Was allerdings auffällig ist dass beim Radio und MTV eine Lösung gefunden wurde mit der Radiostationen und Fernsehsender bereit waren Musik zu spielen.
Ja das ist auffällig. Die GEMA verhandelt mit jeder Menge Verwerterverbänden und Anbietern und es gibt ab und an Reibereien, aber letztlich wird man sich doch ohne große Probleme einig. Nur im Falle YouTube nicht. Ist jetzt der nächstliegendste Schluss, dass die GEMA daran schuld hat? Gewagt. Spotify ist heute in Deutschland gestartet. Der Anbieter und die GEMA ist sich noch nicht ganz einig, aber es wird erwartet, dass schon beim nächsten Treffen eine Einigung erzielt wird. Gab es da so ein riesiges Aufsehen? Warum wohl nicht?
Geld könnte hier eine Rolle spielen. Wenn ein Song von einer Million Hörern im Radio gehört wird, erhält die GEMA vielleicht 10€ pro abgespielten Song. Wenn ein Song hingegen eine Million Views bei YouTube erhält möchte der Verein aber gerne 6000€ dafür haben (0,006€/Aufruf). Dieser Unterschied ist ja nun nicht gerade vernachlässigbar. Ich weiß nicht, ob der Radiosender im Vergleich dazu bereit wäre, jeden Monat 65 Millionen Euro Gebühren an die GEMA zu überweisen (mal hochgerechnet).
Ist man an der Verbreitung sachlicher Information interessiert, sieht man einfach z.B. den Radiotarif der GEMA nach und entdeckt, dass es sich dabei um eine Beteiligung an den Einnahmen handelt, was für beide Seiten fair ist:
https://www.gema.de/fileadmin/user_upload/Musiknutzer/Tarife/Tarife_sonstige/gema_tarif_radio.pdf
Bei den 0,006 EUR pro Aufruf handelt es sich um den Streaming-Tarif für Anbieter wie Simfy. Offensichtlich können die diesen tragen. Ob der Tarif überhaupt auf ein ganz anderes Modell wie YouTube anwendbar oder angewendet werden soll weiß ich nicht und afaik kann das auch keiner wissen, der nicht direkt an den Verhandlungen beteiligt ist. Soweit ich weiß, gibt es da seit langem keine keine offiziellen Äußerungen, die GEMA verweist in letzter Zeit nur noch auf den vom Landgericht Hamburg für den 20. April angekündigten Termin für eine Urteilsverkündung im Fall GEMA vs. YouTube. Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, dass die GEMA ein an den Einnahmen orientiertes Modell befürworten wird (womit man in eine Verhandlung offiziell geht und was man selbst tatsächlich als realistisch einschätzt sind ja bekanntlich zwei paar Stiefel), falls - und das ist UNABDINGBAR für eine FAIRE Verteilung, die auch KLEINE Urheber berücksichtigt - YouTube bereit ist, die entsprechenden Daten herauszugeben.
Und zum Thema in anderen Ländern klappt es doch auch: Wer wirklich an der Materie interessiert ist, sollte sich
diesen Artikel durchlesen. Vor allem die von "Spreeblick" aufgemachte Beispielrechnung für England ist bezeichnend. Nach dieser müsste YT bei einer Million Abrufe eines Musikvideos ca. 5000 EUR Einnahmen haben, aber die Urheber nur 120 EUR bekommen. Die Realität ist nach Aussagen, wie der von Marillions Songschreiber Mark Kelly noch weit düsterer: Er habe insgesamt 0,6 Pence für mehr als 10 Millionen Nutzungen erhalten. Die Größenordnungen dürften auf jeden Fall gut hinkommen. Ob das nun ein fairer Deal ist, mag jeder für sich entscheiden.
Hier noch ein Statement seitens der GEMA, das man sich einfach mal durch den Kopf gehen lassen sollte, wenn man einschätzen will, mit welchen Bandagen hier gekämpft wird und ob YouTube eventuell schmutzige Stimmungsmache betreibt, der hier vielleicht der ein oder andere auf den Leim geht:
Heker machte noch einmal klar, dass die GEMA im Zuge des Musterverfahrens keine Werke auf der zum Google-Konzern gehörenden Videolplattform sperre: "Das sind Sperrungen, die entweder von YouTube selber vorgenommen werden oder von anderen Rechteinhabern." Die Einblendungen, die eine Verantwortung der GEMA suggerierten, seien "grob irreführend und falsch, leider aber in ihrer raffinierten Formulierung nicht justiziabel", sagte Heker:
"Fakt ist: Die GEMA hat mit den Sperrungen von Videos auf YouTube nichts zu tun."
http://www.mediabiz.de/musik/news/gema-bezieht-position-zu-acta-youtube-spotify-und-pro/316911
Meine subjektive Einschätzung: Da versucht schlicht ein rein privatwirtschaftlicher, gewinnorientierter Konzern mit einer fast monopolistischen Marktmacht, in guter alter Raubtier-Kapitalismus-Manier auf dem Rücken von Urhebern und vergleichsweise kleinen bis winzigen Unternehmen Kasse zu machen und "von unten nach oben zu verteilen". Das kann ich nicht gutheißen. Das ist eine Pervertierung des riesigen freiheitlich-demokratischen Potentials des Netzes und nicht, wie viele hier zu glauben scheinen, dessen positive Entfaltung.