Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt
. Ich werde mal das Kernproblem ansprechen, dass ich bei Jamie-Lee sehe:
Egal, auf welche Karte sie setzt, es gibt jemand anderen im Wettbewerb, der den jeweiligen Aspekt "besser" im Sinne von effektiver macht.
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Jamie setzt auf Korea-Flair. Zu blöd, dass just dieses Jahr auch eine echte Südkoreanerin antritt, nämlich für Australien. Auch, wenn die wesentlich weniger Aspekte des K-Pop in ihrer Musik verbaut hat als Jamie, wird sie ihr die "Asiaten-Fans" streitig machen. Der ESC bietet eben leider oft nur eine oberflächliche Möglichkeit zur Musikverarbeitung (viele sehen die Beitrage an dem Abend zum ersten Mal, und dann noch zweimal im Schnelldurchlauf). Dami Im sieht eben asiatisch aus und Jamie nicht, da kann sie die Augen noch so eng zusammenkneifen
.
- die
"The Voice"-Karte nutzt Jamie nicht viel; auch
Belgien, Aserbaidschan und Australien schicken ihre The Voice-Kandidaten. Während die Aserbaidschanerin und Belgierin stimmlich imho schwächer sind als Jamie, sind ihre Songs aber eingängiger, und die Aserbaidschanerin täuscht über ihre stimmlichen Schwächen gekonnt hinweg, indem sie ihre Backgroundsängerinnen einen Großteil der Arbeit machen lässt. Das ist zwar mies, aber effektiv.
Und Dami Im ist natürlich auch hier wieder zu nennen, deren Song showcased ihre stimmlichen Fähigkeiten einfach mehr und damit singt sie Jamie an die Wand, trotz des textlich einfallslosen Refrains. Der Altersunterschied dürfte dabei nur geringe Berücksichtigung finden, denn beim ESC sind schon so viele 17- und 18-jährige angetreten (und abgeschmiert), dass es da keinen "Welpenschutz" mehr gibt.
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das Lied "Ghost" ist ein nettes kleines Liedchen, das niemandem wehtut, aber auch keinen großen Höhepunkt hat (das einzelne cis'' am Ende zählt für mich nicht als solcher, um das macht sie zu wenig "Aufstand", der Rest des Liedes plätschert weiter vor sich hin, die Money Note wirkt zufällig dort platziert). Auffallen kann Jamie daher hauptsächlich mit ihrem
Kostüm. Zu blöd, dass die
Kroatin ein noch abgedrehteres Kostum hat und zudem einen Song, der am Ende nochmal richtig aufgeht, mit Tonartwechsel, mehr Bombast und allem.
- Jamie gibt das
schüchterne, verträumte Mädchen in seiner bunten Fantasiewelt. Tja, das gibt es aber auch aus
Italien und Österreich. Die Italienerin hat deutlich mehr Promotion-Aufwand betrieben als Jamie - sie war sogar
zu Gast im Studio des deutschen Songchecks und hatte natürlich ihre CD und Single dabei. Die Österreicherin hat sich in der Zwischenzeit bei den Pre-Parties in die Herzen der Fans gesungen und hat ein Halbfinale hinter sich, in dem sie weitere Sympathien sammeln konnte.
Guckt euch umgekehrt an, was der
Norwegerin passiert ist: Aufgrund ihrer psychischen Erkrankung (bipolare Störung) konnte sie verständlicherweise auch
keine große Promotion-Tour durchführen. Und obwohl ihr Song eine große Fangemeinde hatte, ist er nun selbst im schwächeren der beiden Halbfinals rausgeflogen.
Als
Big 5-Land hat man eben noch ein viel größeres Problem, weil es keinen vollständigen Halbfinalauftritt gibt. Da muss man sich schon enorm anstrengen, um im Finale, wenn viele schon ihre Favoriten aus den Semis haben, noch was Neues zu bieten und zu sagen "Guckt mal, hier bin ich!" Raabs Songs haben das hinbekommen. Der hat seine Kandidaten aber eben auch zu den Pre-Parties geschleift.
Zu guter Letzt: Selbst wenn es da draußen reine Deutschland-Sympathie-Punkte geben sollte - die
Armenier haben auch eine Deutsche The Voice-Teilnehmerin, und die weiß auf sich aufmerksam zu machen: mit eigenwilligem Song, mit Feuerwerk, natürlich mit möglichst knappem Kostüm und notfalls auch mit politischer Kontroverse. Zudem hat sie den letzten Startplatz, wird also auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben (Recency-Effekt).
Na wenigstens ist eine Deutsche dabei, die viele Punkte erhalten wird
.
Sorry, was bleibt von Jamies Beitrag übrig, wenn man das alles mit reinnimmt?