Meine Honeyburst kam auch gestern an, siehe Fotos unten: Die Decke ist eher dezent gemasert, der Korpus besteht aus drei doch sehr unterschiedlich großen Teilen (einer nimmt mehr als 55% der Breite ein), Metalmarkers unter den Potis sind dran (kleine Metallpfeile, die den Nullpunkt anzeigen), im E-Fach ist eine Platine.
Erstes Fazit: Ach, Gibson ist und bleibt eine Hassliebe...
Zuerst mal die Kritikpunkte:
* Der Gigbag ist wirklich praktisch unbrauchbar, er hat nur einen Schulterriemen und ist eher ein Sack, der an einer Seite einen Reißverschluss hat. Da ist jeder 15 Hausmarkengigbag besser.
* Jetzt weiß ich wieder, wieso ich damals meine Worn Brown zurück geschickt hatte: Die Lackierung ist wirklich gewöhnungsbedürftig, vor allem bei höheren Temperaturen (so wie gestern) fühlen sich Korpus und Hals irgendwie klebrig an. Und man drückt schnell spürbare Dellen in den Lack auf der Rückseite des Halses, die sich dann zwar wieder schnell selbst ausbeulen, aber erst mal doch spürbar sind.
Nun die Pluspunkte:
* Ja, Gibson schaffts doch immer wieder auch aus (vielleicht) Restholz einen guten Klang herauszuholen.
Die Honeyburst kling wirklich gut, absolut Les Paul typisch, warm aber ohne dumpf zu klingen und mit immer noch schönen Höhenanteil. Obertonreich ist sie auch, stehen gelassene Powerchords kippen teilweise wirklich beeindruckend in die Obertöne um.
* Das Gewicht: Durch die fast semisolide Bauweise ("Tonkammern" wäre arg untertrieben) ist diese Les Paul ein schönes Leichtgewicht, klingt trotzdem gut, aber ohne dass man direkt Rückenprobleme bekommt.
Einwurf:
Wobei ich allerdings auch vermute, dass er gute erste Eindruck etwas an den leistungsstarken Tonabnehmern liegt, mein Amp war vorher auf Singlecoils bei Zimmerlautstärke eingestellt, stöpselt man dann ohne weitere Anpassung eine Gitarre mit leistungsstärkeren PUs an reagiert ein guter Röhrenamp eben auch mit einem schöneren Klang, aber auch nicht mehr ganz auf Zimmerlautstärke.
Fazit:
Ich bin mir noch nicht ganz sicher ob ich sie behalten werde. 700 ist schon nicht wenig Geld, dafür bieten auch anderen Firmen schöne Modelle an, so ganz angemessen finde ich den Preis zwar nicht, aber da spielt eben auch der Markenname auf dem Headstock eine Rolle, Gibsons waren halt immer teuer. Klanglich ist sie wirklich gut bis beeindruckend, von der Haptik her aber wieder sehr gewöhnungsbedürftig. Ich bin mir auch nicht ganz sicher ob die Lackierung die Gitarre dauerhaft so gut schützen kann wie eine normale, vielleicht hobelt man in ein, zwei Jahren schon mit dem Plek das Holz von der Decke... Ich überlege noch, vielleicht wäre eine klassische Studio mit normaler Lackierung doch besser für mich, aber die kostet auch schon wieder mehr...
Trotzdem: Klasse Klang, wenns eine Gibson sein soll kommt man momentan nicht preiswerter an ein gut klingendes Les Paul Modell mit dem guten 490R/498T-Alnico-Humbucker und einer Ahorndecke.