Ich fand Jamie Lee schon gut,das Ergebnis fand ich schon enttäuschend.
Es war halt ein extrem starker Jahrgang
. Deshalb ist es wichtig, die Songs in Relation zum restlichen Teilnehmerfeld zu betrachten.
Jamie hingegen hat sich ausschließlich aufs deutsche Publikum konzentriert. Sie hatte Auftritte in Schweden, ja - an einer deutschen Schule oder in der deutschen Botschaft. Was sollte das?
Es sollte einem als Teilnehmer doch bekannt sein, dass das eigene Land nicht für einen abstimmen darf. Es wirkte fast, als hätte sie bzw. ihr Management absichtlich den Kontakt zu anderen Teilnehmern oder den ausländischen Fans vermieden. Wie gesagt, kein einziger Auftritt auf Pre-Parties, weder Riga, noch Amsterdam, noch ESCKAZ London, noch Tel Aviv, noch der Wiwijam der großen Review-Seite Wiwibloggs.
Das erklärt auch dieses extreme Auseinandergehen der Meinungen - dass viele Deutsche sie toll finden und das Ergebnis unverständlich, sie aber außerhalb von Deutschland nahezu niemanden die Bohne interessiert hat.
Mal gucken, ob auf der offiziellen deutschen ESC-Seite morgen irgend jemand Einsicht zeigt und sich was ändern wird (wie letztes Jahr immerhin das Abstimmungsverfahren im Vorentscheid geändert wurde!), oder ob man wieder nur Unverständnis bekundet und weiter machen will wie bisher.
Als Psychologiestudent weiß ich ja, dass es für das Selbstbewusstsein besser ist, wenn man
Misserfolge externalisiert, also äußeren Umständen zuschreibt. Wenn man allerdings wie Deutschland in den letzten vier Jahren denselben Misserfolg mehrfach hintereinander erfährt, sollte man vielleicht doch mal über internale stabile Ursachen nachdenken, damit man vorwärts kommt.
Es können ja nicht immer alle anderen europäischen Länder "doof" sein.
Und den Knacks im Selbstvertrauen, den solch eine Erkenntnis dann geben mag, können wir wohl verkraften. Denn ich sag mal so, an Selbstbewusstsein hat es der deutschen Delegation und auch Jamie selbst diesmal nicht gemangelt.
"
Ich habe mir nichts vorzuwerfen" und "
Ich denke, ich kann jetzt auf internationale Angebote warten" waren die zwei Sätze von Jamie, die mir heute Abend am meisten in Erinnerung geblieben sind. Stimmt, an ihrer Leistung heute Abend hat sie sich auch nichts vorzuwerfen - sie hat alle Töne getroffen und das Beste aus dem Song rausgeholt, was noch ging;
ihr Fehler liegt schon Wochen zurück, da war ihr Schicksal im Prinzip schon besiegelt, bevor sie heute Abend überhaupt auf die Bühne gegangen ist. Den enormen Fan-Vorsprung, den die anderen hatten, konnte sie einfach nicht mehr aufholen.
Der Pole ist das beste Beispiel, der war als einziger vom Jury-Voting hinter uns und hat dann durch die Fans einen Riesenflug nach vorne gemacht, weil er auf den Pre-Parties das Mitsing-Lied schlechthin hatte.
Und das mit dem "auf internationale Angebote warten" habe ich ja oben schon kommentiert. Ich weiß nicht, wie das bei the Voice-Gewinnern ist, vielleicht wird dir mehr hinterher getragen, wenn du dich einmal bis dahin gekämpft hast, aber müssen normale Musiker sich nicht erstmal selbst um Auftritte bemühen?
Vor allem, wenn man vorher noch gar keine internationale Promotion gemacht hat?