Brauch ist Gruppenzwang von Toten, frag die Dorfgemeinschaft, keiner weiss mehr warum was eigentlich...
Anyway, Numa X73, ich war auch vorher beim Test vor Ort und ... uff...
Schön kompakt, etwa gleich breit wie der Summit. Das Stack zuhause würde profitieren, auf jeden Fall. Tastatur auch besser als alle Nords die ich als 76er unter den Fingern hatte seit dem 2er (der ist super, aber der hat auch ne TP40, die EX haben dann gewechselt zur 100ern und sind Mist). Direkt darüber ein RD88, dessen Tastatur mir dann doch etwas besser gefällt im hin und her springen. Nach einigen Minuten machte sich das TP100-typische Ziehen im rechten Handgelenk breit, normalerweise ein Indikator für "bleiben lassen" bei mir - allerdings war dann nach 20 Min und darauf folgender kurzer Spielpause erstaunlich gut weiter zu machen. Die 110 ist deutlich besser als die 100er, ein Tribut an die 12 Kilo Gewicht, vermutlich aber auch exzellent von Studiologic abgestimmt. Klar, ne 40er wärs jetzt, aber man kann nicht alles haben.
Zuerst mit den internen Engines rumgebastelt. Die Bedienung ist angenehmer als bei Roland, auch dank Farben, aber weit weg von selbsterklärend. Ich mag wie das ganze aufgebaut ist. Was aber gar nicht geht, sind viele der Sounds out-of-the blue. Selbst die Presets benötigen Geschraube, die direkt angewählten Sounds (ausgehend vom Init-Preset) sind downright grausam. Mit dem Ladendemo-Reigen eines Yamaha/Rolands oder den stage-ready - Patches eines Kurzweil hat das hier nichts zu tun, da muss man dahinter. Dann klingts nicht schlecht. Pianos sind etwa auf derselben Ebene wie Roland, es gibt aber einen (nicht überragenden, aber brauchbaren) Upright, die EPs abseits der JD und FM - Sounds sogar deutlich drüber. Clavinet-Sounds profitieren wie beim RD von den starken Effekten, ohne sind die eher Mist. Und die Orgel ist downright beschissen, aber da die Konkurrenz ein Roland ist... ich würd mal sagen Gleichstand. Für ein beigemischtes 888800000 unterm Popsong wirds reichen, Orgeln würd ich aber nicht damit. Alles andere ist maximal brauch- bis furchtbar, die Strings klauen sich nonstop die Polyphonie, während der Voice-Stealing-Algorythmus entweder nicht existiert oder schlicht nach "das älteste weg" arbeitet. Die Flächen und das Synthzeug sind noch schlimmer - ja, es gibt zwar Parameter wie Cutoff und rudimentärstes ADSR, aber live-eingriff ist nicht so, und alles ist gefühlt auf dem Stand Prä-Triton (und zwar nicht das gute Korg, sondern das beschissene China-Hausmarke). Und die Natursounds fass ich nicht mal mehr mit der Kneifzange an. Unfassbar das hier überhaupt zu verbauen und ich fürchte, da retten auch die Effekte nichts mehr. (Die Ausnahme sind Bässe, mal was für die linke Hand ist durchaus machbar, gibt auch ein-zwei schöne Werkspresets). Das RD88 überzeugt auf dem Level aber mal so viel mehr.
Nach einer Stunde war ich gemischter Gefühle. Bis dato überzeugten Kompaktheit (testweise mal auf dem Schoss liegend Popsongs klavierspielen ging erstaunlich angenehm von der Hand) und Tastatur, während die Sounds eher okay bis nette dreingabe waren, aber das reicht nicht als Allein-um-den-Block - Gerät, trotz angenehmer Einrichtung von intern/extern, Splitzonen und der farblichen Gestaltung. Aber mit dem RD88 bin ich schliesslich auch nicht um den Block, das hat die Wohnung nur beim Umziehen verlassen.
Und dann hab ich den Fehler gemacht, den Laptop anzutüten. Junge, was eine Symbiose. Der Aftertouch: Sahne. Das Spielgefühl; der Hammer. Was die Pianos gegenüber dem RD vermissen lassen, macht der Synth wett. Ein Kabel ins Gerät reicht. Auf 64 Samples mit 3ms Latenz, auf 128 mit 4-5. Rumspielen in Ableton macht richtiggehend Spass und als ich ein bestehendes Mainstage-Projekt geladen habe, war nach einer Minute Re-Mapping alles wie damals - nur halt mit deutlich flexiblerer Tastatur. Mit der Kombi Numa73X und Laptop würde ich ohne zu zögern um die Häuser ziehen - 15 Kilo für auf den Rücken, ein Traum in
den Pornhub-Farben schwarz-orange. Mit dem Summit jetzt keine no-land, sondern halt eine no-logic - Kombi, aber ich glaube das würde auch ballern. Die Masterkeyboard-Fähigkeiten sind eher eingeschränkt, aber man kommt durchaus zurecht wenn man meine Anforderungen hat und das RD wird aber mal locker geschlagen.
Anyway. Habs reserviert. Am Wochenende mal Kassensturz machen. Denke das gibt einen Test in der lebenden Umgebung. Das RD würde weichen müssen, zwei Pianos sind Unsinn, und damit das ganze refinanzieren. Und die dann fehlenden Lautsprecher im Keystack würde ich zwar mit kleinen Genelecs substituieren können, aber das geht nochmal ins Geld. Auf der anderen Seite wäre das ein Hammermechanik-Gerät, dass ich trotz anfänglicher Skepsis auch mal unterwegs mitnehmen würde - 15 Kilo gehen durchaus noch auf den Rücken mit dem Fahrrad. Und in der Schnittmenge aus Digitalpiano und Stagebomber, die definitiv nicht für alle Anforderungen ist (einigen zuviel, den allermeisten wohl zuwenig), trifft es bei mir einen ziemlich passenden Punkt...