Letzte Modifikationen an meinem Blues Deluxe RI
Nachdem ich nun schon lange Zeit nicht mehr meinen Blues Deluxe RI gespielt hatte, kramte ich ihn noch einmal hervor, um ihn mit Singlecoils und Humbuckern zu spielen.
Nein, der Deluxe wird bei mir kein Amp für eine Humbucker-Gitarre mehr werden, das kann der Deville irgendwie doch besser.
Eingedenk meiner Hör- und Spielgewohnheiten und der Anwendungsmöglichkeiten des Amps daheim im Wohnzimmer habe ich nun voraussichtlich letztmalig Modifikationen am Blues Deluxe Ri vorgenommen:
- zwei Widerstände ausgetauscht
- testweise noch einmal C56 beschnarcht
- den Lautsprecher getauscht
- andere Endröhren probiert.
Widerstände
In Anlehnung an meine ausführlichen Gedanken zu den Vorstufen des Blues Deluxe RI und Blues Deville RI – nachzulesen
hier – habe ich beim Deluxe zwei Widerstände getauscht. Und zwar R9 und R102, so dass nun die Vorstufen des Deluxe und des DeVille identisch sind. Die Schaltung der Vorstufe beider Amps ist hier nochmal aufgeführt:
Die markierten Widerstände hier in der Tabelle:
* DeVille: R8 wurde erfolgreich ausgetauscht (33KΩ gegen 220KΩ), um die Wirkung seines Tonestacks zu verbessern. Funktioniert bestens.
* Deluxe: Dessen R8 bleibt unangetastet. Anzupassen sind R9 und R102 mit den Werten des DeVille. Somit sind in beiden Amps dieselben Werte verbaut.
Wo liegen die Widerstände? Das Bild zeigt es:
Und so sieht es in echt aus:
Die Originalwiderstände kneife ich an ihren Beinchen so hoch ab, dass ihre Beinchenreste auf der Platine als Lötstützpunkte bestehen bleiben. Bitte hinsichtlich der Lötung an R9 nicht gleich die Nase rümpfen: Das Bild zeigt einen zu großen Probierwiderstand. Ein kleineres Exemplar habe ich zurzeit nicht vorrätig (wird eingekauft, dann ausgetauscht und die Lötstellen werden gereinigt).
C56
Ich hatte es
hier geschrieben, dass das Abknipsen von C56 eine rund 2,3x geringere Verstärkung an V1B bewirkt. Das habe ich gegengetestet und C56 nochmal angelötet (hatte ihn seinerzeit nur an einem seiner Beinchen abgeknipst). Folglich muss alles wieder lauter werden. Im Bild ist C56 gut sichtbar.
Mit C56 ist mir die Wiedergabe zu laut, Stichwort „Pinzettenempfindlichkeit“ des Volume-Reglers.
Nein, er bleibt abgeklemmt. Die Wirkung der Stromgegenkopplung ist nun nicht sonstwie groß, die Dämpfung ist relativ gering. Aber immerhin. Es geht.
Speaker Swap
Ja, ja, was schrieb ich einst und jahrelang von wegen „wie toll doch ein anderer Speaker klingt“! Ich habe den Jensen C12N, der so lange drin war, gegen den alten Fender-Eminence ausgetauscht, der damals zusammen mit dem Blues Deluxe RI kam. Den Jensen brauche ich anderweitig. Wollte nun doch mal hören, wie der Fender-Eminence jetzt so klingt.
Jaaa, ich winde mich, muss es aber einfach mal zugegeben: Der Amp klingt mit dem Fender-Eminence sehr (!) ähnlich wie mit dem Jensen C12N. (Der vielleicht einen Ticken etwas „knackigeren“ Bass bringt und etwas „crispere“ Höhen. Das war es aber auch schon.)
Ich will das dennoch nicht verallgemeinern. Das kann bei mir daran liegen:
* Der Fender-Eminence fristete jahrelang sein Dasein als Prüflautsprecher bei Ampreparaturen, dadurch wurde er bei verschieden hohen Leistungen und mit verschieden hohen Tönen sehr oft durchgeheult.
