Hi allerseits,
...gestern Abend konnte ich endlich meinen Axe FX 2 auspacken und anschließen und für 2-3 Stündchen antesten.
Die ersten 30 Minuten mit einer Rocktron Velocity 300 Stereo Endstufe und einer Stereo 2x12 Box mit Vintage 30 Speakern ( CAB SIM Off , versteht sich ). Den Rest der Nacht dann leider nur über Kopfhörer mit CAB SIM ON ( ....damit die Familie schlafen kann ).
Ein erstes Fazit : ...."nicht schlecht, Herr Specht. Viele der Effekte sind ausgesprochen gut. Die Vermittlung des Feelings, statt an einem Computer ( ...was das Axe ja eigentlich ist ), an einem Röhrenamp zu hängen, ist offensichtlich kein Marketing-Gag. Das Teil reagiert jedenfalls was den Übergang in die "Röhren-Zerre" betrifft auf jede noch so winzige Drehung am Volumen-Poti der Gitarre. Abgesehen davon , dass ich das typische Röhren-Bruzzeln vermisse, klingen die Amp Sounds sehr natürlich, wirklich alles andere als synthetisch ( ...nicht so wie bei den vielen Modellern, welche sich in den letzten 15 Jahre so bei mir angesammelt haben. Also zum Glück bleibt das "Lambada-Feeling" aus. *lacht* ).
Bedienen lässt sich das AXE sehr intuitiv, ...was ja ein ungemeiner Vorteil ist , ...zumal Männer - ...das behauptet jedenfalls meine Frau , ja eh nie eine Gebrauchsanweisung lesen!
Und was für mich sehr wichtig ist : Das Axe verfälscht nicht die spezifischen Klangcharakteristiken der Gitarren.
Je nach Einstellung und Preset deckt das gute Teil nicht nur schonungslos alle klanglichen Defizite der eingesetzten Gitarren auf (...ich habe hier bewußt für diesen ersten Test-Abend meine Billigst-Klampfen genommen. Nach dem Motto: Eine gute CD muss sich auch über ein einfaches Auto-Radio gut anhören ....*ggg), sondern auch alle Spieltechnischen Unzulänglichkeiten des Gitarristen - ...und derer hat es leider reichlich. *schnief*
Andererseits, und das mag jetzt vielleicht nach all dem vielen Lob etwas überraschend klingen , ist der Axe FX 2 jetzt nicht unbedingt die "riesengroße Welle von Offenbarungen" von der die halbe Welt ( vor allem die Jungs überm Teich ) so schwärmt. Also nix mit "Wow, noch ein weiterer Ton und ich sterbe vor Glück" , "mir kommen gleich die Tränen vor lauter Rührung" oder "...Ups! Ich brauch jetzt erst mal einen Eimer und einen großen Aufwischlappen, damit die Endorphine nicht aus dem Zimmer schwappen" . Es könnte natürlich sein, dass mein Eindruck gewaltig durch die Kopfhörer verfälscht wurde ?? ( Meinungen hierzu ? )
Die Amp Sounds des AXE (im Kopfhörer abgehört) - zumindest die wenigen Amp Sounds , die ich benötige - sind jetzt nicht so alles überragend einzigartig, als dass ich sie nicht mit meinem bisherigen Equipment zusammen basteln könnte. Zugegeben, dann natürlich mit dem Manko, sich auf Dauer wegen der Schlepperei die Knochen zu ruinieren. Was ja eigentlich wieder für den Axe spricht. *schmunzel*
Und es gäbe durchaus auch ein paar Sachen, die der gute Cliff in dem Teil besser weg gelassen hätte. Die ganze Synthie-Abteilung ist zum Beispiel meines Erachtens völlig überflüssig. Abgesehen von erheblichen Latenz- und Tracking-Mängeln. Ebenso könnte ich getrost auf den ganzen Appregiator Krims-Kram verzichten. Hört sich ja alles ganz nett an - ...aber mal im Ernst: Welcher Gitarrist braucht so etwas in seinem Equipment? Oder wer muss seiner Gitarre beibringen, statt Tönen plötzlich "ähs" und "öhs" zu spucken ?
Und dann natürlich die ewig leidige Geschichte mit den Werk-Presets, ...aber da ist FA natürlich keine Ausnahme - jeder möchte eben die Muskeln spielen lassen und zeigen was seine Kiste so alles her gibt. Außer den ersten 20-30 Werks-Presets sind die meisten ziemlich unbrauchbar und dieser Rest von immerhin ca. 350 weiteren Patches ist wahllos durch den Gemüsegarten gestreut. Schade. Das wird jetzt einiges an Zeit verbrauchen, um hier die Spreu vom Weizen zu trennen. Wobei es natürlich schlechtere Beschäftigungen gibt, als sich durch eine Galaxie diverser Soundspektakel hindurch zu wühlen, ...zumal man(n) dann nebenbei noch eine ganze Menge über den Aufbau von Sounds lernen kann, sofern man(n) gewillt ist hier tiefer einzutauchen.
Der bislang (etwas) ausbleibende "Glückhormon-Ausstoß" mag vielleicht auch der überaus langen Wartezeit auf das Axe geschuldet sein. Das Warten schraubt bekanntlich die Erwartungshaltung in ungeahnte Höhen.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich mir , um eben genau diese unerträgliche Wartezeit zu verkürzen, erst vor 6 Wochen einen alten H+K Triamp (MK 1) sehr günstig über die Bucht geschossen habe, ...und der allein schon ( in 4CM Kombination mit einem sehr betagten Digitech 2120 Artist ) mit seinen 13 fetten Röhren mehr "Sound Nirwana" bietet als ich wahrscheinlich für den Rest meines Daseins auf Erden brauchen werde.
Aber wie sagt unser Kaiser Franz immer so schön: "Schau´n mer mal"....
...also schau´n mer mal , wie sich das Ganze in ein paar Tagen anhört/anfühlt , wenn man(n) sich mit dem Gerät näher vertraut gemacht hat und die ersten eigenen Sounds erstellt sind.
Klar ist allerdings jetzt schon : Zurück geht das AXE auf keinen Fall ! Dafür überwiegt der positive Eindruck doch zu sehr und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir beide ( ...das Axe und ich ) , noch ganz dicke Freunde werden. *g
Und natürlich wäre da noch für mit die Frage: Wie läßt sich das Potential dieses Schweizer Messers für Gitarristen am besten erschließen? Kopfhörer sind ja nur eine Zwangslösung. Und ob ein SS Amp a la Rocktron und eine Gitarrenbox der richtige Weg sind - ...das möchte ich jetzt mal bezweifeln.
Morgen werde ich es mal durch die Nahfeldmonitore meiner DAW jagen. Bin gespannt !
Alternativ hätte ich noch im Proberaum eine 4x12 Rivera bzw. eine 4x12 Marshall 1960A Box rumstehen und eine Peavey 50/50 Röhren Endstufe. Oder sollte man den Axe auch mal in den Triamp einschleifen? Oder sind FR Boxen das Zaubermittel - ...zu Letzterem gibt es ja bereits ungemein viele Beiträge in den diversen Foren. Wie ihr seht: Fragen über Fragen . *seufz*
Aber vielleicht gibt es ja auch hier im Forum den ein oder anderen kompetenten Ratschlag hierzu?