Huhu!
Ich pfusche ungern in ein Thema rein, das mitten in der Diskussion steckt, aber ich habe eine relativ interessante Erfahrung gemacht. Ich lerne seit 10 Jahren Akkordeon in der Musikschule Fröhlich!
Ich höre fast schon die Vorurteile. "Fröhlichs? Naja, das ist nicht so meins!", "Da wird doch nur mit einem Finger gespielt!" oder "Das ist kein richtiger Unterricht" - das und vieles mehr habe ich mir schon angehört. Ich möchte damit ein bisschen aufräumen.
Natürlich ist das alles - meine wie die Meinung anderer - sehr subjektiv, da es sich hier um ein Franchise-Unternehmen (ähnl. wie SubWay, Unterfirmen kriegen Material und Konzeption von der "Zentrale", haben aber relativ viel Freiraum in der weiteren Gestaltung) handelt. Ich bin in der Musikschule Fröhlich Kerstin Vohs aus Teicha, Nähe Halle/Saale, Sachsen-Anhalt. Eingetreten bin ich mit 3 Jahren, war dann im Kindergarten Mitglied der "Musikunde"-Kinder, hatte dann ein knappes Jahr Melodika und dann Akkordeon. Alles in ein und dem selben Verein. Kurz noch zur Struktur: nach der Melodika kommt man ins Vororchester (Akkordeon), Akkordeonorchester (beide unterscheiden sich nicht sehr stark). Hier spielt man (bei uns) entweder Eigenkompositionen aus der "Zentrale" oder einfache bekannte Lieder. Wenn du gut genug bist, wirst du in das größere Orchester aufgenommen, heißt bei uns "Harmonika Melodies". Hier spielen wir rein bekannte Lieder, von Klassik über Schlager bis zu Pop/Rock. Neben kleineren Konzerten geben wir am 1. Advent in einem Saal in Halle ein eigenes Jahreskonzert, bei dem wir - getrennt in Vor- und Akkordeonorchester sowie Harmonika Melodies - die über das Jahr gelernten Lieder mit Gesang und Tanz präsentieren. Gehen wir ins Detail.
Musiktheorie (das heißt C-Dur Tonleiter und Notenwerte) lernte ich im Kindergarten. Wer später dazukommt (-> Melodika), hat das dann, da kommen dann noch Vorzeichen und Taktarten dazu. Der gesamte Unterricht findet in Gruppen (meist an Schulen bzw. Kindergärten) statt, und das ist für mich der entscheidende Punkt. So entwickeln wir die Fähigkeit, gemeinsam (mit verschiedenen Stimmen) zu musizieren. Einzelunterricht mag okay und individueller sein, aber damit haben wir eigentlich keine Probleme. Im Vororchester (steht ab jetzt für Vor- und Akkordeonorchester) wird das Lied dann Stück für Stpck eingeübt und im Tempo immer weiter gesteigert. Das funktioniert in den allermeisten Fällen gut. Man merkt immer, wie stolz Kinder und Eltern beim Jahreskonzert sind. Im HM-Unterricht wird uns dann nur das Lied gegeben und Stimmen zugeteilt. I. d. R. gehen wir das Stück nicht Note für Note durch, sondern hören uns das Playback an und spielen dann mit. Wer Fragen oder Probleme hat, dem hilft Frau Vohs dann immer sofort. Das Endergebnis kann sich sehen lassen - mit Gesang und Tanz ergibt das ein tolles Programm.
Es hat sich so entwickelt, dass wir zu jedem Lied ein Playback haben. Entweder es wird als MIDI an unsere Workstation (Roland E80) eingespielt, oder - bei den Titeln des HM - gekauft. Noten kommen meistens von der Musikschule, fertig für uns bearbeitet. Das Playback wird dann mit Tablet und Bluetoothbox im mobilen oder mit Tablet und PA im Proberaum im stationären (Teicha) Unterricht abgespielt. Beim Jahreskonzert kommt - neben den Akkordeonisten - noch dazu: Key (E80), Bassakkordeon (Roland V-Accordeon) sowieso E-Drum (Roland). Beide Programmteile - selbstverständlich - von Frau Vohs dirigiert. Die Technik - also PA und Mischpult sowie Mikrofone - stellen wir bei den allermeisten Auftritten selbst.
Einmal im Jahr fahren wir, meistens Anfang der Sommerferiern, schon seit fast 20 Jahren ins Trainingslager. Wir fahren dann von Sonntag bis Samstag, am Ende mit Abschlusskonzert. Neben den täglichen Akkordeon- und Gesangsproben unternehmen wir auch viel zusammen, oder gehen einfach mal an den Strand. Sehr beliebt bei den kleineren (hier kommt man aber erst als Akkordeonist mit).
Nächstes Jahr feiern wir unser 25jähriges Jubiläu, die Musikschule Fröhlich insgesamt gibt es schon seit über 40 Jahren. Von vielen anderen Orchestern kenne ich, dass sie auch viele Erwachsene, also auch 40+ dabei haben. Das ist bei uns nicht der Fall, die älteste Schülern müsste Mitte 30 sein.
Nun ja, vielleicht konnte ich ein bisschen Klarheit schaffen. Wie ihr merkt, ist das alles andere als klassischer Akkordeonunterricht. Achso: wir nutzen Akkordeon mit Tasten und Bassknöpfen, je nach Alter in unterschiedlicher Größe und Ausführung. Der Kontrast zeichnet sich vor allem durch das Gruppenkonzept und die unterschiedlichen Stile aus. Durch diese Musikschule habe ich meinen Weg zur Musik gefunden. Inzwischen spiele ich auch seit knapp 10 Jahren Keyboard, ein bisschen Schlagzeug und seit kurzem auch Bass (erstaunlich gut, nach einem knappen halben Jahr). Ich bin bei uns nicht nur als Akkordeonist aktiv, sondern spiele selbst Playbacks ein und bin beim Jahreskonzert in der Rolle des Keyboarders oder Schlagzeugers tätig. Alles in allem habe ich dem Verein viel zu verdanken.
Danke für's Lesen!