* Meine Hörgewohnheiten (hier speziell mein modifizierter Blues DeVille RI, dann das Alter, die gespielte Art der Musik, die Instrumente) haben sich innert kurzer Zeit zu sehr verändert.
Der Fender-Eminence bleibt fortan im Amp drin.
Tausch der Endröhren
Mit verschiedenen 6L6-Endröhren (Sovtek 5881, JJ 6L6GC) klang mir der Amp mit dem Jensen und auch mit dem Fender-Eminence in den Höhen zu nervig spitz beim Spielen einzelner Töne auf der h- oder é-Saite der Strat(s). Trotz zugedrehtem Höhenregler am Amp. OK, kann man an der Strat nachbessern, wozu hat die ihre Klangregler. Klar, kein Thema.
Da der Amp mit beiden Speakern sowohl mit den JJ 6L6GC als auch mit den Sovtek 5881 sehr (!) ähnlich klingt (Bias immer berücksichtigt) habe ich mich hinsichtlich der zu spitzen Höhen auf meine Erfahrung mit 6V6 besonnen. Die scheinen mir in ihrer Wiedergabecharakteristik eher „weicher“ und „schmieriger“ zu sein als die eher „analytisch klar“ kommenden 6L6GC / 5881. Also tauschte ich die 6L6GC / 5881 aus gegen 6V6, die sowieso noch herum lagen:
Bei 433 Volt köcheln die Röhren mit eingestellten 20 mA schön vor sich hin.
Der Ton ist tatsächlich nicht mehr so „analytisch glasklar“ in den Höhen, sondern kommt nun etwas „weicher“. Die Höhen sind nun vielleicht nicht mehr ganz so „kristallklar“...
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Das große Umbau-Klangwunder-Erlebnis?
Nein, natürlich nicht. Alle diese bewusst klein gehaltenen Modifikationen machen aus dem Blues Deluxe RI keinen anderen Amp. Sie führen nur dazu, dass man mit geringstem Änderungsaufwand einen Amp hat, den man jetzt zum Beispiel mit einer Strat mit outputstarken Kloppmanns daheim im Wohnzimmer im Input 1 bei Stellung des Volume-Reglers im Kanal 1 zwischen 2 und 3 spielen kann; ohne, dass man gleich vom Nachbarn eine Erdbeben-Warnung bekommt und ohne, dass sofort bei bestimmten Tönen der Tinnitus in Rufbereitschaft geht...
Für mich spielt der Blues Deluxe RI keine große Rolle mehr, da wie oben bereits geschrieben:
* Als Amp für meine Strats ist er geeignet - ja
* Universell für Jazzgitarren oder generell Gitarren mit Humbuckern – nicht mehr für mich. Da ist mein modifizierter Blues DeVille deutlich vielseitiger und vor allem handzahmer
* Immer noch zu laut und zu basswummerig für mein Wohnzimmer.
Deswegen auch nur das Spendieren minimalinversiver Eingriffe. Klar kann man so einen Amp umfangreich modden. Aber mal ehrlich: Wenn man soviel dran ändern muss, um ihn „gefällig“ zu machen, dann ist entweder grundsätzlich was am System faul, um es mal so zu schreiben oder das Einordnen dieses Amps in seinen Umgebungskontext will einfach nicht gelingen (was bei mir mit dem Blues DeVille jedoch problemlos klappt).
Den Blues Deluxe als „Fehlkonstruktion“ zu bezeichnen, wäre nur allzu schnell herausgeplauzt. Diplomatisch trifft es den Sachverhalt möglicherweise besser, wenn man schreibt, dass der Amp aufgrund seiner technisch unzulänglichen Konstruktion nun mal für ein Wohnzimmer in einem Reihen- oder Mehrfamilienhaus so gut wie nicht geeignet ist. Sein Platz ist aus meiner Sicht in einem Proberaum oder auf einer Bühne.
Mal schauen, vielleicht gebe ich meinen Blues Deluxe RI wieder ab und schaue stattdessen nach einem zweiter Blues DeVille RI.