Na prima, das bestätigt ja aufs neue, dass die Holzsorte erst mal wenig besagt.
Nein, es besagt das Gegenteil, und das weißt Du auch.
Wenn schon die gleiche Sorte Erle sehr unterschiedlich klingen kann bzw. sich unterschiedlich spielt, dann sagt einem doch die Logik, das unterschiedliche Holzsorten
erst recht einen Unterschied machen. Selbst Du willst wohl nicht behaupten, dass Esche, Erle, Mahagoni und Linde die gleichen Eigenschaften hinsichtlich Dichte, Masse, Steifigkeit etc. aufweisen. Ich will nicht bestreiten, dass es Überlappungen in den Eigenschaften gibt, sodass vielleicht mal ein einzelner Eschenbody am Ende sehr ähnlich klingt wie ein einzelner, ganz bestimmter Erlenbody. Das ändert aber nichts daran, dass der
durchschnittliche Eschenbody anders klingt als der
durchschnittliche Erlenbody. Meine Mahagoni-, Linden- und Erlenstrats entsprechen durchaus sehr weitgehend den landläufigen Vorstellungen. Bei Naturprodukten kann es natürlich mal Ausreißer geben, aber das muss einen doch nicht davon abhalten, typische Eigenschaften festzustellen. Und wovon sonst sollte man sich leiten lassen, wenn man z.B. einen Korpus kauft oder eine Gitarre beim Gitarrenbauer bauen lässt?
Die Technik, Unschärfen im Randbereich als "Widerlegung" einer These hinzubiegen, ist ebenso alt wie für die praktische Umsetzung ungeeignet. Will man für seine Strat einen knalligen, brillanten Sound mit wenig Mitten, sollte man es mit einem Eschenbody probieren, soll er etwas mehr Mitten haben und runder klingen, mit einem Erlenbody. Binsenweisheit, der Erfahrung unzähliger Gitarrenbauer und Gitarristen aus 50 Jahren entsprechend, praktisch nutzbar.
Z.B. kann die Halslasche eine etwas andere Passung und einen anderen Halswinkel gehabt haben.
Und sofern bei der Remontage nicht mit ner Schieblehre und Drehmomentschraubenziehern gearbeitet wurde, waren vermutlich hinterher ein par Dinge anders als vorher.
Viele andere Dinge können beim Remontieren geringfügig geändert worden sein (Vibrato-Justage, Vibrato-Fixierung, Höhe und Winkel der PUs usw. usw.).
Alles Kleinigkeiten, für sich betrachtet, in der Summ aber eventuell hörbar.
Und da all solche Details einen Klangeinfluss haben könnten (man beachte den Konjunktiv) ist eben nicht die einzig logische Schlussfolgerung, dass die Klangänderung ausschließlich auf das Korpusmaterial zurückzuführen ist.
Zunächst einmal ignorierst Du meine Aussage, dass Halswinkel etc. sich
nicht geändert haben. Daher habe ich auch ausdrücklich geschrieben, dass ich beim Umbau noch nicht einmal die Höhe der Saitenreiter ändern musste. Passt nicht in Deine Argumentation, darf also nicht sein. Die Halstasche war in beiden Fällen übrigens "saugend" in der Passung, den (bei Strats oft vorhandenen) leichten Lacküberstand am vorderen Ende der Tasche hatte ich beseitigt, shims waren nicht notwendig. Sehr gute Qualität übrigens, die Rockinger damit abgeliefert hat!
Weiterhin brauche ich keinen Drehmomentschlüssel, um die Halsschrauben mit der richtigen Festigkeit anzuziehen. Es stimmt schon, zu lockere Halsschrauben (oder zu feste, was gerne übersehen wird!) können den Klang beeinflussen - nur eben nicht in der gleichen Weise wie das Holz. Du ignorierst weiter mein unabsichtliches zweites "Experiment": nachdem der Rücktausch auf den alten Body für mich unausweichlich wurde, waren die Parameter, die ich beschrieben habe, hinterher wieder stimmig und so, wie ich mir das gewünscht habe. Wie wahrscheinlich im wissenschaftlichen Sinne ist es, dass ich erst da
zufällig wieder die gleichen, goldrichtigen Einstellungen getroffen habe, die ja alles verändert hätten?
Letztlich findet sich genau hier die logische Schwäche Deiner Ausführungen: Es ist offensichtlich, dass eine massive Klangänderung eingetreten ist, und zwar in der Folge einer klar nachvollziehbaren konkreten Änderung der Gitarre. Um dies zu widerlegen, ziehst Du nun mögliche minmale Einstellungsänderungen als potentielle Alternativursache heran, von denen man jedoch a) nicht einmal weiß, ob diese überhaupt vorgelegen haben, und b) die man an seiner Gitarre im Laufe der Zeit oft genug ändert,
ohne dass sich derart gravierende Unterschiede in Klangcharakter und Ansprache ergeben.
Was sagt uns das über die Wahrscheinlichkeiten?
Warum ich das schreibe? Nun, ich habe gerade bei Strats nur durch Remonatge, ohne irgend ein Teil auszutauschen, schon spürbare Klangänderungen hinbekommen. Teilweise gewollt, teilweise auch ungewollt. Einml musste ich nach ner Remontage lange rumpfriemeln, um wieder den vorherigen Snap hinzubekommen.
Ich behaupte nicht, der Korpuswechsel hätte keinen Einfluss auf den Klang.
Ich sage nur, er ist ein Faktor von vielen, und gerade bei ner Strat gibt es ne Menge Faktoren (Höhe der Seitenreiter des Vibratos, Halsfixierung usw.).
Der Haken ist nur, dass Du hier immer wieder alle überzeugen willst, dass das Holz der unwichtigste und nicht einer der bestimmenden unter all diesen Faktoren ist. Und das ist schlicht nicht wahr.
Meine Strat klingt nicht völlig anders, nur weil ich die Saitenlage erhöhe. Ich habe mit dem CAR-Body z.B. auch mal das Trem aufliegend eingestellt, weil ich mir davon etwas versprach. Der Sound hat sich auch verändert, nur wurde er noch stumpfer... Also Kommando zurück, wie übrigens schon beim alten Body. In punkto Attack und manchmal auch Höhen kann man mit Hardware (Stahlblock!) und Einstellung öfter mal was ausrichten bei einer Strat, aber das charakterbildende Mittenspektrum der jeweiligen Gitarre wird man immer raushören.
Du hast Dich da einfach in was verrannt, das ist meine Meinung. Vieles von dem, was Du schreibst, ist auch nach meiner Überzeugung nicht falsch, gerade bei den Änderungen durch Hardware. Nur liegst Du leider völlig falsch mit Deinem missisonarischen Eifer,
DIE GROSSE HOLZ-LÜGE zu entlarven, die Du entdeckt zu haben glaubst, und der dann seit Jahrzehnten 90 % aller Gitarristen und Gitarrenbauer aufgesessen sind
.
Sorry, jetzt werde ich auch mal polemisch - das erinnert mich ein wenig an einen Geisterfahrer, der Radio die Meldung hört und sagt: "
Ein Falschfahrer?? Das sind ja
Hunderte!"
Gruß, bagotrix