben drauf kommt dann eine Glasscheibe mit einem Schlauchanschluß für einen 6mm Schlauch. Dieser wird dann an Vakuum angeschlossen.
Das Vakuum saugt Luft aus dieser Stelle und über den Einschnitt im Lack auch aus der Spalte. Dabei werden Luftblasen aus dem Einschnitt nach Oben steigen.
Schaltet man das Vakuum dann ab, drückt der Atmosphärische Druck das Harz in die Spalte, weil das Harz der Luft den Weg versperrt.
Anschließend wird der ausgehärtete Harzklumpen über der Decke wegggekloppt, die Folie entfernt und der 1 cm breite Anguß verschliffen. Fertig.
Wenn man das sauber vorbereitet, wird man nachher nichts mehr davon sehen und beim Make Over der Decke wird die sichtbare Linie der Spalte mit etwas Beize farblich retuschiert.
Aber ich würde mir, auch wenn man alles so läßt, keine ernsthaften Sorgen um die Gitarre machen.
Übrigens, der einzige Zutritt zum Holz der Gitarre für Feuchtigkeit ist über die Elektroschächte und deren Verbindungskanäle und die Pickupschächte. Außerdem noch langfristig über die Bohrungen der Einschlagbuchsen bzw. den eingeschraubten Bridge Post.
Alles andere ist durch den Lack wirksam geschützt.